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2 Kundenbewertungen

Harley ist acht, als sie ihrem Vater das erste Mal dabei zusieht, wie er einen Widersacher abknallt. Der Drogenbaron hat mehr Waffen geschmuggelt, mehr Meth gekocht, mehr Männer getötet, als irgendwer anders in der Gegend. Nun, da sie erwachsen ist, arbeitet Harley für ihn, stützt sein System und wird als seine Nachfolgerin gehandelt, obwohl sie den ewigen Kreislauf aus Mord, Leid und Rache hasst und durchbrechen möchte.
Gleichzeitig tritt die mächtige Springfield-Familie auf den Plan, Dukes größte Konkurrenz im Drogengeschäft, und inmitten dieses blutigen Revierkampes muss Harley sich
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Produktbeschreibung
Harley ist acht, als sie ihrem Vater das erste Mal dabei zusieht, wie er einen Widersacher abknallt. Der Drogenbaron hat mehr Waffen geschmuggelt, mehr Meth gekocht, mehr Männer getötet, als irgendwer anders in der Gegend. Nun, da sie erwachsen ist, arbeitet Harley für ihn, stützt sein System und wird als seine Nachfolgerin gehandelt, obwohl sie den ewigen Kreislauf aus Mord, Leid und Rache hasst und durchbrechen möchte.

Gleichzeitig tritt die mächtige Springfield-Familie auf den Plan, Dukes größte Konkurrenz im Drogengeschäft, und inmitten dieses blutigen Revierkampes muss Harley sich entscheiden: Für die Familie, ihren Vater, das System - oder für ihr Leben und ihre Freiheit.
Autorenporträt
Sharpe, TessTess Sharpe, Tochter einer Punkrock-Mutter, geboren in einer Berghütte, wuchs im ländlichen Norden Kaliforniens auf, der Gegend, in der auch ihr Roman spielt. Jetzt lebt sie irgendwo in der tiefsten Provinz mit einem Rudel Hunde und einer stetig wachsenden Kolonie an verwilderten Katzen. »River of Violence« ist ihr erstes belletristisches Buch.

Schäfer, BeateBeate Schäfer studierte Germanistik, Geschichte und Amerikanistik. Sie arbeitete lange Zeit als Verlagslektorin. Inzwischen lebt sie als Übersetzerin, freie Lektorin und Schreibpädagogin in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.04.2019

Die Vorzüge von Stacheldrahtherzen
Daddys Tochter wird souverän: Tess Sharpes Thriller „River of Violence“
Was zuerst? Die gute oder die schlechte Nachricht? Okay, die schlechte. Wenn man dem Debüt von Tess Sharpes „River of Violence“ überhaupt etwas vorwerfen wollte, dann seinen deutschen Titel. Keine Ahnung, was dem Verlag über die Leber gelaufen sein muss, als er für das Original „Barbed Wire Heart“ in der von Beate Schäfer betreuten Übersetzung die völlig überflüssige englische Neu-Titelei ersonnen hat. Dafür kann Tess Sharpe natürlich nichts. Aber es ist schon merkwürdig, dass für den deutschen Markt, ohne die Sprache zu wechseln, aus einem „Stacheldrahtherz“ ein „Fluss der Gewalt“ werden soll, was weder dem Originaltitel noch einer der beiden Sprachen irgendwie angemessen scheint.
Nun die gute Nachricht. Harley McKenna, die Heldin dieses Romans, trägt tatsächlich ein mit Dornen bewehrtes Stacheldrahtherz in sich. Es ist ebenso uneinnehmbar, wie es gefesselt ist. Harley ist die einzige Tochter einer einflussreichen Familie im Norden Kaliforniens, wobei der Einfluss hier aus dem brachial verfolgten Blutrecht des Stärkeren und einer rigoros ausgeübten Verfügungsgewalt hervorgeht. Harleys Vater Duke herrscht souverän über Northern County, weil er sein riesiges Drogen- und Schutzgeldgeschäft mörderischer, härter und skrupelloser betreibt als die Vertreter der fast ebenso mächtigen Springfield-Familie, die keine Gelegenheit ungenutzt lassen werden, Duke und die Seinen aus dem Weg zu räumen. Harley ist acht Jahre alt, als sie mit ansehen muss, wie ihre Mutter in die Luft fliegt, ein paar Wochen später wird sie Zeugin, wie ihr „Daddy“ einen wehrlosen Widersacher in der heimischen Scheune umbringt. Berichtet wird dieses und jedes der folgenden Gräuel aus Harleys lakonisch beschreibender Ich-Perspektive. Der Leser erlebt damit das wohl traurigste Coming of Age in der Geschichte des Thrillers.
Denn das Mädchen ist dafür bestimmt, Dukes fürchterliches Imperium zu übernehmen und dabei so vorzugehen wie ihr Vater, zu dem man als Leser nur ein höchst ambivalentes Verhältnis aufbauen möchte. Harleys Leben – im Hauptstrang der Geschichte ist sie 18 Jahre alt – wirkt zwar behütet, aber auch wie ein ins McKenna-Revier eingekerkerter Horrormix aus Teddybär-Verzweiflung, Teenager-Verwirrung und einer stoisch exekutierten Brutalität, wie man sie aus einschlägigen Serien kennt, aber nicht ausgeübt von einer so jungen Protagonistin: „Ich bin zwölf, als ich das erste Mal die Waffe auf jemanden richte! Mit 17 habe ich meine erste Leiche verschwinden lassen.“
Doch Harley, und das macht Sharpes Roman erst lesenswert, ist eben weder nur die eiskalte Bad-Ass-Killerfrau noch eine hyperintelligente Psychopathin wie Stieg Larssons Lisbeth Salander. Harley findet ihren ganz eigenen Weg durch all die physischen und psychischen Extreme, die der schmutzige Job ihr erst einmal aufbürdet. Sagen wir so: Sie findet ihn nicht in aller Unschuld. Denn die junge Frau füllt zwar zuerst gehorsam (und kaltblütig) die für sie vorgesehene Rolle einer Kindersoldatin bei Ausbau, Ausbeutung und Verteidigung des kruden Regimes ihres Vaters.
Aber irgendwann schwant ihr, dass es mehr geben muss im Leben als die entstellten Leichen ermordeter Verwandter, die aus Rache zu Tode gebrachten Feinde und die väterlichen Redneck-Maximen: „Waffen wollen schießen. Achte also darauf, dass sie immer geladen sind! Die Familie bedeutet alles. Hintergehe sie – und stirb daran!“ Harley will das dann alles nicht mehr. Sie erkennt ihre verzwickte Lage im Teufelskreis aus Schuld und Vergeltung und entwickelt ihren Plan, wie man das Übel an der Wurzel bekämpft. Und diesen Plan setzt sie so geradlinig und so beinhart um, wie sie es in der toughen Schule ihres kurzen bisherigen Lebens gelernt hat.
Der Weg dorthin kommt einer Häutung, einer Läuterung gleich. Mehr und mehr fördert Harleys Erinnerung, fast wie in einer psychologischen Anamnese, Wegmarken der eigenen Ichwerdung zutage: „Meine Kindheit, das waren nicht Fahrräder und Schwimm-Parties, das waren Vollmantelgeschosse und das verkrustete Blut anderer Männer unter den Fingernägeln meines Vaters.“
Doch sie entdeckt, dass es sich lohnt, anderen Menschen zu helfen, die Fähigkeiten und Mittel, die man so mitbekommen hat, auch zum Wohle derjenigen einzusetzen, die der eigene Terror zu Opfern gemacht hat. Deshalb wird aus Dukes County noch kein Ponyhof, schon klar, und es macht aus Harley natürlich auch keine Heilige. Aber es macht sie zu einer Frau, die trotz ihrer Vergangenheit nun bewusst das tut und lässt, was sie für richtig hält. „Ich stelle ihn mir vor, meinen Daddy. Einen Mann mit Blut an den Händen und einem finsteren Herzen. Er hat mich geliebt. Er hat mich terrorisiert. Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin.“ Kurz darauf fliegt ein Haus in die Luft.
Wenn man so will, ist Tess Sharpes Thriller ein feministischer Roman. Nicht, weil er eine Protagonistin hat. Sondern, weil er eine souveräne, eine sich selbst ermächtigende Protagonistin hat.
BERND GRAFF
Die junge Frau verteidigt
zuerst das krude Regime
ihres Vaters
Tess Sharpe:
River of Violence.
Thriller. Aus dem
Amerikanischen von Beate Schäfer.
dtv, München 2019.
524 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Es ist eine manchmal herzzerreißende history of violence, die Sharpe hier erzählt, und sie begibt sich auf bislang männlich dominiertes Erzähl-Territorium. Marcus Müntefering Spiegel Online 20190411