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Tim Parks' Krimitrilogie: Der Aufstieg eines skrupellosen Hochstaplers in Verona.Morris Duckworth ist von seiner eigenen Genialität und moralischen Untadeligkeit felsenfest überzeugt. Wenn er also ein Durchschnittsleben auf unterstem ökonomischen Niveau führen muss, sind andere schuld. Um reich zu werden und in die gute Gesellschaft Veronas aufzusteigen, schreckt er vor nichts zurück. Erpressung und Entführung, Mord und Totschlag sind manchmal einfach unvermeidlich.Morris Duckworth kann - in aller Unschuld - einfach nicht verstehen, warum andere Leute reich sind und er nicht.Massimina…mehr

Produktbeschreibung
Tim Parks' Krimitrilogie: Der Aufstieg eines skrupellosen Hochstaplers in Verona.Morris Duckworth ist von seiner eigenen Genialität und moralischen Untadeligkeit felsenfest überzeugt. Wenn er also ein Durchschnittsleben auf unterstem ökonomischen Niveau führen muss, sind andere schuld. Um reich zu werden und in die gute Gesellschaft Veronas aufzusteigen, schreckt er vor nichts zurück. Erpressung und Entführung, Mord und Totschlag sind manchmal einfach unvermeidlich.Morris Duckworth kann - in aller Unschuld - einfach nicht verstehen, warum andere Leute reich sind und er nicht.Massimina Trevisan, die reich ist, versteht - in aller Unschuld - nicht, warum sie Morris nicht auch noch haben kann.In einem heißen italienischen Sommer brechen die beiden zu einer Reise auf, bei der alle Unschuld auf der Strecke bleibt.
Autorenporträt
Tim Parks, geboren in Manchester, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seit 1981 lebt er in Italien. Seine Romane, Sachbücher und Essays sind hochgelobt und mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er schreibt für den Guardian, The New Yorker und The New York Review of Books und übersetzte u.a. die Werke von Moravia, Calvino, Calasso, Tabucchi und Machiavelli. Er lebt in Mailand.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Tim Parks' ehrgeiziger Romanheld ist nicht so talentiert wie Patricia Highsmiths Mr. Ripley, aber ähnlich skrupellos. Statt sich als Englischlehrer durchzuschlagen, will Morris Duckworth in die reiche Familie Trevisan einheiraten. Aber die möchte keinen englischen Proleten in ihren Reihen sehen. Da ist ihm die naive Zuneigung der jüngsten, nicht sehr hellen Tochter Massima gerade recht. Während sie glaubt, mit ihrem herzallerliebsten "Morri" durchgebrannt zu sein, bastelt der schon an einer Lösegeldforderung. Und mausert sich dabei vom kleinen Gauner zu einem Mann, der über Leichen geht, ohne dabei seine Rolle als besorgter angehender Schwiegersohn aus den Augen zu verlieren. Wie die Highsmith bürstet auch Parks die vertrauten Routinen des Krimis gegen den Strich. Sein Held ist nicht so charmant wie Tom Ripley. Beim Lesen aber ist man auch hier auf der Seite dieses Täters, der immer wieder aus scheinbar ausweglosen Situationen entkommt, weil er keine Hemmungen kennt. Schließlich hätten doch auch die Reichen und Schönen ihr Geld nur auf Kosten anderer zusammengerafft, hatte Duckworth dies anfangs gerechtfertigt. Aber da klebte noch kein Blut an seinen Sandalen.

© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.07.2015

Mr. Mörder
Mit Morris Duckworth durch Italien: Die komödiantische
Krimi-Trilogie des englischen Schriftstellers Tim Parks
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Vor gut dreißig Jahren taugte Italien noch entschieden besser zum Sehnsuchtsland als heute, aber wer den Entschluss fasste, als Ausländer dort zu leben, riskierte auch damals, dass sein Traum auf eine harte Probe gestellt wurde. Der britische Erfolgsschriftsteller und Wahl-Italiener Tim Parks zum Beispiel fristete in den frühen Achtzigern ein ziemlich freudloses Dasein als ebenso unterbezahlter wie unterforderter Englischlehrer für reiche Leute in Verona.
  Um aus der Underdog-Position herauszukommen, verfasste er einige ambitionierte Romane, die aber von Londoner Verlagen ausnahmslos abgelehnt wurden. Daraufhin beschloss er, ins leichte Fach zu wechseln, erfand einen Krimihelden namens Morris Duckworth und stattete ihn mit den Merkmalen seiner eigenen Lage und des dazugehörigen Lebensgefühls aus und verpasste ihm überdies ein handfestes Jugendtrauma samt trunksüchtigem Vater und früh verstorbener Mutter.
  Mit der typisch englischen Gabe, unterdrückte Wut in schwarzen Humor umzuwandeln, ließ er den Frustrierten in einer schrägen Mischung aus Thriller und Komödie die Verbrecherlaufbahn einschlagen, um sich einen Zugang zur vornehmen Veroneser Gesellschaft zu verschaffen. Mit seiner Schülerin Massimina, einer Tochter aus dem vermögenden Hause Trevisan, die rettungslos in ihn verliebt ist, bricht Duckworth zu einer mörderischen Sommerreise auf, und am Ende ist er seinem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.
  Doch auch diesen hübschen Plot wollte zunächst niemand herausbringen, bis der Autor, auf den Rat eines begeisterten Fachkollegen hin, um 1990 das Manuskript erneut anbot – und diesmal wurde „Cara Massimina“ sogleich genommen. Inzwischen allerdings, man schrieb nun die Neunziger, war Parks mit vier „seriösen“ Romanen bekannt geworden, und so veröffentlichte er die Duckworth-Story vorsichtshalber unter Pseudonym und bei einem amerikanischen Verlag, was er spätestens in dem Moment bereute, als die Los Angeles Times schrieb, dieser Thriller sei stärker als „Das Schweigen der Lämmer“. Die Rechte wurden also zurückgekauft, die Identität des Verfassers enthüllt.
  Und da der Held, ungeachtet seiner ziemlich ausgeprägten Tölpelhaftigkeit, mit seinen Untaten straffrei davongekommen und immer noch auf freiem Fuße war, bot sich nun eine Fortsetzung der Geschichte an, in der es noch verrückter und makabrer zuging als im ersten Band. Nicht zuletzt deshalb, weil Parks nach eigenem Bekunden damals wieder mit einer tiefen Depression kämpfte – jener Stimmung, die sich laut Natalia Ginzburg am besten dazu eignet, Komödien zu schreiben.
  Morris Duckworth ist inzwischen, wie sein Erfinder, immer mehr zum Italiener geworden, gesellschaftlich etabliert und seiner materiellen Sorgen weitgehend enthoben. Aber sein skrupelloser Ehrgeiz ist ihm geblieben und paart sich nun interessanterweise mit anschwellender katholischer Frömmigkeit sowie der inneren Überzeugung, trotz allem ein guter, moralisch integrer Mensch zu sein. Um sich an die Spitze des Weinguts der Familie Trevisan zu setzen, ist ihm jedes kriminelle Mittel recht; zugleich tritt er aus tiefer Überzeugung als Wohltäter an arbeitslosen Immigranten auf. Die tote Geliebte Massimina, zärtlich „Mimi“ genannt, sucht ihn als Heiligenvision heim, während er mit ihrer Schwester Paola, die er aus Kalkül geheiratet hat, obszöne Spielchen treibt. Eine britische Zeitung bejubelte diesen Roman als Kreuzung aus Peter Mayle und Quentin Tarantino, und es wurde auch eine Verfilmung in Angriff genommen, aber das Projekt zerschlug sich wieder.
  Morris Duckworth jedoch war immer noch „alive and kicking“, wie der Engländer sagt, im Gegensatz zu seiner Gattin Paola, die samt ihrem Liebhaber leider das Zeitliche segnen musste. Doch gab es da in der Familie Trevisan noch eine dritte Schwester, unter tragischen Umständen verwitwet . . . Kurz und gut, vor vier Jahren, als Tim Parks im Florentiner Palazzo Strozzi eine Ausstellung kuratierte, die mit seinem eigenen Buch über die Banken der Medici verknüpft war, wurde ihm von einem angesehenen englischen Literaturkritiker nahegelegt, seinen pausierenden Helden wieder zum Leben zu erwecken. So entschloss er sich, dem unersättlichen Morris Duckworth ein neues, nunmehr kulturell-elitäres Karriereziel zu verschaffen und ihn in einer dritten Lieferung weiter sein Unwesen treiben zu lassen.
  Da die ersten beiden Bände zwar in den Neunzigerjahren unter den Titeln „Italienische Verhältnisse“ und „Mimis Vermächtnis“ auf Deutsch veröffentlicht, seinerzeit aber kaum beachtet worden waren, nahm Tim Parks‘ Münchner Verlag das Projekt der späten Fortsetzung zum Anlass, ein liebevolles Recycling zu veranstalten und die „Morris-Duckworth-Trilogie“ herauszubringen. Ein gewiss kluger Schachzug dabei ist, dass der neue Titel des ersten Romans, „Der ehrgeizige Mr. Duckworth“, auf Patricia Highsmiths Welterfolg „Der talentierte Mr. Ripley“ anspielt. Er ist im Mai erschienen, zweite Teil, „Mr. Duckworth wird verfolgt“, in dieser Woche; der brandneue dritte Band „Mr. Duckworth sammelt den Tod“ folgt im September.
  Es hat, abgesehen von der komisch krassen Krimihandlung, einen beträchtlichen Reiz, sich durch den unaufhaltsamen Aufstieg des Morris Duckworth in eine Epoche zurückversetzen zu lassen, in der noch aus Fernsprechzellen telefoniert wurde und die neuesten Methoden der Kriminalistik nicht zur Verfügung standen, während andererseits viele Merkmale des Lebensstils, zumal im italienischen Alltag, die Jahrzehnte unbeschadet überdauert haben. Und es ist sehr amüsant, wie Tim Parks mit nationalen Klischees und Vorurteilen spielt, die in diesem Fall allerdings vorwiegend auf Kosten der Engländer gehen.
  Denn Morris Duckworth ist auf seine Landsleute gar nicht gut zu sprechen: „Sie liebten ihre Strapazen, ihr Elend, ihre Hypothekenschulden, ihre verregneten, windgepeitschten Sonntage. Wenn sie in den Illustrierten so gierig die Geschichten über die Reichen und Prominenten studierten und Abend für Abend die Fernsehstars anglotzten (,Ich führ nur noch den Hund aus. Nein, ich brauch keinen Schirm für das bisschen Regen. Für ‚Parkinson‘ bin ich pünktlich zurück’), wenn sie sich an Titbits aufgeilten und ein Jahr ihrer freudlosen Leben gegeben hätten, nur um zu wissen, ob es Prinz Charles und Di schon vor der Fernseh-Hochzeit getrieben hatten, dann lag das nicht daran, dass sie selbst gern reich gewesen wären. Um Himmels willen, nein. Sie wollten nur ihre Armut und ihre Entbehrungen noch intensiver genießen.“
  Man ahnt, warum Tim Parks nach Italien gegangen ist, wenn man seine biografischen Ausführungen zu Morris Duckworth liest. Dessen labour-affiner Vater hatte versucht, dem Sohn den „hochgestochenen Universitätskram“ auszutreiben – ohne Erfolg. Leider schlägt Morris auch insofern aus der Art, als ihm das Verlangen nach möglichst großem Reichtum in den Knochen sitzt wie eine Krankheit. Und doch hat er Sinn für die „magischen Stunden“ in Verona, in denen er beobachtet, „wie die Schatten tiefer wurden und auskühlten, wie das Tageslicht ausblutete und das Licht der Laternen aufblühte, wie die Farbanstriche der Häuserwände verblassten, wenn die grellen Neonreklamen darunter herausstachen . . .“.
  Dass er auf seinem leichengepflasterten Weg durch das sonnige Italien letzten Endes nicht glücklich werden wird, lässt sich schon heute absehen – das unterscheidet ihn wohl von seinem Erfinder. Aber beide gemeinsam werden ganze Scharen von Lesern glücklich machen.
Tim Parks: Der ehrgeizige Mr. Duckworth. Kriminalroman. Mr. Duckworth wird verfolgt. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff. Verlag Antje Kunstmann, München 2015. 325 und 399 Seiten. Je Band 16,95 Euro, als E-Book 13,99 Euro.
Der Wahl-Italiener
Tim Parks, geboren 1954 in Manchester,
lebt seit 1981 als Autor und Übersetzer
in der Nähe von Verona. Er ist Dozent
für Literatur in Mailand und schreibt neben
seinen Romanen Essays und Blogs für die
New York Review of Books. Foto: oh
„Er sah auf die Uhr und wartete unendliche zehn Minuten lang, um ganz sicher zu sein, dass es keinen Alarm geben würde.“ Tim Parks’ Krimis schreiben den Frauen den Schrecken ins Gesicht.
Foto: CSA Images/Getty Images
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bereits in den neunziger Jahren unter den Titeln "Italienische Verhältnisse" und "Mimis Vermächtnis" auf Deutsch erschienen, sind Tim Parks Kriminalromane um den sympathischen Verbrecher Mr. Duckworth nun unter neuen Titeln frisch recycled herausgegeben worden, berichtet Rezensentin Kristina Maidt-Zinke erfreut. Nach der Lektüre der mit schwarzem britischen Humor gespickten Romane, die die Rezensentin in eine vergessene Epoche zurückversetzen, durch den italienischen Alltag führen und italienische ebenso wie englische Klischees amüsant hochnehmen, versichert die Kritikerin, dass die Wiederentdeckung des britischen in Italien lebenden Autors sich allemal lohnt. Und so freut sich die glückliche Rezensentin auf die Veröffentlichung des letzten Teils, der die Trilogie vervollständigt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Große Krimi-Oper mit allen Zutaten, vor italienischer Kulisse.« WDR 3