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Waren Sie schon einmal in Japan?
Wenn ja, haben Sie das sicher auch erlebt: Egal, wie gut man sich vorbereitet hat, wird man unweigerlich in eine Fülle von Fettnäpfchen treten. Dass die Höflichkeit der Japaner_innen gebietet, darüber hinwegzusehen, macht es noch peinlicher. Da hilft nur eins: Sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Dann entdeckt man eine Welt, die noch viel fremder und faszinierender ist, als man sich vorstellen kann.
Kunst und Humor - eine unterschätzte Mischung
Die Französin Catherine Meurisse lebte und arbeitete 4 Monate als Artist in Residence in der Villa Kujoyama
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Produktbeschreibung
Waren Sie schon einmal in Japan?

Wenn ja, haben Sie das sicher auch erlebt: Egal, wie gut man sich vorbereitet hat, wird man unweigerlich in eine Fülle von Fettnäpfchen treten. Dass die Höflichkeit der Japaner_innen gebietet, darüber hinwegzusehen, macht es noch peinlicher. Da hilft nur eins: Sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Dann entdeckt man eine Welt, die noch viel fremder und faszinierender ist, als man sich vorstellen kann.

Kunst und Humor - eine unterschätzte Mischung

Die Französin Catherine Meurisse lebte und arbeitete 4 Monate als Artist in Residence in der Villa Kujoyama in Kyoto. Wer ihre Graphic Novels "Die Leichtigkeit" und "Weites Land" kennt, weiß, dass es niemandem so gut gelingt wie ihr Hochkultur und Komik so zu verbinden, dass es ganz einfach und selbstverständlich scheint.
Autorenporträt
Catherine Meurisse studierte Französisch und Literatur in Poitiers und anschließend Illustration - zunächst an der Estielle Schule in Paris und später an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs. Seit 2001 arbeitete sie für das Satiremagazin "Charlie Hebdo", wo sie von 2005 bis zum Attentat 2015 Teil der Redaktion war. Sie veröffentlichte Karikaturen und Zeichnungen in Le Nouvel Observateur, Libération und weiteren Zeitschriften und illustrierte Kinderbücher. Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Comics für Kinder und Erwachsene. Im Januar 2020 wurde sie als allererste Comiczeichnerin in die Académie des Beaux-Arts Sektion Malerei gewählt, wo sie aktuell auch das einzige weibliche Mitglied ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2022

Ein Haiku zur Beruhigung
Kann Japans Landschaft Traumata bewältigen? Catherine Meurisses Graphic Novel „Nami und das Meer“
Man bemüht sich, man spricht leise, macht weniger raumgreifende Handbewegungen, nimmt alles, was einem angeboten wird, immer mit zwei Händen und betoniert sich ein sanftes Lächeln ins Gesicht – allein: In Japan als Westlerin nicht unangenehm aufzufallen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Schon die eigene Statur wirkt zu grobschlächtig in diesem Land der sanften Töne, wo selbst 160 Kilogramm schwere Sumo-Ringer es schaffen, anmutig auf ihren Holzsandalen zu balancieren.
Exakt diesen Zwiespalt schafft es Catherine Meurisse in ihrer neuen Graphic Novel „Nami und das Meer“ darzustellen. Denn während sie die japanischen Landschaften, die zerklüfteten Meeresfelsen, sanfte Bergrücken und sattgrüne Wälder geradezu altmeisterlich darstellt, lässt sie ihre Heldin, eine französische Zeichnerin mit leerem Skizzenblock und großen Augen in Japan immer wieder unbekümmert über den feingesponnenen Verhaltenskodex stolpern.
„Meines Erachtens kann kein Westler Haikus verstehen oder erschaffen. Sie vermögen es nicht“, kommentiert anfangs etwas schmallippig ein älterer japanischer Maler die Begeisterung der französischen Zeichnerin für die traditionelle Gedichtform des Landes und begibt sich dann doch mit ihr auf eine märchenhafte Suche nach Inspiration in der Natur. Die jüngere Frau, im Land der Trippelschritte und leisen Schläppchen stets in Jeans und mit schweren Bergschuhen gekleidet, lässt sich von der Bemerkung des Malers nicht in ihrer Faszination für „die Mysterien“ seines Landes beirren. Wobei die Zeichnerin, unschwer zu erkennen als die 42-jährige Catherine Meurisse selbst, die für das Buch mehrere Monate in Kyoto gelebt hat, trotz ihres Enthusiasmus’ sehr genau hinschaut – und hinhört: allein wer das „Schlpp, schlpp, schlpp“ der Hausschuhe einer alten Japanerin liest und dadurch hört, fühlt sich mitten in die einzigartige Geräuschkulisse dieses Landes versetzt.
Das konzentrierte Hinsehen und Festhalten zeichnet das Buch von Catherine Meurisse aus, haben doch schon viele aus dem Westen ihre Japanbegeisterung in Fotobänden, Filmen und Büchern dokumentiert. Den Unterschied macht, wer mehr sieht als das Offensichtlichste (was, zugegeben, in diesem Wunderland auch schon unterhaltsam ist). Zwar gibt es auch in „Nami und das Meer“ die obligatorischen Jokes einer Westeuropäerin, allen voran die Überforderung bei der Bedienung einer vollautomatischen Toilette, die hier im versehentlich ausgelösten Tsunami-Alarm gipfelt. Doch solche Witzchen sind selten. Vielmehr interessiert Meurisse der Umgang der Japaner mit der Natur ihres Landes, der von einem enormen Zwiespalt geprägt ist: Denn während die Natur einerseits essentieller Teil der Identität, Kultur und Religion Japans ist, festgehalten vor allem in den weltbekannten Holzschnitten diverser Künstlergenerationen, muss die Natur hier andererseits fortwährend gewaltsam im Zaum gehalten werden, damit im Land der Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche ein (Über-)Leben überhaupt möglich ist.
Sichtbar wird das im Buch etwa an einer Szene mit einem gigantischen Betonwall, der „wohl vor Erdrutschen und Schlammlawinen“ schützen soll, von der Gruppe der Hobbymaler aber geflissentlich übersehen wird, weswegen sie auf ihren Bildern nur unberührte Natur festhalten. Während die Westeuropäerin darin traurige Zensur erkennt, empfindet die Gruppe der Maler das als „Natsukashii“, die japanische Variante von Nostalgie, die so viel bedeutet wie die „schönen Erinnerungen, die man mit Freunden heraufbeschwört“.
Immer wieder erinnern Meurisses Landschaftsdarstellungen an Hokusais berühmte Holzschnitte. Aber auch wenn die Motive im Buch die Auseinandersetzung der französischen Zeichnerin mit dem berühmtesten Künstler Japans sichtbar machen, so ist es doch immer auch ihr eigener Blick auf die „vertraute Fremdheit“ dieses Landes. Und nicht selten, wird er von herrlichem Witz durchbrochen: „Ein Haiku! Machen Sie ein Haiku! Das beruhigt!“ ruft die Zeichnerin dem verzweifelten Maler durch die papierne Trennwand zu, als er mal wieder an seiner Inspirationsblockade leidet. Hier blitzt das frühere Leben der Zeichnerin auf, hat sie doch zehn Jahre lang für das französische Satiremagazin Charlie Hebdo gearbeitet. Dem brutalen Anschlag entkam sie nur, weil sie an dem verhängnisvollen Tag verschlief und zu spät auf dem Weg zur Redaktionskonferenz war. Ihre Bücher, die seitdem entstanden sind, haben sich immer wieder mit Natur beschäftigt, und dem was der Mensch darin sieht, auch und gerade als Hilfe nach dem traumatischen Erlebnis. Die japanische Landschaft liefert dieser kongenialen Beobachterin nun die passenden Motive, um diese Auseinandersetzung fortzuführen.
LAURA WEISSMÜLLER
Die japanische Variante von
Nostalgie: Erinnerungen, die man
mit Freunden heraufbeschwört
Lieber unberührt, aber dann doch manchmal durchzogen von Monumenten gegen die Naturgewalt: Japan im Comic von Catherine Meurisse.
Foto: C.Meurisse/Carlsen
Catherine Meurisse: Nami und das Meer. Graphic Novel. Koloriert von Isabelle Merlet. Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock.
Carlsen, Hamburg 2022, 128 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Ralph Trommer staunt über Catherine Meurisses unverkrampfte Erkundungstour der japanischen Natur und Kultur. In ihrer neuen Graphic Novel schickt die Charlie-Hebdo-Karikaturistin, die den Anschlag 2015 Trommer zufolge nur knapp überlebte, ihr Alter Ego nach Japan, wo die Figur verschiedenen Menschen und Tieren begegnet, die zum Teil an alte japanische Sagen und Fabelwesen angelehnt sind - so zum Beispiel das sprechende Tanuki, das der unerfahrenen Zeichnerin viel über Japan und die Zeichenkunst erklärt. Wie Meurisse in "spielerischem" Wechsel zwischen einem realistischen und einem fantastischen Modus eine Begegnung von Ost und West inszeniert, findet Trommer in seiner Leichtigkeit bewundernswert - kein angestrengtes Einarbeiten in die Materie, sondern ein "zwangloser Schnupperkurs", lobt er. Neben den gewohnt karikierenden Figurenzeichnungen gefallen ihm dieses Mal vor allem Meurisses Hintergrundbilder der "berückend" schönen japanischen Landschaft, die die Zeichnerin mit "feinster Aquarelltechnik" einfange - hier gelinge ihr eine Hommage an die alte japanische Kunst der Farbholzschnitte, schwärmt der Kritiker.

© Perlentaucher Medien GmbH
"[...] mit viel Sinn für Situationskomik und ihrem typischen eleganten Strich." Barbara Buchholz Der Tagesspiegel 20221213