Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 0,50 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Ein ungeheuer fesselnder, zugleich nachdenklicher Thriller über den nordirischen Bürgerkrieg und über das, was die große Geschichte mit den einfachen Menschen macht. Weihnachten 1989. Bridget O'Neill blickt mit Grauen den Feiertagen entgegen: Wird ihre Gebäck Gnade finden vor der Schwiegermutter? Ihr Mann ist derweil in Calais, um einen britischen Soldaten vor den Augen seiner Familie zu töten. Francis ist ein Fußsoldat der IRA, der Kampf ist ihm Beruf und Lebenszweck. Doch seine Frau leidet sehr am Bürgerkrieg: Die bösen Geheimnisse, der Heimatort, der einer Geisterstadt gleicht, Jahre wie…mehr

Produktbeschreibung
Ein ungeheuer fesselnder, zugleich nachdenklicher Thriller über den nordirischen Bürgerkrieg und über das, was die große Geschichte mit den einfachen Menschen macht.
Weihnachten 1989. Bridget O'Neill blickt mit Grauen den Feiertagen entgegen: Wird ihre Gebäck Gnade finden vor der Schwiegermutter? Ihr Mann ist derweil in Calais, um einen britischen Soldaten vor den Augen seiner Familie zu töten. Francis ist ein Fußsoldat der IRA, der Kampf ist ihm Beruf und Lebenszweck. Doch seine Frau leidet sehr am Bürgerkrieg: Die bösen Geheimnisse, der Heimatort, der einer Geisterstadt gleicht, Jahre wie Blei. Bridget lässt sich vom britischen Geheimdienst rekrutieren und wird doch die Schuldgefühle - beiden Seiten gegenüber - nicht los. Auch Francis' Bruder Liam will Informant werden. Ein Hinweis von Francis beschert ihm den Tod. Und "Gentleman Joe", Francis' Boss, schätzt solche Treue. Er hat gleich den nächsten Job für Francis: ein Bombenattentat.
Dass die IRA insgeheim längst mit denBriten verhandelt, weiß Francis nicht. Er hat auch ohnedies schon Zweifel am Krieg, dem er seinen Bruder geopfert hat. In einer schwachen Stunde weint er sich bei Bridget aus, die den Attentatsplan weitergibt. Francis wandert in den Knast. Und Bridget fühlt sich durch ihren Verrat noch mehr an ihn gebunden. Sie wird auf ihn warten - auf die Gefahr hin aufzufliegen.
Nach sechs Jahren - der Bürgerkrieg ist Geschichte - wird Francis entlassen: Er kommt in eine Welt, in der es keinen Platz gibt für einen Mann der Vergangenheit. Enttäuscht konzentriert Francis sich auf die Suche nach dem Verräter und bringt damit sich und Bridget in höchste Gefahr ...
Autorenporträt
Searle, Nicholas
Nicholas Searle ist in Cornwall aufgewachsen und studierte Sprachen in Bath und Göttingen. Er machte Karriere im Öffentlichen Dienst, erst in seiner Heimat, dann in Neuseeland. 2011 kehrte Searle nach England zurück, nahm seinen Abschied vom Staatsdienst und begann zu schreiben. Sein Debütroman «Das alte Böse» wurde von der Kritik international gefeiert, er wird derzeit mit Helen Mirren und Ian McKellen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau in Yorkshire.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Nicholas Searle ist ein ehemaliger Mitarbeiter britischer "Sicherheitsbehörden", vielleicht hat er sogar wie einst John le Carré für den Geheimdienst gearbeitet. Und wer weiß, womöglich war er für Nordirland zuständig. Die Handlung seines zweiten Romans konzentriert sich auf die Jahre des Friedensprozesses von 1989 bis 2005. Im Mittelpunkt stehen der IRA-Mann Francis O'Neill und seine Frau Bridget. Ihr Leben wird von den Einsätzen für die IRA bestimmt. Einst wollte Bridget studieren, doch dann verliebte sie sich in den charismatischen bösen Jungen und steckt nun in einer lieblosen Ehe und einem Dorf fest, in dem jeder dem anderen misstraut. Auch bei Francis zeigen sich Ermüdungserscheinungen. Dann fliegen sie zu einer Hochzeit und werden unabhängig voneinander von britischen Geheimdienstlern kontaktiert. Damit eröffnet sich die Chance auf ein anderes Leben. Leider ist "Verrat" nicht frei von Klischees, unnötigen Psychologisierungen und Erklärungen, aber in den Passagen mit Francis und Bridget ermöglicht Searle eine interessante, fast schon familiäre Perspektive auf die Folgen des Nordirlandkonflikts. Abgerundet wird dieses Bild durch Einblicke in die Hierarchien und den Zustand der britischen Sicherheitsbehörden, in denen Inkompetenz und Gleichgültigkeit auf Karrieresinn treffen.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2018

Wo Verrat ein Akt der Vernunft ist
Krimis in Kürze: Anthony Horowitz, Nicholas Searle und Matthias Wittekindt

Ab und zu schadet es gar nichts, mal etwas zu lesen, was man sonst a priori zur Seite legt, wegen des Sujets, des Schauplatzes oder des zu erwartenden Personaltableaus. Es könnte sein, dass man ein paar Vorurteile auf Eis legen muss - oder auf den neuesten Stand bringen darf. Der Brite Anthony Horowitz ist ein Mann für jene, die viel von Agatha Christie und Inspektor Barnaby halten und womöglich auch "Der Doktor und das liebe Vieh" schätzen. Zum Erwartungshorizont gehören da natürlich auch Tweed und Tee, grüne Weiden, adrette Häuschen, alte Herrensitze und pikierte Herrschaften. Und Titel wie "Die Morde von Pye Hall" (Insel, 600 S., geb., 24,- [Euro]).

Aber man merkt bald, dass dieses Buch makellos konstruiert ist, erkennt die Blaupausen bei Conan Doyle und Agatha Christie und amüsiert sich über das Spiel mit der Metafiktion, das Horowitz nie übertreibt. Eine Lektorin beginnt das Manuskript eines Erfolgsautors zu lesen, der ein ziemlicher Kotzbrocken ist, aber dessen Krimis nun mal den Verlag am Leben erhalten. Das Manuskript ist leider unvollständig. Es bricht ab, als es spannend wird. Dann ist plötzlich auch noch der Autor tot.

So kann endlich die Fiktion des Romans in die Wirklichkeit der Lektorin einsickern, und man fragt sich, ob das Leben nun die Kunst nachahmt oder ob beider Korrespondenzen noch komplizierter sind. Horowitz hat sichtlich Spaß an der Sache, er erspart dem klassischen Dorfpersonal vom Doktor und Pfarrer bis zur Haushälterin und dem örtlichen Tunichtgut keinen falschen Verdacht und keine Verwirrung. Und er schickt einen moribunden Detektiv aufs Land, den er Atticus Pünd nennt, der aber aufgrund seiner Methodik Hercule Holmes heißen müsste. Ein bisschen arg lang ist das Buch vielleicht, aber ansonsten kommt seine "Britishness" in einer homöopathischen Dosis, die man sich gefallen lässt.

Auf die härtere Seite im United Kingdom, wo Arsen und Spitzenhäubchen durch falsche Pässe und Granatwerfer ersetzt werden, gerät man in jedem Thriller, in dem der Nordirland-Konflikt und dessen Nachwehen in der Gegenwart eine Rolle spielen. Nicholas Searle, der mit "Das alte Böse" (F.A.Z. vom 8. Mai 2017) ein originelles Debüt ablieferte, erzählt, ähnlich wie Gerald Seymour in "Vagabond" (F.A.Z. vom 5. Februar), von einem alten IRA-Kämpfer, dessen Zeit langsam abläuft, weil er in den neuen politischen Verhältnissen nicht mehr gebraucht wird, die mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 eingetreten sind.

"Verrat" (Kindler, 352 S., geb., 19,95 [Euro]) besteht aus neun Kapiteln, die den Zeitraum zwischen 1989 und der Gegenwart umspannen. Der Roman handelt vom eisernen und mörderischen Kämpfer Francis und dessen ergebener Frau, die ihn verrät, von seinem Boss, der sich alle Optionen offenhält, und von einer Geheimagentin, die ihn zu infiltrieren versucht. Searle wechselt versiert die Perspektiven. So lässt sich die verfahrene Konstellation verstehen, ohne dass man die einzelnen Taten deshalb billigen müsste. Es ist ein Blick in eine Welt, in der Loyalität einem Würgegriff gleichen und Verrat zum Akt der Vernunft und Befreiung werden kann, weil einzelne Leben unerbittlich dem Kampf für die gerechte Sache unterworfen werden. Als Sieger darf sich hier niemand fühlen. "Ich bin bloß der Affe, nicht der Leierkastenmann", sagt der Mann vom MI5.

Dies ist definitiv keiner dieser Fälle, in denen Buch- und Fernsehautoren dort, wo sie schon immer gerne Urlaub gemacht haben, einen besonders pittoresken Krimi ansiedeln. Matthias Wittekindt ist ein anderes Kaliber, was Leser wissen, die seinen Gendarm Ohayon schon in vier Romanen kennenlernen konnten. "Die Tankstelle von Courcelles" (Nautilus, 256 S., br., 16,90 [Euro]) ist das Prequel zu diesem Quartett, es zeigt den Polizisten als jungen Mann, und es ist zugleich eine Coming-of-Age-Geschichte von Jugendlichen in der Provinz, am Rande der Vogesen, Mitte der achtziger Jahre, Mitterrand regiert im Elysée-Palast. Eine Geschichte mit all dem Schmerz der ersten Liebe, den Träumen von Paris, den rigorosen Ansichten, der Aufbruchsstimmung, der Angst - und mit einem nächtlichen Doppelmord an der Tankstelle, wo die junge Lou, auch sie kurz vorm Abitur, jobbt.

Wittekindt lässt die genauen Ereignisse jener Nacht nur allmählich sichtbar werden. Einzelne Puzzlesteine kommen zusammen, ergeben zunächst ein recht schlüssiges Bild, das sich mit dem nächsten Stein jedoch schon wieder als trügerisch erweisen kann. Wittekindts elliptisches Erzählen ist genau die Form, die diese Geschichte braucht; es hätte den Roman allerdings noch überzeugender gemacht, wenn der Erzähler nicht immer wieder mal ohne Not Sätze oder Absätze einstreute, die seine Allwissenheit demonstrieren.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Toller Autor, starkes Buch - ein Krimi mit viel Substanz WDR 2 "Krimitipp"