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Timothy Snyder erzählt in seinem aufsehenerregenden, zutiefst aufwühlenden Buch drei miteinander verknüpfte Geschichten - Stalins Terrorkampagnen, Hitlers Holocaust und den Hungerkrieg gegen die Kriegsgefangenen und die nichtjüdische Bevölkerung - so wie sie sich tatsächlich zugetragen haben: zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Makellos recherchiert, atemberaubend geschrieben und von eindringlicher Humanität gehört Bloodlands zu den historischen Büchern, die einen anderen Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts eröffnen. Noch bevor der Zweite Weltkrieg begann, hatte Hitlers…mehr

Produktbeschreibung
Timothy Snyder erzählt in seinem aufsehenerregenden, zutiefst aufwühlenden Buch drei miteinander verknüpfte Geschichten - Stalins Terrorkampagnen, Hitlers Holocaust und den Hungerkrieg gegen die Kriegsgefangenen und die nichtjüdische Bevölkerung - so wie sie sich tatsächlich zugetragen haben: zur gleichen Zeit und am gleichen Ort.
Makellos recherchiert, atemberaubend geschrieben und von eindringlicher Humanität gehört Bloodlands zu den historischen Büchern, die einen anderen Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts eröffnen. Noch bevor der Zweite Weltkrieg begann, hatte Hitlers zeitweiliger Partner und späterer Gegner Stalin bereits Millionen von Menschen umgebracht - und setzte dieses Morden während des Krieges fort. Bevor Hitler besiegt war, hatte er sechs Millionen Juden ermorden lassen - und ließ Millionen andere Menschen gezielt verhungern. All dies geschah auf einem einzigen Gebiet: den "Bloodlands" zwischen Russland und Deutschland. Doch als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, verschwand die Erinnerung an diesen millionenfachen Mord in der Dunkelheit hinter dem Eisernen Vorhang.
Nicht nur unser Bild vom Holocaust erweist sich jedoch mit dem Blick auf die "Bloodlands" als unvollständig und westlich verzerrt. Auch die Geschichte Europas gewinnt ein verlorenes Terrain im Osten zurück: die gemeinsame Erinnerung an 14 Millionen Tote und die größte Tragödie der modernen Geschichte.
Autorenporträt
Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University und Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. "Bloodlands" erscheint in zwanzig Sprachen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2013

NEUE TASCHENBÜCHER
Terror und
Vernichtung
In Amerika wurde Timothy Snyders „Bloodlands“ gefeiert, die Historiker hierzulande zeigten sich bei Erscheinen der deutschen Ausgabe vor zwei Jahren verhaltener. Stilistisch brillant, so die Kritik, lässt die Monografie über die 14 Millionen Menschen, die von 1933 bis 1945 Stalins Terror sowie der NS-Vernichtungspolitik im Gebiet von Zentralpolen bis Westrussland zum Opfer fielen, jedoch viele Fragen offen. Etwa die, in welchem Zusammenhang die Massenmorde der beiden Regime zueinander stünden. Historische Fachdebatten, bei denen sicher noch der „Historikerstreit“ nachwirkt, mal beiseitegelassen: „Bloodlands“, ausgezeichnet mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, sollte jeder lesen, der das „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawm) verstehen will. Auf der Basis jeder Menge statistischen Materials bemüht sich Snyder, die Opfer – Frauen, Kinder, Alte, Kriegsgefangene – sprechen zu lassen. Eine von ihnen, die Minsker Jüdin Junita Wischnjatskaja, schrieb vor ihrer Erschießung in einem Abschiedsbrief: „Ich habe solche Angst vor diesem Tod, denn die kleinen Kinder werden lebend in die Grube geworfen. Auf Wiedersehen für immer.“
FLORIAN WELLE
  
Timothy Snyder:
Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin. dtv, München 2013. 524 Seiten,
14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2012

Nichts Neues im Osten
Historiker über Timothy Snyders "Bloodlands"

Timothy Snyders Befund in seinem Buch "Bloodlands" (Europa zwischen Hitler und Stalin, C. H. Beck Verlag, München 2011) war: In der Region, die vom Baltikum bis zur Ukraine reicht, wurden zwischen 1932 und 1945 mehr als vierzehn Millionen Menschen ermordet. Zunächst fielen Millionen ukrainischer Landbewohner dem Plan Stalins zum Opfer, die Sowjetunion zu industrialisieren, wofür man ihnen die Nahrung wegnahm oder sie auf der Suche nach angeblich verstecktem Getreide tötete. Snyder spricht von einem Klassengenozid.

Zugleich entfaltet sich ein Terror gegen andere Nationalitäten, insbesondere gegen Sowjetbürger polnischer Abstammung. 1937/38 wurden 111 000 von ihnen wegen Spionage exekutiert. Zwischen 1939 und 1941 sorgte der Hitler-Stalin-Pakt dafür, dass dieses Morden und Deportieren sich auch nach Polen selbst erstreckte. Danach standen die deutschen Einsatzgruppen in den "Bloodlands", und die Massenvernichtung nahm mit dem programmierten Judenmord und dem Verhungernlassen von Kriegsgefangenen eine weitere Stufe, die nach dem geplanten Kriegsgewinn noch überboten werden sollte.

Die Schlussfolgerung, die das Buch nahelegt, lautet, dass im "staatsfernen Gewaltraum" (Jörg Baberowski) Terror möglich war, der andernorts nicht in diesen Ausmaßen stattfand. So stellte die Wehrmacht, als sie in die "Bloodlands" einrückte, fest, dass die SS Balten und Ukrainer nicht lange zum Mitmachen beim Morden überreden musste. Snyder wendet sich auch gegen den unvorsichtigen Gebrauch der Formel "industrielles Töten" zur Beschreibung des Holocaust, indem er darauf hinweist, dass die meisten Ermordeten erschossen wurden. Das Töten war nicht "bürokratisch" oder "totalitär", sondern "persönlich", wie Snyder schreibt, die Täter sahen den Sterbenden zu.

Das "Journal of Modern European History" hat jetzt eine Diskussion über Snyders Buch begonnen, in der sich zunächst Osteuropahistoriker geäußert haben (Bd. 10, 2012/13, Verlag C. H. Beck). Und zwar sehr kritisch. Manfred Hildermeier (Göttingen) etwa kann an Snyders Buch eigentlich nur die effektvolle Erzählung loben. Für den Spezialisten enthalte sie nichts Neues. Ein Mehrwert der räumlichen Perspektive sei zweifelhaft. Die Kasachen seien, verglichen mit ihrer Bevölkerungsgröße, mit 1,3 Millionen Toten vom Hungermord noch stärker betroffen gewesen. Dass er auch in den "Bloodlands" stattfand, sei sekundär und habe seinen Charakter nicht geprägt. "Aber den der Ukraine", könnte Snyders Replik hierauf vielleicht lauten. Doch auch das bestreitet Hildermeier, der Nachweis einer "Interaktion" beider totalitären Systeme gelinge Snyder nicht. Die Opfer seien aufgrund von Ideologien gestorben, nicht aufgrund der Situation in einer Region.

Demgegenüber hätte sich der polnische Historiker Dariusz Stola von Snyder noch mehr Konsequenz bei der Durchführung seines "spatial turn" gewünscht. Die Kürze der Zeit, die geringe Fläche, auf der solche ungeheuren Mordzahlen anfielen, und die bevölkerrungspolitischen Motive sprächen für diesen "turn" einer "Inhumangeographie". Doch für Stola bleibt unverständlich, dass Morde dritter Parteien auf demselben Territorium, etwa staatlicher Akteure im Baltikum, in Rumänien und der Ukraine - 300 000 Juden wurden von Rumänen getötet, 100 000 Polen von Ukrainern -, keinen Eingang in das Buch gefunden hätten.

Schließlich kommentiert mit Dietrich Beyrau (Tübingen) ein Historiker Snyders Buch, dem wohl das Erstentdeckungsrecht am Thema zusteht (Schlachtfeld der Diktatoren. Osteuropa im Schatten von Hitler und Stalin, Göttingen 2000). Und den man verstehen kann, wenn er Snyders Pose, das alles zum ersten Mal ans Licht zu bringen, "irritierend" nennt. Er hält überdies die politischen Ziele der deutschen und sowjetischen Seite, die Erfahrungen der ethnischen Gruppen und die Chronologie der Gewaltpolitik für so heterogen, dass sich daraus "keine wie auch immer geartete Raumerfahrung ergeben dürfte". Snyder vertrete, dass die Bloodlands mit den Grenzen der alten polnischen Adelsrepublik weitgehend kongruent seien, mitunter eine "sehr polnische Sicht auf die Geschicke des östlichen Europa".

Bemerkenswert seien dagegen Beobachtungen wie die, Stalin habe das Verhungernlassen und Liquidieren als Herrschaftstechnik gebraucht, während es den Deutschen gerade nicht gelang, die besetzten Gebiete zu beherrschen. Politisches Kalkül auf der Seite Stalins, Wahngebilde auf der Hitlers, der das Kriegsziel durch die "Endlösung" ersetzte. Darauf habe schon Sebastian Haffner hingewiesen. Der Versuch, eine Interaktion zwischen beiden Regimen zu beweisen, hätte Snyder auch nicht zur Behauptung von Parallelen - etwa die sowjetische Westverschiebung Polens als umgekehrter "Generalplan Ost" - führen müssen. Stalin habe auf die Nationalsozialisten reagiert, aber viel taktischer und klassisch imperialistischer als diese auf ihn.

JÜRGEN KAUBE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Sönke Neitzel mag sich gar nicht vorstellen, was Timothy Snyder passiert wäre, wenn er seine Geschichte zum großen Morden in den osteuropäischen Ländern vor zwanzig Jahren veröffentlicht hätte. Eine Zusammenschau von nationalsozialistischen und sowjetischen Verbrechen? Sich gegenseitig radikalisierende Gewaltherrschaften? Erleichtert registriert Neitzel daher, dass Snyders Buch überwiegend positiv aufgenommen wurde, denn es leistet Enormes: So eindrücklich hat der Rezensent noch nicht gelesen, wie sich die Massenmorde und Hungerpolitik in Polen, Weißrussland und der Ukraine zu einer gewaltigen Eruption der Gewalt hochschaukelten. Auf welche Fülle von osteuropäischen Sprachen der Autor dabei in der Literatur zurückgreifen kann, ringt dem Rezensenten großen Respekt ab. Im Einzelnen hat er jedoch durchaus Einwände anzubringen, vor allem einen Punkt findet er erstaunlich: Der Krieg selbst findet bei Snyder nicht statt, dabei lassen sich die Verbrechen an den Zivilisten in Neitzels Augen nicht von der brutalen Kriegsführung trennen, was besonders bei der Partisanenbekämpfung und den Rückzugsverbrechen der Wehrmacht der Fall sei.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das wichtigste historische Buch dieses Sommers."
Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung

"Historisierung, nicht Relativierung: Timothy Snyders ebenso grandioses wie erschütterndes Buch 'Bloodlands' erlaubt einen neuen Blick auf den Zivilisationsbruch des mörderischen 20. Jahrhunderts. (...) Snyders Stärke ist das genaue Hinsehen."
Alan Posener, Welt am Sonntag

"Snyder erspart seinen Lesern kein Detail des Schreckens. Nirgendwo ist der Horror der ukrainischen Hungersnot, der Deportationen und des Massenterrors packender und ergreifender beschrieben worden. Und auch über die nationalsozialistischen Mordexzesse im Osten Europas weiß Snyder auf eine Weise zu erzählen, dass das Blut in den Adern gefriert."
Jörg Baberowski, Die Zeit

"Ein großer Wurf (...) Eine aufwühlende Geschichte Europas im Zeitalter des Terrors."
Peter Merseburger, Die Welt

"Snyders exzellent geschriebene Studie zeigt einem breiten Publikum das Martyrium der osteuropäischen Bevölkerung in der Zeit von 1933 bis 1945 auf und schärft den Blick für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von nationalsozialistischem und kommunistischem Terror."
Sönke Neitzel, Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Das vielleicht wichtigste Sachbuch dieses Herbstes, so Salonchef Daniel Schreiber, sei 'Bloodlands'. CICERO traf den Autor Timothy Snyder auf ein Interview. 'Wissen Sie, 'Bloodlands' ist für jeden Leser, egal woher er stammt, ein unbehagliches Buch."
Cicero

"Das zentrale Verdienst dieser Publikation: Es bringt das in vielen kaum gelesenen Detailstudien gesammelte Wissen über die Realität des Terrors an die Leser."
Stefan Reinecke, die Tageszeitung

"Diese Zusammenschau eröffnet neue Einsichten. Der 41-jährige Snyder, von älteren Kontroversen unbelastet, arbeitet die heillose Durchtränkung des Bloodlands-Gebietes mit staatlicher Gewalt heraus, um die bestürzende Selbstverständlichkeit noch der schlimmsten Untaten überhaupt plausibel zu machen."
Bernhard Schulz, Der Tagesspiegel

"Timothy Snyder [eröffnet] mit 'Bloodlands' eine wichtige Diskussion und auch ein großes Forschungsfeld. Denn die Gründe für die Entfesselung der Gewalt unter Hitler und Stalin sind längst noch nicht hinreichend erklärt."
Niels Beintker, Deutschlandfunk

"Der Yale-Historiker weist (...) nicht nur auf die östliche Dimension des Judenmordes hin und korrigiert zurecht das Bild eines relativ distanzierten Mordens. Diese Verschiebung des Blickes auf Osteuropa und das eigentliche Mordgeschehen ist in der NS-Täterforschung schon länger zu beobachten, aber in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen."
Jörg Später, Berliner Zeitung

"Immer wieder gewinnt Snyder seiner Doppelperspektive ungewöhnliche Einsichten ab. (...) Snyders 'Bloodlands' beruhen auf der Auswertung einer beeindruckend breiten und vielsprachigen Literatur."
Norbert Frei, Süddeutsche Zeitung

"Timothy Snyders 'Bloodlands' sollten nicht nur die Redeschreiber der diversen Politiker zur Hand nehmen, wenn sie von Europa und der gemeinsamen Geschichte sprechen, es ist auch eine notwendige Voraussetzung für jeden Leser, der sich mit dem Umstand der Massenmorde und den alle Vorstellungen überragenden Zahlen in unserer Geschichte nicht einfach abfinden will."
Erich Klein, ORF.at

"Man muß sagen, dieses Buch hat die Lobeshymnen verdient, die darauf angestimmt wurden."
Rafael A. Zagovec, Das Historisch-Politische Buch

"Bloodlands wird für Jahrzehnte das wichtigste Buch zum Thema sein."
Tony Judt

"Wenn man heuer nur ein Sachbuch kauft, dann bitte dieses."
Kurier

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"Einer der besten Kenner der Geschichte Russlands und der Ukraine"
ZDF heute journal, Peter Kunz

"Snyder gehört zu den wichtigsten Stimmen in der Einschätzung des Angriffskriegs auf die Ukraine. Wer sein Buch kennt, weiß warum."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Julia Encke

"Ein Standardwerk über Osteuropa zwischen Hitler und Stalin"
FAS, Konrad Schuller

"Ein Geschichtsbuch, das auch für das Verständnis der Nachkriegszeit und des russischen Ukraine-Kriegs unerlässlich ist."
Dresdner Morgenpost

"Das Standardwerk zur Gewaltgeschichte Osteuropas"
FUTURZWEI, Andreas Fanizadeh

"Timothy Snyder, der beste Kenner der Gewaltwellen in Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert ... Das Standardwerk "Bloodlands" des Yale-Historikers erscheint am 14. Juli 2022 in neuer Auflage, ergänzt um ein Nachwort, aus dem diese hellsichtigen Zitate stammen"
Die WELT, Sven Felix Kellerhoff

"Mit demUkraine-Krieg hat sein Buch eine ganz neue Aktualität erfahren."
Frankfurter Neue Presse