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Das Internet ist seit Jahrzehnten abgeschaltet, die Statussymbole von früher sind nur noch Elektroschrott. Reiner, Mitte zwanzig, sammelt Laptops aus dieser lange vergangenen Zeit und wird zum Begründer einer Jugendbewegung, die verklärt, was es früher wohl einmal gab - die Freiheit einer Gesellschaft, die alles miteinander teilt. Mit Hilfe einer Autobatterie gelingt es, eine Verbindung zu lange stillgelegten Servern herzustellen. Die Jugendlichen sehen, was seit Jahrzehnten keiner mehr gesehen hat: das Internet. Mit einem sezierenden Blick auf unsere Gegenwart hat Josefine Rieks einen…mehr

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Produktbeschreibung
Das Internet ist seit Jahrzehnten abgeschaltet, die Statussymbole von früher sind nur noch Elektroschrott. Reiner, Mitte zwanzig, sammelt Laptops aus dieser lange vergangenen Zeit und wird zum Begründer einer Jugendbewegung, die verklärt, was es früher wohl einmal gab - die Freiheit einer Gesellschaft, die alles miteinander teilt. Mit Hilfe einer Autobatterie gelingt es, eine Verbindung zu lange stillgelegten Servern herzustellen. Die Jugendlichen sehen, was seit Jahrzehnten keiner mehr gesehen hat: das Internet. Mit einem sezierenden Blick auf unsere Gegenwart hat Josefine Rieks einen rasanten wie klugen Roman geschrieben. Ein Debüt, das man mit weit aufgerissenen Augen liest.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Josefine Rieks wurde 1988 in Höxter geboren, studierte Philosophie und lebt in Berlin. Sie schrieb das Drehbuch zum No-Budget-Film U3000 - Tod einer Indieband. 2017 erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium. Bei Hanser erschien 2018 ihr erster Roman: Serverland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2018

Jetzt geht die Post ab
Wenn das Internet abgeschafft ist: In ihrem Debütroman „Serverland“ erzählt Josefine Rieks von
Eingeborenen der digitalen Welt, die wieder mit Landkarten reisen und mit Stiften auf Notizblöcke schreiben
VON MEIKE FESSMANN
Als Tim Berners-Lee am Genfer Kernforschungszentrum Cern das Kommunikationsnetz erfand, das später zum World Wide Web wurde, war Josefine Rieks gerade mal ein Jahr alt. Sechs Jahre war sie, als er das ursprünglich für die Kommunikation von Wissenschaftlern entwickelte Netz für die Öffentlichkeit freigab und dabei auf Patentierung und Lizenzgebühren verzichtete. Zehn Jahre, als Google seinen Siegeszug begann, und sechzehn bei der Gründung von Facebook. Die 1988 in Höxter geborene Autorin geht nun mit einem Debütroman an den Start, der auf eigenwillige Weise mit dem Generationenlabel „Digital Native“ spielt.
„Serverland“ ist clever, entspannt, lässig und unbekümmert. Josefine Rieks mischt die Genres, ohne dass das literarische Experiment im Vordergrund stünde. Sie nimmt sich, was sie brauchen kann, und fügt die Elemente von Dystopie, Roadnovel und Versuchsanordnung im Geiste Becketts zu einem schlichten Plot mit höchst origineller Zeitstruktur. Denn „Serverland“ wirft einen in die Zukunft projizierten Retroblick auf die eigene Generation. Die könnte dabei womöglich entdecken, dass sie in der besten aller möglichen Welten lebt.
„Serverland“ spielt nach dem Ende der „Computerkultur“, also jener Zeit, in der wir gerade leben, in der uns das Internet und erfindungsreiche Konzerne Tag für Tag blendend unterhalten, mit neuen Gadgets versorgen und gelegentlich auch gut informieren. Wie es zu diesem Ende gekommen ist, damit hält sich der Roman nicht lange auf. Es gab ein Referendum, das zu der Entscheidung führte, das Internet abzustellen. Wie das genau vonstatten ging, erfahren wir nicht. Aber der Brexit, Trump, Puigdemont und die Koalitionsschauspiele nach der Bundestagswahl haben unseren Möglichkeitshorizont genügend erweitert, um uns das vorstellen zu können: Es gibt kein Internet mehr.
Rechner werden nur noch von Nerds gesammelt und auf Flohmärkten verkauft. Man schreibt wieder mit Stiften auf Notizblöcke, bemüht für Reisen Landkarten, und auch die Zeitungen spielen wieder eine größere Rolle. Alles also so, wie es sich viele wünschen – wenn auch nicht unbedingt die Angehörigen von Josefine Rieks Generation.
Die aber sind längst in die Jahre gekommen. Aus ihren erwachsenen Kindern rekrutiert sich das Romanpersonal, allen voran Reiner und Meyer, zwei ehemalige Klassenkameraden Mitte zwanzig. Sie leben in Berlin und bilden das klassische ungleiche Duo, wie es Krimis, Jugend- und Abenteuerromane lieben. Reiner arbeitet als Zusteller bei der Post und kennt sich mit Technik aus. Meyer träumt vom großen Geld und hat mitbekommen, dass auf irgendwelchen Industriebrachen in alten Hallen Daten lagern. Wie die gespeichert sind und wie man an die rankommt, weiß er nicht, wohl aber, was man damit anstellen könnte: „Stell dir mal vor, was irgendwelche alten Knacker unter der Hand dafür bezahlen würden, wenn man ihnen eine Kopie von ihrem alten Facebook-Profil anbieten würde ... oder noch besser von Leuten, die sie gekannt haben!“
Vom Wedding, wo der Ich-Erzähler Reiner wohnt und seine Lieblingskneipe steht – das „Soldiner Eck“ konnte sich offenbar ebenso in die Zukunft retten wie Schultheiss und Haribo –, geht es mit einem alten Scirocco erst einmal in ein Industriegebiet nach Spandau. In den Serverräumen packt Reiner die „Ehrfurcht“: „In diesen Schränken lagen wahrscheinlich Milliarden von Dateien gespeichert. Geschrieben von unseren Eltern. Von einer ganzen Generation, die ihre Gedanken allen anderen zugänglich gemacht hatte. Sie hatten sich davon etwas versprochen, etwas Unklares, das sie nicht beschreiben konnten. Davon ging ich zumindest aus.“
Das Freiheitsversprechen der Gründerjahre des Internets verbindet sich mit einer Gemeinschaftsutopie, die der Roman im Zeitraffer durchspielt. Sein Motto zitiert nicht von ungefähr die Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace, die der kürzlich verstorbene Internetpionier und Grateful Dead-Texter John Perry Barlow 1996 auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos vortrug. Auf Barlow geht auch die Abgrenzung der digitalen „Eingeborenen“, für die das Netz ein Umfeld ist, in dem sie sich frei und selbstverständlich bewegen, von ihren Eltern zurück, die immer „Einwanderer“ bleiben und deshalb nach staatlicher Reglementierung rufen.
In Berlin ist das Duo mit seiner Datenschürfung nicht übermäßig erfolgreich. Und so geht die Fahrt mit „Zehner-Hiphop“ von K.I.Z. bis Antilopen Gang weiter nach Eemshaven in den Niederlanden. Dort, im Rechenzentrum von Google, kann Reiner mit einem selbst geschriebenen Programm nicht nur allerhand Youtube-Videos und Computerspiele abgreifen, dort befindet sich auch eine Gruppe junger Leute, die, inspiriert von Unruhen in New York, den Aufstand probt und mit neuen Lebensformen experimentiert. Es wird viel gekifft, diskutiert und durch die Gegend geliebt. Täglich kommen neue User dazu, von denen keiner so ernsthaft an der Sache interessiert ist wie der Erzähler. Eines Tages kommt er auf die Idee, DVDs per Post nach dem Zufallsprinzip zu verschicken, um so eine Art primitives Internet nachzubauen. Und schon nimmt das Unheil seinen Lauf.
Josefine Rieks hat Philosophie studiert und für ihr Romanprojekt das Alfred-Döblin-Stipendium erhalten. „Serverland“ inszeniert auf überschaubarem Spielfeld die Praktiken, Mythen, Hoffnungen und Probleme, die sich in den letzten Jahrzehnten aus der Digitalisierung entwickelt haben. Vom beinahe schon ewig wirkenden Streit, wer der Größere war, Steve Jobs oder Bill Gates, und welches Betriebssystem das bessere ist, über bevorzugte Spiele, Musikstile, bis hin zu Anonymous, Feminismus im Netz, Ordnung und Chaos, läuft der rote Faden zu der Frage hin, wie sich die Energie von sozialen Bewegungen organisieren lässt, ohne vom Konsum oder von staatlichen Institutionen gekapert zu werden.
Wie Matthias Senkels Roman „Dunkle Zahlen“ (SZ vom 10. Februar) gehört „Serverland“ zu jener spannenden neuen deutschen Literatur des Frühjahrs, in der die Generation der Digital Natives ihre Erfahrungen erkundet, indem sie Technikgeschichte imaginiert. Eher dem Geist des Hackens verpflichtet als dem Ruf nach staatlichem Eingreifen, mäandert sie lustvoll zwischen Utopie und Katastrophe. Mit Roman Ehrlich, Leif Randt, Nis-Momme Stockmann und Matthias Nawrat hat die deutschsprachige Literatur in den letzten Jahren unterschiedlich temperierte Dystopien hervorgebracht, denen etwas Spielerisches, gelegentlich fast Kindliches oder Pubertäres gemeinsam ist.
Josefine Rieks gibt dieser Bewegung einen Dreh ins Lässige, wenn sie die Form der Roadnovel verwendet, um eine große Frage aufzuwerfen: Was würde mit unserem biografischen Gedächtnis geschehen, wenn unsere persönlichen Archive, die wir vertrauensvoll auf Server auslagern, eines Tages einfach nicht mehr zugänglich wären? Wie würde es sich anfühlen, wenn all die Fotos, Nachrichten, Musik- und Video-Dateien, die wir für unseren persönlichen Besitz halten, ohne zu wissen, wo sie gespeichert sind, einfach nicht mehr abrufbar sind? Den Einbruch in die Serverhalle von Google vergleicht der Erzähler mit dem Gefühl eines Forschers, der die Bibliothek von Alexandria betritt. Doch die Daten, die wir auslagern, sind viel persönlicher. „Serverland“ ist ein Roman von klugem Understatement, kühl unterspielt und prägnant erdacht. In der Vintage-Ästhetik seiner beiläufigen Nostalgie verbrüdern sich Katastrophe und Utopie.
Josefine Rieks: Serverland. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2018. 176 Seiten, 18 Euro. E-Book 13,99 Euro.
Ein undurchsichtiges Referendum
hat zu der Entscheidung geführt,
das Internet abzuschalten
Der Einbruch in die Serverhalle
von Google ähnelt dem Eintritt
in die Bibliothek von Alexandria
Josefine Rieks, 1988 in Höxter geboren, schrieb vor ihrem Debütroman das Drehbuch zum No-Budget-Film „U3000 – Tod einer Indieband“.
Foto: Tim Bruening
Die Zeit, in der, wie bei Samuel Beckett, noch Menschen in den Mülltonnen steckten, ist abgelaufen. In Josefine Rieks’ „Serverland“ werden die Rechner verschrottet oder von nostalgischen Nerds gesammelt und auf Flohmärkten verkauft. Was aber geschieht mit den Daten?
Foto: mauritius images
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2018

Alles ist abgeschaltet
Das Debüt von Josefine Rieks kehrt unsere quasireligiöse Apple- und Internetbegeisterung in eine düstere Science-Fiction um

Dieses Buch ist wie ein Geheimnis, das ein Insider dem anderen ins Ohr flüstert. Denn wo hat man solche herrlichen Sätze jemals gelesen: "Lynne Litter oder Jenny McCarthy (. . .) spielten die Elitekämpferin als Schlampe mit aufgepumpten Brüsten und dicken Lara-Croft-Knarren. Nur Kari Wuhrer spielte Tanya demütig." Es geht um die verschiedenen Teile des Videospiels "Command & Conquer". Und es sind Aussagen, die Gamer wirklich zueinander sagen würden. Hier hat jemand gut hingehört oder sogar das Leben der Freaks and Geeks von innen erlebt. Es ist die Autorin Josefine Rieks.

Aber es schwingt auch eine leichte Skepsis mit, die die Autorin ihren eigenen Figuren entgegenzubringen scheint. Kari Wuhrer ist ein mäßig ernstzunehmendes Dekolleté-Model, genau wie die anderen Genannten. Reiner sammelt in einer nicht allzu fernen Zukunft alte Computer, ein Hobby, über das man schweigen muss. In Rieks Debütroman "Serverland" ist das Internet abgeschaltet, es ist nur noch eine nostalgische Erinnerung im Gedächtnis der Älteren. Die digitale Ära ist verdrängt, "das Tabu war unerbittlich", heißt es einmal. Das Setting dürfte als Ohrfeige gemeint sein für alles, was heute als groß und glorreich verehrt wird. Der Amazon-Gründer Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt, das las man gerade diese Woche. Dieses Buch ist die bittere Kehrseite des Kults um die digitale Welt. Es tut so, als könne alles einfach wieder untergehen und dann nur noch wie ein heftiger, vielleicht böser Traum wirken.

"Serverland" strahlt damit eine angenehme Ruhe aus. Menschen sehen einander viel in die Augen. Und es sind wieder alte Dinge wie etwa Telefonbücher in Benutzung. Man schläft in Pensionen, plaudert mit der Wirtin. Aber Reiner und ein paar andere sind auf der Jagd nach etwas, das auf den alten Servern noch liegt: Videos. Wenn sie etwas finden, dann erscheint es ihnen wie die Relikte einer versunkenen Kultur, eine Server-Halle von Google entdecken sie in Holland so wie Charlton Heston in "Planet der Affen" die Reste der Freiheitsstatue. "Isn't it like a cathedral? - Like a . . . like a memorial of a better time?", sagt in dem alten Raum eine Amerikanerin, die offenbar auch da ist, um Reste des Internets aufzuspüren.

"Krasser Schmerz fuhr mir in die Schläfen", sagt der Erzähler beim Aufwachen, aber das ganze Buch ist ein böses Erwachen. Und es ist faszinierend. Da kramen die Punks der Zukunft in dem digitalen Müll, den wir hinterlassen haben, schauen sich alte Videos an davon, wie andere Menschen ein Videospiel spielen, und begreifen nicht, warum jemand so etwas einst gefilmt hat. (Es ist ja auch kaum zu begreifen.) An Lagerfeuern diskutieren sie über die Videos von Nine-Eleven oder irgendwelchen Youtube-Unsinn. Die Retro-Nerds sind nicht sonderlich beziehungsfähig. Reiner wird an Erotik und Freundschaft in diesem kurzen Buch mehrmals scheitern. Und es gibt Meyer, den dümmlichen Macker- und Machertypen, ein Mann wie ein Brandbeschleuniger, der seine Umgebung immer weiter zwingt. Zu neuen Servern. Zu neuen Inhalten aus der alten Welt.

Die Story ist so fesselnd und gnadenlos diesseitig, dass man sich die ganze Zeit nur fragt, warum erst jetzt jemand darauf kommt. Die Ausstrahlung einer Schriftstellerin darf nichts zur Sache tun, aber dass die Erscheinung der kaum dreißigjährigen Rieks auf dem Autorenfoto und bei ihren ersten Lesungen einer Mischung aus Hunter S. Thompson und dem kleinen Hobbit gleicht, vergrößert die spontane Liebe natürlich nur noch mehr.

Manchmal wünscht man sich auch mehr vom Text oder, dass der Protagonist doch eine Frau hätte sein können. Das Buch bleibt sperrig wie seine Idee, man gerät in eine Art Gammler- und Digitalpunkszene, eine Bewegung soll gegründet werden, nichts gelingt. Das Leben ist irgendwo anders. "Ich träumte davon, dass ich am Strand saß", denkt Reiner einmal. Und da liegen auch Frauen neben ihm. Aber die Bilder der Videos gehen ihm nicht aus dem Kopf. "Wie eine zweite Realität, die sich über den Strand gelegt hatte." Das Buch ist gnadenlos und, vielleicht mehr noch als wir ahnen können, sehr wichtig.

Nur in einem Punkt muss man es unbedingt korrigieren: der Flugsimulator X-Plane 9 ist mitnichten das beste Spiel für Mac OS, wie der Erzähler einmal behauptet. Sondern die Mac-Version von Star Craft I, mit dem Add-on Brood War. Das ist doch wohl klar. Unter uns Insidern.

THOMAS LINDEMANN

Josefine Rieks: "Serverland". Hanser, 176 Seiten, 18 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension

In "spontaner Liebe" entbrannte Rezensent Thomas Lindemann nach eigenen Angaben für Josefine Rieks' Romandebüt "Serverland". Sowohl die herrlichen Geek-Sätze der Gamer, die er als selbsterklärter Insider absolut authentisch findet, als auch die Story haben es ihm angetan: "Serverland" spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der das Internet abgeschaltet wurde und nur noch als blasse Erinnerung der älteren Generation existiert, informiert Lindemann. Der Plot kreise um eine kleine Gruppe "Retro-Nerds", die keinen Anteil am normalen Leben in Rieks' analoger Welt hat, dafür aber alte Serverhallen von Google aufspürt und Videos von 9/11 ebenso fasziniert diskutiert wie irgendwelchen YouTube-Unsinn. Besonders die Gnadenlosigkeit, mit der Rieks untergehen lasse, was als einflussreichstes Merkmal unserer Gegenwart gelte, beeindruckt Lindemann. Obwohl der Rezensent sich stellenweise doch noch ein wenig mehr Überraschungen von den Figuren oder der Sprache des Romans gewünscht hätte, hält er "Serverland" für wichtiger, als selbst er sich vorzustellen vermag.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Josefine Rieks [legt] überzeugend die Enttäuschungspotenziale sozialer Bewegungen offen. Ihr gelingt es, die analogen Sehnsüchte ihrer Generation auf digitale Verlustanzeigen in einer unwahrscheinlichen Zukunft zu projizieren. Damit sagt sie mehr über das Heute aus als über ein Morgen." Stefan Weis, Der Standard, 04.07.18

"Durch ihren Perspektivwechsel bringt Josefine Rieks das Kunststück zustande, die prosaische Gegenwart der Produkte in ein Archiv zu verwandeln und sie dabei mit dem Glanz der Nostalgie auszustatten. Natürlich ist das alles sehr ironisch, wie immer in Pop-Romanen." Matthias Schümann, NDR Kultur, 21.3.18

"Kein Zweifel also, dass die Kultur der Digitalität endlich mehr motivischen Einzug in unsere zeitgenössische Belletristik finden muss. Ein Glück beweist Rieks mit ihrem aufrüttelnden Debüt, [...] wie einfach es gehen kann: Man fängt da an zu schreiben, wo andere aufhören über die Freiheit des Internets nachzudenken." Judith Poznan, Musikexpress, 15.3.18

"Es handelt sich also gar nicht im Science-Fiction, sondern um, sagen wir, eine retromanische Fantasie: um eine Geschichte, die in der Zukunft spielt, eigentlich aber die Vergangenheit und damit wiederum unsere Gegenwart meint. [...] Der Witz an 'Serverland' ist, dass der Roman sich darüber subtil lustig macht, genauso wie über die naive Utopie der digitalen Steinzeit." René Hamann, taz, 14.3.18

"Dieses Buch ist wie ein Geheimnis, das ein Insider einem anderen ins Ohr flüstert."
Thomas Lindemann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.03.18

"Josefine Ricks bietet mit ihrer geschickten zeitlichen Konstruktion, vermeintlich retrospektiv auf den heutigen Status des Internets zu blicken, eine kurzweilige Lektüre mit interessanten Denkanstößen." Raphael Smarzoch, Deutschlandfunk Büchermarkt, 5.3.18

"Die [...] Autorin widersteht der Versuchung, die Zukunft tatsächlich zu gestalten, sie mit allzu viel Farbe auszumalen. [...] Dieser Verzicht auf den großen Knall, diese Nicht-Inszenierung, die im Übrigen dazu führt, dass sich das Stück prächtig ins Theater übersetzen lassen würde, ergibt durchaus Sinn. So setzt die knappe Handlung keinerlei Fett an und läuft auch nicht Gefahr, zur Räuberpistole zu werden. Die Fantasie holt Rieks stattdessen aus der Gegenwart." Jochen Overbeck, SPIEGEL Online, 24.02.18

"'Serverland' ist clever, entspannt, lässig und unbekümmert. Josefine Rieks mischt die Genres, ohne dass das literarische Experiment im Vordergrund stünde. Sie nimmt sich, was sie brauchen kann, und fügt die Elemente von Dystopie, Roadnovel und Versuchsanordnung im Geiste Becketts zu einem schlichten Plot mit höchst origineller Zeitstruktur ... 'Serverland' ist ein Roman von klugem Understatement, kühl unterspielt und prägnant erdacht." Meike Feßmann, Süddeutsche Zeitung, 20.02.18

"Möglicherweise ist 'Serverland' am Ende auch eine sehr kluge Analyse vom Aufstieg und beginnenden Zerfall einer analogen Bewegung, die noch zur Voraussetzung hat, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein."
Kristina Kaufmann, spex, März/April 18
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