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Arundhati Roy ist eine der faszinierendsten Romanautorinnen Indiens und eine seiner mutigsten Frauen. Unbeirrt und mit Verve führt sie uns vor Augen, wie es unter der glänzenden Oberfläche des Subkontinents wirklich aussieht - fernab mystischer Verklärung und den bunten Lichtern Bollywoods. Mit leidenschaftlicher Überzeugung, gründlicher politischer Analyse und einer wunderbar poetischen Sprache spricht sie in ihren Essays über religiöse und politische Ausgrenzung, über kulturelle wie wirtschaftliche Missstände. Kühn stellt sie sich den aktuellen Ereignissen der letzten Jahre - wie dem Pogrom…mehr

Produktbeschreibung
Arundhati Roy ist eine der faszinierendsten Romanautorinnen Indiens und eine seiner mutigsten Frauen. Unbeirrt und mit Verve führt sie uns vor Augen, wie es unter der glänzenden Oberfläche des Subkontinents wirklich aussieht - fernab mystischer Verklärung und den bunten Lichtern Bollywoods.
Mit leidenschaftlicher Überzeugung, gründlicher politischer Analyse und einer wunderbar poetischen Sprache spricht sie in ihren Essays über religiöse und politische Ausgrenzung, über kulturelle wie wirtschaftliche Missstände. Kühn stellt sie sich den aktuellen Ereignissen der letzten Jahre - wie dem Pogrom gegen die Muslime in Gujarat 2002 oder den gewalttätigen Ausschreitungen in Mumbai 2008.
Autorenporträt
Arundhati Roy wurde 1959 geboren, wuchs in Kerala auf und lebt in Neu-Delhi. Den internationalen Durchbruch schaffte sie mit ihrem Debütroman 'Der Gott der kleinen Dinge', für den sie 1997 den Booker Prize erhielt. Aus der Weltliteratur der Gegenwart ist er nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen Jahren widmete sie sich außer ihrem politischen und humanitären Engagement vor allem ihrem zweiten Roman 'Das Ministerium des äußersten Glücks' (2017). Dieser Roman wurde mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2017 ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2011

Indische Sorgen

Arundhati Roys Aufsätze und Reden in deutscher Sprache zu veröffentlichen zeugt von Mut. Sie behandeln fast durchweg indische Ereignisse, deren globale Bedeutung nicht unmittelbar einsichtig ist. Die zwischen 2002 und 2008 entstandenen Texte sind durchweg in Indien publiziert worden. Der Band beginnt mit einem Aufsatz über die Massaker an Muslimen in Gujarat im Jahr 2002, drei Beiträge sind dem Anschlag auf das indische Parlament 2001 gewidmet, einer dem Anschlag in Bombay im November 2008. Die Leidenschaft, mit der Arundhati Roy ihre detailreichen Analysen vorbringt, ist bewundernswert. Auch wenn man bezweifeln mag, ob ihre Folgerungen soziologisch und politologisch immer stichhaltig sind, die Fakten zu Korruption, Massenmorden, Heuchelei, die sie aneinanderreiht, sind ausgiebig dokumentiert und lassen die Leser erschaudern. Möglicherweise würde die Autorin jeden dieser Texte heute umschreiben, weil die Entwicklung neue Schlaglichter auf Ereignisse wirft, die bis zu acht Jahre vorher geschehen sind. Vielleicht hätten Einführungen geholfen. Doch gibt uns Roy hier Einblicke in die fauligen Eingeweide der "größten Demokratie der Welt", wie sie uns sonst keine Autoren, weder indische noch andere, geben können. Eine Demokratie lebt eben aus den tausend Institutionen, Gesetzen und Gruppierungen, in deren Wirrwarr wir uns hier mühselig hineinlesen müssen. Angesichts dieses Morasts schreibt Roy von der "Scham darüber, was wir haben geschehen lassen". Und weiter: "Hier sind wir. In Indien. Der Himmel stehe uns bei." (Arundhati Roy: "Aus der Werkstatt der Demokratie". Essays. Aus dem Englischen von Anette Grube. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 336 S., geb., 19,95 [Euro].) kmp

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einen erhellenden Blick auf Demokratie Indiens findet Thomas Hummitz in diesem Band von Arundhati Roy. Die Globalisierungskritikerin sucht in den zwischen 2004 und 2008 entstandenen Texten zu zeigen, wie die indische Demokratie durch wachsende Feindseligkeit gegenüber Muslimen und Globalisierung vom Scheitern bedroht ist. Das Bild friedfertiger Muslime in Indien, das Roy zeichnet, scheint Hummitz zwar ein wenig einseitig. Das ändert für ihn aber nichts daran, dass Indiens Muslime in den letzten Jahren zu Bürgern zweiter Klasse degradiert wurden, wofür die Autorin auch zahlreiche Belege liefert. Sie schildere unter anderm auch die von staatlichen Stellen tolerierten Pogrome von nationalistischen Hindus gegen Muslime im Frühjahr 2002 und zeige, wie Beweise gegen angebliche muslimische Attentäter gefälscht wurden. Ob tatsächlich ein Völkermord in der Luft liegt, wie Roy meint, vermag Hummitz nicht zu entscheiden. "Dies kann man als linksradikale Panikmache auffassen", schließt der Rezensent. "Oder aber als Warnung, die ein Handeln noch zulässt".

© Perlentaucher Medien GmbH
Eine Reise ins dunkle Herz Indiens
Bei den maoistischen Partisanen: Arundhati Roy zwischen Romantik und Realismus

SANTINIKETAN, 9. Mai

Seit Jahren geht das Gerücht, Arundhati Roy schreibe an einem zweiten Roman. Doch hat die Autorin seit dem phänomenalen Erfolg des 1997 erschienenen "Der Gott der kleinen Dinge" ausschließlich Essays und Reden verfasst, die sie als Aktivistin für die Interessen der Stammesangehörigen in Zentralindien, gegen Big Business und die multinationalen Konzerne, gegen den wirtschaftlichen Imperialismus der Vereinigten Staaten ausweisen. Jahrelang kämpfte sie mit der Feder gegen die großen Staudämme im Narmada-Tal. Man musste allerdings häufig bezweifeln, dass ihre Schlussfolgerungen stimmten, denn sie bereitete Fakten und Zahlen lieber suggestiv als wissenschaftlich auf. So traute Roy sich Urteile über weltpolitische Zusammenhänge zu, wobei man den Eindruck unzulässiger Vereinfachung nie ganz abschütteln konnte.

Nun hat Arundhati Roy einen langen Essay vorgelegt, eigentlich einen Reisebericht, der konkret und persönlich bleibt und darum nach dem Roman ihr überzeugendster Prosatext ist. Er beschreibt eine Reise ins dunkle Herz Indiens, in die von Partisanen besetzten Wälder und Höhenzüge im zentralen Nordindien. Diese Gebiete sind wirtschaftlich rückständig, doch bergen sie reiche Naturschätze, etwa Bauxit, die große Firmen in Verbindung mit der Regierung abbauen wollen. Das bedeutete die Zerstörung ganzer Landstriche mitsamt ihrer Besiedlungsstruktur. Die Guerrilla nannte sich früher "Naxaliten", heute "Maoisten". In der Mehrzahl handelt es sich um Angehörige der Ureinwohner. Sie nehmen immer größere Gebiete ein, auch in Südindien und Westbengalen, und treffen auf die harte Hand der Sicherheitskräfte und der von Politikern organisierten Privatarmeen, die morden, brandschatzen, plündern und vergewaltigen.

Als eine der wenigen Außenseiterinnen wurde Arundhati Roy von den Maoisten eingeladen, sie auf den Streifzügen durch "ihre" Wälder zu begleiten. Nun beschreibt sie ihre Gespräche mit führenden Kadern, in denen die Geschichte der Bewegungen aufscheint. Diese begannen 1950, als der Staat die Stämme per Gesetz ihres traditionellen Besitzes, der Wälder, beraubte und unterschiedliche Interessengruppen die Wälder zu nutzen begannen. Sie schildert das Schicksal zahlreicher junger Frauen, das sie zu Kämpferinnen werden ließ. Eine Romantisierung kann Roy dabei nicht ganz vermeiden; das Wort "schön" kommt nirgendwo sonst in ihrem Werk so häufig vor. Doch gelingt es ihr, die Maoisten differenziert zu beschreiben und so der Dämonisierung durch die Medien entgegenzuwirken. Nur gelegentlich findet die Überlegung Eingang, dass der maoistische Weg keine gerechte Lösung sein kann, weil er sich in Gegenmord und Gegenzerstörung erfüllt. Auch die archaische Organisation der Dörfer, die eine Art Parallelverwaltung aufgebaut haben, kann nur im Untergrund lebensfähig bleiben. Hilflos fragt die Schriftstellerin: "Gibt es eine Alternative?" Nur wenige Tage nach Erscheinen ihres Aufsatzes geschah das bisher größte Massaker in der Geschichte der maoistischen Bewegung. 76 Angehörige der Sicherheitskräfte wurden getötet; die Politiker schworen wieder einmal, die Guerrilla aufzureiben. Seitdem hat Arundhati Roy von vielen Podien des Landes gesprochen, um die herrschende Klasse zu einem Dialog aufzurufen. Arundhati Roy hat einen neuen Feldzug begonnen. Wird sie je zu ihrem zweiten Roman kommen?

MARTIN KÄMPCHEN

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