19,99 €
Statt 25,00 €**
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
19,99 €
Statt 25,00 €**
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
Statt 25,00 €****
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
Statt 25,00 €****
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
  • Format: ePub

Der neue Roman des japanischen Nobelpreisträgers Ein großes Lebensrätsel treibt Kenzaburô Ôe seit Jahrzehnten um: der mysteriöse Tod seines Vaters, der im Sommer 1945 während eines mächtigen Sturms in ein Boot stieg und im Fluss unter ungeklärten Umständen umkam. In seinem Roman schickt Ôe sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, in sein japanisches Heimatdorf. In einem geheimnisvollen roten Lederkoffer lagern Dokumente, die ihm dabei helfen sollen, die Geschichte des Vaters zu verstehen und endlich aufzuschreiben. »Der nasse Tod« ist ein meditativer Roman über die Beziehung zum Vater,…mehr

  • Geräte: eReader
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 1.23MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Der neue Roman des japanischen Nobelpreisträgers Ein großes Lebensrätsel treibt Kenzaburô Ôe seit Jahrzehnten um: der mysteriöse Tod seines Vaters, der im Sommer 1945 während eines mächtigen Sturms in ein Boot stieg und im Fluss unter ungeklärten Umständen umkam. In seinem Roman schickt Ôe sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, in sein japanisches Heimatdorf. In einem geheimnisvollen roten Lederkoffer lagern Dokumente, die ihm dabei helfen sollen, die Geschichte des Vaters zu verstehen und endlich aufzuschreiben. »Der nasse Tod« ist ein meditativer Roman über die Beziehung zum Vater, über sein Vermächtnis, über Sterblichkeit und Erinnerung - und darüber, wie das Geschichtenerzählen heilen kann.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Kenzaburô Ôe, geboren 1935 auf der Insel Shikoku, Romanistik-Studium an der Tokyo University mit einer Abschlussarbeit über Sartre. Er schrieb Essays, Geschichten und Romane. Mit 23 Jahren erhielt Ôe den renommierten Akutagawa-Preis, es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen - darunter 1994 der Nobelpreis für Literatur. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen die Romane »Reißt die Knospen ab...«, »Der stumme Schrei«, »Stille Tage« und »Sayonara, meine Bücher«. In »Tagame. Berlin-Tokyo« schreibt er über seine Zeit als S. Fischer Gastprofessor in Berlin; in »Der nasse Tod« spricht er über das Trauma seines Lebens: der Tod seines Vaters 1944. Über das Zusammenleben mit seinem Sohn Hikari, der mit einer Schädelanomalie geboren wurde, berichtet er in »Licht scheint auf mein Dach. Geschichte meiner Familie«. Bis zu seinem Tod am 3. März 2023 lebte Ôe in Tokyo. Nora Bierich, 1958 geboren, hat Philosophie und Japanologie studiert, übersetzt aus dem Japanischen und lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.10.2018

Am Ende gewinnt immer der Wald
In „Der nasse Tod“ blickt der Literaturnobelpreisträger Kenzaburō Ōe auf das Leben seines Alter Ego zurück
Dem japanischen Literaturnobelpreisträger Kenzaburō Ōe wird gern nachgesagt,er kultiviere in seinem Spätwerk die gehobene Langeweile. Und auch in seinem neuen Roman „Der nasse Tod“ tut er wenig, um diesem Eindruck entgegenzuwirken. Die äußere Handlung ist marginal, die innere Beteiligung des Ich-Erzählers überschaubar, die Sprache so abgeklärt, dass sie hinter den Dingen, die sie beschreibt, zurückzutreten scheint.
Und so wirkt es nur folgerichtig, dass der Protagonist in der „Der nasse Tod“ – ein alter Schriftsteller namens Kogito Chōkō, der bereits seit mehreren Romanen als Ōes Alter Ego dient – einmal von einem jungen Leser gefragt wird: „Werden Ihre Romane noch als richtige Romane wahrgenommen?“ Gute Frage. Sie führt direkt in das Zentrum des Romans, in dem Ōe die perfekte Ausgangslage schafft, um einen Roman zu schreiben, der kein Roman sein will: Ein alter Schriftsteller will sein finales Werk namens „Der nasse Tod“ schreiben – und scheitert. Im Zentrum des Romans von Kenzaburō Ōe steht also ein Roman von Kogito Chōkō über Leben und Tod seines Vaters. Die erste Szene hat er schon, seit einem halben Jahrhundert durchlebt er sie selbst in seinen Träumen immer wieder aufs Neue: Im Jahr der Kapitulation steigt er nachts in den Fluss seines Heimatortes und will in das Boot springen, in dem sein Vater sitzt, doch das Boot wird von der Strömung fortgerissen. Später wird der Leichnam des Vaters mitsamt eines roten Koffers an Land gespült. Vor seinem Tod traf er angeblich Offiziere, die einen Aufstand planten.
Wieso aber ist er überhaupt aufs Hochwasser hinausgefahren? War es ein Auftrag? Eine Flucht? Gar Selbstmord? Das ist die Frage, auf die Chōkō eine Antwort finden will in seinem Roman, dessen Form sich an T.S. Elliots „The Waste Land“ anlehnt: „Ein Meeresstrom / Nahm flüsternd seine Knochen. Wie er stieg und sank, / Ging er durch die Lebensstufen, jung und alt, / In den Strudel ein.“ Während sein Vater im Wasser treibt, blickt er auf sein Leben zurück.
Jetzt scheint die Zeit dieses Romans, den Chōkō sein Leben lang schreiben wollte, sein Opus magnum, endlich gekommen zu sein. In seinem Heimatdorf wartet der väterliche rote Koffer auf ihn. Allein, die erhofften Briefe und Tagebücher seines Vaters sind verschwunden; seine Mutter hat sie verbrannt und ihm ein Tonband zurückgelassen, auf dem sie mit altersschwacher Stimme offenbart, dass sein Vater aus Angst geflohen sei und dabei zu Tode kam. Die Hoffnung auf sein literarisches Vermächtnis ist zerschlagen; das Bild seines Vaters, den er „fast bis zur Verzweiflung geliebt“ hat, ist zerstört.
In der für Kenzaburō Ōe typischen Weise präsentiert sich „Der nasse Tod“ als eine Form der Autofiktion: Zwar ähnelt Kogito Chōkō seinem Autor in Lebenssituation und Werkgeschichte, doch bleibt er eine fiktionale Gestalt, die sich nicht auf biografische Bruchstücke reduzieren lässt. Nun wäre Ōe nicht Ōe, wenn „Der nasse Tod“ hier enden würde. Der Roman, 2009 im Original erschienen, ist ein Vermächtnis – ein Buch der letzten Dinge. Noch einmal verhandelt der Pazifist und Atomkraftgegner die prägenden Themen seines Schaffens – den japanischen Nationalismus und Kaiserkult, die Marginalisierten der Macht, die mythische Waldwelt seiner Heimat auf Shikoku – und verwebt sie in einer Engführung persönlicher und kollektiver Traumata.
Ōes Œuvre ist über die Dekaden zu einem selbstreferenziellen Kosmos geworden, den jedes neue Werk mit einer Vielzahl an Verweisen ausbaut. Ōe beginnt die Arbeit an jedem neuen Werk, indem er das Thema eines alten wieder aufgreift. Diesmal sind es besonders Motive aus den Romanen „Der stumme Schrei“, „Spiel der Zeitgenossenschaft“ und „Der Tag, an dem Er selbst mir die Tränen abgewischt“, die, teils historisch, teils mythisch, um Formen des Widerstands kreisen.
Um den ausführlichen Reflexionen des eigenen Werkes eine Form zu geben, taucht in „Der nasse Tod“ eine avantgardistische Theatergruppe auf, die Chōkōs Werke, die in Namen und Inhalt Ōes gleichen, adaptiert. Wie Ōe in „Der nasse Tod“ zudem scheinbar en passant Motive der japanischen Literaturgeschichte streift, um sie zweihundert Seiten später in der eigenen Geschichte auszuagieren, zeigt seine ganze intertextuelle Finesse.
So feinmaschig die Motive auch verknüpft sind, so sehr ist „Der nasse Tod“ aber ein Buch des Verschwindens. Es ist nicht allein die Herrschaft über sein Werk, die Chōkō durch das Scheitern des Romanprojekts verliert. Nach und nach entgleitet ihm auch die Autorschaft über sein eigenes Leben. Schleichend verstummt Chōkōs Erzählstimme, der Roman ist ein Prozess der fortschreitenden Entmündigung. Es sind die Stimmen der anderen Figuren, die den Roman in ausufernden Monologen, besprochenen Kassetten und 30 Seiten langen Briefen voranbringen und so den Ich-Erzähler geradezu zum Kurator seiner eigenen Geschichte werden lassen.
Zu ihnen gehört auch die Stimme von Daiō, der als Jugendlicher das nationalistische Dōjō besuchte, in dem Chōkōs Vater gegen Kriegsende mit den Offizieren zusammenkam. Chōkō hat sich da schon als intertextueller Spurenleser der Geschichte seines Vaters angenähert. Er weiß mittlerweile, dass sich im roten Koffer die mythologische Studie „Der goldene Zweig“ des schottischen Anthropologen James George Frazer befand. Frazer beschreibt darin ein Reinkarnationskonzept, nach dem ein Menschengott bei ersten Anzeichen der Schwäche zu töten sei, um seine Kraft auf den Nachfolger zu übertragen. Und tatsächlich, so erfährt Chōkō von Daiō, hatte sein Vater wohl mit den Offizieren geplant, ein Kamikaze-Flugzeug in das Zentrum der kaiserlichen Hauptstadt zu stürzen. Doch als diese dafür eine Stelle des Waldes, die in den lokalen Mythen heilig ist, für die Zwischenlandung des Flugzeugs roden wollten, widersetzte sich sein Vater dem Plan und fuhr auf das Hochwasser hinaus. Die Waldwelt widerstand dem Tennō-Kult.
Und so löst Kenzaburō Ōe ein, woran sein Alter Ego scheitert: der Tod des Vaters wird literarisch aufgeklärt. Dass das Buch dabei zugleich seine Leser nachempfinden lässt, was es heißt, wenn das Erzählen sich nicht mehr seines Stoffes bemächtigen kann, ist das besondere Kunststück dieses Romans.
JONAS LAGES
Kenzaburō Ōe: Der nasse Tod. Roman über meinen Vater. Roman. Aus dem Japanischen von Nora Bierich. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018. 432 Seiten, 25 Euro.
Der Roman ist
ein Vermächtnis, ein Buch
der letzten Dinge
Der Mythos siegt,
die Waldwelt widersteht
dem Tennō-Kult
Pazifist, Atomkraftgegner, Meister der Selbstreferenzialität und Literaturnobelpreisträger: der japanische Schriftsteller Kenzaburō Ōe
Foto: Jeff Pachoud
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2018

König Lear in den Wäldern seiner Kindheit
Kenzaburo Oe erzählt in seinem Alterswerk "Der nasse Tod" die Geschichte seiner Familie als Geschichte Japans

Der Künstler ist alt geworden. Er hat manches erreicht in seinem Leben, viele Bücher geschrieben, Ruhm geerntet und Auszeichnungen erhalten. Aber all das ist lange her. Wird er überhaupt noch gelesen? Oder ist die Zeit längst über ihn hinweggegangen? Zwar scheint die Welt noch zu wissen, wer er einmal war, aber er weiß noch immer nicht, wer er wirklich ist. Um es herauszufinden, müsste er die Rätsel seiner Kindheit lösen. Sie sind auf obskure Weise mit der Geschichte Japans und der militaristischen Vergangenheit des Landes verknüpft.

Kenzaburo Oe, 1935 in einem kleinen Dorf in den Wäldern der Insel Shikoku geboren und 1994 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, ist ein leidender Landvermesser der eigenen Seele, ein verzagter, aber nie aufgebender Höhlenforscher seiner selbst. Seine mühsam erarbeiteten Befunde stellt er stets unter den Verdacht der Vorläufigkeit. Wie gut können wir uns kennen? Flüchtig. Wie viel wollen wir wirklich über uns wissen? Alles, was wir ertragen.

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges hat sich der Vater unter mysteriösen Umständen das Leben genommen. Er war an einer Verschwörung ultranationalistischer Offiziere beteiligt. Der Aufstand kam jedoch nicht zustande, und der Vater, ein Mann von fünfzig Jahren, bestieg ein Ruderboot, um nicht zurückzukehren. Der glühende Nationalist, der die Niederlage Japans nicht ertragen wollte, wählte den "nassen Tod", wie es bei T. S. Eliot heißt, von dem Oe den Titel seines Romans entliehen hat. Wollte der Vater seinen damals zehnjährigen Sohn womöglich mit in den Tod nehmen, um ihm die doppelte Schande - der Niederlage und der Vaterlosigkeit - zu ersparen? Hat nur eine Verkettung von Zufällen dem Jungen das Leben gerettet, oder hat er den Vater nicht doch in letzter Sekunde im Stich gelassen, also Schuld auf sich geladen?

Die Hinterlassenschaft des Vaters wird in einem roten Koffer verwahrt, den die Frauen der Familie über Jahrzehnte hüten. Eines Tages wird der Sohn ihn erhalten. Wer weiß, so die Mutter bei einer Familienfeier, vielleicht werde ihr Sohn später einmal zum Schriftsteller: "In dem roten Lederkoffer ist ja jede Menge Stoff für einen Roman." Die Verwandten lachen.

Ein halbes Jahrhundert liegt zwischen den Worten der Mutter und dem Tag, an dem der Sohn den Koffer, der ihm längst zur Legende wie zum Fetisch geworden ist, endlich in Händen hält. Auch die Mutter ist nun tot, die von ihr verfügte zehnjährige Frist verstrichen. Jetzt kann der alte Schriftsteller den Inhalt des roten Koffers zu einem letzten großen Roman über seinen Vater verarbeiten. Für dieses Alterswerk, den Abschluss seines literarischen Schaffens, mit dem der Autor in seine Kindheit zurückkehrt, fährt der Schriftsteller Kogito Choko, das schon in früheren Romanen etablierte alter ego Kenzaburo Oes, zurück in die Wälder, die er als junger Mann verlassen hatte.

Aber der Koffer enthält nur nichtssagende Aufzeichnungen und einige Bücher, darunter "The Golden Bough", die Studie des schottischen Anthropologen James George Frazer über "Magie und Religion". Als Choko erkennen muss, dass er den geplanten Roman nun nie mehr wird schreiben können, stürzt er in eine schwere Krise, die sich immer weiter zuspitzt: Seine Frau muss wegen einer Krebserkrankung ins Hospital, er selbst leidet unter schweren Schwindelattacken und Konzentrationsstörungen, Hikari, sein geistig behinderter Sohn, dem Oe bereits mehrere Bücher gewidmet hat, wendet sich nach einer geradezu unverzeihlichen väterlichen Entgleisung von ihm ab. Überdies macht ihm seine sich spät emanzipierende Schwester zu schaffen, die ihn in die Fänge einer avantgardistischen Theatertruppe getrieben hat, die seine Werke für die Bühne adaptieren will. Der alte Mann fühlt sich geschmeichelt, aber die Begegnung mit dem künstlerischen Kopf der Truppe, der attraktiven und kompromisslosen Feministin Unaico, konfrontiert ihn mit weiteren Problemen, denn auch Unaicos Familiengeschichte birgt dunkle Geheimnisse. Nun geht es um die Rolle der Frau in Japan, um Unterdrückung und Vergewaltigungen.

Es ist unmöglich, all die kleinen Bewegungen und langen Umwege, all die ausführlichen Exkurse und winzigen Details zu beschreiben, mit denen Oe auf den 430 Seiten dieses Buches sein Ziel verfolgt: einen Roman zu schreiben, der zutiefst persönlich ist und allgemein menschlich, intim und politisch zugleich. Man kann, so Oes unausgesprochene These, die Geschichte seiner Familie nicht verstehen, ohne die politische Geschichte Japans zu kennen. Und man kann weder das frühere noch das heutige Japan begreifen, ohne die Geschichten aller japanischen Familien zu kennen. So ist es oft bei diesem Autor: Er beginnt im Kleinen und greift unmerklich aus, nach und nach, immer weiter und weiter. Ein seltsames Aufeinandertreffen von großer Bescheidenheit und einem maximalen Anspruch auf Wahrhaftigkeit hat Oe zu einem Stil geführt, der Vorgänge größter Komplexität in einer Sprache von oft geradezu verstörend wirkender Schlichtheit beschreibt. Oe hat immer schon Dialoge geschrieben, die so spröde sind, dass man beim Umblättern der Seiten fürchtet, sie würden zerbröseln wie welkes Laub. Jetzt schürt er solche Befürchtungen noch, indem er derartige Dialoge über Seiten hinweg in indirekter Rede wiedergibt, als Botenberichte nämlich, wie sie Kogitos Schwester Asa ihrem Bruder regelmäßig in Briefform schickt.

Asas Briefe, ihre Wiedergabe von Telefongesprächen, Perspektiv- und Tempuswechsel, längere, meist wie die Briefpassagen kursiv gedruckte Auszüge aus Theaterstücken und Drehbüchern - all das sorgt zwar für formale Abwechslung, ändert aber kaum etwas daran, dass auch "Der nasse Tod" zu jenen Romanen Oes gehört, die den Eindruck machen, sie hätten einen Stock verschluckt.

Offenbar will ihr Autor es nicht anders. "Werden Ihre Romane noch als richtige Romane wahrgenommen?", lautet die Frage, mit der Oe in seinem Roman, der kein "richtiger" Roman sein will, sein alter ego, das nicht weiß, ob es noch ein "richtiger" Schriftsteller sein kann, konfrontiert. Gestellt wird sie von einem Bewunderer des Künstlers, allerdings einem recht freimütigen.

In "Der nasse Tod", im Original 2009 erschienen, beschreibt sich Oe als "Deprikloß" und "armseligen Alten", als lebensmürben Lear in den mythischen Wäldern seiner Heimatinsel, der seinen Narren, das Geistwesen Kogii, das ihn in der Kindheit begleitet hat, allzu früh entbehren musste. Nun muss er den Narren eben selbst spielen. Denn wahre Künstler sind, wie Oe seinen Freund Edward Said zitiert, "im Alter keineswegs gereift oder versöhnt, sondern gehen umgekehrt in ihrem Spätwerk den Dingen erst auf den Grund. Manchmal werden sie sogar von Katastrophen heimgesucht."

HUBERT SPIEGEL.

Kenzaburo Oe: "Der nasse Tod". Roman über meinen Vater.

Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 432 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Wenn man sich darauf einlässt, dann merkt man, wie kunstvoll Kenzaburo Ôe seinen Abschied vom Roman hier zelebriert. Ruth Fühner Hessischer Rundfunk 20181116