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Iran, das sind zwei Welten in einem Land. Während Tugendwächter und islamische Traditionen der Freiheit im öffentlichen Leben enge Grenzen setzen, gehen die Menschen im Privaten einen anderen Weg. Westlicher, offener und freier. Bestseller-Autor Stephan Orth sieht hinter die Kulissen und erzählt in diesem Bildband von Menschen, die davon träumen, ein freies Leben zu führen. Die sensiblen Bilder sprechen eine starke Sprache und zeigen die mutigen, hoffnungsvollen Menschen ganz persönlich. Dieses Buch gibt Einblicke in eine Welt voller Vielfalt und dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit.

Produktbeschreibung
Iran, das sind zwei Welten in einem Land. Während Tugendwächter und islamische Traditionen der Freiheit im öffentlichen Leben enge Grenzen setzen, gehen die Menschen im Privaten einen anderen Weg. Westlicher, offener und freier. Bestseller-Autor Stephan Orth sieht hinter die Kulissen und erzählt in diesem Bildband von Menschen, die davon träumen, ein freies Leben zu führen. Die sensiblen Bilder sprechen eine starke Sprache und zeigen die mutigen, hoffnungsvollen Menschen ganz persönlich. Dieses Buch gibt Einblicke in eine Welt voller Vielfalt und dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit.
Autorenporträt
Stephan Orth, geb. 1979, arbeitete als Redakteur im Reiseressort bei Spiegel Online, bis er sich 2016 als freier Journalist selbstständig machte. Für seine Reportagen wurde er mehrfach mit dem Columbus-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor der Bestseller »Couchsurfing im Iran« und »Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2017

NEUES REISEBUCH

Für den Tisch "Freiheit im Geheimen", so lautet eine der Überschriften in diesem Buch über Iran, und genau diese Geschichte will es seinen Lesern vermitteln. Es will ein Land, das bei vielen Vorbehalte bis hin zu blanker Angst auslöst, in seiner Schönheit zeigen. Und ein wenig die Gratwanderung unternehmen, Iran vom Ruf der Unfreiheit zu rehabilitieren.

Ersteres gelingt auf jeden Fall. Der Garten am Tschehel-Sotun-Palast in Teheran, die Moschee von Yazd, die Ruinen von Persepolis - das alles möchte man selbstverständlich sofort besuchen. Doch die Ansichten, die zwei Fotografen in dem Band "Iran - Tausend und ein Widerspruch" präsentieren, haben eine Agenda. Sie suchen sehr gezielt nach den Momenten und Orten der versteckten Freiheit. Junge Menschen bahnen von Auto zu Auto Beziehungen an, weil das die Regeln der Geschlechtertrennung formal nicht verletzt. Jedenfalls nicht, solange nur Telefonnummern auf kleinen Zetteln herübergereicht werden. In der Kabine eines Sesselliftes in Rashd umarmen sich ein Mann und eine Frau offenbar unbemerkt, das Foto wurde von hinten geschossen. Was in der urbanen Öffentlichkeit kaum möglich sei, erklärt einer der vielen, sehr kurzen Texte, suchten viele bei Ausflügen in die Natur. Und so geht es weiter. Es werden fensterlose Hinterzimmer von Restaurants gezeigt, in denen Alkohol ausgeschenkt werde. Nächtliche Picknickszenen im Park, versteckt zwischen Bäumen. Wasserpfeifenrunden, bei denen junge Frauen und Männer im Hotelzimmer zusammensitzen. Der Rauch verdeckt die Gesichter.

So arbeitet das Buch engagiert an der Darstellung, dass es den freizügigen, westlichen, modernen Teil der Gesellschaft auch in Iran gibt. Er muss sich, wenn er nicht gerade fotografiert wird, eben nur sehr gut verstecken.

Wenn es das Buch schafft, ein aufregendes Bild Irans zu zeichnen, liegt das einerseits an den oft phantastischen Bildern: Verhüllte Frauen verkaufen Eis auf der Straße, die Männer und Jungs daneben tragen, was sie wollen. Und aus den Gesichtern scheint vieles zu sprechen, von Gleichmut über Resignation bis hin zu Einverständnis und affirmativer Freude, wie etwa bei der Jüngsten aus dem Kreis. Andererseits wirkt dieses Buch mit historischen Fakten und dem Wissen über das soziale Leben enorm kenntnisreich. Wer weiß schon, dass vor Jahrhunderten angelegte Vogelhotels für 4000 Vögel dazu dienten, Kot als Dünger zu sammeln (oder, dass sie heute wie schöne, geheimnisvolle Artefakte aussehen)? Wer ahnt, wie weit die berühmte Gastfreundschaft geht, wenn eine Couchsurfing-Gastgeberin sich bei ihrer Arbeit krankmeldet, nur um den Reportern eine spektakuläre Sandsteinformation in der Kalut-Wüste bei Kerman zu zeigen, obwohl sie selbst diese schon oft gesehen hat?

In einem großen Kapitel über Frauen sieht man eine tanzende Frau im einfachen Kleid in ihrer Wohnung - draußen könnte sich das keine Frau erlauben. Man sieht, wie sich eine Frau schminkt, und erfährt, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Make-up nirgends so hoch sei wie hier. Und man liest von der Frau, die mehrere Tage ins Gefängnis musste, weil sie auf einer Party geraucht hatte. So bleibt ein deprimierendes Bild, auch das erschütternde Kapitel über den Krieg trägt dazu bei - mit Fotos von Gläubigen, die sich stolz an eine alte Kanone stellen. Ein trauriges Bild eines andererseits auch bezaubernd schönen Landes. Beides kann man in diesen Bildern erfahren.

tlin

Mina Esfandiari, Stephan Orth, Samuel Zuder: "Iran. Tausend und ein Widerspruch". National Geographic, 192 Seiten, 40 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2018

REISEBUCH
Bilder des
Wandels
Was wird aus Syrien?
Wohin steuert Iran? Über zwei Reisebücher,
die nur scheinbar zur Unzeit kommen
VON STEFAN FISCHER
Sein bislang letztes Foto in Syrien hat Lutz Jäkel Mitte März 2011 aufgenommen. Es zeigt die Hauptstadt Damaskus und am Horizont den Dschabal Qasyun, an dessen Bergflanken die äußersten Häuser der Metropole wurzeln. Ein warmes Licht liegt über der Stadt und dem Berg, eine friedliche Stille. Am Tag darauf fand in der südsyrischen Stadt Dar’a die erste große Demonstration gegen die Regierung Baschar al-Assads statt. Aus den Reaktionen des Regimes erwuchs binnen weniger Wochen der Bürgerkrieg, der bis heute andauert. Lutz Jäkel war seither nicht mehr in Syrien, ebenso wie Lamya Kaddor. Die Deutsch-Syrerin ist in Westfalen geboren, hat die Heimat ihrer Eltern bis 2011 jedoch jährlich besucht. Sie ist Publizistin und Islamwissenschaftlerin und hat gemeinsam mit Jäkel den Band „Syrien. Ein Land ohne Krieg“ herausgegeben. Zur Unzeit?
Nein, behaupten beide überzeugt. Klar bestehe die Gefahr einer Verklärung, und unbedingt wollten sie auch vermeiden, so Kaddor in ihrem Vorwort, dass das Buch zu einem Nachruf wird auf ein Land, das in der hier gezeigten Form aufgehört hat zu existieren. Erst einmal setzt der Band den Nachrichtenbildern ganz banal eigene Motive entgegen. Um zu zeigen, dass sich Syrien trotz der fatalen aktuellen Situation nicht reduzieren lässt auf den Bürgerkrieg. Sondern dass dieses Land auf einer Jahrtausende alten Kultur fußt und dessen Gesellschaft zu den gebildetsten in der arabischen Welt zählt – ähnlich der von Iran. Hierzu haben wiederum Stephan Orth, Samuel Zuder, Mina Esfandiari einen Bildband herausgegeben: „Iran. Tausend und ein Widerspruch“. Zwei Länder mit einigen Gemeinsamkeiten, jedoch an unterschiedlichen Wegmarken.
Jäkel und Kaddor wollen mit ihrem Syrien-Buch durchaus auch auf eine Zukunft verweisen, die noch nicht greifbar ist. Aber eines Tages wird der Bürgerkrieg zu Ende sein, und auf was sollte die Zukunft und der Wiederaufbau fußen, wenn nicht auf der eigenen Vergangenheit? Noch ist nicht klar, wie Syrien aus diesem Krieg hervorgehen wird, der inzwischen auch als Religionskrieg geführt wird und Differenzen offenlegt, wo zuvor ein Miteinander möglich war. Inzwischen sei die Zivilisiertheit, auf die die Syrer schon immer stolz gewesen seien, so Kristin Helberg, „ein Strohhalm geworden, an den sich die Syrer klammern, während sie in einem Meer nicht enden wollender Zivilisationsbrüche unterzugehen drohen.“ Die Journalistin, die lange in Syrien gelebt hat, ist eine aus einer Reihe von Autoren, die mit ihren Eindrücken und Kenntnissen diesen Band bereichern und der Hoffnung Ausdruck geben, dass Syrien wieder zurückfindet in eine moderne Gegenwart.
Wohltuend an dem Buch ist, dass die Zeit vor 2011 nicht verklärt wird. Diktatur, Korruption und religiöser Eifer haben das zivile Leben massiv beeinflusst. Dennoch war Syrien vor dem Krieg in einer ähnlichen Situation, in der sich Iran heute befindet: Bei allen Restriktionen hat sich Iran zuletzt geöffnet, wird bei Touristen immer beliebter. Und ein mutiger werdender, mit der Welt vernetzter Teil der Bevölkerung zwingt das Regime in Teheran zu einem Hase-und-Igel-Wettlauf. Kein Spiel, dafür sind die Konsequenzen zu ernst, wie in Folge der Demonstrationen 2009 und aktuell wieder bei den Ereignissen dieser Tage. Dennoch nehmen viele Menschen sich Freiheiten. Iran ist zwar ein religiöser Staat. Doch schreibt Stephan Orth, Autor auch des Bestsellers „Couchsurfing im Iran“: „Der Islam mit seinen regelmäßigen Ritualen ist stärker in den Alltag der Menschen integriert und findet beiläufiger statt, als das die üblichen Fernsehbilder von Knieenden in der Moschee andeuten.“ Und durchaus bedeutend ist wohl der Anteil jener, die offenkundig nicht streng religiös sind.
Die Religion sowie diktatorische Regime mit der westlichen Moderne wenn auch nicht in Einklang, so doch in Verbindung und Wechselwirkung miteinander zu bringen, hat in beiden Ländern – Iran wie Syrien – bereits nachhaltige Veränderungen bewirkt. In Syrien sind sie verschüttet durch den Bürgerkrieg, und ob an dessen Ende etwas von ihnen wieder auftaucht, ist unklar. Auch in Iran kann sich, wie man dieser Tage sieht, niemand sicher sein, dass die zarte Öffnung unumkehrbar ist. Insofern leisten die zwei Bücher einen anschaulichen Beitrag zu einem spannenden Austausch zwischen dem Orient und Europa, der auf absehbare Zeit schwierig bleiben wird. Und gerade deshalb nicht im Ethnokitschigen stecken bleiben darf.
Lutz Jäkel, Lamya Kaddor: Syrien. Ein Land ohne Krieg. Malik Verlag, München 2017. 200 Seiten, 45 Euro.
Stephan Orth, Samuel Zuder, Mina Esfandiari: Iran. Tausend und ein Widerspruch. National Geographic Verlag, München 2018. 192 Seiten, 40 Euro.
Der Suq al-Hamidiya und das Café Naufara in Damaskus sind wie die gesamte Altstadt bislang weitgehend verschont vom Bürgerkrieg.
Dass Rauchen für
Frauen in Iran verpönt ist, hält viele nicht
davon ab. Und auch
hier verkleiden sich
die Kinder gern.
Fotos: Lutz Jäkel (2), Stephan Orth, Samuel Zuder
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»Der Bildband ist eine Hommage an die Menschen im Iran. In dem widersprüchlichen Land... zeigt das Leben mehr Facetten und mehr Freude, als man vermuten würde.« Frankfurter Rundschau