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Eine junge Frau reist im Auftrag ihrer Schwiegermutter nach Griechenland. Sie soll deren Sohn suchen. Die Schwiegermutter weiß nicht, dass das Paar längst getrennt lebt. In den steinigen, verbrannten Landschaften auf der Peloponnes geht die junge Frau den Spuren ihres Ex-Mannes nach. Sie beginnt Mutmaßungen anzustellen, die Vergangenheit zu hinterfragen. Gerade, als sie sich eingesteht, wie wenig sie ihren Mann eigentlich kannte, wird er tot aufgefunden. Warum hält sie nun, da die Trennung unwiderruflich ist und sie etwas wie Trauer empfindet, die Fiktion ihrer Ehe weiterhin aufrecht? Eine…mehr

Produktbeschreibung
Eine junge Frau reist im Auftrag ihrer Schwiegermutter nach Griechenland. Sie soll deren Sohn suchen. Die Schwiegermutter weiß nicht, dass das Paar längst getrennt lebt. In den steinigen, verbrannten Landschaften auf der Peloponnes geht die junge Frau den Spuren ihres Ex-Mannes nach. Sie beginnt Mutmaßungen anzustellen, die Vergangenheit zu hinterfragen. Gerade, als sie sich eingesteht, wie wenig sie ihren Mann eigentlich kannte, wird er tot aufgefunden. Warum hält sie nun, da die Trennung unwiderruflich ist und sie etwas wie Trauer empfindet, die Fiktion ihrer Ehe weiterhin aufrecht? Eine neue großartige Stimme aus Amerika - selten wurden die Abgründe der Gefühle so durchdrungen wie von Katie Kitamura.
Autorenporträt
Katie Kitamura, 1979 in Kalifornien geboren, ist eine amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und Literaturkritikerin. Sie schreibt für zahlreiche Zeitungen, darunter The New York Times, Wired und The Guardian. Katie Kitamura lebt in New York. Bei Hanser erschienen ihre Romane Trennung (2017) und Intimitäten (2022).

Kathrin Razum, geboren 1964, studierte Amerikanistik und Geschichte und arbeitet seit 1992 als freiberufliche Übersetzerin. Sie übersetzte u. a. Susan Sontag, V. S. Naipaul, Edna O'Brien, Hilary Mantel, Barry Unsworth und Laird Hunt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.2017

Griechisches Sein
Zeiten der Krise: In Katie Kitamuras Roman "Trennung" verläuft sich eine junge Frau in ihrer eigenen Biographie

Mit einer Trennung schafft man klare Verhältnisse. Einer zieht aus, vielleicht sogar direkt beim neuen Partner ein, und alles ist klar - oder auch nicht. Denn all das hat die namenlose Protagonistin von Katie Kitamuras Roman "Trennung" getan: Sich von ihrem untreuen Mann Christopher getrennt und Yvan kennengelernt, bei dem sie inzwischen auch wohnt. Das Wort Scheidung ist noch nicht gefallen, aber das, glaubt sie, dürfte letztlich nur eine Formalität sein. Die Freunde und seine Familie wollte Christopher allerdings noch nicht informieren. Deshalb ruft eines Tages seine Mutter bei der Schwiegertochter an: Christopher sei verschwunden, in Griechenland. Sie solle ihn suchen, und warum sie eigentlich nicht mitgeflogen sei? Anstatt ihrer Schwiegermutter reinen Wein einzuschenken, fliegt sie auf die griechische Insel, stellt im Hotel fest, dass Christopher wirklich verschwunden ist, und wartet. Wo er sich herumtreibt, ist ihr gleichgültig, aber sie will ihn sehen, um ihn um die Scheidung zu bitten.

Ab hier verliert sich der Roman in doppelter Unklarheit: Lebt Christopher überhaupt noch? Bekommt seine Frau noch die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen? Und, davon ausgehend: Um welche Art Roman handelt es sich hier eigentlich? So lange Schrödingers Ehemann in der Kiste bleibt, hält auch die Autorin sich das offen: Es könnte noch immer die Geschichte eines Kriminalfalls werden, die Geschichte einer erkalteten Liebe oder die Geschichte einer dramatischen Rettung, sogar etwas Paranormales.

Wie absichtsvoll Katie Kitamura dieses doppelte Rätsel konstruiert hat, bleibt ebenfalls unklar. Denn leichte Längen bekommt die Geschichte dadurch schon. Kitamura, Jahrgang 1979, arbeitet sonst als Journalistin und Literaturkritikerin unter anderem für die "Times" und den "Guardian". Es ist der dritte Roman der New Yorkerin mit japanischen Wurzeln, aber ihr erster, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Schauspielerin Katherine Waterston, bekannt aus "Phantastische Tierwesen", kaufte bereits die Filmrechte und will selbst die Hauptrolle spielen.

Während der Leser mit der Protagonistin auf deren Mann wartet, wird er mit Geschichten über die Hotelangestellten unterhalten. Die Rezeptionistin Maria hat Christopher offenbar sehr viel näher kennengelernt, was ihren Verehrer Stefano viel mehr trifft als die offiziell betrogene Ehefrau. Deren konstant unterkühlter Gefühlshaushalt zeigt sich am besten in einer Szene in der Hotellobby: Maria und Stefano streiten dramatisch, während sie sich einen Sessel heranzieht und als Zuschauerin daran teil hat. Näher als hier kommt sie an Emotionen in der ganzen Zeit nicht heran, schon gar nicht an ihre eigenen. Christophers Untreue sieht sie als männliche Selbstermächtigung: "Nur an den Ufern der Untreue erlangten sie noch ein gewisses Eigenleben, eine innere Lebendigkeit."

Weil Christopher auf der Insel über ein Buch zum Thema Trauer recherchiert hatte, sucht auch seine Frau ein Klageweib auf. Damit ziehen Tod und Trauer ins Buch ein, lange bevor klar ist, wohin Christopher verschwunden ist. Die alte Griechin erklärt ihr, warum ein Klageweib immer besser werde: "Wenn man jung ist, hat man noch keine persönliche Erfahrung mit dem Tod, mit Verlust, man hat noch nicht genug Traurigkeit in sich, um zu trauern. Man muss sehr viel Traurigkeit in sich tragen, um für andere Menschen trauern zu können und nicht nur für sich selbst."

Irgendwann wird Christopher auf der Insel gesehen - mit einer Frau. Bald darauf wird er ermordet aufgefunden. Das ist zu diesem Zeitpunkt längst keine Überraschung mehr. Doch es gibt keinen Verdächtigen, keine Erklärung, nichts. Neue Unklarheiten treten an die Stelle der alten. Seine Witwe will ihren Schwiegereltern in deren Trauer die Wahrheit über ihre Ehe nicht zumuten und geht in ihrer Rolle als trauernde Hinterbliebene so auf, dass sie selbst ihren Motiven misstraut.

Katie Kitamura bleibt als Erzählerin so kühl wie ihre Heldin. Sie psychologisiert nicht, sie beobachtet. Auch die griechische Landschaft taucht sie in ein seltsam fahles Licht. Distanz zur Geschichte, Distanz zu den Figuren, Distanz zur Kulisse: Darin liegt eine überraschende Anziehungskraft. Man möchte nähertreten, mehr erfahren, klarsehen, endlich verstehen. Und erfährt nur: Manchmal gibt es keine Klarheit und nichts zu verstehen.

JULIA BÄHR

Katie Kitamura:

"Trennung".

Roman.

Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Carl Hanser Verlag, München 2017. 253 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2017

Im Labyrinth der Seelen
Hypnotisch: Katie Kitamuras Roman „Trennung“
An eine so gut wie ausgestorbene Tradition lässt der Roman „Trennung“ von Katie Kitamura denken, an Klageweiber, Frauen, die dafür bezahlt werden, auf Begräbnissen mit ihrem Gesang die Totenklage zu übernehmen. Die Angehörigen erkaufen sich damit die Freiheit, die eigenen Gefühle nicht öffentlich ausdrücken zu müssen, weder ihre echte noch ihre falsche Trauer.
Die Ich-Erzählerin, die im Zentrum des Buches steht, ist eine Übersetzerin. Sie reist ihrem Mann Christopher, dem ewigen Charmeur und Frauenhelden, nach Griechenland hinterher, im Auftrag ihrer besorgten Schwiegermutter, die lange nichts von ihrem Sohn gehört hat und nicht weiß, dass ihr Sohn und seine Frau seit einiger Zeit getrennt leben und die Schwiegertochter eine neue Beziehung angefangen hat. In diesem Roman ist der Mensch eine dunkle Kammer, in die nur gelegentlich Licht einsickert. Erst nach dem Tod ihres Mannes begreift seine Ehefrau, wie wenig sie ihn im Grunde kannte.
Die Reise auf den südlichen Peloponnes, wo Christopher für ein Buch über Trauerriten recherchiert, will sie nutzen, um ihn um die Scheidung zu bitten. Doch findet sie ihn nicht im Fischerdorf Gerolimenas, niemand kann ihr Auskunft geben. Christopher ist in der kargen, unwirtlichen Landschaft, in der Waldbrände gewütet haben, wie vom Erdboden verschluckt. Wenig später kommt der Paukenschlag. Christopher ist von einem Unbekannten überfallen und ausgeraubt worden, vermutlich ein Schlag auf den Hinterkopf führte zu seinem Tod. Die Polizei nimmt Ermittlungen auf, die aber bald im Sande verlaufen.
Doch um die Suche nach dem Mörder, um das „Whodunit“ des Krimis geht es hier nicht, sondern um die Auswirkungen dieses Todes auf die Witwe, auf die Eltern des Toten, die sofort nach Griechenland gereist sind. Dass Christopher ausgerechnet während seiner Recherche über Trauerrituale stirbt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch in diesem Fall gibt es keine Klageweiber, die den Angehörigen die Aufgabe abnehmen, ihre Gefühle zu zeigen. Die Ehefrau übernimmt die Rolle der trauernden Witwe, die ihre konsternierten Schwiegereltern von ihr erwarten, zugleichzeitig weiß sie um die Künstlichkeit ihres Spiels. Durch Christophers Tod sind die Hinterbliebenen aneinander gekettet, und jeder ringt darum, vor dem anderen das Gesicht zu wahren. Auch wenn die Ehefrau nach außen fast in ihrer Rolle der Trauernden erstarrt, setzt nach innen ein Erkenntnisprozess ein. Ihr wird klar, wie wenig von sich ihr dieser Mann, der den Seitensprung wie ein Hobby betrieben hat, offenbart hat. Warum interessierte sich Christopher überhaupt für Trauerrituale, obwohl er doch nie ein geliebtes Wesen, nicht einmal ein Haustier verloren hat? Als sie ihn einmal auf die Motivation für sein Buch ansprach, bekam sie keine Antwort.
In der antiken griechischen Tragödie lag das Drama darin, dass der Held, etwa Ödipus, nicht anders als schuldig werden konnte, auch ohne davon zu wissen. In diesem Roman liegt die Tragödie darin, dass die modernen Menschen Rollen spielen, sich verstellen müssen, auf Mutmaßungen und Spekulationen angewiesen sind. So mutmaßt die Erzählerin darüber, warum Stefano, ihr Taxifahrer, womöglich einen Hauch von Erleichterung angesichts von Christophers Tod verspürt. Offenbar ist er in Maria, die Hotel-Rezeptionistin verliebt, und offenbar hat Maria mit Christopher geschlafen. In immer neuen Schleifen wird in diesem Roman über Motive und Motivationen der Figuren spekuliert, wie bei dem großen Menschenbeobachter Javier Marías, den die Autorin verehrt.
Katie Kitamura hat jedes Wort ihres Romans mit Bedacht gesetzt, dem trägt die sorgfältige deutsche Übersetzung Rechnung. Gefühle werden mit schmerzhafter Genauigkeit sondiert, und doch ist es nicht so, dass die Figuren gewissermaßen auf dem Operationstisch liegen, dazu ist der Ton des Romans zu eindringlich, fast hypnotisch. Vieles wird ausgespart, wir erfahren fast nichts über Herkunft und Biografie der Erzählerin. Dieser Minimalismus hat etwas Archaisches, er passt zur kargen Peloponnes-Landschaft. Durch ihn treten die elementaren Kräfte hervor: Betrug, Eifersucht, Mord und Trauer, Liebe und das Scheitern von Beziehungen. Eine kathartische Reinigung der Gefühle gibt es am Ende nicht, der Leser muss die Beklemmung, die der Roman auslöst, aushalten. Er wirkt wie ein Kondensat, kein Wort ist hier zu viel, kein Halbsatz redundant.
„Trennung“ ist der dritte Roman von Katie Kitamura, der 1979 in Kalifornien geborenen amerikanischen Schriftstellerin und Literaturkritikerin, deren Familie japanische Wurzeln hat. Der norwegische Autor Karl Ove Knausgård hat sich begeistert über dieses Buch geäußert. Es ist das erste von Katie Kitamura, das auch auf Deutsch erscheint. Man möchte gern mehr von dieser Autorin lesen.
FRANZISKA WOLFFHEIM
Nach außen erstarrt die Ehefrau
in der Rolle der Trauernden, in
ihr beginnt ein Erkenntnisprozess
Katie Kitamura: Trennung. Roman. Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Carl Hanser Verlag, München 2017. 256 Seiten, 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.
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"Katie Kitamura hat jedes Wort ihres Romans mit Bedacht gesetzt, dem trägt die sorgfältige deutsche Übersetzung Rechnung ... Man möchte gern mehr von dieser Autorin lesen." Franziska Wolffheim, Süddeutsche Zeitung, 05.09.17

"'Trennung' ist kein klassischer Liebesroman, die Geschichte setzt erst an, als sich die Liebe schon fortgeschlichen hat. Mich faszinieren vor allem die Gedanken der Erzählerin: Reduziert auf das Wesentliche und trotz der passiven Starre, die sie am Handeln hindert, ist sie so gnadenlos ehrlich, dass es wehtut." Brigitte 13/2017

"Trennung [ist] kein grübelschwerer Roman, sondern leichtfüßige Literatur über das Gespinst aus Gefühlen, Wendungen und inneren Monologen angesichts der Verworrenheit der Welt." Lennart Laberenz, Der Freitag, 04.05.17

"Katie Kitamura bleibt als Erzählerin so kühl wie ihre Heldin. Sie psychologisiert nicht, sie beobachtet. ... Distanz zur Geschichte, Distanz zu den Figuren, Distanz zur Kulisse: Darin liegt eine überraschende Anziehungskraft." Julia Bähr, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.17

"Katie Kitamura ... hat einen Roman geschrieben, der nicht durch seine literarische Form, sondern durch die Unerbittlichkeit seiner psychologischen Figurenerkundung überrascht. Wie ein Pitbull, der erst nachlässt, wenn sein Opfer am Boden liegt, kennt auch die Autorin keine Gnade: Erst wenn die letzte Illusion geplatzt ist, darf aufgeatmet werden." Ijoma Mangold, Die Zeit, 12.04.17

"Katie Kitamura und ihre Übersetzerin Kathrin Razum verfügen über eine außergewöhnlich betörende, die Verästelung eines weiblichen Gefühlslebens zart widerspiegelnde Sprache ... Neben Kitamuras eigenwilliger Liebesgeschichte kommt einem vieles andere einfach plump und ungelenk vor." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, Neue Bücher, 07.03.17

"Die Wandlung der Erzählerin hält den Leser in Atem - rätselhaft wie die Liebe selbst." Antje Liebsch, Brigitte woman, 04/2017

"Kitamura hat nicht nur einen unglaublich spannenden Roman geschrieben, sie kann auch die Gefühle ihrer Figuren mit bewundernswerter Präzision ausloten. Selten hat man so viel gelernt über die Wünsche und Gefährdungen in Beziehungen." Franziska Wolffheim, Brigitte wir, 01/2017

"Die psychologische (An-)Spannung entwickelt ihren ganz eigenen Sog." Silvia Feist, emotion, 03/2017

"Es ist das ständige Spiel mit den Gedanken dieser namenlosen Erzählerin, das den Leser hineinsaugt in den schmalen Roman. Quälend genau beobachtet die Frau ihr Umfeld, seziert die kleinsten Situationen. Beinahe im Vorübergehen analysiert sie dabei ihre Beziehung - und erzeugt einen großen Widerhall im Gedächtnis der Leser." Vivian Alterauge, Stern, 09.02.17

"Projektion und Realität, Maskerade und Authentizität, Schweigen und Verrat - unaufdringlich, ja beinahe en passant erzählt Kitamura diese großen Themen anhand ihrer fast schon novellenhaft reduzierten Geschichte eines getrennten Paares." Anja Kümmel, Zeit Online, 07.02.17

"Das alles ist von einer faszinierenden Ruhe. Schmerz ist da nicht, kein Heulen, Toben, Schnauben. Nein, es ist das überfällige Portrait einer Frau, die stark genug ist, ihre Trennungsgeschichte selbst zu bestimmen. Ein Roman über das Ende einer Ehe und übers Abschiednehmen, ohne einen Hauch Sentimentalität." Anne Haeming, Spiegel Online, 06.02.17
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Eine Geschichte über Intimität und Untreue, Projektion und Realität - selten wurden die Abgründe von Gefühlen so kühl durchdrungen wie von Katie Kitamura. Bernd Kielmann Buch-Magazin, August 2019