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Nobelpreis für Literatur 2013
Endlich wieder lieferbar!
In einer der Geschichten aus 'Offene Geheimnisse' lernt Dorrie den Australier Wilkie kennen. Sie schreiben sich Briefe, und dann zieht Dorrie nach Australien, wo sie keine kanadischen Walnüsse mehr sammelt, sondern Krokodile jagt und Ananas pflanzt.
Ein Band mit Geschichten über das Ausbrechen und Ankommen, wie sie nur die große Nobelpreisträgerin Alice Munro schreiben kann.

Produktbeschreibung
Nobelpreis für Literatur 2013

Endlich wieder lieferbar!

In einer der Geschichten aus 'Offene Geheimnisse' lernt Dorrie den Australier Wilkie kennen. Sie schreiben sich Briefe, und dann zieht Dorrie nach Australien, wo sie keine kanadischen Walnüsse mehr sammelt, sondern Krokodile jagt und Ananas pflanzt.

Ein Band mit Geschichten über das Ausbrechen und Ankommen, wie sie nur die große Nobelpreisträgerin Alice Munro schreiben kann.
Autorenporträt
Alice Munro, geboren am 10. Juli 1931 in Wingham, Ontario, ist eine der bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart. Sie erhielt 2013 die höchste Auszeichnung für Literatur, den Nobelpreis. Ihr umfangreiches erzählerisches Werk wurde bereits zuvor mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Giller Prize, dem Book Critics Circle Award und dem Man Booker International Prize. Alice Munro lebt in Ontario, Kanada. Im S. FISCHER Verlag bzw. FISCHER Taschenbuch Verlag liegen vor: ¿Himmel und Hölle¿, ¿Die Liebe einer Fraü, ¿Der Traum meiner Mutter¿, ¿Tricks¿, ¿Wozu wollen Sie das wissen?¿, ¿Zu viel Glück¿, ¿Tanz der seligen Geister¿, ¿Offene Geheimnisse¿, ¿Glaubst du, es war Liebe?¿, ¿Das Bettlermädchen¿, ¿Der Mond über der Eisbahn¿, ¿Liebes Leben¿, ¿Was ich dir schon immer sagen wollte¿, ¿Die Jupitermonde¿, ¿Ferne Verabredungen. Die schönsten Erzählungen¿ und Munros einziger Roman ¿Kleine Aussichten¿. Literaturpreise (Auswahl): Canada-Australia Literary Prize (1977) Commonwealth Writers' Prize (1991) Giller Prize for Fiction (1998 und 2004) Man Booker International (2009) Trillium Award (2013) Nobelpreis für Literatur (2013) Karen Nölle lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in der holsteinischen Schweiz. Sie hat unter anderem Doris Lessing und Alice Munro ins Deutsche übertragen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.1996

Pärchen, Passanten
Alice Munro deutet die rätselhaften Schrecknisse des Daseins

Ehe, Liebe, Sexualität, fast immer aus weiblicher Sicht betrachtet, sind die Themen der kanadischen Schriftstellerin Alice Munro. Sie macht daraus jedoch keine "Frauenliteratur" im einschränkenden Sinn. In ihren Erzählungen entwirft sie Lebenspanoramen, die ihre Dynamik dadurch gewinnen, daß die drei Elemente nicht miteinander harmonieren wollen. Neigte sie in früheren Büchern dazu, mal der Ehe, mal der Liebe das Wort zu reden, so zeigt ihr neuer, im Original 1994 veröffentlichter Band das Liebeskarussell als eine Maschine, die nur Sinnlosigkeit produziert. Auch in diesen Erzählungen verlieben sich Menschen, heiraten oder lassen sich verheiraten, fliehen voreinander, laufen hintereinander her und suchen erneut. Das Resultat, wenn es erträglich ist, lautet dann: "Wir sind sehr glücklich geworden. Ich habe mich oft sehr allein gefühlt. Es gibt in diesem Leben immer etwas zu entdecken. Die Tage und die Jahre sind in einer Art Schlummer verflossen. Im ganzen bin ich zufrieden."

Die fünf Sätze stehen in der Erzählung "Die albanische Jungfrau", wo ein seltsames, offenbar in Gelassenheit und innerer Souveränität lebendes älteres Paar an eine jüngere Frau gerät, die den "Wirrwarr von Liebe und Verzweiflung, Betrug und Selbstinszenierung" noch nicht hinter sich hat. Der Text ist ein Beispiel für Munros diskrete, mit kleinsten Spannungselementen arbeitende Kunst. Ein einziger Satz - "der Rest ist nicht mehr von Interesse" - taucht die Erzählung in ein völlig neues Licht. Und wie immer bei dieser Erzählerin, deren Element die längere Erzählung, nicht der Roman ist, sind das Aufregende die "Löcher", das nicht Mitgeteilte, das nur Angedeutete. In der "Albanischen Jungfrau" ist es der Kontrast zwischen den banalen Problemen der jüngeren und der höchst abenteuerlichen Lebensgeschichte der älteren Menschen, welche die alte Frau abwehrend als ein "Filmskript" ausgibt.

Nie setzt Alice Munro auf äußere oder gar exotische Effekte. Zwar gibt es auch in diesem Band schreckliche Begebenheiten, doch immer weisen sie auf die rätselhaften Schrecknisse des Daseins überhaupt hin. In der Erzählung "Bilder" gerät ein Arbeiter in einem Sägewerk so unglücklich in eine Maschine, daß ihm der Kopf abgeschnitten wird. Der Arbeiter hatte als Soldat mit einer Bibliothekarin eine Brieffreundschaft unterhalten, die bis zur Liebeserklärung gedieh. Warum hatte er verschwiegen, daß er bereits verlobt war? Nach seiner Rückkehr heiratet er seine Verlobte, kommt aber regelmäßig, doch unerkannt in die Bibliothek. Alice Munro macht aus dem Stoff kein Rührstück, sondern, aus wechselnden Perspektiven erzählt, einen der stärksten Texte des Bandes. Die Geschichte mündet in eine unerwartete Eheschließung, wobei die zufällige Beziehung zwischen dem Bräutigam und dem getöteten Arbeiter eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Die Ehe, wie unvollkommen sie auch sei, gilt vielen dieser Frauen als das Ideal menschlicher Beziehungen. "Freunde haben ist gut und schön" heißt es in der Erzählung "Ein richtiges Leben", "aber verheiratet ist verheiratet." Die Sprecherin, die es wissen muß, bringt ihre Freundin durch eine kleine Lüge dazu, ihre mit viel Aufwand geplante Hochzeit nicht im letzten Moment abzublasen. "Die Ehe holt dich aus dir heraus", sagt sie, "und versetzt dich ins richtige Leben", obwohl sie im stillen hinzufügt: "Wenn Frauen wirklich Bescheid wüßten, würde keine jemals heiraten." Das Schreckliche, an das sie denkt, sind die sexuellen Wünsche der Männer.

Von einer jungen Frau, die von ihrem sehr alten, nach einem Schlaganfall behinderten Mann immer wieder zum Geschlechtsverkehr genötigt wird, heißt es: "Und sie mußte den Mund zupressen, nicht um ein Protestgeheul, sondern einen langgezogenen nichtswürdigen Klagelaut zu unterdrücken, der sich angehört hätte, als käme er von einem geschlagenen Hund." In "UFOs sind gelandet" verläßt ein Mädchen seinen langweiligen Freund, obwohl er als die beste Partie der Stadt gilt, und geht, durch ein obszönes Wort, ein verweigertes Kompliment gereizt, mit einem anderen Jungen auf und davon. Nach vielen Jahren der Ehe mit diesem Mann, "drei Kindern und alles zusammengenommen fünfmal so vielen Liebschaften" kommt sie, auf den Geschlechtsakt bezogen, zu dem Schluß: "Ich kann mich nicht dran gewöhnen." Am Ende dieses Jahrhunderts, zu dessen vielen Revolutionen auch die sexuelle gehört, eine ungewöhnliche Bemerkung.

So offen diese in einer kanadischen Kleinstadt spielenden Erzählungen auch konstruiert sind, kleine, unaufdringliche Hinweise auf Herkunft oder Glauben einer Person lassen sie authentisch wirken. Gern versetzt Alice Munro ihre Leser in die Vergangenheit. "Ein Vorposten in der Wildnis" handelt von einer Frau, die 1852 von einem Fremden zwecks Eheschließung aus dem Waisenhaus geholt wird und ihm in den Urwald folgt, wo er mit seinem jüngeren Bruder Land rodet und eine Hütte baut. Die Geschichte ist wie häufig bei dieser Autorin auf Briefe und Berichte mehrerer Erzähler verteilt. Bruchstückhaft entsteht ein Lebensbild, bei dem der Aufbruch in die Ehe der Aufbruch ins Unglück ist. Als die Frau im hohen Alter den Mörder ihres Mannes trifft, ist das für sie ein Augenblick des Triumphes. Sie, die sein nächstes Opfer geworden wäre, hat überlebt. Der Preis dafür war, daß er sie aus einem erfüllten Leben hinausgedrängt hat.

Die rätselhafteste Erzählung ist die Titelgeschichte. Bei einem Ausflug verschwindet ein halbwüchsiges Mädchen. Ob sie mit einem Mann weggelaufen ist, ob sie ermordet wurde, erfährt man nicht. Doch alle, die mit dem Fall zu tun haben, mit Ausnahme der bigotten Lehrerin, leben in einem Gefühl der Erotik. Immer wieder glaubt man Hinweise zu sehen, doch alle führen in die Irre. Das offene Geheimnis ist die unauflösbare Verknüpfung von Verlangen und Abweisung, von Hörigkeit und Liebesbedürfnis, die eine junge Frau zu erkennen glaubt, während sie ein Paar bei einem Tête-à-tête beobachtet.

Alice Munros Geschichte spielen im gewöhnlichen Leben, doch sie sind voller Abgründe. Ihre Kunst besteht darin, sie völlig undramatisch ins Bewußtsein zu heben. Fast immer bleibt ein Rest, der sich Erklärungen entzieht. Im vorliegenden Band spielen alle Erzählungen am gleichen Ort, in der Stadt Carstairs. Die angesehenste Person dort ist Arthur Doud, der Besitzer des Sägewerks, das später um eine Klavierfabrik erweitert wird - Zeichen der allmählichen Kultivierung der Wildnis.

Karen Nölle-Fischer, die auch den vorigen Band übersetzt hat, trifft den gelassenen Ton des Originals recht gut. Leider unterlaufen ihr Schnitzer. Besonders ärgerlich sind die im Deutschen unzulässigen Verkürzungen wie "(sie erwartete,) daß nein." Oder "(es wäre mir vorgekommen wie eine Beleidigung,) wenn nicht." "Beobachtsam" und "selbstspöttisch" sind keine deutschen Wörter, und ein älteres Paar, das weder in ironischem noch komischem Licht erscheint, sollte man nicht "Pärchen" nennen. RENATE SCHOSTACK

Alice Munro: "Offene Geheimnisse". Erzählungen. Aus dem Englischen übersetzt von Karen Nölle-Fischer. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1996. 336 S., geb., 44,- DM.

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"Spannende Erzählungen voller Selbstironie und Witz." (Die ZEIT)