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Vor 250 Jahren wurde Salomon Heine (1767-1844) geboren: ein guter Anlass, sich des großen Hamburgers, Merchantbankers, Patriarchs, Stifters und Wohltäters zu erinnern.Hamburg war bereits eine wichtige Handelsmetropole als Salomon Heine im Alter von 16 Jahren seine Lehre antrat. Obwohl er als Jude in dieser Zeit gesellschaftlicher Außenseiter war, erwarb er sich dank seines international verzweigten Netzwerks - seine Firmenkontakte reichten von Schweden bis Portugal, von Russland bis Brasilien - und dank seines umsichtigen Handelns Ansehen und Reichtum. Er war ein großzügiger Gastgeber und…mehr

Produktbeschreibung
Vor 250 Jahren wurde Salomon Heine (1767-1844) geboren: ein guter Anlass, sich des großen Hamburgers, Merchantbankers, Patriarchs, Stifters und Wohltäters zu erinnern.Hamburg war bereits eine wichtige Handelsmetropole als Salomon Heine im Alter von 16 Jahren seine Lehre antrat. Obwohl er als Jude in dieser Zeit gesellschaftlicher Außenseiter war, erwarb er sich dank seines international verzweigten Netzwerks - seine Firmenkontakte reichten von Schweden bis Portugal, von Russland bis Brasilien - und dank seines umsichtigen Handelns Ansehen und Reichtum. Er war ein großzügiger Gastgeber und Kunstliebhaber, aber auch ein gefürchteterCholeriker. Allgemein bekannt wurde er als der reiche Onkel seines berühmten Neffen, des Dichters Heinrich Heine, der von Hamburg allerdings von einem verluderten Kaufmannsnest sprach. Salomon Heines steile Karriere und seine Beliebtheit bei Hamburgern aller Glaubensrichtungen waren außergewöhnlich. Das von ihm gestiftete Israelitische Krankenhaus gilt nach 175 Jahren noch als eines der besten in Deutschland. Auch gilt er als Retter der Kreditwürdigkeit Hamburgs nachdem Großen Brand 1842. Dennoch musste er vergebens auf eine Ehrung der Stadt warten.Diese ausführliche anhand bisher nicht bearbeiteter Quellen recherchierte Biografie zeigt nicht nur das Wirken dieses außergewöhnlichen Mannes, sondern schildert auch die Geschichte Hamburgs im 18. und 19. Jahrhundert: von der Franzosenherrschaft bis zur großen Brandkatastrophe, die Reisen, Handelbeziehungen und Geschäfte, Partner und Konkurrenten sowie die Geschichte der großen und weitverzweigten Familie.
Autorenporträt
Steckmest, Sylvia§Sylvia Steckmest forscht seit vielen Jahren als Genealogin zujüdischen Familien Hamburgs des 19. Jahrhunderts und besonders intensiv zurFamilie Heine. Ihre umfangreichen Recherchen mit vielen Texten fanden Eingangim Heine-Jahrbuch, in die Zeitschrift Maajan, die Zeitschrift Liskor sowie in zweiBücher der Kunsthalle. Sie hielt Vorträge im Heine-Haus und im Heine-Institut. ImVerein für Hamburgische Geschichte ist sie eine langjährige Mitarbeiterin in derGruppe Erinnerung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2018

Hamburgs Rothschild
Heinrich Heines Onkel war ein erfolgreicher Bankier

Vor gut 250 Jahren wurde Heinrich Heines reicher Onkel Salomon Heine (1767 bis 1844) geboren. Sein Ansehen war groß, sein Vermögen gewaltig und seine Spendenbereitschaft legendär. Grund genug, sich an den fast vergessenen Hamburger Bankier zu erinnern. Der Sprössling einer wohlhabenden, gut vernetzten jüdischen Kaufmannsfamilie aus Hannover, der als Sechzehnjähriger eine Lehre im Bankhaus eines Vetters seiner Mutter in der Hansestadt antrat und wenige Jahrzehnte später als Hamburgs Rothschild galt, sicherte nicht nur seinem Dichterneffen lebenslang die Existenz. Auch für andere Zeitgenossen war Salomon Heine, der Geschäftstüchtigkeit und Gemeinsinn vorzüglich zu kombinieren verstand, ein generöser Stifter, Förderer und Wohltäter. Sein Leben und Wirken als Bankier, Mäzen und Menschenfreund schildert die Hamburger Genealogin Sylvia Stecknest in einer gut lesbaren, wissenschaftlich gründlich aufbereiteten Biographie.

Das Buchcover nach einem 1822 entstandenen Ölbild von Friedrich Carl Gröger zeigt einen freundlich lächelnden, eleganten Mittfünfziger mit glattrasiertem, rosigen Gesicht. Seinen nachdenklichen Augen nimmt man Empathie für die Mitmenschen und karitatives Engagement ohne weiteres ab. Der Finanzier, der als Wechselmakler begann und viele Jahre äußerst erfolgreich ein eigenes Bankhaus führte, verfügte über ein geschätztes Vermögen von umgerechnet 14 bis 40 Millionen Euro. Er spendete laufend an Bedürftige und unterstützte Gewerbetreibende und Handwerker ebenso wie Schriftsteller, Maler und Schauspieler, unabhängig von ihrer Religion. Beim verheerenden Hamburger Brand im Jahre 1842 ließ er sogar sein Stadthaus am Jungfernstieg sprengen, um die Flammen aufzuhalten. Er verzichtete auf die Versicherungssumme, half mit seinem Privatvermögen und günstigen Krediten beim Wiederaufbau der Stadt und übernahm von in Not geratenen Kaufleuten Wechsel. Das von ihm zum Andenken an seine verstorbene Frau Betty gestiftete, 1843 eröffnete Israelitische Krankenhaus gibt es bis heute. Das Bürgerrecht in der Hansestadt allerdings blieb Salomon Heine als Jude trotz aller sozialen Verdienste und seiner großen Beliebtheit verwehrt.

Wie schon andere Autoren zuvor erzählt Stecknest in ihrem reich bebilderten Buch von Salomon Heines sozialem Engagement, seiner Rolle als Patriarch einer weitverzweigten Sippe und seiner Hassliebe zum Neffen Heinrich, den er zeitlebens finanziell unterstützte. Sie greift dabei auf bisher nicht bearbeitete Quellen, Zeitzeugnisse und Dokumente zurück und siedelt ihr Familien-, Gesellschafts- und Zeit-Panorama vor der Kulisse Hamburgs im 18. und 19. Jahrhundert an - von der Franzosenherrschaft bis hin zum großen Brand von 1842. Dabei entsteht ein buntes sozioökonomisches und kulturelles Bild, das an der Person Salomon Heines die Gratifikationen, aber auch die nach wie vor bestehenden Probleme der Assimilation selbst reicher Juden zeigt.

Eine umfassende Studie zu Salomon Heines Wirtschaftskarriere ist der vorliegende Text nicht. "Die Rekonstruierung seines beruflichen Lebens ist schwierig, denn es existieren keine Bankunterlagen mehr, da diese beim Großen Brand 1842 oder bei der Liquidation 1865 vernichtet wurden", beklagt Stecknest. Lediglich Unterlagen zum Erbe Salomon Heines hätten die Zeit überdauert. Trotz allem ist eine Menge über die konkreten Geschäfte zu erfahren, mit denen der Geschäftsmann, der noch Warenhandel und Geldgeschäft zusammen betrieb, seinen immensen Reichtum akkumulierte.

Diese Geschäfte waren offenbar "überwiegend Devisen- und Warengeschäfte". Salomon Heine habe zudem Kredite vergeben, aber nicht mit Aktien spekuliert. Darüber hinaus habe er Anleihen gekauft, die 3 und 6 Prozent an Zinsen einbrachten, also ganz solide, sichere Anlagen waren: "Selten erlebte er schwere Verluste, denn er ließ sich nicht dazu hinreißen, unseriöse oder unsichere Papiere zu erwerben." Allerdings gab es viele Wechselproteste, was aber offenbar zum Geschäftsmodell gehörte. Handelsbanken, die Kredite an Kaufleute vergaben, waren damals unbekannt.

Stecknest berichtet auch über Salomon Heines international verzweigtes Netzwerk. Seine Kontakte reichten von Schweden über Portugal und Russland bis nach Brasilien. Unter anderem führte er gemeinsam mit Rothschild in London ein Konto für Gemeinschaftsgeschäfte, mit jeweils gleichem Anteil am Kapital und Erfolg. In Rothschilds Auftrag verschickte er Goldbarren und Goldmünzen in Holztonnen per Dampfschiff von Hamburg nach London. Wie Mauersteine hätten Goldbarren gestapelt beim Onkel im Flur gelegen und keine besondere Aufmerksamkeit erhalten, zitiert die Autorin den Neffen Heinrich Heine.

Stecknest verklärt ihren Protagonisten nicht. So ist zu lesen, dass sich seine großzügige Geschäftspraxis, nach der Brandkatastrophe beim niedrigen alten Zinssatz zu bleiben, für ihn auszahlte: "Salomon Heines finanzieller Einsatz nach dem Großen Brand führte nebenbei zu einem hervorragenden Geschäftsergebnis, das heißt, er hat letztlich Zinsen für seine vielen Kredite bekommen und sie nicht als Verluste abschreiben müssen." An der moralischen Integrität des Bankers zweifelte niemand. "Vierzig Jahre nach Beginn seiner beruflichen Tätigkeit war Salomon Heine ein Multimillionär, der in dem Ruf stand, ethisch korrekt zu handeln", schreibt Stecknest. "Seine hohen Gewinne standen offenbar nicht im Widerspruch zu seinem Anstand. Allzu große Risiken und gewagte Spekulationen gehörten nicht zu seinem Geschäftsgebaren."

Letztlich scheint Salomon Heine zu seiner Zeit in Hamburg kein Einzelfall gewesen zu sein, obwohl er vermutlich der prominenteste jüdische Geschäftsmann war. In dem sozialen Ambiente taten sich auch andere wie Marcus Abraham Heckscher, Martin Joseph Haller und Hartwig Hesse hervor, die mit Fördergeldern und Stiftungen ihre patriotische Gesinnung unterstrichen und für das Bürgerrecht von Juden eintraten. Es kam 1860, als Salomon Heine bereits 16 Jahre tot war.

ULLA FÖLSING.

Sylvia Stecknest: Salomon Heine - Bankier, Mäzen und Menschenfreund. CEP Europäische Verlagsanstalt, Die Hanse, 342 Seiten. 28 Euro

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