Bernhard Wucherer widmet sich, wie der Leser dem Titel entnehmen kann, dem Thema Pest. Schauplatz ist Staufen im Jahr 1635. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges bricht die Pest aus. Der Totengräber Ruland Berging ist der Einzige, der einen Vorteil aus dem Elend, den diese Krankheit verbreitet,
ziehen kann. Wer seine toten Angehörigen begraben lassen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Doch…mehrBernhard Wucherer widmet sich, wie der Leser dem Titel entnehmen kann, dem Thema Pest. Schauplatz ist Staufen im Jahr 1635. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges bricht die Pest aus. Der Totengräber Ruland Berging ist der Einzige, der einen Vorteil aus dem Elend, den diese Krankheit verbreitet, ziehen kann. Wer seine toten Angehörigen begraben lassen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Doch die Skrupellosigkeit des Totengräbers reicht noch viel weiter. Im Jahr zuvor tat sich Berging mit dem Medicus Heinrich Schwarz zusammen mit gut dosierten Kräutergiftmischungen machten die beiden die Bauern und Handwerksleute glauben, sie wären an der Pest erkrankt und bereicherten sich daran. Doch der Totengräber musste fliehen, da er zwei Knaben ermordete, die er aufgrund einer Namensverwechslung für unliebsame Zeugen gehalten hatte.
Doch nun ist Ruland Berging wieder nach Staufen zurückgekehrt und das genau zu dem Zeitpunkt, an dem zumindest Heinrich Schwartz seine gerechte Strafe bekommt und nun dafür am Strick baumelt. Dass der Totengräber gerade jetzt wieder zurück ist, scheint kein Zufall zu sein, denn dem Medicus blieb keine Zeit mehr seinen ehemaligen Kumpan zu verraten. Für den Totengräber die Chance, sich um die wahren Zeugen seines Gesprächs mit dem Medicus seiner Zeit zu kümmern: Diederich und Lodewig, die beiden jüngeren der drei Söhne des Staufner Schlossverwalters Hannß Ulrich Dreyling von Wagrain.
Lodewig, der nicht ahnt, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet, hat nur Augen für seine zukünftige Frau Sarah, mit der er sich täglich trifft und die bereits seit fünf Monaten sein Kind unter ihrem Herzen trägt. Und auch Sarah ahnt noch nicht, dass ihr Leben in Gefahr ist, denn Sarah und ihre Familien sind Juden und haben einen nicht zu unterschätzenden Feind, Schuhmacher Hemmo Grob, der nichts unversucht lässt, die jüdische Familie Bomberg aus ihrem Haus zu vertreiben und dabei geht er über Leichen …
„Der Peststurm“ ist eine mitreißende Geschichte, die mich sehr berührt hat. Bernhard Wucherer hat jede seiner Charaktere sehr gut herausgearbeitet, mit all ihren Ecken und Kanten – sowohl die Guten als auch die Bösen. Sehr überzeugend geschildert ist die Veränderung der Menschen, die durch die Pest alles verloren haben, was ihnen lieb gewesen ist. Ist zunächst noch die Trauer übermächtig, ändert sich dieses, als die Verzweiflung einsetzt, weil das Trinkwasser und die Essensvorräte knapp werden und schlägt um in Gleichgültigkeit, die versucht, die Verrohung zu rechtfertigen, die die Menschen befällt. Wucherers Schreibstil ist spannend und überzeugend. Ich konnte tief in die Geschichte eintauchen und mit den Protagonisten mitfühlen und mitleiden. Es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen.
Da ich kein Fan von trockenen Geschichtsbüchern bin, die mir nur Fakten vermitteln, bin ich immer froh, wenn es sich Autoren zur Aufgabe machen, die historischen Abläufe, gepaart mit einer fiktiven Handlung, in einem spannenden Roman zu verpacken. Viele Personen, die Bernhard Wucherer in seinem Roman untergebracht hat, haben tatsächlich existiert, wie zum Beispiel Hannß Ulrich Dreyling von Wagrain, Landrichter Hans Zwick, der Jude Jakob Bomberg oder der Propst Johannes Glatt, um nur einige zu nennen. Nie hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte langatmig ist, ganz im Gegenteil, denn die Spannung nimmt von Seite zu Seite zu. Für diesen Roman, der keinen Wunsch offen lässt und mich vom Anfang bis zum Ende gut unterhalten hat, vergebe ich nur zu gerne fünf Sterne und spreche eine Empfehlung aus.