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Igiaba Scego trifft mit ihrer Anthologie Dismatria ein Thema, das heute mehr denn je auf tragische Weise aktuell ist. In ihren Texten schreibt sie von der Sehnsucht nach Heimat, von Entwurzelung, von Brüchen der eigenen Identität und den daraus wachsenden Bereicherungen und Verletzungen. Als Europäerin und Afrikanerin, Somalierin und Italienerin schenkt sie ihren Erzählungen mit ironisch-kritischem Blick Glaubwürdigkeit und lässt uns eintauchen in die Problematik und auch den Zauber von Multikulturalität und Migration.In "Dismatria" erzählt die Protagonistin aus der Ich-Perspektive von einem…mehr

Produktbeschreibung
Igiaba Scego trifft mit ihrer Anthologie Dismatria ein Thema, das heute mehr denn je auf tragische Weise aktuell ist. In ihren Texten schreibt sie von der Sehnsucht nach Heimat, von Entwurzelung, von Brüchen der eigenen Identität und den daraus wachsenden Bereicherungen und Verletzungen. Als Europäerin und Afrikanerin, Somalierin und Italienerin schenkt sie ihren Erzählungen mit ironisch-kritischem Blick Glaubwürdigkeit und lässt uns eintauchen in die Problematik und auch den Zauber von Multikulturalität und Migration.In "Dismatria" erzählt die Protagonistin aus der Ich-Perspektive von einem typischen Treffen mit ihrer somalischen Familie, dem Nachmittagstee. Wie immer ist die halbe Großfamilie anwesend, doch heute ist für die Protagonistin alles anders. Heute möchte sie ihrer Familie mitteilen, dass sie ausziehen wird, sich in ihren eigenen vier Wänden in Rom sesshaft machen wird. Und zur moralischen Unterstützung bringt sie ausgerechnet Angelique mit, eine Drag-Queen. Dass es schon allein durch die Präsenz ihrer Freundin zum kulturellen Clash mit ihrer traditionellen Familie kommen wird, ist klar. Humorvoll, einfühlsam und bewegend erzählt Igiaba Scego von dem Prozess des Loslösens und Loslassens von Eltern und Kindern, vom alten Mutterland und dem Finden einer neuen Heimat.Igiaba Scego engagiert sich für die Black Lives Matter Bewegung in Italien. Ihre Stimme wird häufig gefragt, sie tritt in Talkshows und vielen anderen Events auf. Sie ist außerdem als Journalistin Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Martha Kleinhans
Autorenporträt
Igiaba Scego, geboren in Rom, stammt aus einer somalischen Familie. Beherrschendes Thema ihres Werks sind die Problematiken der Migration und der Multikulturalität. Von ihren vielen Büchern sind unter anderem "Roma Negata" (Ediesse 2014), Adua (Giunti 2015) und "Prestami le ali" (Rrose Sélavy 2017) zu erwähnen. Ihr neuester Roman "La linea del colore" ist 2020 bei Bompiani erschienen. Sie arbeitet für die Zeitschriften L¿Espresso und Internazionale und ist Fellow des Center for the Humanities and Social Change der Universität Cä Foscari in Venedig. Sie engagiert sich für die Black Lives Matter Bewegung, für die Aufarbeitung von Geschichte und den Post-Kolonialismus in Italien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Maike Albath lernt in diesem Buch der afroitalienischen Autorin und Aktivistin Igiaba Scego das "diverse Italien" kennen. In dem schmalen Band mit drei kurzen Texten liest die Kritikerin unter anderem von einer somalischen, in Rom lebenden Familie, die nie einen Schrank gekauft hat - weil dies bedeuten würde, man werde bleiben. Die Tochter spielt hingegen mit dem Gedanken, eine Eigentumswohnung zu erwerben, erzählt Albath. Auch in den anderen Texten geht es um Zugehörigkeit und Rassismus, aber auch die verdrängte koloniale Vergangenheit Italiens, klärt die Rezensentin auf und spricht eine klare Leseempfehlung aus.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.12.2020

Somalia existiert
nicht mehr
Igiaba Scego erzählt von einem anderen Italien
Die somalische Familie, um die es hier geht, hat ihre Koffer nie ausgepackt. Dabei ist sie seit Jahrzehnten in Rom zu Hause – oder eben nicht zu Hause. Wenn man einmal einen Schrank besäße, hieße das ja: Wir bleiben hier. Deshalb ist das Wort „Schrank“ in der Familie tabu, deshalb holt sich die Heldin moralischen Beistand, als sie sich entscheidet, eine Eigentumswohnung zu kaufen.
Gemeinsam mit einer Freundin, der absichtlich für diese Mission auserkorenen superdiversen brasilianischen Dragqueen Angelique, will sie ihrer Mutter das Unfassbare nahebringen. Eine Eigentumswohnung ist die Steigerung eines Schrankes. Ein unfassbarer Akt der Auflehnung gegen das erprobte System.
Witzig und selbstironisch vermittelt die afroitalienische Schriftstellerin und Aktivistin Igiaba Scego, 1974 als Tochter somalischer Eltern in Rom geboren, in der Titelgeschichte des schmalen Bandes „Dismatria“ die seelische Lage einer Einwandererfamilie. Obwohl das Somalia, aus dem die Familie in der Erzählung fortging, so längst nicht mehr existiert, wird die Fantasie einer möglichen Rückkehr gehegt, gepflegt und gehätschelt. Sie ist der Kern des Selbstverständnisses.
Die Überzeugung, eigentlich nach Afrika zu gehören, bedeutet aber auch, sich der endgültigen Ankunft zu verweigern. Doch noch schwerer wiegt die Angst, keine Heimat mehr zu besitzen. „Dismatria“ nennt Scego mit einem Neologismus diese Paranoia, „Mutterlandslosigkeit“, was man getrost auch auf Deutsch hätte verwenden können. Die Nabelschnur zu ihrem Herkunftsland sei gekappt worden, was nichts mit der patria, dem Vaterland, zu tun habe, sondern den Verlust des mütterlichen Geburtslandes kennzeichne, erklärt sie.
Das Büchlein, in dem umtriebigen Freiburger Kleinverlag Nonsolo erschienen, versammelt drei kurze Texte von Igiaba Scego und bietet zum ersten Mal die Gelegenheit, die Autorin ausführlicher auf Deutsch zu entdecken. Scego, auch als Journalistin aktiv und regelmäßig in der gerade gegründeten Tageszeitung Domani zu lesen, steht für ein neues, diverses Italien.
Ihre Romane kreisen um Fragen von Zugehörigkeit, Rassismus und um die Verdrängung der kolonialen Vergangenheit, die in Italien bis heute anhält. In der zweiten Geschichte greift sie genau das auf und beruft sich auf reale Geschehnisse: Im Mittelpunkt steht der Aussöhnungsbesuch des äthiopischen Kaisers Haile Selassie in Rom 1970, den der Christdemokrat Aldo Moro initiiert hatte.
Von Reue oder gar Anerkennung einer Schuld kann aufseiten der Italiener kaum die Rede sein, aber man besitzt immerhin das Feingefühl, Selassie nicht an dem Obelisken von Axum vorbeizufahren, der Kriegsbeute Mussolinis. Scego nimmt die Perspektive des Besuchers ein, und eine Sache verschafft dem Kaiser dann unerwartete Genugtuung. Nach einigen Tagen nähert sich ihm ein unbekannter Mann, ein ehemaliger Soldat und überreicht ihm eine Ikone aus Äthiopien. Er gibt ihm etwas zurück. Igiaba Scego erzählt von einem anderen Italien. Es lohnt sich, ihr zuzuhören.
MAIKE ALBATH
Igiaba Scego: Dismatria und weitere Texte. Aus dem Italienischen übertragen von Ruth Mader-Koltay. Nonsolo-Verlag Freiburg 2020, 94 Seiten, 14,90 Euro.
Die Nabelschnur
zum Herkunftsland
ist gekappt
In der zweiten Geschichte
beruft sie sich
auf reale Ereignisse
Die italienische Schriftstellerin Igiaba Scego.
Foto: Simona Filippini/Nonsolo Verlag
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