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Es gibt Tausend Bücher über Wein, Gin und Whiskey - jetzt kommt das Buch über den Morgen danach
Wer kennt das nicht: Nachts fällt man in seliger Trunkenheit ins Bett, doch statt eines friedlichen Morgens erwartet einen der existenzielle Horror. Der Kopf hat Denken durch Schmerz ersetzt, der Magen verweigert jegliche Nahrungsaufnahme. Seit wir Menschen den Verlockungen des Alkohols erlegen sind, plagt uns der Kater, und dennoch gibt es bis heute kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über ihn. Shaughnessy Bishop-Stall riskiert Leib und Leber im Kampf gegen diese Geißel der Menschheit: In…mehr

Produktbeschreibung
Es gibt Tausend Bücher über Wein, Gin und Whiskey - jetzt kommt das Buch über den Morgen danach

Wer kennt das nicht: Nachts fällt man in seliger Trunkenheit ins Bett, doch statt eines friedlichen Morgens erwartet einen der existenzielle Horror. Der Kopf hat Denken durch Schmerz ersetzt, der Magen verweigert jegliche Nahrungsaufnahme.
Seit wir Menschen den Verlockungen des Alkohols erlegen sind, plagt uns der Kater, und dennoch gibt es bis heute kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über ihn. Shaughnessy Bishop-Stall riskiert Leib und Leber im Kampf gegen diese Geißel der Menschheit: In England bezwingt er zehn Pints in zehn Pubs, in den österreichischen Alpen stellt er seine Trinkfestigkeit im Bierzelt unter Beweis. Denn natürlich muss man für einen kräftigen Kater sorgen, wenn man die regionstypischen Heilmittel auf die Probe stellen will. Und von diesen sind der Löffel Olivenöl und ein Kräuterheubad die konventionelleren Methoden.
Aber er nimmt den Leser nicht nur mit auf einen Flug im Kampfjet über der Wüste von Las Vegas, um seinem Kater den Garaus zu machen. Er beleuchtet auch Geschichte und Kultur des Katers, von den alten Griechen über die Kreuzritter und die Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs bis hin zu Hemingway oder in die Popkultur.
Autorenporträt
Shaughnessy Bishop-Stall lebt als Journalist und Autor in Toronto. Seine Beiträge und Bücher waren für einige sehr renommierte Preise nominiert, haben aber keinen einzigen davon gewonnen, und die meisten Magazine, für die er regelmäßig schrieb, haben dichtgemacht. Einmal versuchte er sich als Schauspieler, in der Serie The Newsroom, die prompt nach einer Staffel abgesetzt wurde. The Lowdown, seine Bar, hat für immer geschlossen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2019

Tapfer gekämpft gegen die Reue am Morgen danach
Shaughnessy Bishop-Stall durchreist die Welt, um das beste Mittel gegen die Leiden nach allzu beherztem Alkoholgenuss zu finden

Dass man sich in einen Rausch lesen kann, wissen wir spätestens seit Klopstock. Kann man sich aber auch einen veritablen Kater anlesen? Nach vierhundert "Hangover"-Seiten, die durch alle Kreise der Morgenhölle danach stiefeln, muss zugegeben werden: Ja, das ist möglich. Allerdings gehört dieser Kater zu den wenigen, die sich lohnen, und das liegt nur zum Teil am kurzweiligen (und mitunter allzu kurzweiligen) Stil des kanadischen Journalisten, "Katerforschers" und Hunter-S.-Thompson-Gedächtnistrinkers Shaughnessy Bishop-Stall, der um die halbe Erde gereist ist, um allerlei von Quacksalbern, Medizinern oder Volksweisheiten empfohlene Heilmittel gegen den Katzenjammer nach übermäßigem Alkoholgenuss am eigenen Leib zu testen.

Man lasse sich nicht täuschen vom flotten Stil: Der Autor nimmt seinen Forschungsgegenstand bierernst. So verwahrt er sich auch strikt gegen alle Mittel, die darauf abzielen, den Rausch selbst zu unterbinden. Nur wer die Trunkenheit ehrt, ist der Katerforschung würdig.

Die Rundreise beginnt in jener Stadt, die wie ein hochprozentiger Albtraum mitten in der Wüste liegt und nicht nur den Rahmen für die berühmte "Hangover"-Filmtrilogie abgibt. In Las Vegas ist auch das "Hangover Heaven" beheimatet, eine selbsternannte "Klinik" zur Katerheilung, die Schnellkuren für 300 Dollar anbietet - im Wesentlichen Infusionen mit Elektrolyten, Magnesium, B- und C-Vitaminen -, welche am Patienten dieser Fallstudie aber abprallen, weil er nicht verkatert, sondern immer noch betrunken in die Aufnahme wankt, obwohl er auf diesen Unterschied sonst allergrößten Wert legt.

Offenbar bietet Las Vegas auch die Möglichkeit, sturzbetrunken Rennboliden zu steuern, Kampfflugzeuge zu fliegen oder an einem Seil von 260 Meter hohen Gebäuden zu springen, zumindest wenn man an einer "Vegas Extreme"-Pressetour teilnimmt und auf diese Weise gleich die erfreuliche Wirkung von Adrenalin auf die mit Ethanol kämpfende Physis testen kann. Die im Stil des New Journalism bunt ausgemalten, mal an die Idiotenstunts von "Jackass", mal an den trunkenen Realismus von Charles Bukowski erinnernden Passagen (von denen es noch zahlreiche gibt: Hotels, Restaurants, Nachtclubs werden durchzecht, die gesamte Pub-Tour aus dem englischen Film "The World's End" wird absolviert) verleihen dem Buch Farbe und Geschmack, bleiben aber letztlich Zusatzstoffe. Die reine Essenz von "Verkatert" wäre auf wesentlich knapperem Raum darstellbar. Aber wer würde zu klarem Wodka greifen, wenn es auch gereiften Whiskey gibt.

Eine weitere Zutat ist eine Art Kulturgeschichte des bereuten Trinkens, die ihrerseits eher beschwipst als systematisch wirkt, aber einige hübsche Fundstellen aus Antike und Mittelalter zutage fördert. So empfahl im vierzehnten Jahrhundert der angesehene Arzt Arnald von Villanova (wie zuvor schon, aber vorsichtiger, der noch berühmtere Arzt Avicenna) den Vollrausch als Reinigung "von schädlichen Säften". Daran kann der Forscher Bishop-Stall zumindest im Ansatz etwas finden, weil sich das berühmte Konterbier (noch besser: Absinth) tatsächlich als die wirksamste Notmaßnahme gegen die übelsten Katerleiden erwiesen hat, freilich aber auch als sicherer Weg in den Alkoholismus. Dass im siebzehnten Jahrhundert das lange dem Alkohol zugetane Christentum - Mönche brauten und kelterten, was die Fässer hergaben - plötzlich den Trinker zum Sünder stempelte, was mit köstlichen Beispielen aus Samuel Clarkes und Samuel Wards Kompilation "A Warning-Piece to All Drunkards and Health-Drinkers" illustriert wird, hat laut Bishop-Stall viel dazu beigetragen, dass der Kater bis heute als verdiente Strafe gilt.

Der Hausmittel gegen den Kater gibt es ungezählte, von der öligen "Grundlage" (seit den Griechen reicht man Käse zum Wein) bis zum Salzhering, von Limetten unter den Achseln (Puerto Rico) über Schierling in den Socken bis zu rohen Euleneiern (fälschlich Plinius dem Älteren zugeschrieben, der sie eher als Aversionstherapie einsetzte, um Wein ungenießbar zu machen), von Kräutern und Pflanzen bis zu Zerstoßenem aller Art (der Höhepunkt: menschliche Schädel). In Asien schwört man auf den Rosinenbaum, in Nordeuropa auf Sauerkraut, in Schottland auf den zuckrigen Softdrink Irn-Bru und in Mexiko auf die Kaktusfeige. Zudem ist eine ganze Schattenindustrie der Wundertränke und Reset-Pillen entstanden. Vieles davon, sofern es sich nicht um reine Esoterik handelt, hat der Autor ausprobiert, auch eine Detox-Massage mit anschließendem Kräuter-Heubad in Österreich - und erstaunlich vieles davon funktioniert, zumindest ein Stück weit.

Dieser Wirksamkeit folgt Bishop-Stall in Gesprächen mit Medizinern und Biochemikern, um festzustellen, dass es sich um gar kein Geheimnis handelt: Der Kater hängt zentral mit Entzündungsprozessen und Autoimmunreaktionen zusammen. Der Wunderwirkstoff lautet N-Acetylcystein (NAC), wahlweise auch Gluthation, und ist in vielen der traditionellen Mittel in geringer Dosis vorhanden.

Zur Abrundung sollten noch B-Vitamine hinzugefügt werden. Auf dieser Grundlage mixte sich Bishop-Stall sein eigenes Anti-Kater-Mittel zusammen, das lediglich den Nachteil hatte, vor dem Zubettgehen eingenommen werden zu müssen und allein gegen die akuten körperlichen Beschwerden zu helfen. Dem straflosen Dauerrausch stand nun nichts mehr im Weg, das Paradies schien greifbar nah: "Ich raste über den Erdball, verlor meinen Pass und fiel in Kanäle."

Und eben hier stellt sich plötzlich die Gewissheit ein, dass man eine Tragödie von nahezu klassischem Ausmaß vor sich hat: Die Weltformel ist gefunden, und sie stürzt den Helden, der ihr sein Leben gewidmet (um nicht zu sagen: geopfert) hat, in die Verdammnis: "alles zerfiel immer weiter, in kleine Sehnsuchtsstückchen, die immer kleiner wurden, bis ich sie nicht einmal mehr aufschreiben konnte". Die akuten Symptome des Katers nämlich waren gar nicht das Problem, sondern nur ein Schutz vor den heimtückischen Folgen: "Lethargie, Leere, Depression", ein "Universum voller Ängste und Probleme".

Er doktere weiter an seinem Rezept herum, schreibt der glaubhaft kaputte Autor schließlich, wisse aber nicht, ob er damit "im Sinne des Allgemeinwohls handle". Ehre lässt sich diesem für alle Trinker Gefallen wohl am besten dadurch erweisen, dass man das Glas auf ihn erhebt - um am nächsten Morgen "weiterzukatern". Heubad und Kaktusfeigensmoothie sind aber erlaubt.

OLIVER JUNGEN.

Shaughnessy Bishop-Stall: "Verkatert". Der Morgen danach. Ein Mann auf der Suche nach dem ultimativen Heilmittel.

Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. DuMont Buchverlag, Köln 2019. 416 S., geb., 22,- [Euro].

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»Kann man sich [...] einen Kater anlesen? Nach vierhundert 'Hangover'-Seiten, die durch alle Kreise der Morgenhölle danach stiefeln, muss zugegeben werden: Ja, das ist möglich. Allerdings gehört dieser Kater zu den wenigen, die sich lohnen«
Oliver Jungen, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

»Wenn der bekannte kanadische Journalist Bishop-Stall unterwegs ist, verheißt das nicht nur Spaß - sondern auch Erkenntnis. Denn Bishop-Stall riskiert Leib und Leber für uns [...]« Daniel Ramm, GEO SAISON

»Dieses Buch ist nicht nur klug, sondern vor allem auch unterhaltsam.«
Bernd Schuchter, FALTER

»Der Autor hat weltweit Heilmittel für den Morgen danach getestet. Das ist amüsant und lehrreich. Und gründet im wahren Fazit: Gäb's den Kater nicht, gäb's gar kein Halten mehr. Also Aspirin her und durch.«
Katja Kraft, MÜNCHENER MERKUR