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... Diese "zwischen" Sprechen und Hören spielende Maßgabe des Verstehens nennen wir die akroamatische Dimension (von gr. akroasthai, hören lassen, vernehmen, auf etwas hören im Sinne von "achten"). Die Öffnung der akroamatischen Dimension durch die hermeneutische Philosophie unseres Jahrhunderts gibt dem spekulativen Denken die ihm eigene Sache zurück. Spekulatives Denken heute ist eines nach Gadamer und Rorty, den beiden Nachfahren von Heidegger und Wittgenstein, die der Spiegel-Metaphorik vielleicht am konsequentesten abgesagt haben. Es weiß sich an der Zeit, ohne mit modischen…mehr

Produktbeschreibung
... Diese "zwischen" Sprechen und Hören spielende Maßgabe des Verstehens nennen wir die akroamatische Dimension (von gr. akroasthai, hören lassen, vernehmen, auf etwas hören im Sinne von "achten"). Die Öffnung der akroamatischen Dimension durch die hermeneutische Philosophie unseres Jahrhunderts gibt dem spekulativen Denken die ihm eigene Sache zurück. Spekulatives Denken heute ist eines nach Gadamer und Rorty, den beiden Nachfahren von Heidegger und Wittgenstein, die der Spiegel-Metaphorik vielleicht am konsequentesten abgesagt haben. Es weiß sich an der Zeit, ohne mit modischen Endzeiterwartungen als "postmodern" oder "postmetaphysisch" zu kokettieren. Zwischen den Zeiten denkend, enthält es sich Konjekturen der Moderne, ohne doch in der Sache "vormodern" sein zu können. Spekulativ denken heißt heute nicht mehr, was die Schultradition der speculatio auf dem Weg der "ersten" (theoretischen) Philosophie darunter verstand: die anschauende Betrachtung der göttlichen Ursache des Seienden im Spiegel der Natur oder, in neuzeitlicher Übersteigerung, des Unendlichen im Endlichen, unter Einschluß der Geschichte. Es besagt, in der Erfahrung der Endlichkeit aller möglichen Denkerfanrung Stand zu nehmen, die uns das Sprechen und das es tragende Hören darauf, was die Sprache sagen läßt, entgegenhält.
Autorenporträt
Manfred Riedel (1936-2009) war Professor am Institut für Philosophie der Universität Halle-Wittenberg.