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Krieg in Europa. Mit rücksichtsloser Gewalt überfällt Wladimir Putins Russland die Ukraine und bringt sämtliche Eckpfeiler zum Einsturz, die den Frieden in Europa seit mehr als einem halben Jahrhundert gesichert haben. Zeitenwende. In was für einer Welt werden wir morgen aufwachen? Wie wird Europa am Ende dieses Krieges aussehen? Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau, ist Wladimir Putin oft begegnet. Was diesen antreibt, was ihn stoppen könnte und was sein Krieg für uns bedeutet - davon handelt sein neues Hörbuch. "Eine hellsichtige Analyse." Süddeutsche Zeitung über "Russlands Weg"…mehr

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Produktbeschreibung
Krieg in Europa. Mit rücksichtsloser Gewalt überfällt Wladimir Putins Russland die Ukraine und bringt sämtliche Eckpfeiler zum Einsturz, die den Frieden in Europa seit mehr als einem halben Jahrhundert gesichert haben. Zeitenwende. In was für einer Welt werden wir morgen aufwachen? Wie wird Europa am Ende dieses Krieges aussehen? Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau, ist Wladimir Putin oft begegnet. Was diesen antreibt, was ihn stoppen könnte und was sein Krieg für uns bedeutet - davon handelt sein neues Hörbuch. "Eine hellsichtige Analyse." Süddeutsche Zeitung über "Russlands Weg"

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Autorenporträt
Rüdiger von Fritsch, geboren 1953, bereitete die EU-Osterweiterung als Unterhändler in Brüssel vor, er war Leiter des Planungsstabes des Bundespräsidenten und Vizepräsident des BND. Von 2010 bis 2014 war er Botschafter in Warschau und von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau. Seine Bücher »Russlands Weg« und »Zeitenwende« wurden zu SPIEGEL-Bestsellern.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Julien Reitzenstein begreift mit Rüdiger von Fritschs Buch, wie ideologisch Wladimir Putin agiert. Der 1953 geborene Diplomat besitzt aufgrund seiner Karriere vom Vizepräsidenten des Bundesnachrichtendienstes hin zum Botschafter in Moskau eine ausgeprägte Sachkenntnis, die er in diesem Buch in einer klaren Sprache kundtut, ohne zu polarisieren oder besserzuwissen, meint Reitzenstein. Hier bekommt der Rezensent nicht nur eine Definition des Begriffs "Putinismus", sondern auch Hinweise auf dessen Einflüsse und persönliche Einschätzungen von Fritsch und anderen ExpertInnen, darunter auch die Osteuropa-Kennerin Sabine Fischer. Ein Buch, dass den LeserInnen durchaus neue Perspektiven eröffnet, schließt Reitzenstein.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2022

Putins
Wahrheiten
Rüdiger von Fritsch war Botschafter in Moskau.
Er erklärt präzise und schonungslos, wie Russlands
Präsident tickt und was der Westen alles versäumte
VON VIOLA SCHENZ
Als „dieses unglücklichste Land Europas“ hat Adam Michnik die Ukraine einmal bezeichnet. Wie recht der polnische Intellektuelle hat, zeigen seit dem 24. Februar die grausamen Bilder und Berichte. Der Überfall Russlands auf seinen Nachbarn schuf den Begriff „Zeitenwende“, auch der Russland- und Putin-Kenner Rüdiger von Fritsch nennt sein jüngstes Werk so. Fritsch war von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Russland, davor Botschafter in Polen. Inzwischen ist er als Politik- und Unternehmensberater sowie als Buchautor tätig. Seine Erfahrungen flossen 2020 in „Russlands Weg. Als Botschafter in Moskau“. In „Zeitenwende analysiert er nun die Person Putin, das „System Putin“, die beschämende Rolle des Westens, den Weg in diesen schrecklichen Krieg und seine möglichen Folgen – klug, klar, unterfüttert von Sachkenntnis und eigenen Einsichten. Dass das Buch trotz enormem Zeitdruck vorzüglich geschrieben ist, macht es erst recht beeindruckend.
Fritsch ist Putin mehrmals begegnet. „Für mich sind nicht Grenzen und Staatsterritorien wichtig, sondern das Schicksal der Menschen“, zitiert er den Präsidenten. Dessen Fixierung auf den mit dem Zerfall der Sowjetunion verbundenen Niedergang einstiger Macht und Größe blieb eigentlich nicht verborgen. Das Ende der Sowjetunion 1991 nannte Putin „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Mit der UdSSR zerbrach für ihn auch das alte Russische Imperium und „damit das letzte große Kolonialreich auf Erden“, so Fritsch. „Diesen Verlust kann Wladimir Putin nicht ertragen.“
Er sei davon getrieben, die Berufung Russlands zu vollenden und sich selbst einen Platz in der Geschichte des Landes und der Welt zu sichern. Indem er die Ukraine angriff, fiel Putin zurück in einen imperialen Reflex, er glaubte, sie „heimzuholen in die Arme Russlands“. Überhaupt beanspruche er überall dort, wo Russen leben, mitbestimmen zu dürfen, mehr noch: Er sehe sich verpflichtet, sie zu schützen. Dies diente auch als Rechtfertigung für die Annexion der Krim.
„Doch wir sollten uns zugleich hüten, Wladimir Putins Handeln für irrational, ja, wie manchmal zu hören, für wahnhaft zu halten“, warnt Fritsch. „Sein Denken folgt einer Rationalität, nur einer anderen als unseres.“ Geprägt habe ihn schon seine Biografie. Einmal KGB, immer KGB, habe Putin einmal gesagt. „In den Gesprächen mit ihm zeigte sich immer wieder seine Neigung, alles in Denkkategorien einzuordnen, die von Anfeindungen, Verschwörungen und Bedrohungen geprägt sind“, erinnert sich Fritsch. Es gehöre zur russischen Politik, das als Wahrheit zu behandeln, was nützt, und nicht, was stimmt. „In manchen Gesprächen in Moskau nach der Annexion der Krim 2014 hatte ich das Gefühl, wir seien auf der Halbinsel einmarschiert und nicht Russland.“ Es ist das alte Spiel sowjetischer und russischer Schuldumkehr.
Fritsch räumt mit Mythen auf, etwa jener „Bedrohung durch den Westen“. Putins Herrschaft werde vielmehr bedroht von Freiheit und Demokratie, die das Nachbarland Ukraine erfolgreich vorlebe. „Die Europäische Union und die Nato weiteten sich aus der Sicht der Polen und der Balten, der Tschechen, Slowaken, Ungarn, Rumänen und Bulgaren nicht nach Osten aus – vielmehr strebten diese nach Westen. Und dazu gehörte natürlich die Hoffnung, in einem Bündnis freier Nationen Schutz zu finden vor erneuter sowjetischer Okkupation und Repression, um nicht noch einmal Opfer des imperialen Russlands zu werden.“
Der ehemalige Diplomat stochert, ganz undiplomatisch, in Wunden und legt Naivität, Opportunismus und Ignoranz des Westens bloß. Wir erinnern uns an eine Außenministerin Annalena Baerbock, die Anfang März in ihrer Rede vor den UN entrüstet feststellte, dass Moskau lügt. Welch Erkenntnis! Russische Regierungen belügen permanent: sich selbst, das Volk, die Nachbarn, den Westen, die Welt. Man denke nur an die Katastrophe von Tschernobyl, die Moskau zunächst totzuschweigen versuchte, mit fatalen Folgen.
Und das russische Volk? Natürlich, es gibt unzählige Oppositionelle, Dissidenten, Schriftsteller, Journalisten, Künstler, die das System Putin kritisieren, dagegen opponieren und ihr Leben riskieren oder auswandern. Es gibt die glühenden Putin- und Ukrainekrieg-Unterstützer und die schweigende Mehrheit, für die Russland der letzte Hort von Stabilität, Ordnung und christlichen Werten ist. „Viele Russen haben sich schon deshalb Putins Narrativ zu eigen gemacht, weil sie sich und ihr Land vom Westen nicht angemessen berücksichtigt, sich selbst aber zugleich überlegen sehen angesichts der Dekadenz, des Verfall und des Hedonismus des alten Europas und Nordamerikas“, erklärt Fritsch. So könne man sich über den realen Machtverlust und die Sorgen des Alltags hinwegtrösten.
Solche Lebenslügen ersetzen auch fehlendes historisches Bewusstsein. Die großen geistesgeschichtlichen Ereignisse Europas hätten Russland nie oder kaum erreicht, weder Renaissance noch Reformation, weder Aufklärung noch die Herausbildung einer Bürgergesellschaft. Russland sei „zwar ein Land mit einer europäischen Kultur“, zitiert Fritsch den russischen Politologen Sergej Karaganow, „aber sozial und politisch Erbe des Reiches von Dschingis Khan“.
Ebenso fehle das Verständnis für die Urängste der Menschen in Ostmitteleuropa und im Baltikum, die sowjetische Okkupation erlitten und deren Traumata durch den ersten russischen Überfall 2014 wieder geweckt worden waren, so Fritsch: „Immer wieder bin ich als Botschafter in Moskau aufgefordert worden, Deutschland solle doch die ,russophoben‘ Balten oder Polen zur Vernunft bringen.“
Er erinnert an verdrängte historische Tatsachen, etwa die Rolle, die Moskau zu Beginn des Zweiten Weltkriegs spielte: Der Hitler-Stalin-Pakt ließ die Rote Armee drei Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen in den – ukrainischen – Ostteil des Landes, in die baltischen Staaten und den Osten Rumäniens einmarschieren. Auch die brutale Besatzungsherrschaft in Polen und dem Baltikum mit massenhaften Verschleppungen und Erschießungen finde in der russischen Historiografie nicht statt.
Deutschland mangele es gleichfalls an Geschichtsbewusstsein und Verständnis für die Befindlichkeiten im Osten. Nicht wenige seiner deutschen Gesprächspartner hätten in Unkenntnis der historischen Zusammenhänge die russische Lesart unreflektiert übernommen, kritisiert Fritsch. Häufig werde vergessen, wie schwer die Ukraine im Zweiten Weltkrieg unter den Deutschen litt. „Wie viele ukrainische Soldaten sind im Kampf gegen Hitler gefallen, wie viele ukrainische Zivilisten haben ihr Leben verloren unter der deutschen Besatzung! Wenig davon ist denen bewusst, die stets nur mahnen, Deutschland stehe wegen des Zweiten Weltkrieges in Russlands Schuld. Ja, aber eben nicht nur in Russlands Schuld“, empört sich Fritsch. „Das reiche jüdische Erbe des Landes haben die Deutschen nach 1941 vernichtet. Mehr als eine Million ukrainische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Unter ihnen waren der Großvater von Wolodymyr Selenskyj und drei Brüder seines Vaters.“
Das Bedrückende an „Zeitenwende ist, dass all diese bitteren Wahrheiten bekannt sein müssten, dass es ein solches Buch 2022 eigentlich nicht brauchen sollte. Umso wichtiger, dass es geschrieben wurde, eben weil Deutschland und seine Russland-Versteher immer wieder wegschauten und beschwichtigten.
Wie wird es jetzt weitergehen? „Der Krieg wurde für Europa zum Weckruf“, ist sich Fritsch sicher. „Wenn Wladimir Putin eines vermocht hat, dann dies: Die Bündnispartner so eng zusammenzuführen, wie sie es seit Langem nicht waren.“ So wie er die Ukraine falsch gesehen und unterschätzt hatte, hatte er sich auch in der Reaktion des Westens getäuscht. In Russland dürfte sich einstweilen nicht viel ändern. Doch immerhin gehöre zu den wenigen unmittelbar positiven Folgen des Ukrainekrieges, dass „diejenigen, die ein Modell à la Putin zur Nachahmung empfehlen wollten, in den europäischen Demokratien, zumindest vorerst, verstummt sind“.
Für viele Russen ist ihr Land
der „letzte Hort von Stabilität,
Ordnung und christlichen Werten“
Für den Westen war der Krieg
ein „Weckruf“, in Russland dürfte
sich aber vorerst wenig ändern
Rüdiger von Fritsch:
Zeitenwende.
Putins Krieg und die Folgen. Aufbau-Verlag, Berlin 2022. 176 Seiten, 18 Euro.
E-Book: 13,99 Euro.
Siegestag: Wladimir Putin am 9. Mai bei der großen Parade auf dem Roten Platz. Gefeiert wurde "nur" der Sieg über NS-Deutschland 1945.
Foto: Mikhail Metzel/AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2022

Wer grundlos lächelt, ist schwach
Rüdiger von Fritsch beschreibt kenntnisreich den Weg Wladimir Putins in den Krieg

Ein Buch über einen großen Krieg zu schreiben, der gerade begonnen hat, ist ein schwieriges Unterfangen. Rüdiger von Fritsch nimmt den Überfall Moskaus auf die Ukraine zum Anlass, vor allem über das zu schreiben, was zu diesem Krieg geführt hat. Das macht der Autor, der auf seiner letzten diplomatischen Station von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau war, kenntnisreich, mit analytischem Blick und trotz der raschen Produktion bis Mitte April in einem gut lesbaren Band. Fritsch beschreibt nicht zuletzt den Mann, der diesen Krieg ausgedacht und befohlen hat. Er führt Wladimir Putins Verhalten zurück auf dessen Sozialisation durch den KGB, in der Verschwörungstheorien, die traditionelle Feindschaft zum Westen und die Annahme, dass dunkle Mächte im Ausland Russland vernichten wollen, eine zentrale Rolle spielen. Und er geht auf die traumatische Erfahrung des ehemaligen Geheimdienstmannes ein, dass die Sowjetunion zusammenbrechen konnte.

Das Land verlor, wie Putin selbst vorrechnete, ein Viertel seines Territoriums, knapp die Hälfte der Bevölkerung und fast 50 Prozent des militärischen Potentials - die "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" in Putins Sicht. Fritsch setzt Putins Neoimperialismus, seine Großmachtvisionen in Verbindung mit dessen zunehmender Leidenschaft für Geopolitik und Geschichte. Putin bewundert den autoritären Zaren Alexander III., dem der Satz nachgesagt wird, Russland habe keine Verbündeten außer seiner Armee und Flotte, und der eine Politik der Russifizierung in den nichtrussischen Binnenkolonien seines Reiches vorantrieb.

Der russische Präsident hängt auch den altrussischen Vorstellungen über die Kiewer Rus nach, symbolisiert durch die mythische Taufe des Großfürsten Wladimir 988, und träumt von einer Zeit, als Russen, Ukrainer und Weißrussen angeblich noch eins waren.

Kursorisch, aber erhellend beschreibt der Autor die innenpolitische Verhärtung des Regimes, den Weg von einer autoritären Herrschaft zu einer Diktatur, auch wenn er dieses Wort nicht verwendet. Er erinnert an die Niederschlagung der Proteste gegen die Wahlfälschungen 2012, an die politischen Morde an Oppositionellen und Abtrünnigen in Russland selbst wie im Ausland bis hin zum Mord im Berliner Tiergarten sowie an den Versuch, den Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj zu vergiften, der freiwillig zur Verhaftung nach Russland zurückkehrte und der in seiner Opferbereitschaft Fritsch "wie eine Figur aus Dostojewskis Romanen" erscheint.

Ein großes Verdienst des Buches ist es, dass Fritsch gründlich mit der nicht nur in Russland verbreiteten Annahme aufräumt, der Westen habe Russland in den vergangenen Jahrzehnten fortwährend gedemütigt. Er erinnert daran, dass Russland 1998 in die G 8 aufgenommen wurde, eine Mitgliedschaft, die erst mit dem Überfall Nummer eins auf die Ukraine 2014 beendet wurde. Zur Frage, ob Russland versprochen worden sei, dass die NATO sich nicht ausdehne, zitiert der Autor den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, dass es solche Zusagen nicht gegeben habe, denn während der Zwei-plus-vier-Verhandlungen über die deutsche Einheit habe der Warschauer Pakt schließlich noch existiert. Auch den in Russland beliebten Vergleich der Annexion der Krim 2014 mit dem Eingreifen der NATO im Kosovo 1999 weist Fritsch zurück.

Damals habe der Westen versucht, über die OSZE und die Vereinten Nationen einen Militäreinsatz zum Stopp der Massaker im Kosovo mandatiert zu bekommen. Russland hingegen habe weder in Gesprächen mit Kiew noch in den internationalen Organisationen seine Ambitionen auf die Krim vorgebracht, stattdessen "höfliche Leute" in nicht gekennzeichneten grünen Uniformen in Gang gesetzt.

Putin gehe davon aus, dass überall, wo Russen leben, sie auch von Russland geschützt werden dürften. Es ist diese Vorstellung einer die Grenzen seines Landes überschreitenden "russischen Welt", die Putin auch jetzt für seinen Überfall bemüht und die in seinem ideologischen Amalgam eine besondere Rolle spielt. Wie freihändig Putin mit Fakten jongliert, kommt selten in Fritschs Buch vor. Wie der russische Präsident lügt, zeigt er allerdings am Beispiel des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. Februar 2022. Als in der Pressekonferenz im Kreml die Sprache auf die mögliche Anerkennung der von Moskau gesteuerten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk kam, sagte Putin, das könne nur im Rahmen des Minsker Prozesses geschehen, dessen Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft seien. Sechs Tage später vollzog Putin die Anerkennung der "Volksrepubliken".

Ausführlich geht Fritsch auf die Fehleinschätzungen Putins, seiner Militärs und Geheimdienste ein, was den gescheiterten "Blitzkrieg" gegen die Ukraine betrifft. Nicht nur die militärische Stärke der Ukraine habe Moskau unterschätzt, sondern auch die Stimmung der 38 Millionen Ukrainer, die 30 Jahre Freiheit erlebt hatten. Putin, der sich zusehends in der Corona-Pandemie von der Außenwelt abschirmte, habe schon zuvor kein realistisches Bild vom Nachbarland gehabt. Er habe zudem Russland durch den Krieg einer enormen "Selbstschädigung" ausgesetzt, die weder die Analysten in Moskau noch im Westen für möglich gehalten hätten.

Schwierig scheint die Einschätzung des Autors, dass es richtig gewesen sei, dass der Westen immer wieder auf Putin zugegangen sei. Schließlich nennt er selbst den Satz "Wer grundlos lächelt, ist schwach" als eine Grundüberzeugung russischer Politik. Mit seinem Bild, dass Putin das Schachbrett einfach umgeworfen habe, dass aber dieser Umstand nicht gegen die Regeln des Schachspiels spreche, macht es sich Fritsch zu einfach. Ausdrücklich wendet er sich gegen jene, die sagen, die deutsche Politik gegenüber Russland sei naiv und blauäugig gewesen. "Solch rückblickende Rechthaberei ist wohlfeil", schreibt Fritsch. Sie unterstelle eine Linearität der Politik Russlands und eine Zielgerichtetheit Putins, die es so nicht gegeben habe. Freilich zeigten viele Entwicklungen, die der Autor selbst beschreibt, genau in diese Richtung. Fritsch weist selbst darauf hin, dass die sowjetische Formel von der "friedlichen Koexistenz" im Handbuch des Marxismus-Leninismus als "Fortsetzung des Klassenkampfes mit anderen Mitteln" dechiffriert wurde. Doch das haben im Westen eben viele nicht verstanden - so wie sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Zeichen der Putin'schen Machtpolitik nicht erkennen wollten.

Fritsch, der in den Achtzigerjahren in Polen die Kontakte zur damaligen antikommunistischen Opposition hielt, weiß allerdings aus eigener Erfahrung, dass es zu ganz unerwarteten Entwicklungen in einer Diktatur kommen kann. Er plädiert einstweilen dafür, auf eine "geordnete Konfrontation" mit Russland zu setzen und auf die Zeit nach Putin zu hoffen. Es sei nicht ausgemacht, dass Russland sich nicht wandelt. Man wünschte sehr, dass er recht behalten wird. MARKUS WEHNER

Rüdiger von Fritsch: Zeitenwende. Putins Krieg und die Folgen

Aufbau Verlag, Berlin 2022. 183 S., 18,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Politische Bücher haben oft ein Problem: Sie sind schnell überholt - in Themen wie Thesen. Dieses Problem zu lösen, gelingt nur wenigen Autoren. Rüdiger von Fritsch zählt zu ihnen. Dies dürfte nicht zuletzt an seinem klaren analytischen Blick liegen.« Cicero 20220525