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Wenn der Hecht gefangen ist, wird Mutter wieder gesund, denken Daniel und Lukas. Anna glaubt das nicht, aber Lukas und Daniel sind ihre Freunde. Ausgezeichnet mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis.
Die Geschichte eines großen Verlustes, zärtlich und eindringlich erzählt, von Hoffen und Traurigsein, Freundschaft und Geschwisterliebe, die auch da noch trösten, wo Trost das Schwerste ist.

Produktbeschreibung
Wenn der Hecht gefangen ist, wird Mutter wieder gesund, denken Daniel und Lukas. Anna glaubt das nicht, aber Lukas und Daniel sind ihre Freunde. Ausgezeichnet mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis.

Die Geschichte eines großen Verlustes, zärtlich und eindringlich erzählt, von Hoffen und Traurigsein, Freundschaft und Geschwisterliebe, die auch da noch trösten, wo Trost das Schwerste ist.
Autorenporträt
Jutta Richter, geboren 1955, veröffentlichte noch als Schülerin ihr erstes Buch. Sie studierte Theologie und Germanistik und lebt als freie Autorin im Münsterland. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt sie den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Quint Bucholz, geboren 1957, lebt in Ottobrunn bei München. Er studierte Malerei und Grafik und zählt zu den wichtigsten Illustratoren in Deutschland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2004

Als wäre nichts geschehen
Jutta Richters stille Novelle über Mütter, Tod und Freundschaft

Darf man Kindern mit Naturbeschreibungen kommen? Legen sie nicht sofort ein Buch aus der Hand, das mit der Schilderung von den Farben und der flirrenden Energie eines Sommers beginnt? In aller Ruhe läßt Jutta Richter das Kind Anna von ihrem "Hechtsommer" erzählen. Sofort entsteht eine Stille und eine Tiefe wie die Stille und Tiefe des Teiches, in dem unten im schwarzen Wasser der Hecht steht, der am Ende tot sein wird. Auch diese Schwärze und die Endlichkeit ist in den ersten Sätzen schon hörbar, die Anna mit leiser, unprätentiöser Stimme äußert, sonnensatt und schmerzerfüllt, als ruhe das Gewicht dieses unerhörten Sommers auf ihr wie der Druck des Wassers auf dem Hecht tief unten. Ja, man darf. Jutta Richter läßt Anna die Natur beschreiben, weil sie verwoben ist mit dem Erleben - und dem Sterben - dieser Zeit. Keiner legt das Buch aus der Hand.

Sie leben alle auf einem Wasserschloß: Anna mit ihrer Mutter und quer über den Hof ihr bester Freund Daniel mit seinen Eltern und dem kleinen Bruder Lukas. Seit Anna denken kann, leben sie so zusammen als Pächter des Schloßgrafen, wie in einer vergrößerten Wohngemeinschaft. Jutta Richter traut dem Leser zu, sich selbst ein Bild zu machen von diesem Zusammenleben, ohne die jugendbuchnotorische Vorstellungsrunde der Personen und des "Problems". An einem heißen Tag im Mai kommt man hinzu und ist mittendrin. Die kleinen Querelen Annas mit ihrer Mutter, die ihr oft nicht mütterlich genug ist und die sie trotzdem sehr klaräugig liebt; die Feindseligkeiten mit dem Schloßverwalter oder mit den Kindern aus der Schule; vor allem Daniels fieberndes Verlangen, den Hecht zu fangen, obwohl Angeln im Schloßteich streng verboten ist - all das steht sofort als Alltagsbild vor Augen.

Ein halbidyllisches Alltagsbild, sonnenbeschienen, in das allmählich ein Schatten einsickert. Von den Kindern ist es Anna, die ihn zuerst bemerkt; doch Daniel trägt am schwersten daran. Die Erwachsenen warten lange damit, den Kindern die Wahrheit zu sagen und das Wort "Krebs" auszusprechen. Und dann fängt Gisela, die Mutter von Daniel und Lukas, an zu entschwinden.

Das ist vielleicht das Mutigste, was Jutta Richter in diesem konzentrierten Roman tut: das Bild der sterbenden Frau langsam verblassen zu lassen, auch für die Kinder. Einmal schreit Daniel es verzweifelt in Großbuchstaben heraus: "ICH WILL DAS NICHT!", und damit ist alles gesagt. Daneben ist das Unbehagen der Kinder, Ekel sogar, namenlose Schuldgefühle. Andere Kinderbücher über den Tod heben oft die Bedeutung des Menschen hervor, den man verliert; gerne heißt es da, er ginge nicht richtig fort, solange man an ihn denke. Hier aber konzentriert sich Anna auf die Verbleibenden und nimmt sich etwa das Recht heraus, auch mit einer gesunden Mutter Kummer zu haben. Sie läßt Gisela los. Das ist erschreckend unsentimental, aber wahrhaftig. Genauso wahrhaftig ist es, die Gottesfrage der Kinder offenzulassen. Jutta Richter hat zuvor schon über Gott geschrieben, Texte, die "poetisch" genannt wurden, aber zuweilen ein wenig blumig waren. Erst mit diesem, in dem die Frage, ob es einen Gott gibt, zwischen den Zeilen leise und hilflos mit dem Satz "Wir wissen es nicht" beantwortet wird, ist ihre Sprache präzise und ernst, dicht und wunderschön geworden.

Anna läßt sich Zeit mit dem Erzählen, immer wieder gibt es Einschübe, denen man geduldig folgt. Der innere Druck hinter dieser unverwandten Stimme erlaubt kein Abschalten. Nur an wenigen Stellen zieht Jutta Richter das Tempo an oder bemüht starke, ungewohnte Bilder. Etwa die Erbsen auf den Wangen der Brüder, nachdem sie die Gesichter in ihre Suppenteller gelegt haben, weil sie keine Kraft mehr hatten, das Unerträgliche zu ertragen; oder das Erdbeereis, das Anna wie ein Messer zwischen die Augen des Mädchens stößt, das es wagt, über die Vorgänge auf dem Schloß herzuziehen. Essen im Gesicht, eigentlich das einfallsloseste aller Slapstick-Klischees und ein zuverlässiger, billiger Lachreiz, wird zum Sinnbild für Liebe, Verzweiflung oder Haß. Nie ist man weiter vom Kichern entfernt als hier. Am Ende scheint die Sonne weiter, als wäre nichts geschehen. Doch dieser "Hechtsommer" wird bei seinen Lesern noch lange nachleuchten.

MONIKA OSBERGHAUS

Jutta Richter: "Hechtsommer". Hanser Verlag, München 2004. 123 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Letzter Sommer
Jutta Richters beeindruckender Kinderroman „Hechtsommer”, eine Geschichte der großen Gefühle
Es war so ein Sommer, der nicht aufhört. Und dass es unser letzter werden würde, hätte damals keiner geglaubt.” Mit diesen Sätzen beginnt Jutta Richters neuer Roman, und sogleich ist die Anspannung zu spüren, werden die Widersprüche deutlich, die diesen Sommer für Anna und ihre Freunde so unvergesslich machen. „So ein Sommer, der nicht aufhört.” Das klingt nach Sonne und Glück, Abenteuer und Freundschaft. Doch schon mit dem zweiten Satz weist die Autorin auf die Bedrohung hin, die über all den starken Farben und dem sommerlichen Licht liegt. Sie sind zu dritt, die Brüder Daniel und Lukas und Anna, die uns die Geschichte erzählt. „Die Bauernkinder spielten nicht mit uns, weil wir Schloßkinder waren, und die Dorfkinder mochten uns nicht, weil die Bauernkinder uns in Ruhe ließen.Wir waren zu dritt und das reichte ja auch.”
Als Spiel für diesen Sommer haben sie das Angeln gewählt, im Wassergraben vorm Schloss, in dem ihre Mütter mit ihren Familien als Angestellte des Verwalters wohnen dürfen. Und Daniel hat es auf den geheimnisvollen Hecht abgesehen, der manchmal aus der „schwarzen undurchsichtigen Tiefe des Wassers” auftaucht. Auch hier wieder das Doppelte, die Ambivalenz der Gefühle, denn eigentlich mag Anna das Spiel nicht, die Fische tun ihr Leid. „Fische können nicht mal schreien”, aber sie lässt sich anstecken von der Jagdleidenschaft der Jungen, „sogar mich hatte dieses seltsame Fieber gepackt”. Doch insgeheim wünscht sie sich, dass sie den Hecht nicht fangen, nur, um ihn dann totzuschlagen, bis sie begreift, dass der Kampf gegen den Hecht für Daniel zum Symbol, zum magischen, zum alles bestimmenden Element dieses Sommers geworden ist. In einer der dichtesten Szenen der Erzählung spricht Daniel zum erstenmal aus, was alle wissen und worüber niemand offen spricht: dass seine Mama Krebs hat und dass sie wahrscheinlich sterben wird. „Wunder kannste vergessen, Schutzengel auch! Das ist doch alles Babykacke! Aber ich glaube an was: Ich glaub an den Hecht! Ich glaube, wenn ich ihn fange, wird meine Mama wieder gesund.” Was es für Daniel und seinen Bruder bedeutet, dass sie den Wettlauf verlieren, erzählt Jutta Richter nicht. Nur der Konjunktiv des letzten Satzes lässt die Dimension der Trauer ahnen. „Es war alles wie immer, es war so, als wäre gar nichts geschehen.”
Man könnte es als gewagt bezeichnen, Kindern heute noch eine Geschichte zu erzählen, in der es vor allem um große Gefühle wie Abschied und Trauer, Freundschaft und Treue geht. Wenn Jutta Richter aber mit ihrer anmutigen, klaren Sprache, in der Sentimentalität keinen Raum hat, eine solche Geschichte erzählt, dann wird daraus ein kleines Kunstwerk. Ergriffen legt man das schmale Buch zur Seite und wünscht sich, dass es viele Leser finden möge. Denn das Lesen dieser dichten und poetischen Prosa, die ihresgleichen sucht in der deutschsprachigen Jugendliteratur, und für die man die Autorin nicht genug loben kann, bereichert jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen.
Jutta Richter
Hechtsommer
Mit Illustrationen von Quint Buchholz. Hanser Verlag 2004. 123 S., 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Rezensentin Monika Osberghaus feiert dieses Kinderbuch über Mütter, Tod und Freundschaft besonders für seine präzise, ernste und dichte Sprache, der sie das Prädikat "wunderschön" verleiht. Dabei ist ihrer Schilderung zufolge das Beschriebene eigentlich weniger schön: eine Mutter liegt im Sterben. Die Rezensentin bewundert den Kunstgriff der Autorin, die Gedanken des Kindes Anna über den Tod in ihre Naturbeschreibungen zu verweben und empfindet es als das Mutigste, was Autorin Jutta Richter in ihrem konzentrierten Buch tun konnte, dass sie in den Schilderungen des Kindes das Bild von der sterbenden Mutter langsam verblassen lässt. Lange werde das Buch in jedem Leser nachleuchten, prophezeit Osberghaus. Sogar das "einfallsloseste aller Slapstickklischees", nämlich Essen im Gesicht werde in diesem gelegentlich erschreckend unsentimentalen Buch zum Sinnbild von Liebe, Verzweiflung und Hass.

© Perlentaucher Medien GmbH"
"Der verführerische Zauber von Jutta Richters Erzählung "Hechtsommer" trifft den Leser wie ein unversehens herbeigewehtes Lied, wie ein lange nicht mehr geträumtes Bild, und er wirkt so stark, weil er die Gegensätze, die Widersprüche miteinander verbindet, die Wahrheit und die Lüge, den Anstand und die Niedertracht, die Erfahrung des Todes und das Glück des Lebens. ... Es ist eine Kunst, auf derart unbegreifliche Dinge mit solch einfachen Sätzen zuzugehen. Aber Jutta Richter macht sich mit leichtem Gepäck auf diesen schwierigen Weg. Ihre Sprache ist von schlanker, anmutiger Schhönheit, und die unaussprechlichen Gefühle stehen zwischen den Sätzen. So liest man diese Geschichte eines Sommers mit großer Bewegung." Ulrich Greiner, Die Zeit, 05.08.04 "Ihre Sprache ist präzise und ernst, dicht und wunderschön. Dieser "Hechtsommer" wird bei seinen Lesern noch lange nachleuchten." Monika Osberghaus, F.A.Z., 25.09.2004 "Wenn Jutta Richter mit ihrer anmutigen, klaren Sprache, in der Sentimentalität keinen Raum hat, eine solche Geschichte erzählt, dann wird daraus ein kleines Kunstwerk. Ergriffen legt man das kleine Buch zur Seite und wünscht sich, dass es viele Leser finden möge. Denn das Lesen dieser dichten, poetischen Prosa, die ihresgleichen sucht in der deutschsprachigen Jugendliteratur, und für die man die Autorin nicht genug loben kann, bereichert jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen." Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Zeitung, 30.11.04 "Eine melancholische Geschichte vom Vergehen des Sommers, des Lebens, der Zeit. Und von Geschwisterliebe, die mehr tröstet als alles andere auf der Welt." Focus, 09.08.04 "Ein eindringliches Buch in einer schlichten schönen Sprache, poetisch und bilderreich. ... Ein ausgesprochen positives Buch, in dem alle zusammenstehen gegen das schlimmste Schicksal, das passieren kann." Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (GEW), Der LesePeter des Monats, 9/2004"Jutta Richter besitzt die beneidenswerte Gabe, schwierige Dinge, Stimmungen und Gefühle mit ihrer klaren und dichten Sprache in Bildern einzufangen, die den Leser anrühren und lange in ihm nachschwingen. Niemand wird dieses Buch aus der Hand legen, ohne den Zauber und den Schrecken dieses längst vergangenen Sommers so gespürt zu haben, als sei man selbst dabei gewesen." Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis, März 2005 "Mit einem fabelhaften Gespür für Stimmungen erzählt Jutta Richter von diesem Hechtsommer. ... Das Buch berührt in seiner klaren, poetischen Sprache noch lange über die Lektüre hinaus." Margit Lesemann, Tagesspiegel, 12.12.04 "Jutta Richter - eine äusserst sensible Dichterin. ... Ihre Bücher sind ernst und heiter, kein Wort ist zu viel." Christine Lötscher, Tages-Anzeiger, 07.03.05 "Eine Geschichte, die ich als Leser "bewohnen" möchte." Peter Härtling, 01.04.04 "Jutta Richter findet mit ihrer poetisch kraftvollen Sprache einen unmittelbaren Zugang zur Gefühlswelt der Kinder in einer Ausnahmesituation: In einem Sommer, der nicht endet, und doch der letzte bleiben wird, in dem Hoffnung und Ohnmacht, Zuversicht und Verzweiflung, Gottesferne und Gottessuche miteinander in ständigem Wechselspiel stehen." Stube Themenbroschüre (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur), Frühjahr 2014 "Es gibt in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur wohl kaum jemanden, der die existentielle Erfahrung der menschlichen Endlichkeit und des Ausgesetztseins ebenso gekonnt einzufangen und verdichtet darzustellen weiß wie das Erleben intensiver Momente von Geborgenheit und Glück." Matthias Micheel, BiblioTheke - Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit, 14.08.14…mehr