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4 Kundenbewertungen

Marie Aymard war eine analphabetische Witwe, die in der Provinzstadt Angoulême im Südwesten Frankreichs lebte, einem Ort, an dem scheinbar nie etwas passierte. Dennoch hinterließ sie 1764 mit einem Ehevertrag für ihre Tochter mit 83 Unterschriften ihre flüchtige Spur in der Geschichte. Die berühmte Wirtschaftshistorikerin Emma Rothschild folgt den Spuren dieser Unterzeichner und ihrer Nachkommen über Generationen hinweg und entfaltet so eine faszinierend andere Geschichte Frankreichs vom Ancien Régime auf dem Weg in die Moderne. Eine Geschichte von unten über ganz alltägliche, wissbegierige,…mehr

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Produktbeschreibung
Marie Aymard war eine analphabetische Witwe, die in der Provinzstadt Angoulême im Südwesten Frankreichs lebte, einem Ort, an dem scheinbar nie etwas passierte. Dennoch hinterließ sie 1764 mit einem Ehevertrag für ihre Tochter mit 83 Unterschriften ihre flüchtige Spur in der Geschichte. Die berühmte Wirtschaftshistorikerin Emma Rothschild folgt den Spuren dieser Unterzeichner und ihrer Nachkommen über Generationen hinweg und entfaltet so eine faszinierend andere Geschichte Frankreichs vom Ancien Régime auf dem Weg in die Moderne. Eine Geschichte von unten über ganz alltägliche, wissbegierige, kontaktfreudige, abenteuerlustige Individuen, die mit Marie Aymards Ur-Ur Enkelin Anfang des 20. Jahrhunderts endet. Es ist eine weitläufige Erzählung, die den Sozialromanen von Balzac ähnelt, eine Erzählung, die eine große, so normale wie ungewöhnliche Familie in den Blick nimmt.

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Autorenporträt
Emma Rothschild ist Professorin für Geschichte an der Harvard University, wo sie das Center for History and Economics leitet. Die britische Wirtschaftshistorikerin studierte in Oxford und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und lehrte sowohl in Cambridge als auch an der École des Hautes Études en Sciences Sociales. Ihr Buch »Eine Hochzeit in der Provinz« gewann den PROSE Award für Europäische Geschichte und steht auf der Shortlist des Cundill History Prize.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mikrogeschichte kleiner Leute, die sich aus Testamenten, Kaufverträgen, Prozessen oder Eheschließungen erzählen lässt, ist seit den 1980er Jahren eine Kunst, die Emma Rothschild ganz vorzüglich beherrscht, lobt der hier rezensierende Globalhistoriker Jürgen Osterhammel. Ein Beispiel dafür ist diese Familiengeschichte der Marie Aymard, geboren 1713, bis zum Tod ihrer Ururenkelin 1906. 98 Nachkommen umfasst sie, Tolstois "Anna Karenina" hatte weniger Personal, versichert der Kritiker. Und was die Autorin aus trockenen Fakten und Urkunden über die Geschichte einer französischen Kleinbürgerfamilie erzählen kann, das ist für ihn "ein Kabinettstück historischer Vergegenwärtigungskunst". Gut, gelegentlich wird es ihm etwas zu viel, aber Rothschild blickt immer immer wieder vom Kleinkram auf das Städtchen, in dem sich wohl der größte Teil der Familie aufhielt. So entgeht sie der Gefahr, eine Knausgard der Geschichtsschreibung zu werden, resümiert der zufriedene Kritiker. Und ein "großer Mann" wird ihm am Ende auch noch geliefert: Charles Martial Allemand Lavigerie, der als hoher Geistlicher die Sklaverei bekämpfte und gleichzeitig das französische Imperium propagierte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2022

Zuletzt doch noch ein Kardinal

Ein Kabinettstück historischer Kunst der Vergegenwärtigung: Emma Rothschild spürt der Geschichte einer Familie nach.

Von Jürgen Osterhammel

Dieses Buch ist tröstlich für alle, die sich um ihr Nachleben in der Erinnerung künftiger Generationen sorgen. Auch ohne Memoiren zu schreiben und ohne jeglichen Hauch von Prominenz hinterlassen wir "Spuren" - der Zentralbegriff des Buchtitels - auf Papier und im digitalen Raum. Keiner ist ein Niemand; jede und jeder kann zum Objekt von Fahndung und Geschichtsforschung werden. So ist es in der heutigen Google- und Facebook-Welt. So war es in Ansätzen schon, seit weltliche und geistliche Obrigkeiten begannen, ihre Untertanen und Gläubigen in Listen zu verzeichnen. Es muss nur eine Historikerin wie Emma Rothschild kommen, aktendurstig, spürsinnig und computerkundig, und die Namen auf solchen Listen - und letztlich auf Grabsteinen - in Beziehungen zueinander setzen. A kauft einen Obstgarten von B, C zieht D wegen eines zerbrochenen Kruges vor Gericht, E schreibt auf, was sie an F vererben will, G und H schließen einen Ehevertrag: Das sind die Quellenmoleküle, aus denen Minigeschichten werden. Anders gesagt: So entsteht Gesellschaft.

Die mühsame Kunst, aus wenigen und kargen Zeugnissen viel herauszuholen, vermag in der Geschichte der Neuzeit immer wieder zu verblüffen, während sie zur Arbeitsnormalität derjenigen gehört, die sich mit Archäologie, Alter Geschichte oder schriftlosen Gesellschaften befassen. Mikrohistorie und Alltagsgeschichte als Geschichte von Nobodys und "kleinen" Leuten waren neue Aufbrüche der 1980er-Jahre und sind niemals aus der Mode gekommen. Emma Rothschild hat diese Forschungsmethoden und Darstellungsweisen mit besonderer Virtuosität eingesetzt, sorgsam darauf bedacht, die Grenze zur historischen Fiktion nicht zu überschreiten.

Was das Vorhaben der Harvard-Professorin ungewöhnlich schwierig macht, ist die Fülle des Personals. Tolstois "Anna Karenina" handelt von etwa siebzig Charakteren; wenige der großen Romane des neunzehnten Jahrhunderts dürften darüber liegen. Rothschild überschreitet diese Schwelle, die auch eine der Fasslichkeit für Leser ist, um einiges. Sie schreibt über die Geschichte einer französischen Familie von der Geburt der Stamm-Mutter Marie Aymard 1713 bis zum Tod ihrer letzten Ururenkelin im Jahre 1906. Eigentlich beginnt sie erst mit einem Gründungsereignis im Dezember 1764, als Maries älteste Tochter Françoise den vierundzwanzigjährigen "Magister" Etienne Allemand heiratete. Ein Ehevertrag wurde aufgesetzt, den 83 Verwandte und Bekannte des Brautpaars unterzeichneten, die "Signatare". Für 81 von ihnen konnte Emma Rothschild zumindest Lebensdaten und die engsten Verwandtschaftsverhältnisse ermitteln, oft den Beruf, manchmal mehr. Von den Hochzeitsfeierlichkeiten 1764 weiß man übrigens nichts.

Françoise und Etienne bekamen zwölf Kinder, und bis zur fünften Generation war die Nachkommenschaft der Analphabetin Marie Aymard und ihres Mannes Louis Ferrand auf 67 Personen angewachsen. Louis selbst hatte sich als "Vertragsknecht" auf der damals noch französischen Karibikinsel Grenada verdingt und war dort um 1758 unter unklaren Umständen gestorben. Über insgesamt 98 der Nachkommen und Signatare hat Emma Rothschild so viel herausgefunden, dass sich von ihnen zumindest rudimentäre Geschichten erzählen lassen. Zählt man noch ein paar markante Figuren aus dem Leben der westfranzösischen Kleinstadt Angoulême hinzu, dem dominierenden Schauplatz des Geschehens, dann führt die historische Erzählerin die Regie über ein Ensemble von Figuren, das zahlreicher ist als das in "Anna Karenina" oder einem Roman von Charles Dickens.

Wie sie vermeidet, einfach nur ein biographisches Handbuch französischer Kleinbürger zu kompilieren, ist ein Kabinettstück historischer Vergegenwärtigungskunst. Manchmal ballen sich Geburten, Eheschließungen und Todesfälle allerdings so dicht, dass der narrative Faden verloren geht und sich Zweifel einstellen, ob man all das wirklich so genau wissen will. An solchen Stellen scheint Emma Rothschild zu schwanken, ob sie die Chronik und Genealogie einer Familie als Selbstzweck und Methodentriumph rekonstruieren will oder eher am Leitfaden dieser Familie die Ge-schichte einer französischen Kleinstadt entwickeln möchte. Das Buch wird überhaupt erst lesbar, weil sie sich fast immer detailsicher und anekdotenfreudig für die zweite Alternative entscheidet.

Dies fordert seinen Preis. "An Infinite History" lautet der Originaltitel des Buches. Er weckt kühne Erwartungen, mit denen die Autorin kokettiert und denen manche amerikanische und britische Rezensenten begeistert erlegen sind: Da sich mit der Zeit alles immer mehr verschränkt und vernetzt, könnte Familiengeschichte zur Geschichte Frankreichs und in der Fluchtlinie sogar zu Weltgeschichte werden? Würde die Genealogie der Familie Aymard-Ferrand bis heute verfolgt, wären die Gene des Urpaares dann nicht inzwischen über alle Kontinente verteilt? Also grenzenlose Geschichte? Eine Geschichte zudem, die so viel Vergangenheit - in Rothschilds Formulierung - "ans Licht holt", wie es nur irgend geht, und die auf eine historische Kartierung im Maßstab 1:1 hinausliefe, auf ein Geschichtsbuch so dick wie die Wirklichkeit.

Emma Rothschild spielt ab und zu mit diesem superpositivistischen Gedanken einer vermittlungslosen Repräsentation des Vergangenen und verwirft ihn dann doch wieder. Sie tut dies eher in ihrer historiographischen Praxis als in den eigenen Erläuterungen zu ihrem Programm. Denn was das Buch rettet, ist beherzte Konventionalität. Rothschild wendet sich gegen eine "strukturorientierte Geschichtswissenschaft", die nach Ursachen fragt, und beschreibt und analysiert dennoch eine Reihe von Strukturen: die Durchdringung der französischen Provinz des späten achtzehnten Jahrhunderts mit Spurenelementen von Kolonialismus, Rassismus und Sklaverei, den revolutionär neuen Charakter lokaler Staatsmacht um 1800 oder die Finanzgeschäfte einer bereits von Balzac verewigten Bourgeoisie, die ihre Schäfchen ins Trockene bringt, ohne unbedingt dramatisch "aufzusteigen".

Den Schluss des Buches hat die Geschichte der Historikerin gleichsam auf dem Silbertablett geliefert. Überraschend taucht in diesem Wimmelbild von Handwerkern, Ladenbesitzerinnen, niederen Beamten, Pensionswirtinnen und freigelassenen Sklaven ein VIP auf: Charles Martial Allemand Lavigerie (1825-1892), Kardinal, Erzbischof von Algier und Karthago, Propagandist des französischen Imperialismus, Gegner des Islams, genialer Geschäftsmann und Diplomat, Kämpfer gegen Sklaverei und Menschenhandel, Gelehrter, Philanthrop, Gründer der heute noch aktiven Missionsgesellschaft der Weißen Väter. "Überragend beeindruckend und strahlend" leuchte dieser "weltbekannte" Ur-urenkel von Marie Aymard über der Geschichte der Familie, in seinen Widersprüchen eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Epoche. Ihn musste Emma Rothschild nicht dem Vergessen entreißen. Wenn sie ihn anschaulich und abwägend porträtiert, dann ist das alles, nur nicht Alltagsgeschichte. Nach so vielen kleinen Leuten dann doch noch ein großer Mann.

Emma Rothschild: "Eine Hochzeit in der Provinz". Die Spuren der Familie Aymard über zwei Jahrhunderte europäischer Geschichte.

Aus dem Englischen von Tobias Gabel und Jörn Pinnow. wbg/Theiss Verlag, Darmstadt 2022. 496 S., geb., 32,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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