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Ein Jahrhundertfund - »Dieser Roman ist ein Wunder.« MaarivZu pikant, um gedruckt zu werden - das war »Eine Wiener Romanze«, bis der Roman 100 Jahre nach seiner Niederschrift auf den Rückseiten eines unverfänglichen Manuskripts entdeckt wurde. Er erzählt die Geschichte des Michael Rost, der im Wien vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs sein Glück sucht. Der junge Müßiggänger verkehrt mit Anarchisten, Aristokraten und leichten Mädchen. Er liebt den Duft der Kastanien und seine Zimmerwirtin. Als er eine Affäre mit ihrer 16-jährigen Tochter beginnt, gerät er an den Rand des Untergangs. Im Wien der…mehr

Produktbeschreibung
Ein Jahrhundertfund - »Dieser Roman ist ein Wunder.« MaarivZu pikant, um gedruckt zu werden - das war »Eine Wiener Romanze«, bis der Roman 100 Jahre nach seiner Niederschrift auf den Rückseiten eines unverfänglichen Manuskripts entdeckt wurde. Er erzählt die Geschichte des Michael Rost, der im Wien vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs sein Glück sucht. Der junge Müßiggänger verkehrt mit Anarchisten, Aristokraten und leichten Mädchen. Er liebt den Duft der Kastanien und seine Zimmerwirtin. Als er eine Affäre mit ihrer 16-jährigen Tochter beginnt, gerät er an den Rand des Untergangs. Im Wien der Vorkriegszeit will er sein Glück machen: Michael Rost, 18 Jahre jung, mittellos, jüdisch, ein Müßiggänger und Flaneur. Als er sich bei einer wohlhabendenFamilie einmietet, wird er von der Dame des Hauses verführt und beginnt eine Affäre mit ihrer 16-jährigen Tochter - eine Dreiecksbeziehung, die die Familie bedrohtund Rost an den Rand des Untergangs bringt. Viele Jahre später lebt er in Parisund erinnert sich an seine Jugend. Noch immer ist er heimatlos. »Eine Wiener Romanze« ist ein erstaunlich junges und modernes Buch, es schildert Jugendwahn, Urbanisierung, Religionslosigkeit, Einsamkeit und freie Liebe und das allesvor dem Hintergrund einer bröckelnden Donaumonarchie.David Vogel ist ein Schriftsteller vom Rang eines Schnitzler, Werfeloder Joseph Roth. Sein Roman erzählt eine aufregende Lolita- und Dreiecksgeschichte von schönster Traurigkeit und Poesie. Zugleich zeichnet er das schillernde Porträt einer untergegangenen Welt."Rund hundert Jahre nach seiner Entstehung, vermutlich im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, und nach rund fünfzigjähriger Lagerung im Literaturarchiv, wurde das Buchstabenmeer eines ganzen Jugendromans entdeckt, eine Art Zeitkapsel aus dem Westeuropa des beginnenden 20. Jahrhunderts und eine biografische Fundgrube über das Leben des jungen Vogel in der Stadt Wien." Aus dem Nachwort von Lilach Netanel"Ein faszinierender und bedeutender hebräischer Text." Haaretz
Autorenporträt
David Vogel, geboren 1891 in Satanow, lebte ab 1912 in Wien. 1929 emigrierte er nach Palästina, kurz darauf erschien "Eine Ehe in Wien". 1930 zog er nach Paris. Nach der Besetzung Frankreichs wurde er ins KZ Auschwitz deportiert und 1944 ermordet. Heute gilt er als großer Erneuerer der hebräischen Literatur. 2013 konnte sein verschollener Roman "Eine Wiener Romanze" erstmals veröffentlicht werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2013

Eros und die Leere vor dem großen Krieg
Nach fünfzig Jahren im Archiv: David Vogels Roman "Eine Wiener Romanze" ist auf Deutsch erschienen

Dieses Buch ist eine Zeitkapsel aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, wie sein Entdecker Lilach Netanel schreibt, und es ist wohl eines der außergewöhnlichsten Dokumente der jüdischen Literaturgeschichte des vorigen Jahrhunderts. Vor drei Jahren, also ungefähr ein Jahrhundert nach seiner Entstehung, ist dieser Roman erstmals erschienen, in Israel, wo er fünfzig Jahre lang im Archiv Genazim geschlummert hatte, bis das Manuskript zufällig entdeckt wurde. Jetzt liegt "Eine Wiener Romanze" auch auf Deutsch vor.

Der Roman erzählt die Geschichte von Michael Rost, einem zunächst mittellosen jungen Mann, der aus einem jüdischen Schtetl nach Wien kommt, sich im Exilantenmilieu der Kneipen und Cafés mit Literaten, Gaunern, Anarchisten und Prostituierten herumtreibt, auf einen geheimnisvollen reichen Gönner trifft, sich ein Zimmer als Untermieter in einem bürgerlichen Wiener Haushalt nimmt und dort erst ein stürmisches Verhältnis mit der sinnlichen Gertrud beginnt, dann aber rasch mit Gertruds sechzehnjähriger Tochter Erna anbändelt, während der ahnungslose Hausherr dem jungen Untermieter einige großspurige Ratschläge im Umgang mit Frauen erteilt: "Vor allem muss man sie zu nehmen wissen, darauf kommt es in erster Linie an."

David Vogels Buch ist eine delikate Dreiecksgeschichte, die Jahrzehnte vor dem Erscheinen von "Lolita" die Grundkonstellation von Nabokovs Welterfolg vorwegnimmt, und ein ungemein lebendiges Wiener Sittenbild aus den Jahren kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs: Scharfkantige Facetten folgen auf poetische Stadtbeschreibungen, die Kneipendialoge klingen wie Vorspiele zu den Schlägereien, die stets in der Luft liegen, geflirtet wird mit jener Mischung aus schmierigem Charme und nackter Brutalität, wie sie später Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" prägen wird. Sexualität ist der Motor allen Geschehens und das zentrale Thema des Romans, sie ist Lebensmittel und Schattenwährung, das "einzige Glück, der Inbegriff allen Erlebens", wie Vogel Gertrud nach der ersten Liebesnacht mit dem jungen Rost sagen lässt. Die Atmosphäre ist geprägt von Langeweile, Leere, Selbstverachtung, Ekel und brutaler Lebensgier. Sie schwankt zwischen Schnitzlers bittermandelsüßen Liebeleien und dem desillusionierten Eros der Neuen Sachlichkeit. Frauenkörper werden betrachtet, genossen und beschrieben, als handele es sich um Heiligtümer einer Naturreligion, die kurz vor ihrem Untergang steht. Wo gerade noch mystische Ekstase nach dem hohen Ton verlangt, macht der Ekel vor dem vergänglichen Fleisch im nächsten Augenblick schon stumm.

Vogels männliche Figuren haben zu viel in Otto Weiningers juden- wie frauenfeindlichem Pamphlet "Geschlecht und Charakter" geblättert: Die Frau ist ein unergründlicher, aber auch unersättlicher Abgrund, nicht intelligent, aber raffiniert und daher gefährlich. Die einzige Gegenposition nimmt eine junge Frau mit dem nicht zufällig russisch-revolutionär klingenden Namen Ljoba ein. Sie ist eine Freundin von Mischa, dem Anarchisten, einer der pittoresken Kneipenbekanntschaften Rosts; sie studiert Chemie und eröffnet dem verdutzten Rost einen Blick in die Zukunft: "Ihr wart entschlossen, die Dinge unter euch zu regeln, die Hälfte der Menschheit auszuschließen. Jetzt - Schluss damit! Jetzt kommen wir Frauen. Wo ihr versagt habt, werden wir es versuchen - und wir werden es können." Doch für einen wie Rost kommt eine wie Ljoba ein Jahrhundert zu früh. Verstimmt wirft er Seitenblicke auf ihren "harten, unelastischen Gang" und stellt Mutmaßungen über ihre Sterilität an, die er aus jeder ihrer Bewegungen erkennen zu können meint.

Wer erfahren möchte, wer David Vogel war, sollte zuerst erfahren, wo dieser Dichter herkam. Geboren wurde er 1891 in einer Landschaft, deren Namen den wenigsten heute noch etwas sagt: Podolien. Heute gehört Podolien teils zur Ukraine, teils zu Moldawien, damals bildete es ein eigenes Gouvernement des russischen Zarenreiches. Um dem Armeedienst zu entgehen, ging Vogel nach Wilna, studierte dort Hebräisch, zog weiter nach Wien, wo er während des Ersten Weltkrieges als Angehöriger einer feindlichen Nation zwei Jahre lang interniert wurde. Mitte der zwanziger Jahre, sein erstes Buch war bereits erschienen, lebte Vogel in Paris und wanderte 1929 nach Israel aus, wo er indes nur kurze Zeit blieb. Anfang der dreißiger Jahre lebte er zunächst in Berlin, später in Paris, wo er nach Kriegsbeginn zum zweiten und dritten Mal interniert wurde, zunächst von den Franzosen, die ihn als Österreicher betrachteten, danach von den Nazis, die David Vogel nach Auschwitz deportierten, wo sich seine Spur verliert. Um seinen Tod ranken sich ebenso Legenden wie um Verbleib und Schicksal seiner Manuskripte, die er kurz vor seiner Verhaftung im Hinterhof einer Pension im südfranzösischen Hauteville vergraben haben soll, wo sie ein Freund Vogels, der Maler Abraham Goldberg, später ausgegraben haben will. Lilach Netanel, der diese und viele andere Details aus dem Leben und Nachleben des David Vogel in seinem lesenswerten Nachwort berichtet, hegt starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Version.

Wie auch immer, was im Laufe etlicher Jahre an verschiedenen Orten in Frankreich, Tel Aviv und New York aus dem verstreuten Nachlass Vogels gefunden wurde, liegt heute unter der Aktennummer 231 im Anfang der sechziger Jahre begründeten israelischen Literaturarchiv Genazim. Dazu gehören Gedichte, sein Tagebuch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, ein auf Jiddisch verfasster Roman aus dem Zweiten Weltkrieg sowie die Manuskripte der zu Vogels Lebzeiten erschienenen Prosawerke: der Roman "Eine Ehe in Wien" sowie die beiden Novellen "Im Sanatorium" und "An der See".

Alle drei Werke sind in den frühen neunziger Jahren auch auf Deutsch erschienen, gefolgt von den ebenfalls von Ruth Achlama übersetzten Tagebüchern David Vogels. Wohl niemand hätte danach damit gerechnet, dass noch ein weiteres Werk Vogels auftauchen würde: ein Archivfund von fünfzehn großformatigen Papierbögen, bedeckt mit 75 000 Wörtern in Vogels winziger Handschrift. Der Roman wurde nie vollendet, die vorliegende Fassung beruht auf Entscheidungen der Herausgeber. Jetzt gibt "Eine Romanze in Wien" erneut Anlass, David Vogel zu lesen und einen Schriftsteller wiederzuentdecken, der in Israel seit langem zu den wichtigsten jüdischen Autoren der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gerechnet wird.

HUBERT SPIEGEL

David Vogel: "Eine Wiener Romanze". Roman.

Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Aufbau Verlag, Berlin 2013. 316 S., geb., 22,30 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hubert Spiegel freut sich, dass nach fünfzig Jahren im Archiv David Vogels Roman "Eine Wiener Romanze" auf Deutsch erschienen ist. Vogel, der in Israel als einer der wichtigsten jüdischen Autoren der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gilt und dessen bewegte Lebensgeschichte von Lilach Netanel in einem kenntnisreichen Nachwort nachgezeichnet wird, erzähle hier die Geschichte des mittellosen Michael Rost, der sich im Wiener Exilantenmilieu mit Literaten, Gaunern und Prostituierten herumtreibt, bis er auf einen reichen Gönner trifft und in einem bürgerlichen Wiener Haushalt bald eine Affäre mit der Hausherrin und ihrer Tochter beginnt. Der Rezensent, dem Vogels Buch als "delikater" Vorläufer von Nabokovs "Lolita" erscheint, liest hier nicht nur ein lebhaftes Wiener Sittenbild der Zwanziger Jahre, sondern bewundert neben den poetischen Stadtbeschreibungen und den temperamentvollen Kneipendialogen insbesondere Vogels ausdrucksstarke Schilderungen der Sexualität in einer von "Leere, Ekel und brutaler Lebensgier" geprägten Atmosphäre. Höchste Zeit, diesen brillanten Autor zu entdecken, meint er.

© Perlentaucher Medien GmbH
" David Vogels Nachlasswerk entfaltet dadurch Sog, weil die einzelnen Erzählstränge eben nicht nahtlos verfugt sind, weil sich im Text (...) das zerklüftete Panorama einer untergehenden Zeit auftut: "Die Welt war groß und weit, einladend." " Wolfgang Paterno Profil 20140120