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Literatur trifft Wissen Die Wissenschaft bestimmt unsere Welt, doch allein die Poesie vermag die Welt auch zu erzählen." RAOUL SCHROTT
"Erste Erde" unternimmt den großen Versuch, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse literarisch umzusetzen und sie an einzelnen Figuren und ihren Lebensgeschichten anschaulich zu machen. In wechselnden poetischen Formen ergibt sich ein erzählerisches Panorama unseres Kosmos. Raoul Schrott hat dafür weltweite Reisen unternommen zu Fundstellen des mit über vier Milliarden Jahren ältesten Gesteins überhaupt, den Fossilien ersten Lebens und der Menschenaffen, bis…mehr

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Produktbeschreibung
Literatur trifft Wissen
Die Wissenschaft bestimmt unsere Welt, doch allein die Poesie vermag die Welt auch zu erzählen." RAOUL SCHROTT

"Erste Erde" unternimmt den großen Versuch, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse literarisch umzusetzen und sie an einzelnen Figuren und ihren Lebensgeschichten anschaulich zu machen. In wechselnden poetischen Formen ergibt sich ein erzählerisches Panorama unseres Kosmos. Raoul Schrott hat dafür weltweite Reisen unternommen zu Fundstellen des mit über vier Milliarden Jahren ältesten Gesteins überhaupt, den Fossilien ersten Lebens und der Menschenaffen, bis in die Atacamawüste, wo gerade das größte Spiegelteleskop der Welt entsteht. Eine Hörspielinszenierung von Michael Farin, die Poesie und Wissen zum Klingen bringt!

In der 18-teiligen Hörspielproduktion sind Bibiana Beglau, Jens Harzer, Tobias Lelle, Felix von Manteuffel, Dagmar Manzel, Axel Milberg, Ulrich Noethen, Anne Ratte-Polle u. v. a. Sprecher zu hören. Ebenfalls enthalten: 17 Gespräche, die Raoul Schrott mit Naturwissenschaftlern über die Hintergründe geführt hat.

(4 mp3-CDs, Laufzeit: 31h 49)
Autorenporträt
Raoul Schrott, 1964 auf einer Schiffsreise zwischen Brasilien und Europa geboren, wuchs in Tunis und Zürich auf, studierte Literatur- und Sprachwissenschaft in Norwich, Paris, Berlin und Innsbruck und war 1986-87 Sekretär Philippe Soupaults. Von 1990 bis 1993 Lektor der Germanistik am Istituto Orientale von Neapel. 1996 habilitierte er am Institut für Komparatistik in Innsbruck. Wenn er nicht auf Reisen ist, lebt er in Südfrankreich. Er veröffentlichte u.a. den Gedichtband »Tropen« (1998). Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen sind u.a.: Österreichisches Staatsstipendium (1993), Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Preis (1994), Leonce und Lena - Preis (1995), Rauriser Literaturpreis u. Hölderlin Förderpreis (1996), Berliner Literaturpreis (1996), Nominierung zum Ariston-Preis (1997).

Bibiana Beglau, 1971 in Braunschweig geboren, erhielt ihre Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Für die Hauptrolle im Kinofilm »Die Stille nach dem Schuss« (2000) wurde sie mit dem Silbernen Bären als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Seit der Spielzeit 2019/20 gehört sie zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Beim Hörverlag ist sie u. a. in der hochgelobten Hörspielinszenierung von Emily Brontës »Sturmhöhe« (2012) zu hören. Für die Lesung von Thea Dorns »Die Unglückseligen« erhielt Bibiana Beglau den Deutschen Hörbuchpreis als Beste Interpretin.

Jens Harzer, 1972 in Wiesbaden geboren, besuchte die Otto-Falckenberg-Schule in München. Von 1993 an war er 16 Jahre lang Mitglied im Schauspielerensemble von Dieter Dorn: zunächst an den Münchner Kammerspielen, dann am Bayerischen Staatsschauspiel. Außerdem hatte er Engagements u.a. an der Schaubühne Berlin, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Schauspiel Frankfurt, bei der RuhrTriennale, am Deutschen Theater Berlin und am Wiener Burgtheater. Seit 2009 ist Jens Harzer festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg. Bereits zweimal, 2008 und 2011, wurde Jens Harzer von der Zeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Trackliste
MP3 CD 1
1Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
2Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
3Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
4Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
5Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
6Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
7Erste Erde Epos - Prolog: Trost und Trotz
8Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
9Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
10Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
11Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
12Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
13Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
14Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
15Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
16Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
17Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
18Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
19Erste Erde Epos - Hörspiele: I. Erstes Licht
20Erste Erde Epos - Hörspiele: II. Erste Sonnen
Weitere 52 Tracks anzeigen
MP3 CD 2
1Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
2Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
3Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
4Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
5Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
6Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
7Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
8Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
9Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
10Erste Erde Epos - Hörspiele: VII. Autopoiesis
11Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
12Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
13Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
14Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
15Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
16Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
17Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
18Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
19Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
20Erste Erde Epos - Hörspiele: VIII. Steinernes Meer
Weitere 61 Tracks anzeigen
MP3 CD 3
1Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
2Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
3Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
4Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
5Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
6Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
7Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
8Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
9Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
10Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
11Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
12Erste Erde Epos - Hörspiele: XIII. Erste Pflanzen
13Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
14Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
15Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
16Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
17Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
18Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
19Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
20Erste Erde Epos - Hörspiele: XIV. Zwischen den Welten
Weitere 59 Tracks anzeigen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2016

Doch wie von solchen Dingen singen?

Wer erzählt uns davon, wie die Erde entstand und das irdische Leben? Raoul Schrott erkundet die epische Dimension der Naturgeschichte.

Von Ulf von Rauchhaupt

Zwölf Jahre bevor der britische Physiker und Literat C. P. Snow in seiner Abhandlung von den "Zwei Kulturen" den Graben zwischen geistes- und naturwissenschaftlich Gebildeten beklagte, ließ Thomas Mann seinen "Doktor Faustus" durch die Figur des Serenus Zeitblom erzählen. Der ist zu Hause in der "Sphäre des Sprachlich-Humanen". Der Natur und ihrer Erforschung dagegen steht er mit einer "bis an Abneigung grenzenden Interessenlosigkeit" gegenüber.

Raoul Schrott könnte man eigentlich auch irgendwo auf Zeitbloms Stern vermuten. Gelernter Deutschlehrer ist er, habilitierter Komparatist, Erzähler, Lyriker und bekannt nicht zuletzt durch seine furiosen und nicht immer unumstrittenen Nachdichtungen antiker Literatur: altägyptischer Liebesgedichte etwa, des "Gilgamesch" und schließlich Homers "Ilias", des Prototyps alles Epischen.

Nun hat Schrott selbst etwas vorgelegt, das er schon im Titel ein Epos nennt. Doch was er dort auf fast 700 Seiten ausbreitet, sind keine Kämpfe von Helden, sondern es ist die Geschichte der Natur: vom Urknall und der Entstehung der Erde über die biologische Evolution bis zum Erwachen des Humanen - aber noch nicht des Sprachlichen - in der Altsteinzeit. Dabei legt dieser Sprachmensch ein großes Interesse für die Ergebnisse der Naturforschung an den Tag. Serenus Zeitblom hätte es gegraust.

Oder vielleicht auch nicht. Denn was Raoul Schrott vorlegt, ist alles andere als eine gereimte Kompilation einschlägiger Sachbuch-Schmöker von Stephen Hawking bis Richard Dawkins. Was nicht heißt, dass Schrott sich nicht hinreichend mit seinem Sujet vertraut gemacht hätte - er ist hier meist auf dem aktuellen Stand der Forschung. Fehler oder Missverständnisse sind die Ausnahme, und nur selten präsentiert er etwas als gesicherte Erkenntnis, was in der Fachwelt umstritten ist. Gleichzeitig handelt es sich nur passagenweise um Naturlyrik höherer Ordnung, bei der Schrott die Früchte seiner populärwissenschaftlichen Lektüre über Planetenentstehung oder DNA-Helix dichterisch umsetzt wie einst Eichendorff das Erlebnis einer Mondnacht. Das allein wäre noch kein Epos.

Darum aber gerade geht es Schrott, um die epische Dimension der modernen Naturerkenntnis. Physik, Geologie oder Biologie haben eine ungeheure Fülle von Erkenntnissen darüber zusammengetragen, was sich frühere Zeiten nur außernatürlich erklären konnten: als göttliches Handeln mit nicht selten leidvollen Folgen für die Menschen. Diese Erzählungen leisteten einst eine Einbettung des Einzelnen oder der Gruppe in das große Ganze, sind aber irgendwann unglaubwürdig geworden, nicht zuletzt durch den Siegeszug der Naturwissenschaft. Aber dafür, glaubt Schrott, ist die Naturwissenschaft heute selbst in der Lage, vom großen Ganzen zu erzählen.

Wie aber solches Erzählen zu den Menschen bringen, wie sie im Erzählten einbetten? Es sind am Ende selbst nur menschliche Erzählungen, auch wenn sie sich in mathematisches und anderes Formelwerk kleiden. "ob götternamen oder chemische elemente: / es bleibt dasselbe griechisch", heißt es da: "doch wie von solchen dingen singen?"

Das Formproblem geht Schrott an, indem er die Geschichte der Natur von Menschen erzählen lässt, die selbst eine Geschichte mit ihr haben. Mitunter ist er dieses epische Ich, das dann etwa von eigenen chemischen Experimenten als Schüler berichtet oder von Reisen wie der zu den frühesten fossilen Lebensspuren in Westaustralien. Öfter aber lässt Schrott andere davon erzählen, Forscher vor allem, aber auch Künstler: eine krebskranke Chemikerin zum Beispiel, eine vom Kunstbetrieb angewiderte Kunsthistorikerin, einen verwitweten Augenarzt und Hobbytaucher oder einen Steinzeitarchäologen, dessen Selbstversuch als Höhlenbewohner auch den Leser auf eine harte Probe stellt. Bis auf zwei historische Gestalten sind sie alle fiktive Zeitgenossen - mehr oder weniger fiktiv, verbirgt sich doch beispielsweise hinter Schrotts Zofia Kalin-Halzka kaum getarnt die tatsächlich in der Wüste Gobi tätige polnische Paläontologin Halszka Osmóslka (1930 bis 2008).

Die Berichte dieser Figuren lassen sich als ziselierte Prosa lesen, zuweilen aber auch als freie Rhythmen - der Verzicht auf Versalien und herkömmliche Interpunktion signalisiert, der Text möge nach Rhapsodenart laut vorgetragen werden. Es finden sich auch Texte in gebundenerer Sprache bis hin zu konkreter Lyrik. Die literarischen Bezüge dagegen halten sich in Grenzen.

Schon aufgrund der multiperspektivischen Technik steht "Erste Erde" jedoch nicht ohne weiteres in der Tradition antiker Lehrgedichte, die zu vorsokratischen Zeiten oft den Titel "peri physeos" (über Natur) trugen. Noch am ehesten wird man an "de rerum natura" des Lukrez erinnert, der ob seines strammen Materialismus als Vorläufer naturwissenschaftlichen Denkens gefeiert wird. Zugleich klingt aber in Schrotts vielen radikal subjektiven Blicken und den mannigfachen autobiographischen Einsprengseln ein ganz anderer Text an: die "Confessiones" des Augustin, in denen der Kirchenvater über das Wesen der Zeit und den Beginn des Universums nachdenkt.

Das verspricht eine aufregende Dialektik. Und tatsächlich, in dem Teil, der die physikalische Kosmologie verhandelt, werden Lukrez und Augustin sogar direkt nebeneinandergestellt, als "zwei standpunkte zur auswahl", um wenige Verse später zu behaupten, dass "die ursachen des lebens bloss zufälle sind die nichts bezwecken". Dabei kann es aber nicht bleiben. "wer den himmel in solchen gegensätzen begriffen sieht", schreibt Schrott, der empfinde das Irdische: "sich daraus emporzurecken oder die hände auszustrecken in das nichts bleibt eine geste" - diese aber sei "die einzige die es überwindet".

Es ist vielleicht auch der enormen Materialmenge geschuldet, dass Schrott solches synthetische Denken im weiteren Verlauf der Dichtung nur noch selten versucht. Stattdessen bleibt er allzu oft bei Lukrez stecken, verharrt in dessen simpler Antithese zum Göttlichen. Darüber versäumt er, auf die Grenzen einer Beschreibung zu reflektieren, welche ihre Exaktheit auf eine strengen Methodendisziplin gründet und die ihren Erfolg im Welterklären - eben so ganz anders als die alten Mythen - mit der Unvollständigkeit und Unabschließbarkeit dessen erkauft, was sie überhaupt zur Sprache bringen kann. Neben einer zeitblomhaften Ignoranz gegenüber der Naturwissenschaft gibt es eben auch die Gefahr ihrer unkritischen Bewunderung und Überschätzung.

Naturforschung kann sich nur auf den Ausschnitt der Wirklichkeit beziehen, der ihren Weisen der Erfahrung zugänglich sind. Es ist möglich, dass dies das epische Potential naturwissenschaftlicher Erzählungen empfindlich begrenzt. Aber es mindert nicht das Erlebnis von Schönheit oder die existentielle Wucht, die ein naturwissenschaftlicher Blick auf die Welt vermitteln kann. Schrotts Projekt prospektiert Neuland. Und setzt zudem Maßstäbe dafür, in welche fachlichen Details sich ein Dichter vertiefen muss, der es betreten will.

Raoul Schrott: "Erste Erde". Epos.

Hanser Verlag, München 2016. 848 S., geb., 68,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2018

NEUE TASCHENBÜCHER
Das Wissen der Welt als Literatur–
über Raoul Schrotts „Erste Erde Epos“
Die Verbindung von Dichtung und Naturwissenschaften herzustellen, ist nicht so hürdenlos, wie es manche Autoren beider Seiten gerne hätten. Es gibt Schriftsteller, die es schaffen, sich mit den Mitteln des Romans Gedanken über naturwissenschaftliche Probleme und Entdeckungen zu machen, viele andere nutzen das Akademische nur als Kulisse oder den Wissenschaftler als Statisten, um ihren Text in die Nähe eines Diskurses zu rücken, mit dem dieser sonst nichts gemein hätte. Raoul Schrott zielt noch etwas höher. Sonst schreibt er Romane über Dinge wie Tristan da Cunha, die am weitesten vom Festland entfernte Insel, oder fertigt Übersetzungen der „Ilias“ und des Gilgamesch-Epos in Alltagssprache an. Sein „Erste Erde Epos“ soll nun in literarischer Form das Wissen der Welt versammeln, eine enzyklopädische Annäherung an den Menschen und seinen Platz in der Welt. „Von beidem bleiben wir in gewissem Masse getrennt“, schreibt er im Vorwort, „erst die Fiktion der Literatur bringt sie über ein Ich in Verbindung“.
Die etwas verschwurbelte Einleitung führt dabei mit vielen gedanklichen Abzweigungen schnell in die Irre. Der Rest funktioniert aber auch für sich: Den Hauptteil des Buches bilden 28 Texte, die vage der aus der Mode gekommenen literarischen Form des Epos folgen und in sprunghaften Versen von den Reisen, Forschungen und Leben von Wissenschaftlern erzählen, die zu so unterschiedlichen Dingen wie dem Schöpfungsmythos der Maori, dem Element Phosphor oder dem Verhalten von Primaten forschen. Diese poetischen Texte werden von einem sachbuchartigen Anhang ergänzt, der die Grundlagen und Ideen jedes dieser Epen erklärt. Obwohl nicht immer geglückt, entwickeln die Texte in diesem Zusammenspiel beim Leser eine eigene Lust am entdecken der vielen Ideen und Reisen in alle Teile der Welt, die Schrott über viele Jahre in dieses Projekt einfließen ließ. Man muss nicht alle 850 Seiten lesen und schon gar nicht chronologisch, viele der kleinen klugen Stellen können ganz für sich stehen. NICOLAS FREUND
Raoul Schrott: Erste Erde Epos. dtv, München 2018. 848 Seiten, 30 Euro.
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