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Matthias Erzberger war einer der Gründerväter der Weimarer Republik, beendete mit seiner Unterschrift unter den Waffenstillstandsvertrag den Ersten Weltkrieg und kämpfte danach für die Annahme des Versailler Vertrags. Im Spätsommer 1921 wurde er bei einem Urlaubsspaziergang von zwei Rechtsradikalen wegen seines Einsatzes für den Frieden ermordet. Während Hunderttausende Menschen in ganz Deutschland gegen den Mord demonstrierten, den sie als schweren Angriff auf die junge Demokratie sahen, nahmen ihn viele andere mit unverhohlener Freude auf. Benjamin Dürr zeichnet das anschauliche Porträt…mehr

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Produktbeschreibung
Matthias Erzberger war einer der Gründerväter der Weimarer Republik, beendete mit seiner Unterschrift unter den Waffenstillstandsvertrag den Ersten Weltkrieg und kämpfte danach für die Annahme des Versailler Vertrags. Im Spätsommer 1921 wurde er bei einem Urlaubsspaziergang von zwei Rechtsradikalen wegen seines Einsatzes für den Frieden ermordet. Während Hunderttausende Menschen in ganz Deutschland gegen den Mord demonstrierten, den sie als schweren Angriff auf die junge Demokratie sahen, nahmen ihn viele andere mit unverhohlener Freude auf. Benjamin Dürr zeichnet das anschauliche Porträt eines Politikers, der als Populist begann und als Staatsmann endete, und eines Landes auf dem spannungsvollen Weg in die Moderne. »Nach Otto von Bismarck das nächste gestaltungsmächtige politische Individuum, zuerst des späten Kaiserreichs, dann der frühesten Republik.« Robert Leicht, Die Zeit
Autorenporträt
Benjamin Dürr, Jahrgang 1988, ist Politikwissenschaftler, Völkerrechtler und Publizist und beschäftigt sich mit Fragen zu Krieg und Frieden. Er arbeitete für die niederländische Regierung und den Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege. Als Journalist berichtete er u. a. für den Spiegel und den Nachrichtensender Al Jazeera English aus zahlreichen Ländern. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wuchs unweit von Erzbergers Geburtsort auf der Schwäbischen Alb auf.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Rudolf Walther macht nicht viele Worte über Benjamin Dürrs Biografie über den Weimarer Zentrumspolitiker Matthias Erzberger. Dürr bildet die Ambivalenzen, Widersprüche und den Opportunismus des Mannes gut ab, erklärt er. Wie sich Erzbergers Opportunismus gestaltete, gibt Walther indessen brav wieder. Erzbergers Weg vom Nationalisten über den Kritiker deutscher Kolonialpolitik bis zum Pazifisten kann der Politikwissenschaftler Dürr dem Rezensenten "schnörkellos" darlegen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2021

Aktivist und Pazifist
Benjamin Dürr porträtiert Matthias Erzberger
Theodor Eschenburg, der Nestor der deutschen Politikwissenschaft, sprach im Zusammenhang mit Matthias Erzberger (1875 – 1921), dem Politiker der katholischen Zentrumspartei und Finanzminister in der Weimarer Republik, von „emotional-dilettantischer Projektemacherei“. Das ist eine treffende Charakterisierung für viele von Erzbergers politischen Aktionen und Interventionen, die von Ambivalenzen, Widersprüchen und opportunistischen Anpassungen an das gerade herrschende politische Klima geprägt waren. Der Politikwissenschaftler, Völkerrechtler und Publizist Benjamin Dürr hat nun über diesen Mitgründer der Weimarer Republik eine Biografie vorgelegt.
Bei Kriegsbeginn stimmte Erzberger ein in den lauten Chor der nationalistisch-militaristischen Hetze der wilhelminischen Eliten in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn bekannte er im Februar 1915: „Wenn man in der Lage ist, durch ein Mittel ganz London zu vernichten, so ist das humaner, als wenn man noch einen einzigen deutschen Volksgenossen auf dem Kampffelde bluten lässt.“ Das war die damals vorherrschende Tonart, in der Soldaten für den Krieg abgerichtet und Zivilisten auf den sicher geglaubten, kurz bevorstehenden Sieg eingestimmt wurden. Was Erzbergers Projektemacherei betrifft, so lieferte er beim Besuch von Papst Benedikt XV. im gleichen Jahr eine prächtige Kostprobe. Er sammelte in Deutschland sieben Millionen Mark für den Papst und versprach Italien territoriale Kompensationen für den Fall, dass das Land im Krieg neutral bleibe, wozu er mit Bernhard von Bülow, dem ehemaligen deutschen Botschafter in Rom, schon mal anfing, italienische Abgeordnete zu bestechen. Den Papst wollte er nach Liechtenstein umsiedeln und das Fürstentum zum neuen Kirchenstaat ausrufen. Nachdem das Projekt gescheitert war, ventilierte Erzberger die Stimmung in Spanien, ob das Land bereit wäre, eine der Balearen-Inseln zum Kirchenstaat zu erklären.
Von seiner geografischen, konfessionellen und sozialen Herkunft her war der strenggläubige Katholik in der protestantisch-preußisch geprägten Berliner Elite ebenso ein Außenseiter wie von seinem kleinbürgerlichen Habitus her, der schlecht in die feinere, vom Adel dominierte Gesellschaft passte. Erzberger kompensierte jedoch diese Defizite mit seinem „Hang zu Pragmatismus und Opportunismus“. Obwohl religiös, passte er sich zeitweise dem katholischen Antisemitismus an, bevor er sich im Reichstag als Leitfigur des linken Zentrums mit scharfer Kritik an der deutschen Kolonialpolitik und deren Skandalen profilierte. Als die Quasi-Regierungspartei 1906 den Haushalt für die Kolonialpolitik ablehnte, kam es zur Reichstagsauflösung und zu Neuwahlen, die ganz im Zeichen des deutschen Kolonialismus standen.
Aus diesem Konflikt erwuchs Erzberger in der Person des aus großbürgerlichen Verhältnissen stammenden Bankiers Karl Helfferich (1872 – 1924) sein energischster und skrupellosester politischer Feind. Zwar agitierten Helfferich wie Erzberger für eine starke deutsche Flotte, für die wilhelminische „Weltpolitik“ und einen „Platz an der Sonne“ im Wettlauf der Imperialismen vor 1914. Aber spätestens mit dem Kriegseintritt der USA und der Agitation Helfferichs für den aussichtslosen U-Boot-Krieg besann sich Erzberger auf seine Anpassungsfähigkeit. Nach der Einrichtung des Interfraktionellen Ausschusses mit 17 Abgeordneten (Sozialdemokraten Nationalliberale, Linksliberale und Zentrumsleute) steuerte Erzberger kompromisslos auf einen Verständigungsfrieden zu. Der erste Schritt dazu war die Friedensresolution des Reichstags, die am 19. Juli 1917 mit 214 gegen 116 Stimmen und 17 Enthaltungen verabschiedet wurde.
Ende September 1918 wurde aus Deutschland eine parlamentarische Monarchie, in der Erzberger, fast über Nacht zum Pazifisten geworden, das Kriegspresseamt übernahm und die staatliche orchestrierte Kriegspropaganda wirksam drosselte. Zusammen mit dem liberalen Abgeordneten Conrad Haußmann und einem Diplomaten aus dem Auswärtigen Amt handelte Erzberger mit dem französischen Generalstab die Waffenstillstandsbedingungen aus und setzte deren Annahme am 11. November 1918 gegen Widerstände durch. In der ersten demokratisch-republikanischen Regierung übernahm er das Finanzministerium und schuf zusammen mit seinen Spitzenbeamten innerhalb weniger Monate ein „neues Steuer- und Finanzsystem“. Wegen seines Engagements für den Völkerbund galt er in der Öffentlichkeit als „Staatssekretär für den Frieden“ im völlig verbiesterten und vergifteten politischen Klima der Nachkriegszeit. Helfferich setzte seinen publizistischen Kreuzzug gegen Erzberger fort und wurde wegen Beleidigung („Krebsschaden Erzberger“) zu einer symbolischen Geldstrafe verurteilt. Zwei Rechtsradikale aus dem Umkreis der „Organisation Consul“ unter dem späteren NS-Diplomaten Manfred von Killinger (1886 – 1944) ermordeten Erzberger am 26. August 1921 in Griesbach im Schwarzwald.
Die Biografie Benjamin Dürrs schildert das Leben Erzbergers schnörkellos und ohne Beschönigungen in all seinen Widersprüchen und Ambivalenzen.
RUDOLF WALTHER
Benjamin Dürr:
Erzberger. Der gehasste Versöhner. Biografie eines Weimarer Politikers.
Ch. Links Verlag, Berlin 2021. 309 Seiten, 25 Euro.
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