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Ein neuer Fall für Kommissar Proteo Laurenti: Seit beim Gipfeltreffen des deutschen Bundeskanzlers mit Berlusconi ein nackter Mann von der Limousine des Staatsgasts überfahren wurde, spielt Triest verrückt. Jeder verdächtigt jeden, sogar Laurenti gerät ins Fadenkreuz. Als dann noch der Arzt einer exklusiven Beauty-Klinik auf brutale Weise ermordet wird, spitzt sich die Lage zu. Laurenti muss ein übles Geflecht aus Protektion, Korruption, Denunziation, Mord und Totschlag auseinander nehmen, um zum Kern der Gewalt vorzudringen. In der Beauty-Klinik scheinen alle Fäden zusammenzulaufen ...

Produktbeschreibung
Ein neuer Fall für Kommissar Proteo Laurenti: Seit beim Gipfeltreffen des deutschen Bundeskanzlers mit Berlusconi ein nackter Mann von der Limousine des Staatsgasts überfahren wurde, spielt Triest verrückt. Jeder verdächtigt jeden, sogar Laurenti gerät ins Fadenkreuz. Als dann noch der Arzt einer exklusiven Beauty-Klinik auf brutale Weise ermordet wird, spitzt sich die Lage zu. Laurenti muss ein übles Geflecht aus Protektion, Korruption, Denunziation, Mord und Totschlag auseinander nehmen, um zum Kern der Gewalt vorzudringen. In der Beauty-Klinik scheinen alle Fäden zusammenzulaufen ...
Autorenporträt
Heinichen, VeitVeit Heinichen geboren 1957, arbeitete als Buchhändler und für verschiedene Verlage. 1994 war er Mitbegründer des Berlin Verlags. Seine Proteo-Laurenti-Krimis wurden mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet und für die ARD verfilmt. Heute lebt er in Triest.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2003

Es kommen wieder bessere Zeiten
Bösewichter im Zwielicht: Veit Heinichens bravouröser Triest-Krimi

Im italienischen Kommissariat der internationalen Krimi-Mordkommission deckt Proteo Laurenti den kargen und fernen Nordosten ab. Anders als der kantenfreie Familienmensch Brunetti in Donna Leons Phantasie-Venedig und der sizilianische Macho Montalbano von Andrea Camilleri ist Laurenti, Vizequestore der Triestiner Polizei, ein Mann an der Grenze. Das gilt natürlich zuvörderst für seine faszinierende Stadt, die eingezwängt zwischen Adria und Karst förmlich auf dem Zaun zwischen Italien und Slowenien liegt und dem Comissario bereits zwei Romane lang genug Sorgen mit Menschen-, Waffen- und Drogenhandel der Adria-Connection machte.

Zudem erweist sich Laurenti auch in diesem dritten Krimi als grenzwertiger Hasardeur, der die Liebe zu seiner blonden Schönheit Laura durch eine Affäre mit einer attraktiven kroatischen Staatsanwältin aus dem istrischen Pula aufs Spiel setzt, es sich durch Unkonventionalität und Brüskheit mit Vorgesetzten, Untergebenen und Politikern mächtig verdirbt. Und steht nicht auch der Autor dieser Triest-Krimis selbst auf der Grenze? Veit Heinichen, der aus dem deutschen Verlagswesen auf den Karst umzog und seit 1999 die Charakteristika seiner Wahlheimat so liebevoll wie unerbittlich beobachtet, ist Ausländer und Innenstädter gleichermaßen.

Denn Triest liegt vielleicht am äußersten Rand Italiens, doch ist es keine italienische Stadt. Mit einer starken slowenischen Minderheit, geprägt vom Vielvölkergemisch, einer einstmals starken jüdischen Minderheit und der beeindruckenden architektonischen Hinterlassenschaft des Habsburgerreiches wurde es zu einer uniquen Kombination von untergegangener Weltstadt und vegetierendem Randgebiet. Dergleichen Antagonismen und Apokalypsen haben immer schon Literaten angeregt, in Triest immerhin Leute vom Rang eines Svevo, Joyce, Däubler, aber auch auffallend häufig modernere italienische Autoren wie Saba, Tomizza, Bettiza, Rumiz (der im Roman versteckt auftritt) und vor allem Claudio Magris.

"Tod auf der Warteliste" ist denn auch wie die vorhergehenden Abenteuer Proteo Laurentis gespickt mit Anspielungen auf die geistige Geschichte, auf die literaturgesättigte Stimmung des mitteleuropäischen Triest. Hinzu kommen kenntnisreiche Küchentests dieser slawisch-romanischen Grenzküche, aufgewertet durch die feintrockenen Tropfen vom Karst, die den Triestinern förmlich in die Vorgärten wuchern. Heinichen kennt und genießt das alles und wird dadurch zu einem großartigen Vermittler italienischer Lebensart weitab von Adria-Strandgegröle, aber auch von Toskana-Teutonismus.

Man kann diesen Krimi natürlich auch einfach nur als Krimi lesen, als eine höchst professionell und spannend erzählte Geschichte um skrupellose Mediziner, die aus Geldgier in ihrer exklusiven Schönheitsklinik illegale Organtransplantationen vornehmen und dabei rumänische Nierenspender übers Skalpell springen lassen. Auf der Warteliste der vor sich hin siechenden Festungsbewohner in Europa stehen die Organe verzweifelter Habenichtse aus dem riesigen Armutsgürtel, der schon bald östlich von Triest beginnt.

Eindrucksvoll gelingt es Heinichen auch, das gewandelte Binnenklima in Berlusconis Italien aufscheinen zu lassen, ohne den Medienzar - der am Rande persönlich auftritt - zu dämonisieren. Im Gegenteil, durch die Volte, ein Opfer beim Staatsbesuch unter der gepanzerten Limousine des deutschen Kanzlers enden zu lassen, gibt Heinichen avant la lettre seinen ironischen Kommentar zu den aktuellen deutsch-italienischen Verstrickungen ab. Berlusconi reist ab, der Medienrummel verebbt, aber die banaleren und zugleich härteren Probleme bleiben. Denn mit dem Sieg der exfaschistischen "Alleanza nazionale" haben ausgerechnet in der Europa- und Vielvölkerstadt Triest engherzige Nationalisten, Sprachreiniger, Grenzverriegler, Revanchisten und Kulturfeinde die Macht übernommen. Die meisten aberwitzigen Episödchen solcher unguter Entwicklungen - inzwischen etwas relativiert durch den Regionalwahlsieg des linken Kaffeemagnaten Illy - hat Heinichen der Realität oder gleich dem Lokalblatt "Piccolo" entnommen: die Zensur erotischer Fotos in einer Galerie, die Entfernung zweisprachiger Schilder im Grenzgebiet, die Aufstellung von Faschistendenkmälern, um nur einige zu nennen.

So ist es die im Ausland unbemerkbare Dominanz des großen Geldes, die Chuzpe einer neuen Klasse, sich über Staat, Recht und Gesetz hinwegzusetzen und statt dessen politischen Klientelismus einzusetzen, die den Alltag in der unheiligen Berlusconi-Zeit gerade auch in der Provinz bestimmen. Eine eigentlich ideale Epoche für Kriminalautoren, was vielleicht den Boom italienischer Kommissare zwischen deutschen Buchdeckeln erklären hilft. Heinichen hat hierbei den besonderen Ritterschlag erhalten, daß sein erster Laurenti-Roman nun sogar auf italienisch vorliegt.

"Es kommen auch wieder bessere Zeiten": Solche Tröstungen innerhalb der Aufrechten im gelähmten Justiz- und Polizeiapparat hat man auch als Leser bitter nötig angesichts der Blockade der Ermittlungen durch Oligarchen, deren korrupte Anwälte und die rabiate Balkanmafia, die naturgemäß in Triest ebenfalls schwer am Werke ist. Auch Viktor Drakic, verstümmelt entkommener Mörder und Erzbösewicht des ersten Heinichen-Krimis, läuft uns wieder über den Weg; diesmal, soviel sei verraten, kann er auf einem Leihpferd über die slowenische Grenze entkommen.

Wie überhaupt, das sei der einzige Kritikpunkt, die Bösewichter in einem merkwürdigen Zwielicht zwischen Sühne und Unrecht verbleiben. Daß am Ende - außer einem Operateur, den der Mann einer tödlich ausgeweideten Organspenderin kastriert - keinem der Mörder unausweichlich die Vergeltung, vielleicht nicht einmal eine juristische Strafe droht, mag jedoch Heinichens Absicht gewesen sein. Während die Laufbahn unseres so sympathischen Kommissars Laurenti sich außer in seiner Liebesaffäre in einer Dienstaufsichtsbeschwerde zu verheddern droht, sieht man die Bösewichter feixend davonkommen. Auch das eine Anleihe bei der juristischen und parlamentarischen Wirklichkeit des heutigen Italien?

DIRK SCHÜMER

Veit Heinichen: "Tod auf der Warteliste". Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien/München 2003. 336 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In allerhöchsten Tönen lobt Rezensent Dirk Schümer diesen dritten Proteo-Laurenti-Krimi. Man könne ihn einfach nur als Krimi lesen, "als eine höchst professionell und spannend erzählte Geschichte um skrupellose Mediziner, die aus Geldgier in ihrer exklusiven Schönheitsklinik illegale Organtransplantationen vornehmen", schreibt der Rezensent. Eindrucksvoll gelinge es dem Autor auch, das "gewandelte Binnenklima in Berlusconis Italien aufscheinen zu lassen" und zur Freude des Rezensenten gibt Autor Veit Heinichen in einer der vielen "aberwitzigen Episödchen" des Romans sogar einen ironischen Kommentar zu den aktuellen deutsch-italienischen Verstrickungen ab. Manches Detail fand er auch der Realität oder dem Triester Lokalblatt "Piccolo" entnommen, was jedoch seine Hochstimmung keinen Moment lang trügt. Denn seine besondere Würze erhält das Buch, wie wir lesen, weil die Abenteuer gespickt sind mit Anspielungen auf die geistige Geschichte, auf die "literaturgesättigte Stimmung des mitteleuropäischen Triest, das schon im Werk so bedeutender Autoren wie Joyce, Svevo, Däubler oder Claudio Magris eine Rolle spielt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Heinichens Krimis überzeugen, mit ihrer Härte, ihrem bitteren Realismus, aber auch mit ihrem zynischen Witz." Claudia Toll, NDR kultur, 21.08.03

"In der Reihe der seit Jahren so überaus erfolgreich ermittelnden Regional-Kommissare ist Proteo Laurenti aus Triest einer der kauzig-köstlichsten. ... Heinichen beherrscht sein Krimi-Handwerk mit erfreulicher Professionalität." Der Spiegel, 06.10.03

"Der Autor hat nicht nur Sinn für spannende Plots und das Lokalkolorit des Schmelztiegels Triest; seine Hauptfigur Laurenti ist auch ein sturer, sympathischer Dickschädel, der sich weder von selbstgefälligen Würdenträgern noch von beamteten Wichtigtuern in seine Ermittlungen hineinreden lässt. ... Man kann nur hoffen, dass Veit Heinichen nun möglichst bald den nächsten Laurenti-Roman vorlegt." Peter Münder, Spiegel Special, 01.10.03

"Ein bravouröser Triest-Krimi." Dirk Schümer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.03
"In höchstem Maße spannend, amüsant und liebenswert."
Thomas Meyerhöfer, Bayerischer Rundfunk