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Till Brönner muss man in hierzulande niemandem mehr vorstellen. Er hat etwas Einzigartiges erreicht: als Jazzinstrumentalist in Deutschland berühmt zu werden. Zu verdanken hat er das seinem Talent, seinem unnachahmlichen Trompetenton, seinem bühnentauglichen Charisma. Und natürlich seinem guten Gespür für schöne Musik: immer sehr geschmackvoll aber zugleich massentauglich.
Eine fast unvermeidbare Konsequenz aus diesem Werdegang ist das nun vorliegende Konzeptalbum. Till Brönner interpretiert die schönsten Filmmelodien. Zeitlose Klassiker von Ennio Morricone bis Henry Mancini. Von Cinema
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Produktbeschreibung
Till Brönner muss man in hierzulande niemandem mehr vorstellen. Er hat etwas Einzigartiges erreicht: als Jazzinstrumentalist in Deutschland berühmt zu werden. Zu verdanken hat er das seinem Talent, seinem unnachahmlichen Trompetenton, seinem bühnentauglichen Charisma. Und natürlich seinem guten Gespür für schöne Musik: immer sehr geschmackvoll aber zugleich massentauglich.

Eine fast unvermeidbare Konsequenz aus diesem Werdegang ist das nun vorliegende Konzeptalbum. Till Brönner interpretiert die schönsten Filmmelodien. Zeitlose Klassiker von Ennio Morricone bis Henry Mancini. Von Cinema Paradiso über The Godfather und Moon River bis Stand By Me. Hervorragende Vokalisten unterstützen ihn: Gregory Porter, Joy Denalane, Lizzy Cuesta. Wie zu erwarten, spielt Brönner mit einer erstklassigen Jazz Band und einem herausragenden Orchester (DSO Berlin).

Wer Erfolg hat, kann noch erfolgreicher werden.

Mit diesem Album wird Till Brönner der ganz große Durchbruch gelingen.
Autorenporträt
Till Brönner, geboren 1971 in Viersen. Aufgewachsen in Rom. Nach einer klassischen Ausbildung auf dem Instrument Studium der Jazztrompete an der Musikhochschule Köln bei Malte Burba und Bobby Shew. Von 1991-98 Mitglied der RIAS-Bigband. Für seine Tourneen und Alben erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter vier Echo-Musikpreise.
Trackliste
CD
1When You Wish Upon A Star00:03:50
2Run To You00:05:03
3Stand By Me00:03:35
4Love Theme From Cinema Paradiso00:04:33
5Raindrops Keep Falling On My Head00:05:15
6Il Postino00:04:08
7The Godfather Waltz / Love Theme From The Godfather00:03:57
8Moon River00:04:33
9Forbidden Colours00:05:43
10As Time Goes By00:05:28
11Crockett's Theme00:05:30
12Mulholland Falls00:04:43
13My Heart Will Go On00:05:09
14Happy00:03:26
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2014

Und er dreht sich noch mal um
Im Land zwischen Träne und Lachen - der Trompeter Till Brönner will auf seinem neuen Album die Filmmusik retten

Erster Eindruck: Darf ein Jazzmusiker so gut aussehen? Till Brönner ist da, wie immer im schwarzen Anzug mit weißem Hemd, dabei ist es doch gerade erst morgens. Der Trompeter hat schon mal Modell für Anzüge gestanden, er war Juror einer Castingshow, es gibt viele Dinge, die harte Jazzfans ihm übelnehmen. Manchmal auch seine Musik. "Die Vorwürfe, ich wäre zu kitschig oder mache Musik für die Massen, sind jetzt in der Welt und werden nie aufhören", sagt er. "Selbst wenn ich jahrzehntelang ganz abseitiges Zeug spielen würde." Und dann trinkt er Tee und lehnt sich lässig, aber aufrecht ein paar Zentimeter zurück - er würde schon gut in den nächsten Sherlock-Holmes-Film aus Hollywood passen.

Wie der Mann, so die Musik: eine Zeitreise. Das Ensemble, das Brönner nun zusammengerufen hat, um große Filmmelodien einzuspielen, lässt Geigenlinien hin und her fließen, ein glockiges E-Piano plätschert dazu, Besen rutschen über die Trommeln. Geführt vom Spitzendrummer Vinnie Colaiuta, der sein ganzes wildes Jazzfusion-Können zurückhält und sehr schlicht spielt. Brönner setzt die Trompete weich dazu ein, zurückhaltend, lässt Töne so typisch ineinanderfließen, quasi sprechend, als tröste er ein Kind. Der Song "Stand By Me" gibt er mit dem Sänger Gregory Porter, sehr traditionell, aber sehr gelungen. Diese Platte macht oft ratlos. Sie ist technisch brillant. Aber was will sie nur? Die Berliner Soulpop-Sängerin Joy Denalane wird zur großen Diva - eine Art schwarze Marlene Dietrich, aber natürlich dann doch wieder nicht ganz. Alles klingt hier nach schweren roten Samtsesseln, Nachtclubs und Glitzerkleid, nach Martini-Cocktail und Frank Sinatra. Herausragen tut dabei nur einer: Brönner selbst. Er ist dafür extra in das berühmte Eastwest-Studio auf dem Sunset Boulevard gegangen. "Wenn man in einem Studio aufnimmt, in dem ,My Way' oder ,That's Life' aufgenommen wurden, dann schüchtert das nicht ein, es beflügelt und hilft. Alles atmet Musik. Leider sind in Hollywood große Melodien gar nicht mehr gefragt, scheint es. Ich wollte aber ein Orchesteralbum genau damit machen."

Dass die Filmmusik womöglich gerettet werden müsse, steht natürlich nirgends explizit dabei, aber anders könnte man eine solche Platte kaum verstehen. Und dann denkt man gleich: Das ist aber doch vielleicht nur ein Vorwand. Zwar stirbt das Kino seit rund zehn Jahren angeblich vor sich hin, voll sind die Säle aber manchmal doch noch - und die vielen modernen Serien, von denen jetzt alle immer reden, brauchen ja auch Musik. "Es gibt zwar Soundtracks, aber kaum noch große Melodien", behauptet Brönner, "Filmmusiken bestehen heute entweder aus Popsongs oder, im anderen Extrem, nur aus Sounddesign. Der große deutsche Filmmusik-Komponist Hans Zimmer schreibt seltener Melodien, die man sich ewig merken kann. Er konzentriert sich dafür auf Atmosphäre, die Musik wird ein großer Teppich."

Und dieser ganz leicht kulturkonservative Ärger darüber, dass hier etwas verflacht und nicht mehr geliebt wird, der ist dann natürlich typisch für Brönner. Denn der Vorwurf, er spiele kitschig, war immer schon gemein - er spielt einfach nur gern sehr traditionell. Großen Jazz eben. Diese fallenden Geigenlinien in seiner Version von "Cinema Paradiso" oder "Moon River", die sind schon manchmal schwer erträglich. Mensch, es ist doch nicht mehr 1950!, ruft man dann - aber eben nur kurz -, bis die Trompete kommt. Es ist, als verstecke sich ein Genie sicher im Wattebausch einer wohl erprobten Musik, die phantastisch funktioniert, aber nie überrascht. Vielleicht passte es ganz gut, dass er den Problemfall Filmmusik entdeckt hat.

Und er ist nicht der Einzige. Auch der britische Violinist Daniel Hope hat ein Album mit Filmmusik herausgebracht. Er ist 41, zwei Jahre jünger als Brönner, und gehört also zu einer Altersgruppe, die gerade eben noch mit intaktem Kino aufgewachsen ist. Hope spielt noch ältere Filmmusik ein, beginnt mit dem Spätromantiker Erich Wolfgang Korngold, spielt das Liebesthema aus "Ben Hur", sein Freund Sting singt mit ihm leider recht unmotiviert seinen Hit "The Secret Marriage", der eigentlich eine Nummer aus Hanns Eislers "Hollywooder Liederbuch" ist. Also, böse gesagt, lauter alte Schinken. Tatsächlich hat Hope sich ein Thema gesucht. Er spielt nur Musik von Exilanten, denen die Flucht in neue Welten nicht ganz gelang, deren Karrieren durch die Nazis und den Krieg zerstört wurden. Auch umgibt, neben der Schönheit, noch etwas hoffnungslos Melancholisches die Filmmusik.

Brönner nennt das nun sein Konzept. "Ich wollte schon immer der Melancholie ihren Raum geben", sagt er. "Sie ist der Kreativpool überhaupt. Wenn der Geist sich vom Schock erholt, kommt der perfekte Moment, um Kunst zu schaffen. Toots Thielemans sprach vom Territorium zwischen der Träne und dem Lachen. Und Hildegard Knef singt: ,Und ich dreh mich nochmal um.'" Und damit sagt er etwas Kluges. Gleichzeitig führt die sentimentale Traurigkeit zu dem Thema, das diesen hervorragenden Musiker nicht mehr loslässt. Sein Schaffen sagt alles über den Zustand des Jazz, besonders in Deutschland. Er hat zu wenige Fans, die seine Qualität wirklich so sehr erkennen, dass sie ihn alles probieren ließen. Und er kann dem großen Publikum (das er ja erreicht, gerade jetzt wieder) auch nicht jeden Jazz aufzwingen.

Natürlich weiß er das alles. Man darf sich sogar vorstellen, dass der Trompeter, der inzwischen einen Teil des Jahres in Los Angeles lebt, oft darüber nachgrübelt. "Entweder macht man Musik, die keiner hören will, oder man macht gleich Fahrstuhlmusik", sagt er. "Mit diesen beiden Extremen arbeiten wir in Deutschland. Aber ich möchte Publikum mit guter Musik erreichen." Die Experimente, die es im Jazz auch gibt, hat Brönner versucht. Irgendwo liegt auf einer Festplatte eine House-Platte von ihm, die niemand kennt. Sie war ihm nicht gut genug, also warf er sie weg. Er spricht viel und besonnen und überzeugend. Etwa: "Nur hip und kompromisslos spielen und trotzdem zu vielen Menschen durchdringen, das gibt es nicht." Das alles klingt so schlüssig, dass man nach einem Tee mit ihm nicht mehr glaubt, irgendwo im System könnte ein Fehler stecken.

Er ist aber da, und er ist fröhlich. Am Schluss seines Albums spielt Brönner den Song "Happy" von Pharrell Williams, ursprünglich ja die Filmmusik aus "Ich, einfach unverbesserlich 2". Das wird phantastisch mitreißender Funk-Jazz, da stimmt wieder alles, die heißen Bläsersätze, das coole Rhodes-Piano, Brönners Trompete ist nicht aufzuhalten vor Energie. Als würde er mit der Musik noch einmal alle Melancholie wegpusten wollen, um zu sagen: Wow, es ist ja doch alles herrlich. Natürlich ist es das. Offenbar war da aber viel noch zu bewältigen vorher, eine ganze Platte lang.

THOMAS LINDEMANN

Till Brönner: "The Movie Album" (Universal)

Daniel Hope: "Escape to Paradise" (Deutsche Grammophon)

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