22,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Das einfühlsam erzählte Leben der hochbegabten Künstlerin Marie Ellenrieder, die entschlossen ihren Weg geht.Große Authentizität durch eingearbeitete Tagebucheinträge und Briefe.

Produktbeschreibung
Das einfühlsam erzählte Leben der hochbegabten Künstlerin Marie Ellenrieder, die entschlossen ihren Weg geht.Große Authentizität durch eingearbeitete Tagebucheinträge und Briefe.
Autorenporträt
Gabriele Katz ist in Württemberg geboren und aufgewachsen. Sie studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik in Tübingen und Berlin, promovierte in Kunstgeschichte, lebt heute als freie Autorin und veröffentlichte Biografien über starke Frauen wie Käthe Kruse, Margarete Steiff und die Künstlerin Angelika Kauffmann oder Porträtsammlungen, z.B. über die Mitglieder der Stuttgarter Damenklasse oder Künstlerinnen und ihre Häuser.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2021

Spätes
Debüt
Die Malerin Marie Ellenrieder und die Autorin
Emma Bonn gingen entschlossen ihren Weg.
Zwei neue Bücher erzählen davon
VON SABINE REITHMAIER
Eigentlich war es überfällig. Als Malerin ist Marie Ellenrieder (1791 – 1863) schon vor einigen Jahren wiederentdeckt und gewürdigt worden. Besonders prominent von Martin Walser, den 2013 ihr Selbstporträt dazu anregte, in ihrem Namen einen Brief „an alle, die mich anschauen“ zu schreiben. Jetzt gibt die Künstlerin ihr Debüt als literarische Figur. Autorin Gabriele Katz, bereits erfahren im literarischen Umgang mit starken Frauen, hat für ihre Romanbiografie viel recherchiert, hat die Tagebücher Marie Ellenrieders und andere zeitgenössische Quellen ausgewertet. Entstanden ist ein lesenswertes Buch, das die Lebenslinie einer ungewöhnlichen Frau nachzieht.
Deren Leben bietet viel Stoff für einen Roman. Schon weil sie die erste Frau war, die im Juli 1813, fünf Jahre nach Gründung der Münchner Kunstakademie durch König Maximilian I., zum Studium zugelassen wurde. Katz beschreibt detailliert, wie die Ausbildung damals ablief. Vom Aktstudium wurde Marie Ellenrieder ausgeschlossen, weil eine Frau den sittlichen Anfechtungen eines nackten Körpers prinzipiell nicht gewachsen war. Das galt auch noch für die 47 Frauen, die sich in den folgenden Jahrzehnten zum Studium einschrieben, bevor die Akademie von 1852 an wieder allein den Männern vorbehalten blieb. Nur den wenigsten Kolleginnen gelang es, eine Karriere wie Marie Ellenrieder zu machen, die 1929 zur badischen Hofmalerin ernannt wurde.
Das Buch setzt 1810 ein. Die jüngste Tochter eines Hofuhrmachers lebt noch zu Hause in Konstanz, arbeitet in der Werkstatt des Vaters, zeichnet und malt in jeder freien Sekunde. Ihr Talent fällt dem Generalvikar der Stadt auf, einem nicht nur im Roman ungewöhnlichen Kirchenmann. Ignaz Heinrich von Wessenberg tritt für die Gleichbehandlung der Geschlechter in Erziehung und Bildung ein. Wirft „ohne Bedauern Thomas von Aquin über Bord, der die Frau nur als Gehilfin des Mannes gelten lassen wollte.“ Erst schafft er es, die Eltern zu überreden, Marie bei einem Miniaturmaler ausbilden zu lassen, später ebnet er dank seiner Kontakte den Weg ins Studium. Akademiedirektor Johann Peter Langer ist bald ziemlich stolz auf die Studentin und mehr noch auf seinen Mut – die Kollegen hatten ihm ausgiebig die „ewig gleiche Litanei von der Minderwertigkeit der Frauen“ gesungen. Dem König, der auch nichts von studierenden Frauen hält, ist die Pioniertat Langers eher gleichgültig, ist er doch mit der Frage beschäftigt, ob er Napoleon weiter die Treue halten oder lieber zu Österreich wechseln soll.
Katz verknüpft locker die Zeitgeschichte mit den persönlichen Erfahrungen Maries. Deren Weg ist nicht einfach, nicht nur der männlichen Vorurteile wegen. Porträtaufträge zu ergattern ist ein hartes Geschäft, das Reisen mühsam, die Bezahlung schlecht. Doch die tief religiöse Marie Ellenrieder ist überzeugt, Gott habe sie für die Kunst erschaffen. Eine Heirat ist damit ausgeschlossen. Und auch die Beziehung zur Malerin Katharina von Predl, mit der sie in Rom zusammenlebt und arbeitet, wird ihr, zumindest in der Fiktion des Romans, schnell zu eng.
Während ihres Aufenthalts dort lernt sie auch die „Nazarener“ kennen, wie die Künstlergruppe um den Lübecker Friedrich Overbeck wegen der langen Haare und religiösen Überzeugungen genannt wird. Mit ihnen teilt Marie zwar die Ansicht, die Kunst habe der Religion zu dienen, doch im Gegensatz zu Overbeck hält sie selbstbewusste Frauen und aufrecht schreitende Madonnen nicht für einen Widerspruch zur göttlichen Weltordnung. Die ständigen Reibereien mit der Männerwelt, die oft nur in den Gedanken der stets höflichen Marie stattfinden, zählen zu den vergnüglichsten Momenten des Buchs.
Männer versuchten auch die Geschicke Emma Bonns zu lenken. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin ist im Gegensatz zu Marie Ellenrieder wirklich völlig vergessen worden, sie war auch zu Lebzeiten kaum bekannt. Ihre Bücher galten als verschollen, bis ein historischer Arbeitskreis in Feldafing, wo sie lange lebte, ihren autobiografischen Roman „Das Kind im Spiegel“ in London entdeckte. Buchautorin Angela von Gans, eine Großnichte der Dichterin, erhielt dagegen eines Tages ein großes Paket. Darin ein bislang nur im Privatdruck erschienenes Buch und mehr als 100 Gedichte. Das führte zu ihrer Entscheidung, über die vergessene Schriftstellerin zu schreiben.
Ihre Spurensuche ist ein schönes Buch geworden, Gedichte Bonns wechseln sich mit der biografischen Erzählung Gans’ ab. Emma Bonns Kindheit war nicht einfach. Geboren 1879 in New York City – ihr Vater Wilhelm Bernhard Bonn arbeitete dort für ein Frankfurter Bankhaus – kehrte sie mit Bruder und Vater 1885 nach Frankfurt zurück, die Mutter war kurz nach der Geburt Emmas gestorben. Der überbesorgte Vater untersagt dem kränklichen Mädchen nahezu alles. Erst nach seinem Tod kann Emma über ihr Leben bestimmen. Immerhin hat sie durch mehrere Erbschaften keine Geldsorgen, kauft sich 1913 ein Anwesen in Feldafing und beginnt zu schreiben. Sie tauscht sich regelmäßig mit Thomas Mann oder Bruno Frank aus, letzterer schreibt ihr ein Vorwort zum Novellenband „Die Verirrten“. Thomas Mann hingegen lobt ihren Roman „Sonne im Westen“ als „feine beseelte Arbeit“. Allerdings nur in einem 1931 geschriebenen Brief an sie. Wirklich ernstgenommen haben beide Kollegen die Autorin vermutlich nie.
Von den frühen Zwanzigerjahren an leidet sie an Lähmungserscheinungen, liegt von 1929 an sogar dauerhaft im Bett. 1939 zwingen sie die Nazis, das Haus zu verkaufen, lassen sie aber in der Hoffnung, sie könne bis zu ihrem Tod darin wohnen. Doch 1942 wird sie abgeholt. Erst transportiert man sie nach München, dann nach Theresienstadt. Dort stirbt sie wenige Tage nach ihrer Ankunft.
Gabriele Katz: Marie Ellenrieder und die Farben der Liebe. Romanbiografie. Südverlag, 22 Euro, Angela von Gans: Emma Bonn (1879 – 1942). Spurensuche nach einer deutsch-jüdischen Schriftstellerin, Stroux Edition, 20 Euro.
Marie Ellenrieder ist überzeugt,
Gott habe sie für
die Kunst erschaffen
Thomas Mann lobt
Emma Bonns Roman, aber hat
er sie ernst genommen?
Brachte Martin Walser zum Schwärmen: (oben) Marie Ellenrieders
„Selbstbildnis“ aus dem Jahr 1818. Unten: Die Schriftstellerin Emma Bonn als junge Frau, wer dieses Gemälde geschaffen hat, ist bislang unbekannt.
Fotos: A. Fischer/H.Kohler Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, Stroux-Verlag
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung des SZ-Archivs
…mehr
"Mit viel (kunst-)historischer Sachkenntnis zeichnet G. Katz ein einfühlsames Bild der Malerin und ihrer Zeit. (...)" ekz-Besprechungsdienst