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2 Kundenbewertungen

»Eales muss vernichtet werden«, findet Pubbesitzer Tim Roarty, und zwar bevor der Barmann seine lüsternen Spielchen mit Roartys Tochter zu weit treibt. Das Giftpilzomelett versagt, also muss Band 25 der Encyclopædia Britannica als Mordwaffe herhalten. Die Leiche wird im Moor vergraben, Eamon Eales scheint Geschichte. Dann allerdings tauchen aus dem Moor Briefe auf, unterzeichnet mit »Bogmailer«, und Roarty beginnt sich zu fragen, welcher seiner exzentrischen und leidenschaftlich intriganten Stammgäste ihn zu erpressen versucht. Kenneth Potter vielleicht, der Engländer, mit dem ihn fast eine…mehr

Produktbeschreibung
»Eales muss vernichtet werden«, findet Pubbesitzer Tim Roarty, und zwar bevor der Barmann seine lüsternen Spielchen mit Roartys Tochter zu weit treibt. Das Giftpilzomelett versagt, also muss Band 25 der Encyclopædia Britannica als Mordwaffe herhalten. Die Leiche wird im Moor vergraben, Eamon Eales scheint Geschichte. Dann allerdings tauchen aus dem Moor Briefe auf, unterzeichnet mit »Bogmailer«, und Roarty beginnt sich zu fragen, welcher seiner exzentrischen und leidenschaftlich intriganten Stammgäste ihn zu erpressen versucht. Kenneth Potter vielleicht, der Engländer, mit dem ihn fast eine Freundschaft verbindet? Als der Bogmailer seine Forderungen mit einzelnen Körperteilen des Mordopfers unterstreicht und der ebenso unterbeschäftigte wie überambitionierte Dorfpolizist McGing sich nicht abschütteln lässt, scheint ein zweiter Mord unausweichlich.Patrick McGinley hat einen genauen Blick für die Abgründe des idyllischen Örtchens Glenkeel ganz im Westen Irlands und seiner so sympathischen wie durchtriebenen Bewohner. Bogmail ist psychologischer Spannungsroman und dörfliche Komödie in einem, mit herrlich ausufernden Thekengesprächen, bei denen das Wesen der weiblichen Sexualität so erörternswert ist wie der gemeine Regenwurm.
Autorenporträt
Patrick McGinley, geboren 1937 in Glencolmcille, Grafschaft Donegal, hat in einem Londoner Verlag gearbeitet. Er lebt in Kent. Als sein Roman Bogmail 1978 erschien, kam es zu Sturm der Entrüstung: pornografisch sei das Buch und eine üble Beleidigung der Landbevölkerung. Heute zählt es zu den Klassikern der irischen Kriminalliteratur. Hans-Christian Oeser, 1950 in Wiesbaden geboren, lebt in Dublin und Berlin und arbeitet als Literaturübersetzer, Herausgeber und Autor. Er hat u. a. F. Scott Fitzgerald, Mark Twain, Ian McEwan, John McGahern, Maeve Brennan, Anne Enright, Eugen McCabe und Sebastian Barry übersetzt. Für sein Lebenswerk wurde er 2010 mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

"Roman mit Mörder" lautet die Genre-Zuweisung auf dem Cover von Patrick McGinleys "Bogmail". Tatsächlich beschreibt sie das Buch sehr gut: Pub-Besitzer Tim Roarty aus Glenkeel in der Republik Irland Ende der 1970er-Jahre ist zu dem Schluss gekommen, dass Barmann Eales "vernichtet" werden muss, da es der Bierzapfer mit Roartys Tochter einfach zu weit getrieben hat. Also versucht er, ihn erst mit einem Giftpilzomelett zu vergiften und erschlägt ihn schließlich mit Band 25 der Encyclopædia Britannica. Aber kaum ist Roarty die Leiche losgeworden, erhält er Erpresserbriefe vom "Bogmailer", der weiß, was Roarty getan hat. Fortan ist Roarty überzeugt, dass einer seiner Stammgäste dahinterstecken muss - und plant einen zweiten Mord. Patrick McGinleys Krimidebüt wurde erstmals 1978 veröffentlicht und ist ein Klassiker der irischen Kriminalliteratur. Dabei verblüffen in Anbetracht des Ersterscheinungsjahrs die Offenheit der Kritik an der katholischen Kirche und das progressive Verhalten mancher Frauen in diesem wunderbar schwarzhumorigen Roman. Er besticht durch seine kantigen, originellen Charaktere, bös-lustige irische Eigenheiten, unnachahmliche Thekengespräche sowie ärztliche Ratschläge, nicht mehr als eine Flasche Whiskey am Tag zu trinken.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2016

Unter Torfnasen
Patrick McGinleys „Bogmail“ gilt als Klassiker der Kriminalliteratur. Erst jetzt ist diese Erkundung
der irischen Volksseele zwischen Moor, Mystik und Kneipenromantik auf Deutsch zu entdecken
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Wenn in einem Kriminalroman ein Buch als Mordwerkzeug dient, dann muss es sich um einen ausgesprochen literarischen Kriminalroman handeln. Und in der Tat ist Patrick McGinleys „Bogmail“ mehr einegallige Provinzposse mit hochliterarischen Exkursen als ein handfestes Krimistück. Obwohl das Buch in McGinleys Heimat Irland bereits 1978 erschien und dort schon lange zu den Genreklassikern zählt, wurde es nie ins Deutsche übersetzt. Erst jetzt hat Hans-Christian Oeser sich der verschrobenen Dorfbewohner angenommen, von denen McGinley erzählt, und dem Roman eine deutsche Sprachgestalt gegeben, die seinem an Flann O’Brien und James Joyce geschulten Stil gerecht wird.
  Was die Hauptfigur im Buch, den
Pub-Besitzer und entlaufenen PriesterSeminaristen Roarty angeht, beschränkt sich dessen Lektürepensum allerdings mittlerweile auf eine alte Ausgabe der Encyclopædia Britannica. Wenn er spätnachts mehr oder minder volltrunken ins Bett wankt, muss er wenigstens noch einen Lexikon-Eintrag auswendig lernen, bevor ihm die Augen zufallen. Denn die Latte ländlicher Intellektualität liegt hoch in seinem Pub, einem natürlichen Treffpunkt „für Klugscheißer aus dem Dorf“, die sich stundenlang über die Frage ereifern können, „ob Wildenten deswegen gemeinsam mit Brachvögeln fraßen, weil Letztere so wachsam waren“.
  Roartys eigene Gelehrsamkeit erstreckt sich auf so unterschiedliche Wissensgebiete wie Pflanzenkunde, Whiskey-Brennerei und Kirchengeschichte. Schumann ist sein Lieblingskomponist, und kaum eine Alltagserscheinung gibt es, zu der ihm nicht eine passende Zeile von Shakespeare oder Keats einfiele. „Sein Leben war zu einem Buch geworden“, heißt es einmal, „das genaue Textanalyse verlangte.“
  Dann aber entdeckt Roarty den eher rustikalen Zweitnutzen einer gut sortierten Bibliothek, als es ihm gelingt, seinen jungen Schankkellner Eamonn Eales mit einem Band der Enzyklopädie und einem einzigen Schlag ins Jenseits zu befördern. Die Giftpilze, die diesem tags zuvor in Gestalt einer Omelette surprise verabreicht worden waren, hatten ihre erhoffte Wirkung verfehlt. Nach vollbrachter Tat stellt Roarty befriedigt fest, „dass Mord ein noch besseres Abführmittel war“ als Glaubersalz, und ist sozusagen doppelt erleichtert, da er glaubt, den perfekten Mord begangen zu haben, einen Mord, für den ihm keiner ein Motiv nachweisen kann.
  Wer weiß schon, dass Eales sich an Roartys in London lebende Tochter Cecily herangemacht hat? Und als Roarty ein Schmuddelheft aus dem pornografischen Versandhandel sowie ein Sex-Spielzeug in Eales’ Kammer entdeckt, fühlt er sich durch den Fund solchen Teufelszeugs in seiner Überzeugung bestätigt, er habe die Inkarnation des Bösen zur Strecke gebracht und seine fromme Tat fände gewiss den Beifall eines Thomas von Aquin.
  Tatsächlich ist es purer Sexualneid, was Roarty treibt. Unter dem jahrzehntelangen Whiskey-Konsum nicht unter einer Flasche am Tag hat seine Potenz gelitten – nicht einmal Cecily hat er selbst gezeugt, sondern das Kind nur als Nährvater aufgezogen, nachdem die Mutter bei der Geburt gestorben war. Roarty ist erst mit sich im Reinen, als er Eales’ Leiche im Moor vergraben hat, eine „von Tannin konservierte Zeitkapsel“, wie er wohl weiß. Doch dann meldet sich ein Erpresser, der seine Drohbriefe mit „Bogmailer“ unterschreibt – eine Wortschöpfung, zusammengesetzt aus bog, dem Namen für die irischen Torfmoore, und blackmailer, Erpresser. „Bogland“ heißt ein Gedicht des irischen Literaturnobelpreisträgers Seamus Heaney.
  Roartys Verdacht fällt sogleich auf Potter, einen zugereisten Bergbau-Ingenieur aus England, dem ewigen Unterdrückervolk. Dass dieser Potter sich dann auch noch eine der raren Wildblumen pflückt, die das karge Land von Donegal, dem nördlichsten irischen County, hervorgebracht hat, und eine Liebesbeziehung mit Nora, der Haushälterin des Gemeindepfarrers, beginnt, macht ihn nicht gerade sympathischer. Um die Pläne des Geistlichen, der den traditionellen Holzaltar durch einen Tischaltar aus Kalkstein ersetzen will, zu vereiteln, haben Roarty und seine Stammgäste eine „Anti-Kalkstein-Gesellschaft“ ins Leben gerufen. Der an klerikalen Intrigen geschulte Kanonikus versteht es jedoch mit Leichtigkeit, einen Keil in die Gruppe der Verschwörer zu treiben, indem er ihre Habsucht anstachelt und sie gegen den Eindringling Potter aufbringt. Nur knapp entgeht er den Schüssen, die ein Unbekannter auf ihn abfeuert.
  Nebenbei hat es Roarty auf das Ödland des alten Crubog abgesehen, der sich jedoch hartnäckig weigert zu verkaufen. Und dann ist da noch das geheimnisvolle Verschwinden von Noras roten Unterhosen von der Wäscheleine. Kommissar McGing steht vor einem Rätsel, so sehr er es auch zu schätzen weiß, kurz vor der Pensionierung seine Fähigkeiten endlich mal bei einer Ermittlung unter Beweis stellen zu können, die nichts mit Schwarzbrennern oder Putendieben zu tun hat.
  Katholizismus, Raffgier und notorische Sexualnot in einem Landstrich, dessen Wirtschaftskraft so unterentwickelt ist wie das Liebesleben, sind die Zutaten, die Patrick McGinleys „Bogmail“ zur satirischen Gärung bringt. Kein Wunder, dass die Schmähung des irischen Landlebens als Brutstätte von roher Gewalt und perversen Fantasien, die in der stickigen Enge geradezu monströs gedeihen, bei Erscheinen des Romans die Gemüter erregte. Da heißt es etwa über den Dorfarzt, er sei ein „unermüdlicher Frauenjäger“, der sich darauf spezialisiert habe, gelangweilte Ehefrauen von ihrer „klimakterischen Melancholie“ zu heilen. Und über einen bewaffneten Überfall: „Wir Iren sind berühmt für unseren Sinn für Humor.“
  Aus heutiger Sicht wirken die expliziten Passagen im Buch ziemlich verschwitzt. Da wird ein schlaffer Penis als „nichtsnutziger Wattwurm“ bezeichnet und ein weniger schlaffer als „Seine Lordschaft“, Analsex als „Auspufferotik“ und ein großer Busen als „pneumatische Seligkeit“. Sieht man von solch ranziger Sexualfolklore ab, bietet „Bogmail“ ein schräges Sittenbild der irischen Provinz mit einem wahren Skurrilitäten-Kabinett an verpeilten Torfnasen und spintisierenden Kneipenromantikern. Einzig der Hang, die Mystik der Moorlandschaft allzu metaphernreich und wabernd zu beschwören, hängt dem Buch bisweilen so schwer von den Schultern wie ein regennasser Wollpullover. Aber wie schreibt McGinley über seine Landsleute: „Sie waren große Redner, zufrieden damit, über einem Pint Stout nach dem anderen sprachliche Luftschlösser zu bauen. Wenn das Wesen eines Gesprächs Kommunikation war, dann bestanden die Iren den Test nicht, da sie sich auf die Ausschmückung des Nebulösen kaprizierten.“
Ein dickes Buch kann zu vielem
nützlich sein, beispielweise auch,
um jemanden zu erschlagen
Die wabernde Mystik
des Moors beschwört der Autor
ein wenig zu wortreich
            
      
  
    
Patrick McGinley:
Bogmail. Roman mit Mörder. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Steidl Verlag, Göttingen 2016.
344 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2016

Omelette surprise mit Torfgeschmack

So poetisch, wie in diesem Buch die Landschaft zwischen Moor und Meer im Nordwesten Irlands beschrieben wird, kann man sich zunächst einen Einbruch des Bösen in sie kaum vorstellen. Das mag einer der ältesten Tricks des Kriminalgenres sein, um ein Idyll als nur vermeintliches zu entlarven, aber in Patrick McGinleys bereits 1978 veröffentlichter Geschichte, die ein heute schon beinahe vergessenes Irland schildert, fällt man nur allzu gern darauf herein. Und glaubt dem Dorfpolizisten, wenn er erzählt, die schlimmsten Straftaten, die in dem Ort Tork nahe Glenkeel seit langer Zeit begangen wurden, seien Alkoholkonsum nach der Sperrstunde und Wilderei. Nun jedoch liegt plötzlich ein junger Barkeeper tot im Torf, und ein etwas älterer Barkeeper, der ihn vermeintlich unbeobachtet dorthin befördert hat, erhält von einem heimlichen Zeugen "Bogmail".

Dieses Wort, das auch den Buchtitel stellt, ist eine Mischung aus "bog", was Morast oder anderen Dreck bedeutet, und "blackmail", also Erpressung, und es mag ein Signal für den lyrisch-gewitzten Ton der Erzählung und ihrer Kneipendialoge darin sein, die schon morgens bei einem Black and Tan oder einem vierfachen Whisky einsetzen. Der Wirt Roarty, der zu Beginn ein tödliches "Omelette surprise" brät, muss nun selbst auf der Hut sein vor seinen Zeitgenossen: Wer ist der Bogmailer, der alte Crubog, der Fischer Rory Rua, der Kommunist Cor Mogaill, der Journalist Gillespie oder der zugereiste Engländer Potter? Dass Roarty imgrunde gemordet hat, um einen moralischen Verfall aufzuhalten, verweist auf den zeitgenössischen irischen Konflikt zwischen Tradition und Moderne und gibt dem Ganzen eine nahezu tragische Dimension, die jedoch durch manche Derbheit wieder aufgelockert wird.

wiel

Patrick McGinley:

"Bogmail".

Roman mit Mörder.

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser.

Steidl Verlag, Göttingen 2016. 344 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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