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War Hitler, dessen Name für Diktatur, Krieg und Völkermord steht, das zwangsläufige Resultat der deutschen Geschichte? Ralf Georg Reuth beantwortet diese Frage in seiner politischen Biographie mit einem klaren Nein. Aber Hitlers Weg zur Macht war ohne die überwältigende Niederlage im Ersten Weltkrieg, ohne Angst vor dem Bolschewismus und ohne ...

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Produktbeschreibung
War Hitler, dessen Name für Diktatur, Krieg und Völkermord steht, das zwangsläufige Resultat der deutschen Geschichte? Ralf Georg Reuth beantwortet diese Frage in seiner politischen Biographie mit einem klaren Nein. Aber Hitlers Weg zur Macht war ohne die überwältigende Niederlage im Ersten Weltkrieg, ohne Angst vor dem Bolschewismus und ohne ...

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Autorenporträt
Ralf Georg Reuth, geboren 1952 in Oberfranken, studierte Geschichte sowie Germanistik und promovierte 1983 über Hitlers Strategie. Er ist Journalist und Autor mehrerer Bücher zur Geschichte und Vorgeschichte des "Dritten Reiches", aber auch zur Wende 1989/90.
Rezensionen
»Wer sich der Erforschung dieses Weges annehmen mochte, sei die Lektüre von Ralf Georg Reuths neuem Hitlerbuch ans Herz gelegt. In ihm reagiert Reuth auf die Forschungsergebnisse zu Adolf Hitler seit dem Erscheinen seiner beiden vorherigen Hitlerbücher. In zehn Kapiteln - unterbrochen von kurzen geschichtspolitischen Interventionen, wie seinem Pladoyer, die Deutschen sollten stolzer auf Versuche der SPD sein, eine parlamentarische Demokratie nach Ende des Ersten Weltkrieges ein- zuführen - widmet sich Reuth strittigen Fragen der Forschung. Ahnlich wie Sandgruber betont Reuth die antimonarchistische, gegen die Hohenzollern gerichteten Grundeinstellungen Hitlers. Wie immer sind Reuths Uberlegungen zu Hitler klug, originell, gedankenanregend und gelegentlich streitbar. Wie ein roter Faden zieht sich die Betonung der Irrationalitat von Hitlers Denken und Handeln als politischer Führer, Staatsmann und Feldherr durch Reuths Argumentation. (...) Am aber wohl wichtigsten ist Reuths Buch in seinen Aussagen zur Genese der Schoah und zum Schottlandflug von Rudolf Heß.« Historische Zeitschrift 20220802

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2003

Aufstieg aus dem Nichts
Anmerkungen zu Ralf Georg Reuths neuer Hitler-Biografie
Im Unterschied zu Ian Kershaw, der den Lebensweg des deutschen Diktators als Reflex der gesellschaftlichen Bedingungen schilderte, kehrt Ralf Georg Reuth zum Genre der politischen Biografen zurück. Kindheit und Adoleszenz in Linz und Wien werden kurz gestreift, die ideologischen Anfänge skizziert (die ausgeprägt antitschechische Einstellung kommt jedoch nicht zur Sprache) und das Scheitern der Karrierehoffnungen dargelegt. Als Meldegänger des Ersten Weltkriegs erhielt Hitler – so Reuth – seine entscheidende Prägung mit dem Glauben an sein persönliches „Erwähltsein”, das die Triebkraft für seine oft bezeugte Willenskraft darstellte. Zugleich verstärkte das Fronterlebnis seine Unfähigkeit, mitmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Zu dieser psychologischen Disposition trat der Protest gegen den Friedensvertrag von Versailles. Er bildete den Hintergrund für Hitlers Aufbruch in die Politik, den er vor allem unter dem Einfluss des völkischen Dichters Dietrich Eckart vollzog.
Reuth betont, dass Hitlers Aufstieg ohne „die ungeheuerliche Vertragsbestimmungen” von Versailles nicht denkbar gewesen sei, sieht in ihnen daher nicht nur die subjektive, sondern auch die objektive Grundlage von Hitlers Erfolgen. Die sich 1919 ausformende rassenideologische Weltsicht habe in enger Verbindung zum Anti-Versailles-Syndrom gestanden. Nicht zufällig stammen Hitlers erste antisemitische Ausfälle aus der Zeit nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags. Mit zahlreichen Zitaten belegt Reuth sowohl für die Phase von 1921 bis 1923 wie für diejenige der Septemberwahlen bis zur Machtergreifung die Dominanz dieser Denkweise bei Hitler. So wenig dies strittig ist, so fragwürdig ist Reuths Argumentation, dass die realen Folgen von Friedensvertrag und Reparationen den Nährboden für die Erfolge der NSDAP abgaben. Das effektive Gewicht der vom Reich geleisteten Reparationszahlungen stand in deutlichem Kontrast zu der hemmungslosen Agitation gegen die Tribute.
Fanatisches Wollen
Was die Ausprägung von Hitlers Weltanschauung angeht, legt Reuth entscheidendes Gewicht auf die Phase der Münchner Räterepublik und der nachfolgenden konterrevolutionären Vorgänge. Mit der Konzentration auf den ideologischen Motivationsrahmen tritt der Einfluss der innenpolitischen Mit- und Gegenspieler zurück. So wird der Anteil der Münchner Clique unter Hermann Esser und Max Amann an Hitlers innerparteilicher „Machtergreifung” von 1921 kaum erwähnt, desgleichen die Ausprägung der faschistischen Züge der bis 1923 anwachsenden NSDAP. Aber auch der Sachverhalt, dass Hitler mit der Bestellung zum Führer des Deutschen Kampfbundes in eine Nebenrolle gegenüber der militärischen Führungsgruppe der gegenrevolutionären Bewegung gedrängt wurde, kommt nur akzidentiell zur Sprache. Andererseits betont Reuth zu Recht, dass Hitler, als er sich schließlich für den Marsch auf die Feldherrnhalle am 9. November 1923 entschied, als „Gefangener seiner eigenen Propaganda” agierte.
Den Hochverratsprozess vor dem Münchner Staatsgerichtshof bewertet Reuth als entscheidende Etappe auf dem Weg zur Konsolidierung eines visionären Selbstbewusstseins und eines ungebremsten Judenhasses. Mit Recht betont er den zunehmenden Glauben an die Macht des „fanatischen Wollens” und der Unbedingtheit des „Willens” (J.P. Stern hat dies vor Jahren als „Kult des Willens” bei Hitler herausgearbeitet). In Landsberg habe sich der Glaube, von der Vorsehung gesandt zu sein, geradezu metaphysisch verfestigt, was Hitler jedoch nicht daran gehindert habe, bestimmte ideologische Inhalte, so den Antisemitismus, vorübergehend zugunsten des Lebensraumgedankens zurückzustellen.
Für die Phase nach der Neugründung der Partei 1925 verweist Reuth auf die Neigung Hitlers, ein auf ihn bezogenes personelles Netzwerk ins Leben zu rufen, das heißt das Gefolgschaftsprinzip durchzusetzen. Wenn er gleichzeitig meint, dass Hitler um die Schaffung einer zentralistisch gesteuerten Bürokratie bemüht gewesen sei, so trifft das zwar auf die Vorrangstellung der Münchner Ortsgruppe zu, war aber im Übrigen das Werk zunächst von Himmler und vor allem von Gregor Strasser. Bezeichnenderweise konterkarierte Hitler dessen Organisationsreform im Dezember 1932 zugunsten der Führerunmittelbarkeit der Gauleiter. Ob es zutrifft, dass Goebbels Hitler 1932 zur Kandidatur in den Reichspräsidentenwahlen bewogen hat, um den Unmut der SA wegen des Harzburger Zusammengehens zu stillen, ist fraglich, ebenso die Hypothese, Hitler habe sich aus dem gleichen Motiv heraus für die Potempa-Mörder öffentlich verwandt. Andererseits neigt Reuth dazu, die Rolle der Unterführer, so von Göring bei der Führung von Koalitionsverhandlungen im Januar 1933, zu gering einzuschätzen. Dabei war es Göring, der den misstrauischen Hitler überredete, die Gespräche mit von Papen fortzusetzen.
Das Bild, das Reuth für die Regimephase zeichnet, zeigt Hitlers Abneigung, sich in die Tagespolitik einzumischen, und sucht in der Kombination aus Anti-Versailles-Syndrom, Judenhasses und Kommunistenfeindschaft eine innere Folgerichtigkeit seines Handelns anschaulich zu machen. Bei der Darstellung der Regimephase, die in eine knappe Zusammenfassung der Ereignisgeschichte einmündet, neigt Reuth dazu, die auf das Handeln des Diktators einwirkenden äußeren Faktoren gering zu veranschlagen und biografisch wichtige Details auszuklammern. So verschweigt er, dass Hitler auf Drängen Neuraths, Görings und des Kabinetts die ursprünglich für die Dauer einer Woche angesetzte Boykottaktion vom 1.April 1933 auf 24 Stunden begrenzte. Desgleichen wird nicht hinreichend deutlich, dass sich Hitler erst auf massiven Druck seitens der SS, Görings und der Reichswehrführung zu der überstürzten Aktion gegen die SA-Führung am 30. Juni 1934 bereit fand.
Dem Faktor des Antibolschewismus misst Reuth zentrale Bedeutung zu. So deutet er die Nürnberger Gesetze als Reaktion auf den VII. Weltkongress der Komintern, während er den Flaggenzwischenfall in New York, den konkreten Anlass dazu, nicht erwähnt. Dass der Diktator sich zur Remilitarisierung des Rheinlands unter dem Eindruck des französisch-sowjetischen Beistandspakts und der Ermordung von Wilhelm Gustloff entschloss, gehört ebenso in diese Argumentation wie der Versuch, den November-Pogrom 1938 als eine an die Adresse des Auslands gerichtete, von Hitler selbst inszenierte Aktion hinzustellen, obwohl der Auslöser, die Ausweisung von polnischen staatenlosen Juden, damit nichts zu tun hatte.
Bemerkenswert ist, welch großes Gewicht Reuth Hitlers Reaktion auf das Eingreifen der Komintern im Spanischen Bürgerkrieg beimisst, das er in den Zusammenhang der Aufrüstung wie der Forcierung der Judenfrage stellt. Er läuft damit Gefahr, die ideologischen Stellungnahmen Hitlers für die Sache selbst, nicht für propagandistisches Manöver zu halten, obwohl, wie zugegeben ist, beide Bereiche ineinander überzugehen pflegten.
Schwankende Stimmung
Aus dem Bemühen, die antagonistische und widerspruchsvolle Politik Hitlers in einem sinnvollen Zusammenhang zu stellen, beruft er sich auf dessen Äußerung, einen „vorgezeichneten Weg” systematisch zu verfolgen und überdehnt häufig die Aussagekraft der Quellen und den aktiven Anteil des Diktators. Das tritt am deutlichsten bei der Behandlung der Judenpolitik hervor. Schon die isoliert stehende und nicht zuverlässig überlieferte Äußerung vom Januar 1939 zum slowakischen Außenminister Chvalkovsky, „die Juden würden bei uns vernichtet”, deutet er als umfassende Liquidierungsabsicht und bringt sie in Verbindung mit der auf die Konferenz von Evian bezogenen Androhung einer „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa” im Fall eines von ihr herbeigeführten Weltkriegs, obwohl sie eindeutig im Kontext der jüdischen Auswanderung steht. Nicht anders interpretiert er das Nisko-Projekt – das erste von Eichmann vorangetriebene Deportationsvorhaben – als von Hitler ausgehende und von ihm wieder unterbundene Aktion. Ähnlich wird die Euthanasie als umfassendes Programm Hitlers präsentiert, obwohl dieser zögerte, es auch formell durch die Verabschiedung des seit längerem vorbereiteten Euthanasie-Gesetzes zu sanktionieren.
Zugleich akzentuiert Reuth den Zusammenhang zwischen Sowjetfeldzug und Judenvernichtung. So deutet er Hitlers Absicht, die Deportation der Juden aus dem deutschen Herrschaftsraum durchzuführen, als „Antwort auf den unerwartet zähen Widerstand” der Sowjets. Die Beauftragung Heydrichs durch Göring am 31. Juli 1941, die europäische Endlösung zu planen, interpretiert er als von Hitler ausgehende Maßnahme, obwohl sich die Forschung inzwischen darin einig ist, dass es sich um eine Selbstermächtigung Heydrichs zur Sicherung seiner Kompetenzen gegenüber Rosenberg handelte. Hitler habe, schreibt Reuth, Vorbereitungen für die vollständige Vernichtung der europäischen Juden treffen lassen, um im Fall einer weltweiten Eskalation des von ihm als Rassenkampf begriffenen Krieges den letzten Schritt tun zu können”. Folgerichtig geht er von einem umfassenden Endlösungsbefehl aus, den er auf den 16. November 1941 datiert. Ohne über Details zu streiten, ist doch festzuhalten, dass der Versuch, die Politik der Endlösung mit der Furcht zu erklären, den Krieg militärisch nicht mehr gewinnen zu können, mit der von der neueren Forschung hervorgehobenen Interaktion zwischen den NS-Machthabern vor Ort und der Zentrale nicht vereinbar ist und in eine ältere Hitler-zentrische Sicht zurückfällt. So bietet Reuths Darstellung vielfach anregende Lektüre, die aber dadurch beeinträchtigt ist, dass er die neueste Einzelforschung nur teilweise berücksichtigt.
Hingegen ist Reuths nüchterne Beschreibung des Zusammenbruchs der Herrschaft Hitlers eindrucksvoll und von jedem Anklang an historische Größe weit entfernt. Er zeigt, wie die Treue der Satrapen in der Endphase des Kriegs abbröckelte, Hitler selbst „starken Stimmungsschwankungen” unterworfen war und sich zu einem „schattenhaften Wesen” entwickelte. Er schildert den fortschreitenden Realitätsverlust des Diktators, der in seinem Auserwähltheits- Syndrom, das durch das scheiternde Attentat des 20. Juli 1944 noch bestärkt wurde, verharrte und sich noch immer gegen Generäle durchsetzte, die wie Rommel den Krieg für verloren hielten. Ohne Kommentar beendet Reuth die Schilderung der letzten Wochen im Bunker unter der Reichskanzlei und geht mit dem Blick auf das Nachkriegsdeutschland zur Tagesordnung über, die er mit „Hitlers langer Schatten” überschreibt, der nicht länger die Person, sondern deren destruktive Wirkungen betraf. Hitler war, bemerkt Reuth in diesem Zusammenhang, kein zwangsläufiges, sondern ein zufälliges Resultat der deutschen Geschichte.
HANS MOMMSEN
RALF GEORG REUTH: Hitler. Eine politische Biographie. Piper Verlag, München 2003. 685 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2003

Größter Ruinierer aller Zeiten?
Vom "Klumpfuß" zum "Führer": Goebbels-Biograph Reuth wagt sich an Hitlers Leben

Ralf Georg Reuth: Hitler. Eine politische Biographie. Piper Verlag, München 2003. 685 Seiten, 24,90 [Euro].

Es ist mutig, nach den monumentalen Werken von Bullock, Fest, Kershaw noch eine Hitler-Biographie zu wagen. Wissen wir von diesem Menschen nicht schon alles, was man überhaupt wissen kann? Was ist die Räson dieses Buches? Was bringt es Neues an Quellen, an Deutungen? Was Ralf Georg Reuth von Hitlers Herkunft, seiner Sozialisation, seinen Linzer und Wiener Jahren berichtet, ist alles andere als neu, aber ein wenig neu drapiert: Nicht das Schönerersche Wien habe Hitler zum Judenhasser geformt, das besorgten erst in München die Mannen um die Thule-Gesellschaft mit dem fatalen Dietrich Eckart an der Spitze; auch Henry Ford hatte seinen Anteil. Als Beweis führt Reuth an, Hitler habe Gustav Mahler geschätzt - der war bekanntlich Jude, was ihm in Wien zum Schicksal wurde.

Hätte Reuth das jüngste Werk von Brigitte Hamann studiert, so hätte ihm auffallen müssen, daß Hitler sehr wohl zur gleichen Zeit Antisemit und Mahler-Freund sein konnte, denn Hitler verstand vieles nicht, die Musik von Wagner bis Mahler aber durchaus. Nicht im Lohengrin wollte sich Hitler stilisieren, sondern in Rienzi, Siegfried, Parsifal. Es mag ja sein, daß die vom "jüdischen" Wien dem künftigen Tyrannen aufgedrückte Matrix nur oberflächlich war, gleichwohl hat sie den Boden bereitet. Eckart und Ford hätten nichts vermocht, wäre Hitler nicht schon längst antisemitisch infiziert gewesen - eben in Wien, eben in seinen jungen Jahren. Die wurden auch vom Ersten Weltkrieg geprägt. Der Glaube an die Unverwundbarkeit, die Vorsehung, die "Sendung" sind Derivate seiner militärischen Meldegängerexistenz. Es hätte Reuth abermals auffallen müssen, daß Hitler auch später dem Volk oder der Geschichte zu "melden" pflegte: so 1938 die "Heimkehr" seiner Heimat in das Deutsche Reich.

Neues gibt es auch aus München nicht zu berichten - welcher Putsch in der deutschen Geschichte wäre besser dokumentiert als der vom 9./10. November 1923! Reuth schildert die dramatischen Eisner-Tage von 1919 ebenso wie die unsäglichen von Kahr, Seisser und Konsorten, 1921 bis 1923; Hitlers Entree in die feine Münchner Gesellschaft findet Erwähnung, und was die frühe Politik angeht, vermutet Reuth, Eisner habe Hitler so beeindruckt wie später Stalin - im Guten wie im Bösen. Wer nun aber hofft, der Autor würde sich auf Ernst Noltes Thesen wie auch immer einlassen, sieht sich enttäuscht, wie die wissenschaftlichen Diskurse der vergangenen zwanzig Jahre an diesem Buch merkwürdig spurlos vorbeigegangen sind. Unreflektiert wird die These von Andreas Hillgruber übernommen, nach der Hitler über ein "Programm" a priori verfügt habe, der Holocaust schon 1925 beschlossene Sache gewesen und der "neue Staat" schon 1926 konzipiert worden sei.

Anderes erfährt der Leser nicht: Was haben in Landsberg Hitler gesagt und Heß geschrieben? Hat Hitler Weiningers "Geschlecht und Charakter" oder wenigstens dessen 13. Kapitel ("Das Judentum") wirklich gelesen? Kannte er Mackinders "Pivot of History", oder hat ihm Karl Haushofer davon via Heß berichten lassen? Das sind keine belanglosen Fragen nach der Bildung des Braunauers. Könnten sie beantwortet werden, wüßten wir über Hitlers Wissen und die daraus abgeleitete Weltanschauung tatsächlich mehr als bisher. Reuth ist nicht vorzuwerfen, daß er keine Antwort weiß, sondern daß ihm solche Fragen gar nicht gekommen sind. So bleibt der jeder Rationalität hohnsprechende Eindruck des buchstäblich "märchenhaften" Aufstiegs einer ebenfalls buchstäblich unbeschreiblichen Gestalt vom Obdachlosenasyl zur Reichskanzlei.

Dieser wird vom Autor in Form einer "Parteierzählung" geschildert, wenn es um den Weg der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) und dann der NSDAP von 1919 und 1926 bis zur Eroberung der Macht geht. Ganz richtig sieht Reuth, daß das Landsberger Zwischenspiel Hitlers Ego gestärkt, nicht beschädigt hat. Am Rand der via triumphalis Hitlers zum Herrn der Reichskanzlei tauchen die üblichen Figuren auf, wenn auch blaß und gestanzt, was vor allem für Brüning, Papen und Schleicher gilt. Daß Hindenburg Monarchist geblieben war, was Hitler geschickt zu nutzen wußte, kann man schon bei Brüning nachlesen. Von den Paladinen des "Führers" gewinnt nur Goebbels ein schärferes Profil; kein Wunder, hat Reuth dem "Klumpfuß" doch vor Jahren eine bemerkenswerte Biographie gewidmet. In Goebbels spiegelten sich wie in keiner anderen Gestalt dieses Zeitalters die Zerrissenheit und das Faszinosum des Nationalsozialismus zugleich.

Tatsächlich schrammt Reuths neuestes Buch manchmal nur haarscharf an einem "Jenninger-Effekt" vorbei, so wenn von den "ungeheuerlichen Vertragsbedingungen" von Versailles, der "Umklammerung des Reiches" im Jahr 1934 (!) oder davon die Rede ist, daß die Deutschen 1936 nun nicht mehr "die Parias" der Welt seien - was alles nicht von Hitler stammt, sondern von Reuth. Der Autor wehrt sich aber redlich gegen die "Verführung" durch seinen "Helden", indem er nüchtern und präzise die verbrecherische "Gewalt" schildert, mit der Hitler die Juden verfolgen und ermorden ließ. An diesem Punkt läßt der Verfasser nicht deuteln: Hitler ist der Satan des Holocaust: von Anfang an, unbestritten, konsequent bis zum entsetzlichen Ende. Aber genau so deutlich heißt es im Zusammenhang mit dem Wahlergebnis vom 12. September 1930, das den Durchbruch der NSDAP brachte: "Wohl die wenigsten seiner Wähler verbanden daher mit dem Namen Hitler dessen Vernichtungswillen gegenüber dem Judentum." Es ist eben ein Unterschied, ob man "nur" Antisemit war oder entschlossen zum Holocaust.

Reuth betont ganz richtig, daß der Revisionismus bei Hitler von Anfang an nur vorgeschoben war, was jedermann hätte wissen können, denn Hitler hat niemals ein Hehl daraus gemacht. Es ist aber unzutreffend, daß "Mein Kampf" vor 1933 nicht rezipiert worden sei. Wenn das Ausland dennoch beharrlich an der Vorstellung festhielt, Hitler sei bloß rabiater Revisionist, so unterstreicht dies einmal mehr die politische Borniertheit einer diplomatischen Kaste, die nur in den tradierten Formen zu denken wußte - was übrigens auch für die Spitzen der Wehrmacht galt. Hitler brauchte "die alten Schuster" nicht für den Revisionskrieg, sondern den Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg. Deswegen mußte er "seine" SA im "Röhm-Putsch" opfern. Auch die Blomberg-Fritsch-Krise wird falsch bewertet: Hier ging es um die personellen Konsequenzen aus der Besprechung in der Reichskanzlei vom 5. November 1937, die durch das sogenannte Hoßbachprotokoll berühmt wurde. Es ist ärgerlich, daß Reuth den aktuellen Forschungsstand hier ebensowenig zur Kenntnis genommen hat wie den zu Guernica: Die Bombardierung der Stadt war eben keine bewußt inszenierte "Generalprobe" für die zukünftige Bombardierung von Wohnvierteln.

Nur ein knappes Drittel des Buches bleibt für den Zweiten Weltkrieg - was vertretbar wäre, wollte man Hitler in ähnlicher Funktion sehen wie während des Ersten Weltkrieges Wilhelm II. Dann verschwände der "Größte Feldherr aller Zeiten" nach und nach in den Flammen des von ihm inszenierten Infernos. Tatsächlich war es umgekehrt: Der Zweite Weltkrieg war Hitlers Krieg; auf geradezu gespenstische Weise wurden Hitler und der Krieg eins, und nie enthüllte sich das Verbrechertum des Diktators deutlicher als hier. Allzuoft aber erliegt Reuth der bloßen Kolportage, so wenn er seitenlang über den Englandflug von Heß räsoniert, dem Luft- und Seekrieg aber nur ein paar Zeilen widmet. So geraten die Proportionen durcheinander, und deswegen bleibt das, was Reuth zu Hitlers Krieg zu sagen hat, unbefriedigend.

Die Räson des Buches? Neue Quellen, eine neue Deutung? Fehlanzeige! Dieses Stück solider historiographischer Handwerksarbeit ist nicht von jenem leidenschaftlichen Wissen-Wollen durchtränkt, das beispielsweise Joachim Fests Werk auszeichnete. Dennoch: Adolf Hitler war einer der größten "Ruinierer" und nicht ein "Großer" der Weltgeschichte. Das Unglück, das der Mann aus Braunau über die Welt brachte, aber ist so groß, daß jeder Versuch, dies zu erklären, ehrenwert ist - selbst wenn er scheitert.

MICHAEL SALEWSKI

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