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Eigentlich hatte sich der Privatgelehrte Georg Rentmeister seine Reise von Berlin nach Salzburg 1937 anders vorgestellt. Herausgerissen aus der Arbeit an seinem neuen Buch, das sich mit dem bedeutenden Thema des Konjunktivs in der deutschen Sprache beschäftigt, will Georg Rentmeister nichts anderes, als sich mit Eifer den Vergnügungen der Salzburger Festspiele zu widmen. Was er nicht ahnt, ist die Bedeutung der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, die bekanntermaßen schon ein Jahr später vorübergehend nicht mehr existieren sollte. Die Vorschrift lautet, dass Einreisende - ohne besondere…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich hatte sich der Privatgelehrte Georg Rentmeister seine Reise von Berlin nach Salzburg 1937 anders vorgestellt. Herausgerissen aus der Arbeit an seinem neuen Buch, das sich mit dem bedeutenden Thema des Konjunktivs in der deutschen Sprache beschäftigt, will Georg Rentmeister nichts anderes, als sich mit Eifer den Vergnügungen der Salzburger Festspiele zu widmen. Was er nicht ahnt, ist die Bedeutung der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, die bekanntermaßen schon ein Jahr später vorübergehend nicht mehr existieren sollte. Die Vorschrift lautet, dass Einreisende - ohne besondere Erlaubnis von höchster Stelle - lediglich zehn Reichsmark pro Monat einführen dürfen. Nach kurzer Überschlagung der lächerlich niedrigen Summe, die er am Tag ausgeben könnte, beschließt findig der Privatgelehrte Georg Rentmeister in Bad Reichenhall zu logieren und täglich über die Grenze nach Salzburg zu fahren. In Reichenhall ein Grandseigneur, in Salzburg ein Habenichts, welch Abenteuer. Doch damit nicht genug, in Salzburg trifft er das Dienstmädchen Konstanze, eine zarte Romanze nimmt ihren Lauf. Es wird nicht einfacher, als Georg Rentmeister erfährt, dass Konstanze in Wahrheit eine echte Komtesse ist ...
Auf seine unvergleichliche Art setzt Kästner die vermeintliche Idylle, das komödiantische Lustspiel, den herrschenden Verhältnissen entgegen. Eine amüsant-heitere Liebesgeschichte vor dem pittoresken Hintergrund der Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg.
Autorenporträt
Erich Kästner, 1899 in Dresden geboren, begründete gleich mit zwei seiner ersten Bücher seinen Weltruhm: Herz auf Taille (1928) und Emil und die Detektive (1929). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verbrannt, sein Werk erschien nunmehr in der Schweiz im Atrium Verlag. Erich Kästner erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, u.a. den Georg-Büchner-Preis. Er starb 1974 in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2008

Bücherecke
Nonchalant ins Land
Erich Kästners herrliche Feriennovelle „Der kleine Grenzverkehr” erscheint neu
Erich Kästner hat sich eine literarische Figur ausgedacht für sein Reisebüchlein, das in einer bibliophilen Ausgabe nun wieder einmal aufgelegt wird unter dem Titel „Der kleine Grenzverkehr oder Georg und die Zwischenfälle”. Es ist im Zürcher Atrium Verlag erschienen, wo die Geschichte vor 70 Jahren auch erstveröffentlicht worden war. Und je weiter man liest, desto phantastischer wird die Erzählung. Aber „Der kleine Grenzverkehr” begibt sich eben überwiegend in Salzburg während der Festspielsaison 1937, und wie Kästner schon damals feststellen konnte: „In Salzburg dürfen ja auch die Zuschauer Theater spielen.” Die Camouflage und die Erfindung sind hier Spielarten der Wahrheit, sie gehören zur Realität dieser Stadt. Weshalb „Der kleine Grenzverkehr”, obschon belletristisch, dem Charakter nach ebenso ein Reise- und also Tatsachenbericht ist.
Kästner wollte 1937 die Festspiele besuchen, er bekam allerdings keine Genehmigung, deutsches Geld auszuführen. So mietete er sich in Reichenhall ein und pendelte täglich mittellos über die Grenze nach Salzburg – die schon im Jahr darauf, als der Band erstmals erschien, nicht mehr existierte.
Ganz so stattet Kästner auch seinen Helden – oder soll man sagen: sein alter ego – aus: Mit 10 Reichsmark, die dieser Georg Rentmeister binnen eines Monats maximal mit ins Österreichische nehmen darf, und die er bereits am ersten Tag ausgibt; für Mozartkugeln, Ansichtskarten, Brezeln und englische Gummibonbons. Fortan muss er hochstapeln, muss sich mit seinem Charme Einladungen zu einem Kaffee oder Bier erschmeicheln – und wird darüber zum prototypischen Gast in Salzburg, der sich alsbald ganz wie ein Einheimischer fühlt und damit vergnügt, Ausländer zu beobachten, die sich als Pinzgauer Bauern verkleidet haben. Alsbald findet Rentmeister hier sogar seine Konstanze.
Über diese Liebelei gerät er in ein Possenspiel voll Molière’scher Figuren, vor allem Konstanzes Vater gibt gleich mehrfach vor, jemand zu sein, der er nicht ist. Zugleich beschreibt Kästner nonchalant die tatsächlichen Schauplätze der Stadt, die Wirtschaften und Caféhäuser, die Gärten und den Dom. Dieser kleine Grenzverkehr zwischen Wollen und Sein, zwischen Behauptung und den herrschenden Verhältnissen, macht das mit zeitgenössischen Illustrationen von Walter Trier versehene Buch liebenswert. Dieses begab sich übrigens, um nicht von den Nationalsozialisten beschlagnahmt zu werden, „hastig außer Landes” und wurde in der Schweiz gedruckt. sfi
ERICH KÄSTNER: Der kleine Grenzverkehr oder Georg und die Zwischenfälle. Atrium Verlag, Zürich 2008. 144 Seiten, 12 Euro.
Mozartkugeln, Karten, Brezeln und englische Gummibonbons
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