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Judas, der Verräter? Pilatus, der Henker? Und Jesus, das Opferlamm? E.-E. Schmitt mischt die Karten neu und erzählt eine etwas andere Passionsgeschichte voller Suspense und Spiritualität. Jesus Tod am Kreuz hat die Menschen in Jerusalem erschüttert. Sie sprechen von Wunder und Auferstehung. Pilatus, der römische Statthalter, hat wenig Verständnis für jüdische Verrücktheiten. Der Tote muss gefunden werden. Die Ermittlungen beginnen. Eine vertraute Geschichte. Doch es scheint, als hörten wir sie zum ersten Mal. Frei von jeder Überhöhung werden aus Jesus und Pilatus fassbare, menschliche Figuren.

Produktbeschreibung
Judas, der Verräter? Pilatus, der Henker? Und Jesus, das Opferlamm?
E.-E. Schmitt mischt die Karten neu und erzählt eine etwas andere Passionsgeschichte voller Suspense und Spiritualität.
Jesus Tod am Kreuz hat die Menschen in Jerusalem erschüttert. Sie sprechen von Wunder und Auferstehung. Pilatus, der römische Statthalter, hat wenig Verständnis für jüdische Verrücktheiten. Der Tote muss gefunden werden. Die Ermittlungen beginnen.
Eine vertraute Geschichte. Doch es scheint, als hörten wir sie zum ersten Mal. Frei von jeder Überhöhung werden aus Jesus und Pilatus fassbare, menschliche Figuren.
Autorenporträt
Eric-Emmanuel Schmitt, geb. im März 1960 in Sainte-Foy-Lès-Lyons, studierte Klavier in Lyon und Philosophie in Paris. Zunächst Lehrbeauftragter für Philosophie an den Universitäten Besançon und Chambéry, begann er Anfang der 90er Jahre als Autor für Theater, Film und Fernsehen zu arbeiten. Seine erste Prosapublikation in deutscher Sprache 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran' begeisterte Hunderttausende von Leserinnen und Lesern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2006

Stilblüten aus Nazareth
Eric-Emmanuel Schmitt schreibt ein fünftes Evangelium
Tapfer und unverzagt, mit einem Mut, der angesichts seiner doch recht begrenzten literarischen Fertigkeiten an rührenden Größenwahn grenzt, macht sich Eric-Emmanuel Schmitt in seinem neuen Buch daran, ein apokryphes fünftes Evangelium zu schreiben. Noch einmal liest man die Lebensgeschichte Jesu, diesmal aus der Ich-Perspektive. Ein gefährliches Unterfangen, denn von dem leibhaftigen Gottessohn erwartet man, dass nicht nur regelmäßig der Heilige Geist auf ihn herniederfährt, sondern ihm auch hin und wieder die literarische Gnade zuteil werde. Wird sie aber nicht. Selbst auf Palästinas sandigem Boden wuchert die unverwüstliche Stilblüte: „Die Esel hoben die Köpfe und sahen mit ihren schönen, schwarzen Mädchenaugen mein Schiff durch die Sterne gleiten.” Abgesehen von solch eschatologisch funkelnden Eseleien ist diese Zimmermannsbeichte aus einfachstem Holz geschnitzt. Sie liest sich wie das Evangelium nach Lieschen Müller. Schnell wird klar, dass man mit den stilistischen Mitteln eines durchschnittlichen Webloggers nicht überzeugend die Sprache des Fleisch gewordenen Allmächtigen nachbilden kann.
Das einzig Originelle dieses apokryphen Evangeliums ist die Rolle, die der Autor Judas zukommen lässt. Schmitt macht ihn zum treuen Jünger seines Herrn, der ihn aus Loyalität verrät, um die Heilsgeschichte zu vollenden. Diese interessante Idee findet sich zwar schon in Jorge Luis Borges’ Erzählung „Drei Fassungen von Judas” aus dem Erzählband „Fiktionen” (1956), doch Schmitt gestaltet sie noch ausführlicher aus und macht Jehuda sogar zu Jesus’ Lieblingsjünger. Das vermag zu überraschen, ebenso wie Schmitts Vision eines tief zweifelnden Jesu, der sich bis zu seinem Tode fragt, ob er nun wirklich der Sohn Gottes ist oder nicht doch nur einer jener größenwahnsinnigen Propheten, wie sie sonder Zahl durch Palästina ziehen.
Ein überforderter Statthalter
Schmitt sieht seinen Jesus im Lichte Pascals: Monsieur Jeshua aus Nazareth schließt eine Wette auf seine eigene Göttlichkeit ab. Am Abend vor seiner Kreuzigung sinniert der Messias: „Wenn mir heute Abend versichert würde, dass ich unrecht hatte, würde ich die Wette noch einmal eingehen. Warum? Weil ich nichts verliere, wenn ich verliere. Doch wenn ich gewinne, gewinne ich alles. Und teile mit euch den Gewinn.” Einzig in diesem schönen Gedankengang ist Schmitts Hang zum Pathos gerade noch genießbar. Ansonsten greift seine Erleuchtungspoesie allzu oft auf Bilder und Klischees aus 2000 Jahren Erbauungsliteratur zurück. Wieder einmal wird einem bewusst, dass es gerade der spröde, wüstendürre Ton der Evangelien jenseits aller Betschwesterfrömmigkeit und Herzjesu-Sentimentalität ist, der ihren literarischen Reiz ausmacht.
Monsieur Jeshua verscheidet am Kreuz, und mit ihm offenbar Schmitts Roman auf Seite 80. Doch nun vollzieht sich ein kleines literarisches Wunder: Nach der frömmelnden Beichte des Messias erzählt Schmitt durchaus überzeugend die bewegten Tage in Jerusalem nach der Kreuzigung Christi aus der Perspektive des Pontius Pilatus. In Briefen an seinen „lieben Bruder Titus” in Rom berichtet der römische Statthalter von seinen anstrengenden Verwaltungsaufgaben. Mit diesem eigentlichen „Evangelium nach Pilatus” entwickelt sich der Text von einer weihevollen spirituellen Meditation zu einer handfesten Erzählung mit interessantem Zeitkolorit. Es bereitet Vergnügen, all die alten Bekannten in zum Teil überraschenden Rollen wiederzusehen: So finden wir die grausame Salomé am Fuße des Kreuzes als gläubige, leicht wahnsinnige Christin wieder. Und das Porträt des römischen Statthalters als pragmatischer Rationalist, der mit den Mitteln seiner am griechischem Kynismus geschulten Vernunft versucht, das Wunder der Auferstehung zu verstehen, ist überraschend gelungen.
Die Leiche eines jüdischen Wanderprediger ist verschwunden, in Palästina droht eine Volkshysterie, der Statthalter Roms muss für Ordnung sorgen. Pontius Pilatus wirkt wie ein überforderter Nahost-Beauftragter, der in all dem fundamentalistischen Durcheinander den Überblick verloren hat. Überall vermutet er Intrigen. Doch nach und nach wird der rationalistische Panzer des Römers immer durchlässiger, und schließlich befällt auch ihn der Zweifel. So spiegelt der Zweifel des Römers den des Nazareners wider. Diese Symmetrie unterstreicht die Lektion von Schmitts moralischer Erzählung: Glauben heißt für ihn zweifeln. Diese verborgene, tief in die Struktur der Erzählung eingearbeitete Moral ist wesentlich reizvoller als alle Toleranzpredigten gegen den Fundamentalismus.
War die Predigt Jesu noch eine beliebige Meditation im luftleeren Raum, so gewinnen die detektivischen Ermittlungen des römischen Statthalters wenigstens etwas an Farbe. Am Gedankenhorizont zeichnet sich vibrierend Jerusalem ab, und Schmitt hätte gut daran getan, tiefer einzutauchen in diese brodelnde Stadt, die Pontius Pilatus so sehr hasst. Wie gerne hätte man etwas von der orientalischen Pracht wiedergelesen, wie man sie etwa aus Flauberts „Salammbô” kennt. Leider hat sich der Autor nicht genug ins Getümmel gestürzt. Vergleicht man seine Version der Heilsgeschichte mit Ernest Renans detailreichem „Vie de Jésus” oder mit Robert Graves opulent schillerndem Historienschmöker „King Jesus”, bleibt sein Text etwas blass. Seine schmale Pilatus-Erzählung lässt sich eher in die Tradition des leichten Conte philosophique einordnen als in die des historischen Romans. In seiner Nachbemerkung gibt Schmitt denn auch zu, dass ihm das Ausufernde des Romangenres schwer fällt: „Warum wird Genauigkeit bei mir immer zur Gedrängtheit? Ist das ein Vorzug oder ein Zeichen der Ohnmacht? Ein Satz lässt mich mehr zittern als ein Absatz. Eine Skizze reizt mich mehr als eine vollendete Beschreibung.”
Ausufernde Nachworte hingegen scheinen ihm leicht zu fallen: Auf den fast fünfzig Seiten seiner „Chronik eines gestohlenen Romans” berichtet Schmitt vom Diebstahl seiner Schreibcomputer mitsamt Manuskript, an dem er angeblich zehn Jahre gearbeitet hat. Dieser Zwischenfall bringt ihn dazu, den Roman in einem Zug per Hand aus dem Gedächtnis zu niederzuschreiben. Während dieser Séance entsteht nun nebenher ein unerträglich eitler Werkstattbericht, in dem Schmitt die Genesis seines Manuskriptes mit einem hagiographischen Schimmer versieht, der seinem Roman endgültig testamentarische Weihen verleihen soll. Muss ein Text, der nicht aus den kalten, digitalen Archiven der Festplatte zusammengeklebt ist, sondern in einem Zug glatt durch die reinigenden Filter der warm pulsierenden Hirnlappen strömte, nicht fürwahr aus einer göttlichen Quelle sprudeln?
Leider scheint Schmitt durch den Erfolg von Büchern wie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran” (2002) oder „Oskar und die Dame in Rosa” (2003) inzwischen so viel Macht zu haben, dass sein Verleger Richard Ducousset ihm das peinliche Nachwort nicht verbieten konnte. Ebensowenig, wie ihm die Lektoren die Beichte des Nazareners streichen durften. Dabei waren ihre Einwände, von denen Schmitt empört in seiner Nachbemerkung berichtet, vollkommen berechtigt. Denn es kann für einen Schriftsteller mit missionarischem Eifer sehr heilsam sein, sich an einem Anti-Helden abzuarbeiten, statt sein eigenes Helden-Double ins literarische Rennen zu schicken. So ähneln sich römische Statthalter und französische Bestsellerautoren: Beiden täte es gut, vertrauten sie hin und wieder ihren Beratern. STEPHAN MAUS
ERIC-EMMANUEL SCHMITT: Das Evangelium nach Pilatus. Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Grosse. Ammann Verlag, Zürich 2005. 298 Seiten, 18,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit großem Pathos und einem persönlichen Bekehrungs-Bekenntnis würde der Autor sein Roman-Evangelium inszenieren, berichtet Rezensent Martin Krumbholz, der sich einen sarkastischen Unterton nicht ersparen kann. Im Prolog würde Schmitt aus keiner geringeren Perspektive als der von Jesus Christus auf dessen Leben inklusive einer Erste-Liebe-Geschichte zurückblicken. Im zweiten und umfangreichsten Teil des Romans, so der Rezensent, habe der Autor Briefe des Pontius Pilatus an seinen Bruder Titus eingefügt und lasse als kleine "Pikanterie" den Philosophen Kraterios auftreten, der öffentlich zu onanieren pflegte, um seinen Kopf von Säften freizuhalten. Aus Sicht des Rezensenten entpuppt sich Pilatus allerdings als mittelmäßiger Denker und des Kraterios unfeine Manieren würden von Schmitt in wohldosierter Form dargeboten. Insgesamt halte sich der Autor an das überlieferte Evangelium, ohne "originelle" neue Aspekte hinzuzufügen. Schmitt "poliert es nur ein wenig auf", befindet der Rezensent, "geschmack- und maßvoll", mit einer "hübschen Dosis Spiritualität". Auch die Sprache von Schmitts fünftem Evangelium sei gewissermaßen Bibel light, "gefällig, eingängig, blumig und problemlos rezipierbar". Und somit, folgert Krumbholz, würde Schmitts Evangelium alle Kriterien erfüllen um ein erfolgreicher Roman zu werden.

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Nach Buddhismus, Islam, Judentum und Christentum hat sich Eric-Emmanuel Schmitt in gewohnt liebevoller und kreativer Weise nun also den Konfuzianismus vorgenommen. Felix Richter amazon 20140820