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Seit vielen Jahren beobachtet Dominic Johnson die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in den verschiedenen Ländern des afrikanischen Kontinents. Im Gegensatz zu gängigen Bewertungen hatte er mit seinem Buch schon kurz vor dem arabischen Frühling revolutionäre Umwälzungen prognostiziert. Vor allem im Kontrast zum verbreiteten Blick auf Afrika: mit verhaltenem Optimismus. Das viel gelobte und breit diskutierte Buch erscheint nun in einer aktualisierten und erweiterten Neuausgabe, die auch die letzten zwei entscheidenden Jahre in den Fokus nimmt. In Tunesien, Ägypten,…mehr

Produktbeschreibung
Seit vielen Jahren beobachtet Dominic Johnson die politische, wirtschaftliche
und gesellschaftliche Situation in den verschiedenen Ländern des afrikanischen
Kontinents. Im Gegensatz zu gängigen Bewertungen hatte er mit
seinem Buch schon kurz vor dem arabischen Frühling revolutionäre Umwälzungen
prognostiziert. Vor allem im Kontrast zum verbreiteten Blick auf Afrika:
mit verhaltenem Optimismus.
Das viel gelobte und breit diskutierte Buch erscheint nun in einer aktualisierten
und erweiterten Neuausgabe, die auch die letzten zwei entscheidenden
Jahre in den Fokus nimmt. In Tunesien, Ägypten, Südafrika, Libyen, Mali, in
Kenia oder dem Kongo verändert sich das Gesicht des Kontinents, nicht zuletzt
in den internationalen Beziehungen. Wie über Interventionen in Afrika heute
wieder diskutiert wird, wäre bis vor kurzem undenkbar gewesen.
Neue Konstellationen, neue Instabilitäten, neue Probleme, aber auch neue
Chancen, und das alles in hoher Geschwindigkeit.
Autorenporträt
Dominic Johnson ist Afrika-Experte, seit 1990 Redakteur und seit 2011 Auslandschef der taz. Wissenschaftlich arbeitete er zur informellen Wirtschaft in den Krisengebieten des Kongo. Er bereist das Land mehrmals im Jahr und schreibt regelmäßig auch in seinem Blog Kongo-Echo.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2011

Unternehmergeist
Dominic Johnson glaubt, dass
Afrika eine große Zukunft hat
Ginge es nach den Prognosen von Journalisten, dann müsste Afrika längst untergegangen sein. Südafrika wird das Ende der Apartheid nicht überstehen, schrieben viele Anfang der 90er Jahre. Die Afrikaner werden in ein paar Jahren ausgestorben sein, hieß es um die Jahrtausendwende, als die Aids-Raten in die Zukunft hochgerechnet wurden. Die ersten freien Wahlen im Kongo, munkelten Fachleute 2006, würden in einen neuen Bürgerkrieg führen.
Zum Glück ist Afrika groß und stark. Es hat noch jede düstere Prognose überlebt. Und jetzt gibt es ein Buch, das dem Kontinent gar eine große Zukunft voraussagt, er stehe, so der Titel, „vor dem großen Sprung“. Dominic Johnson hat es verfasst, seit zwei Jahrzehnten schreibt er für die taz über diese Weltgegend. Das schmale Werk ist eine gute Bestandsaufnahme der afrikanischen Gegenwart. Johnson schreibt über die Jugend, die in die Moderne möchte, über afrikanische Unternehmer und über Regierungen wie die in Ruanda oder in Angola, die ihre Staaten wie private Wirtschaftsunternehmen führen und sich eher selten an demokratische Spielregeln halten.
Am interessantesten ist das Beispiel Somalia, wo seit fast zwanzig Jahren Anarchie herrscht und sich trotzdem ein modernes Wirtschaftsleben herausgebildet hat. Das folgt zwar nicht den Regeln der sozialen Marktwirtschaft. Aber selbst in den Piraten vor der Küste sieht Johnson ein Beispiel für afrikanischen Unternehmergeist. Mit dem Lösegeld tragen die Piraten zur Urbanisierung und Modernisierung in Somalia bei, weil sie Häuser bauen und in Firmen, Banken oder Telefongesellschaften investieren.
Der Nachteil dieser Schrift ist, dass der Titel hochtrabend klingt und im Buch nichts davon zu finden ist. Denn Johnson kommt lediglich zu dem schrulligen Fazit: „Die Zukunft ist offen.“ Wenn es gut geht, könnte Afrika eine positive Entwicklung erleben, wenn es schlecht läuft, dann nicht. MICHAEL BITALA
DOMINIC JOHNSON: Afrika vor dem großen Sprung. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2011. 108 Seiten, 9,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2011

Die neue Afrika-Literatur

Man hat sich daran gewöhnt: Nachrichten aus Afrika sind schlechte Nachrichten. Der Kontinent schien nur noch als Krisenkontinent besprochen zu werden. Diesen pessimistischen Prognosen hält der Berliner Journalist Dominic Johnson nun eine Interpretation entgegen, die viele Länder Afrikas in der Ära einer Gründerzeitstimmung verortet ("Afrika vor dem großen Sprung". Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2011. 106 S., br., 9,90 [Euro]).

So regiere "in weiten Teilen Afrikas, wo es noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal Telefone gab, heute unangefochten die Mobilkommunikation". Und die Nutzung der digitalen Technologie sei "keine exklusive Angelegenheit einer schmalen Elite", sondern selbst in vielen ländlichen Gegenden inzwischen Praxis. Allerdings, dies eine weitere Beobachtung des Autors, sind es vor allem die Städte, in denen sich der Wandel vollzieht. Afrika galt lange als ländlich geprägt, ist nun aber der sich am schnellsten urbanisierende Kontinent der Welt. "Die anonymen, kosmopolitischen Städte", schwärmt Johnson, "werden zur neuen Heimat. Afrikas Städter sind Kinder der Städte, ihr gesellschaftlicher und familiärer Hintergrund hat sich verschoben." Hier sieht sich der Autor offenbar im Einklang mit einem Teil der jüngeren Stadtforschung zu Afrika, die vor allem die intellektuelle und künstlerische Dynamik sowie die kreativen Überlebensstrategien in den afrikanischen Megastädten betonen. Dabei geraten Gewalt und Kriminalität, soziales Elend und ökologische Verwerfungen leicht aus dem Blick.

Als wichtigste Akteure des Wandels nennt Johnson eine kapitalkräftige afrikanische Mittelschicht sowie einheimische Unternehmer, die, folgen wir dem Autor, nur darauf warten, "die Geschicke ihrer Länder selbst in die Hände zu nehmen", Verantwortung zu übernehmen. Recht überzeugende Beispiele wollen ihm in diesem Zusammenhang allerdings nicht einfallen. Der Staat sei, hier schließt er an viele Interpreten an, in Afrika beständig auf dem Rückzug. Allerdings scheint Johnson vergessen zu haben, dass ein Großteil der Bevölkerungen weiterhin vergeblich auf die Wunder des Marktes wartet, dass nur ein geringer Teil der Menschen tatsächlich vom rasanten Wandel und Wirtschaftswachstum profitieren.

Gelegentlich deutet er das immense Konfliktpotential an, welches die "geradezu revolutionären Umwälzungen" bergen: Etwa die zahllosen jungen Menschen, die, obgleich gut qualifiziert, vergeblich auf einen angemessenen Arbeitsplatz warten; hinzu kommen Millionen Jugendliche ohne jegliche Ausbildung. Die Integration der Jugend stellt eine Herkulesaufgabe afrikanischer Politik dar, zu der Johnson nur wenig zu sagen weiß. Überzeugend ist hingegen die Beobachtung, dass der Westen unter afrikanischen Intellektuellen und "Machern" gewaltig an Kredit verloren hat. Lektionen aus Washington, Paris oder Berlin nimmt man nicht mehr an. "Welches Gewicht", unterstreicht Johnson, "hat der mahnende weiße Zeigefinger, wenn die gleiche Hand sich zuvor beim Abschlachten von Tausenden Afrikanern nicht gerührt hat." Die afrikanische Elite schaut verstärkt in andere Richtungen, etwa nach Asien und insbesondere nach China. Johnsons Buch ermutigt eine neue, nicht negativistische Afrika-Literatur.

ANDREAS ECKERT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen optimistischen Blick auf Afrika bietet Dominic Johnsons Buch "Afrika auf dem großen Sprung" laut Andreas Eckert, dem dies manchmal zu viel des Guten ist. Er hebt hervor, dass der Autor entgegen der im Westen weit verbreiteten pessimistischen Sicht des Kontinents eine Gründerzeitstimmung in vielen Ländern Afrikas erkennt, rasende Urbanisierung und intellektuelle Dynamik in den Megastädten inklusive. Nicht immer scheinen ihm die Ausführungen des Autors überzeugend. Er hält ihm vor, Kriminalität, soziales Elende und ökologische Katastrophen mitunter außen vor zu lassen. Auch der Umstand, dass oft nur ein geringer Teil der Bevölkerung von den Veränderungen und dem Wirtschaftswachstum profitiert, bleibt in seinen Augen unterbelichtet. Nichtsdestoweniger schätzt er das Buch, da es eine "neue, nicht negativistische Afrika-Literatur" ermutige.

© Perlentaucher Medien GmbH