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In der berühmten Schrift »Über den Gemeinspruch ...« (1793) verteidigt und erläutert Kant in gemeinverständlicher Form den Sinn und die Praktikabilität einer auf das Prinzip des »Kategorischen Imperatives« gestützten Handlungslehre gegen die zeitgenössischen Einwände, denen seine praktische Philosophie ausgesetzt war. In dem noch berühmteren Traktat »Zum ewigen Frieden« (1795) entwirft er auf der Grundlage seiner Moralphilosophie ein Modell zur dauerhaften Sicherung des Friedens unter den Völkern, das noch heute Hoffnungen nährt und Maßstäbe setzt.Für die Textherstellung wurde grundsätzlich…mehr

Produktbeschreibung
In der berühmten Schrift »Über den Gemeinspruch ...« (1793) verteidigt und erläutert Kant in gemeinverständlicher Form den Sinn und die Praktikabilität einer auf das Prinzip des »Kategorischen Imperatives« gestützten Handlungslehre gegen die zeitgenössischen Einwände, denen seine praktische Philosophie ausgesetzt war. In dem noch berühmteren Traktat »Zum ewigen Frieden« (1795) entwirft er auf der Grundlage seiner Moralphilosophie ein Modell zur dauerhaften Sicherung des Friedens unter den Völkern, das noch heute Hoffnungen nährt und Maßstäbe setzt.Für die Textherstellung wurde grundsätzlich auf die Originalausgabe und - soweit vorhanden - auf die Druckvorlagen und Reinschriftfragmente zurückgegriffen. Sachliche Abweichungen sind ebenso wie Konjekturen und Textrevisionen, die auf Vorschläge früherer Editoren zurückgehen, im Variantenverzeichnis vermerkt. Orthographie und Interpunktion sind vorsichtig modernisiert worden. Mit Einleitung, Anmerkungen, Bibliographie, Verzeichnis der Vorarbeiten, Personen- und Sachregister.
Autorenporträt
Immanuel Kant wird 1724 in Königsberg geboren. Mit 16 Jahren beginnt er das Studium der Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften an der Königsberger Universität. Jedoch erst im Alter von 46 Jahren erhält er eine ordentliche Professur für Logik und Metaphysik in Königsberg. Als wirkungsmächtigster deutscher Philosoph neben Hegel erlangt Kant schon zu Lebzeiten einen legendären Ruf. Er verbringt sein Leben alleinstehend und einem strengen selbstauferlegten Tagesablauf folgend, der Anlaß zu zahlreichen überlieferten Anekdoten bietet. Kant stirbt in hohem Alter von 80 Jahren 1804 in Königsberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2010

Sichtbarliche Nöthigung
Endlich: Jost-Dietrich Busch hat Immanuel Kant redigiert
Wann die Rettung der deutschen Sprache zum Volkssport wurde, ist nicht ganz klar. Jedenfalls gibt es inzwischen Facebook-Gruppen, die mit dem Satz werben: „Wenn wir die Sprache Kants und Hegels nicht retten, dann werden wir den Niedergang der deutschen Sprache erleben.“ Man liest das, ist schlagartig überzeugt, dass es so weit auf keinen Fall kommen darf, und geht pflichtschuldig los, um endlich einmal wieder einen kulturerbewürdigen deutschen Satz zu lesen. Sagen wir von Immanuel Kant:
„Das, was diese Gewähr (Garantie) leistet, ist nichts Geringeres, als die große Künstlerin Natur (n atura daedala rerum ), aus deren mechanischem Laufe sichtbarlich Zweckmäßigkeit hervorleuchtet, durch die Zwietracht der Menschen Eintracht selbst wider ihren Willen emporkommen zu lassen, und darum, gleich als Nöthigung einer ihren Wirkungsgesetzen nach uns unbekannten Ursache, Schicksal, bei Erwägung aber ihrer Zweckmäßigkeit im Laufe der Welt, als tiefliegende Weisheit einer höheren, auf den objectiven Endzweck des menschlichen Geschlechts gerichteten und diesen Weltlauf prädeterminirenden Ursache, Vorsehung genannt wird, die wir zwar eigentlich nicht an diesen Kunstanstalten der Natur erkennen, oder auch nur daraus auf sie schließen, sondern (wie in aller Beziehung der Form der Dinge auf Zwecke überhaupt) nur hinzudenken können und müssen, um uns von ihrer Möglichkeit nach der Analogie menschlicher Kunsthandlungen einen Begriff zu machen, deren Verhältniß und Zusammenstimmung aber zu dem Zwecke, den uns die Vernunft unmittelbar vorschreibt, (dem moralischen) sich vorzustellen, eine Idee ist, die zwar in theoretischer Absicht überschwenglich, in praktischer aber (z. B. in Ansehung des Pflichtbegriffs vom ewigen Frieden, um jenen Mechanism der Natur dazu zu benutzen) dogmatisch und ihrer Realität nach wohl gegründet ist.“
Sind Sie noch da? Gut. Der große Satz stammt aus Kants einflussreicher kleiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ aus dem Jahr 1795, in dem Kant in sechs Verboten und drei Geboten die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden unter den Völkern entwirft. Der Abschnitt ist der Beginn des „Ersten Zusatzes“ der Schrift, die formal wie ein damals üblicher Friedensvertrag abgefasst ist. Und wir kämen nicht darauf, den berühmten Theoretiker als, nun ja, etwas eigenwilligen Stilisten zu kompromittieren. Aber gerade ist ein Buch erschienen, für das getan wurde, was sich jeder Kantleser schon wenigstens einmal insgeheim gewünscht haben dürfte: Kant wurde redigiert. Gewagt hat es für eine Quellenreihe des Instituts für Verwaltungswissenschaften der Universität Kiel Jost-Dietrich Busch, ein pensionierter Jurist und Ministerialrat a. D. Dass gerade ein Verwaltungsbeamter, der sein Leben lang nur mit sperrigsten Schriftsätzen zu tun gehabt haben dürfte, auf die Idee kommen würde, die diffizile und mehr als zwei Jahrhunderte alte kantische Editionsphilologie links liegen zu lassen und eine zugänglichere deutsche Version eines Kant-Textes zu erstellen, ist natürlich etwas seltsam.
Aber deshalb vielleicht auch umso schöner. Nach Quentin Skinners, Peter Lasletts oder auch Reinhart Kosellecks sprachanalytisch sensiblen Rekonstruktionen und Kontextualisierungen ideengeschichtlich bedeutsamer Texte dürfte es jedem gewissenhaften Philosophiehistoriker bei dem Gedanken an einen solchen Eingriff ins Original natürlich die Haare aufstellen. Und Kantphilologen, die hinter jeder Modernisierung Sinnveränderungen und Missverständnisse wittern müssen, werden erschaudern. Buschs Absicht, dafür zu sorgen, dass die berühmte Schrift wieder gelesen wird und nicht nur geschätzt, verdient dennoch Anerkennung. Das Kantische bleibt allerdings auch in seiner Textfassung eine gewöhnungsbedürftige Fremdsprache – die übrigens schon Zeitgenossen mitunter befremdete, wie Jens Timmermann im editionsphilologisch instruktiven Vorwort der von ihm 1998 bei Meiner herausgegebenen, in Forschung und Lehre maßgeblichen Ausgabe der „Kritik der reinen Vernunft“ bemerkte.
Neben der bei Kant längst üblichen modernisierten Orthographie (Nötigung statt Nöthigung, objektiv statt objectiv, Mechanismus statt Mechanism etc.) und Groß- und Kleinschreibung geht es Busch – in der Tradition mancher Übersetzungen klassischer deutscher Philosophie ins Englische – vor allem um eine souveräne Interpunktion und die Auflösung von langen Perioden. Aus dem obigen Syntax-Monster etwa werden in der Buschschen Neufassung acht, vergleichsweise durchsichtige Sätze. Die ersten drei lauten: „Diese Gewähr (Garantie) für den ewigen Frieden wird durch keine Geringere als die große Künstlerin Natur (natura daedala rerum) geleistet, aus deren mechanischem Lauf sichtbar Zweckmäßigkeit hervorleuchtet. Aus der Zwietracht der Menschen und durch diese Zwietracht selbst lässt die Natur Eintracht selbst wider den Willen der Menschen emporkommen. Dieses Walten wird (. . .) Schicksal genannt.“
Noch etwas unverstellter vielleicht als ohnehin schon zeigt sich so in Buschs Überarbeitung Kants Geschichtsphilosophie. Am Ende garantiert die zweckmäßig ausgerichtete Natur den ewigen Frieden. Geschichte wird so automatisch zu Fortschrittsgeschichte. Selbst die widrigsten Gegebenheiten forcieren das Gute. Mit der Freiheit des bei Kant für den Fortschritt eigentlich so bedeutsamen vernünftigen Menschen ist es da nicht mehr weit her. In dieses systematische Problem des Textes bringt freilich auch eine Version mit mehr Hauptsätzen keine Klarheit.
Nicht zuletzt deshalb hätte man sich das provokante Experiment am Ende vielleicht noch radikaler, spielerischer, weniger brav gewünscht. Mit Mut zum Weglassen möglicherweise. Nur so jedenfalls wäre Kants enervierendem Hang zur Umständlichkeit wirklich beizukommen gewesen und ein tatsächlich lesbarerer Text entstanden. Auch in Buschs Version ist „Zum ewigen Frieden“ nämlich wie so viele Texte des Philosophen stilistisch glanzlos dicht. Die gedankliche Exaktheit steht über allem, und die vielzitierten Bonmots ragen weiter nur inselhaft heraus. Das sprachliche Gewand, das Kant seinen Gedanken verpasste, ist und bleibt, wie Busch im Vorwort die Einführung einer britischen Kant-Ausgabe zitiert, „far from elegant“.
JENS-CHRISTIAN RABE
IMMANUEL KANT: Zum ewigen Frieden. Sprachlich überarbeitet und neugefasst von JOST-DIETRICH BUSCH. Lorenz-von-Stein-Institut, Kiel 2009. 135 Seiten, 8,90 Euro.
Ein Verwaltungsbeamter hat es
gewagt, Kants Syntax-Monster
in Einzelsätze aufzulösen
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