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»Anarchy!«, brüllen sie in naiver Begeisterung am Bimmelsdorfer Strand und rennen los. Die Vorgarten-Rasenmäher im Nacken, werden Horsti und seine Clique von Ordnungsmenschen, Altnazis und der bleiernen Zeit nach dem Wirtschaftswunder schikaniert - bis sie lernen, sich zu wehren.

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Produktbeschreibung
»Anarchy!«, brüllen sie in naiver Begeisterung am Bimmelsdorfer Strand und rennen los. Die Vorgarten-Rasenmäher im Nacken, werden Horsti und seine Clique von Ordnungsmenschen, Altnazis und der bleiernen Zeit nach dem Wirtschaftswunder schikaniert - bis sie lernen, sich zu wehren.

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Autorenporträt
Schorsch Kamerun, 1963 in Timmendorfer Strand geboren, ist einer der besten 17 Menschen. Er lebt in Hamburg und an der Ostsee. Seit über 30 Jahren ist er Sänger der Band Die Goldenen Zitronen. Neben der Musik ist er mit seiner außergewöhnlichen Arbeit als Theaterregisseur und Hörspielautor erfolgreich. Kamerun ist mit sämtlichen Größen aus Pop- und Kulturbetrieb bekannt oder befreundet, wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet und gründete zusammen mit seinem Jugendfreund Rocko Schamoni den Hamburger Golden Pudel Club. 2011 war er Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2016

Bittere
Zitronen
Schorsch Kamerun schickt gealterte
Punk-Rebellen in die Therapie
VON LUISE CHECCHIN
Am Anfang steht ein Anschlag auf die lokale Kaffeehauskultur. „Bimmelsdorfer Cafés haben keine Ahnung von Kaffee“ schmiert Tommi, die Hauptfigur in „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“, an die Rathausfassade des heimatlichen Ostseebads. Es ist dies der Beginn einer Subversionskarriere, die Tommi und seine Freunde von der Unterwanderung der heimischen Tourismusbranche zur Infiltrierung bundesrepublikanischer Konzert- und Theaterbühnen führen wird. Dazwischen probieren sie „ein paar Dinge mit Urin in zu teuren Longdrinks“ aus, sorgen für innovative Klangkulissen in Supermärkten (man drehe alle ausgestellten HiFi-Anlagen auf maximale Lautstärke und verschwinde unauffällig) und entwickeln das „Dauerwurstprinzip“ – die Verlangsamung aller Arbeitsschritte, die immer dann zur Anwendung kommt, wenn jemand von seinem Ausbilder ungerecht behandelt wird.
  Tommi heißt eigentlich Horsti, aber wer als Punk Anfang der Achtzigerjahre auf dem Land überleben möchte, braucht eine neue Identität, und so wird Horsti zu „Tommi from Germany“, wobei das „i“ immer großgeschrieben gehört, als „Statement gegen erzwungene Ungleichheiten jedweder Art“. Die Geschichte, die der 1963 geborene Schorsch Kamerun in seinem ersten Roman erzählt, kommt dem informierten Leser recht bekannt vor. Schließlich haben Autor und Hauptfigur einiges gemeinsam: aufgewachsen in der norddeutschen Provinz, Sozialisation im linken Milieu, Umzug nach Hamburg, Arbeit als Sänger und Theaterregisseur. Wer mag, kann ohne Mühe die realen Orte, Weggefährten und Projekte entschlüsseln.
  Die Band des Autors Schorsch Kamerun zum Beispiel ist das Hamburger Kollektiv Die Goldenen Zitronen. In den nunmehr
32 Jahren ihres Bestehens haben sie so ziemlich jeden Musikstil ausprobiert, darüber aber nie ihre Zitronen-eigene Sperrigkeit verloren. Seit der Jahrtausendwende ist Kamerun zudem ein gefragter Gast auf deutschsprachigen Stadttheaterbühnen.
  Und wie in seinen Theaterarbeiten, die an der Schnittstelle von Performance und Konzert liegen, macht Kamerun in seinem Romandebüt vor allem eines: Erwartungen unterwandern. Das fängt schon mit dem Wörtchen „Roman“ an. Denn eigentlich ist das Buch viel eher eine assoziative Aneinanderreihung autobiografisch angehauchter Anekdoten, durchsetzt mit gesellschaftskritischen Exkursen. Eine Handlung im engeren Sinne gibt es nicht, und die wenigen wiederkehrenden Figuren bleiben so unscharf wie ihre Umgebung.
  Anhaltspunkte dafür, warum das so ist, liefert das Buch durchaus mit. Als Tommis beste Freundin Kitty ihm vorwirft, er könne keine Geschichten erzählen, rechtfertigt sich Tommi folgendermaßen: „Ein heutiges Leben besteht aus Konfettifetzen, die zu einem Flickenteppich vereint, ein für den Einzelnen kaum mehr zu überschauendes Bild ergeben. Wie soll man ein solches Dasein angemessen wiedergeben?“
  Die Wiedergabe eines solchen Daseins wird natürlich nicht leichter, wenn man sich kaum daran erinnern kann. So geht es Tommi aber, der, wie der Erzähler schon ziemlich früh offenlegt, seine Jugend im Nachhinein nur noch als eine „Aneinanderreihung verschleierter Traumsequenzen“ empfindet. Und so erzählt das Buch auch weniger das Schicksal eines Einzelnen als das einer Generation.
  Einer Generation, welche die gemähten Rasen ihrer spießbürgerlichen Elternhäuser für die Verheißungen der Anarchie eintauschen will, doch nach ein paar Jahren feststellen muss, was Tommis Freundin Kitty schon zu Anfang weiß: „Alles noch so Abseitige würde mit der Zeit zwangsläufig wie ein aufgewärmtes Süppchen schmecken.“ Ernüchtert erkennen Tommi und sein Freunde, wie die eigene Gegenkultur vom Mainstream vereinnahmt wird und wie sie selber – in Anlehnung an ein Lied der Goldenen Zitronen – die Bullen auch nicht mehr so hassen können wie früher.
  Dieser Ernüchterungsprozess wäre um einiges eindrücklicher ausgefallen, hätte Kamerun sich nicht entschieden, das Allgemeine über das Individuelle zu stellen. Es ist nun einmal etwas anderes, ob die patriarchalen Strukturen der Musikbranche pauschal kritisiert werden oder ob man von ihnen erzählt. Zu viele theoretisierende Exkurse durchziehen das Buch, und allzu häufig haftet ihnen etwas Standpaukenhaftes an. Richtig platt wird das, wenn der Erzähler es auf die nachfolgenden Generationen abgesehen hat: „Steht ein Krieg bevor?“, fragt er suggestiv. „Weil die jetzige Generation Y-Z endlich auch mal eine authentische Knute spüren will? Nach wirklichen, echten Grenzerfahrungen lechzt? Weil alles andere zu komplex ist?“
  Solche kulturpessimistischen Anwandlungen überdecken mitunter, was aufregend ist an „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“. Schließlich gelingt es Kamerun, das Versprechen des Punk nachvollziehbar zu machen, die Befreiung, die es trotz aller Fallstricke bedeuten kann, sich für eine stolze Existenz als Störfaktor zu entscheiden.
  Klug und von melancholischem Witz ist der Text vor allem da, wo er diese Verweigerungsgeste – oder ihr Scheitern – konkret erfahrbar macht. Etwa, wenn eine Inszenierung, die Tommi plant, in der routinierten Stadttheatermaschinerie von einem radikalen Formexperiment zu einem „ganz schönen Liederabend“ zusammenschrumpft. Oder, wenn er den Kampf gegen die Autoritätsstrukturen ins Innere verlagert. Denn irgendwann muss Tommi feststellen: „Er traut sich auf große Bühnen und fürchtet sich davor, allein ins Bett zu gehen.“ Also integriert sich der Punk gesellschaftlich ein Stück, indem er tut, was alle tun: Er begibt sich in Therapie.
  Allerdings wird auch die persönliche Dämonenaustreibung auf die ganz eigene Tommi-from-Germany-Art betrieben. „Adenauer-Therapie“ heißt die Methode, benannt nach dem Kanzler, der für Tommi den Inbegriff unumstößlicher Machtaura darstellt. Immer, wenn er sich von Menschen oder gesellschaftlichen Normen eingeengt fühlt, „schließt er die Augen, hebt theatralisch die Arme und beginnt sehr laut zu klagen: „Konrad Adenauer, du kannst mir nichts mehr anhaben.“ Bei allem, was sich seit den Achtzigern verändert haben mag, ist das ein Spruch, der es immer noch wert wäre, die ein oder andere Rathausfassade zu verschönern.
Schorsch Kamerun: Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens. Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2016. 256 Seiten, 18 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Der Sänger und Regisseur
stellt sich hier den Dämonen
seiner frühen Jahre
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jan Wiele kann dem Gefrickel Schorsch Kameruns phasenweise etwas abgewinnen, ob Kamerun nun Musik macht oder eine als Roman bezeichnete Anekdotensammlung vorlegt. Die losen Episoden im Buch, Geschichten aus der norddeutschen Tiefebene zwischen Anarchie und Kleinkrämerei, erzählen laut Wiele allerdings größtenteils bereits Bekanntes. Erinnert Wiele alles stark an Schamoni oder auch Regener. Zumal der Autor sich offenbar nicht die Mühe macht, sich von Schlagworten und Verallgemeinerungen a la "bleierne Zeit" fernzuhalten. Manchmal ansatzweise witzig, stimmt der Text den Rezensenten öfter noch ärgerlich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2016

Grundkurs im Frickeln
Schorsch Kameruns biographischer Punk-Roman

Dass Dilettantismus und Do-it-yourself-Geist heute wieder sehr in Mode sind, ist wohl nicht zuletzt der Generation Punk zu verdanken, zu der man den Sänger und Theaterregisseur Schorsch Kamerun einmal vorsichtig zählen könnte. Wobei ebendiese Berufsbezeichnungen, genauso wie hübsche Ratgeberbücher für das gepflegte Heimwerkertum, gerade nicht in seinem Sinne sind. Am ehesten könnte man einen wie Kamerun als "Frickler" bezeichnen - zu diesem Begriff liefert er selbst die Definition: "Das als Frickeln bezeichnete Schaffen war wohl der Versuch, nicht zu geordnet, nicht zu festgelegt daherzukommen. Alle künstlerischen Versuche sollten sich deshalb immer unhandwerklich anfühlen, weil das richtige Können - zumindest in Tommis Erfahrung - oft im autoritären Gewand in Erscheinung traten. So vermieden die Frickler, egal, ob sie virtuos oder gänzlich stümperhaft waren, das Erreichen von betitelter Profession."

Besagter Tommi ist das Alter Ego des 1963 als Thomas Sehl geborenen Kamerun, der nun in seinem aus losen Episoden bestehenden Buch "Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens" noch einmal ein norddeutsches bundesrepublikanisches Provinzgefühl um 1980 literarisch zu verarbeiten sucht, so wie es etwa Rocko Schamoni mit "Dorfpunks" oder Sven Regener mit "Neue Vahr Süd" schon vorgemacht haben. Man wird also zunächst nicht allzu sehr vom Hocker gerissen, wenn man hier zum x-ten Mal Schlagworte und Verallgemeinerungen wie die "bleierne Zeit nach dem Wirtschaftswunder" liest oder Variationen der Restaurationsthese, wie sie jüngst auch durch den Historiker Philipp Felsch und den Begriff "BRD noir" wieder ins Gespräch gekommen ist: "Das nach dem Zerfall des Dritten Reiches längst nicht ausgefegte Land zeigte in großer Breite altgesinnte Fratzen."

Dass Kamerun hier zudem sämtliche anarchistische Erfahrungen aus Schülertagen noch einmal versammelt (Hausbesetzung in einem leerstehenden Teppichhaus, Urin in zu teuren Longdrinks) und albern fiktionalisiert (aus Timmendorf wird Bimmelsdorf), wirkt etwas kleinkrämerisch. Manchmal ist es ansatzweise witzig, etwa wenn die Aktionskunst einer Gruppe namens "Gestörte Jugend Bad Sartau" beschrieben wird - kippt dann aber auch gleich wieder in ärgerliche Vergleiche, wenn es heißt, jene Gruppe habe allerdings "nicht ganz so rigide Konsequenzen" zu spüren bekommen wie die vorher erwähnte "Swing-Jugend" während der NS-Zeit.

Am Ende gibt es versöhnlichere Töne eines Gereiften, der an seinem Herkunftsort doch noch "Menschen und Dinge" findet, "die ihm etwas bedeuten". Dass diese Anekdotensammlung als "Roman" präsentiert wird, liegt wohl eher an Gepflogenheiten der Buchbranche. Aber so, wie man die Werke von Kameruns Band, den Goldenen Zitronen, nicht als Musik bezeichnen muss, wird man auch dies nicht so rigide in alte Formen zwängen müssen. Es ist halt ein Gefrickel.

JAN WIELE.

Schorsch Kamerun: "Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens". Roman.

Ullstein Verlag, Berlin 2016.

250 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Schorsch Kamerun sei, schwört der Klappentext, einer der '17 besten Menschen'. Mit 'Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens' hat der Gute eines der 12 besten Bücher derzeit geschrieben. Mindestens.", Profil (A), Wolfgang Paterno, 01.04.2016