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Technik, die dem Menschen dient - das fordert die Wiener Professorin Sarah Spiekermann von allen, die an der Digitalisierung mitwirken. In ihrem gesellschaftskritischen Sachbuch entwickelt Sarah Spiekermann eine Ethik für die Technik der Zukunft - und zugleich ein Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Zeitalter der Digitalisierung Apps, die unaufgefordert Informationen zuschicken; Autos, die von Google-Rechnern gesteuert werden; Sprachassistenten, die Bestellungen für uns vornehmen - immer mehr Menschen fragen: Was macht die Digitalisierung mit mir und meinem Leben? Sarah Spiekermann…mehr

Produktbeschreibung
Technik, die dem Menschen dient - das fordert die Wiener Professorin Sarah Spiekermann von allen, die an der Digitalisierung mitwirken. In ihrem gesellschaftskritischen Sachbuch entwickelt Sarah Spiekermann eine Ethik für die Technik der Zukunft - und zugleich ein Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Zeitalter der Digitalisierung
Apps, die unaufgefordert Informationen zuschicken; Autos, die von Google-Rechnern gesteuert werden; Sprachassistenten, die Bestellungen für uns vornehmen - immer mehr Menschen fragen: Was macht die Digitalisierung mit mir und meinem Leben?
Sarah Spiekermann kritisiert, dass wir zu passiven Empfängern einer entmündigenden Technik degradiert werden.
Sie fordert deshalb ein radikales Umdenken: Wir brauchen eine Technik, die uns dient, statt uns zu beherrschen. Die Digitalisierung darf nicht länger vom Gewinnstreben der IT-Konzerne getrieben sein, sondern muss Werte wie Freundschaft, Privatheit und Freiheit verwirklichen helfen. Denn nur so werden wir unser Menschsein in einer digitalisierten Lebenswelt sichern können: "Wir müssen versuchen, den Wert zu entdecken, der mit Technik geschaffen werden kann. Und das ist nicht Geld, nicht Effizienz, nicht Gewinnmaximierung. Sondern Zufriedenheit, Freundschaft und Wissen."
In ihrem Sachbuch "Digitale Ethik" entwirft Sarah Spiekermann, die Expertin für ethische Technik-Entwicklung, ein Werte-System für das Zeitalter der Digitalisierung, das auf traditionellen Werten aufbaut.

"Dieses Buch ist Pflichtlektüre."
Süddeutsche Zeitung
Autorenporträt
Sarah Spiekermann ist Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU-Wien), wo sie dem Institut für BWL und Wirtschaftsinformatik vorsteht und 2016 das "Privacy and Sustainable Computing Lab" gegründet hat. Ihre berufliche Karriere begann beim Silicon-Valley-Unternehmen Openwave Systems, von wo aus sie zur Strategieberatung A.T. Kearney wechselte. Danach leitete sie das Forschungszentrum Internetökonomie an der Humboldt Universität Berlin. Sarah Spiekermann hat sich aufgrund ihrer langjährigen Forschungen zu einer profilierten Kritikerin der IT-Branche und ihres Menschenbildes entwickelt. Im Sommer 2016 ist sie von dem weltweit größten und ältesten Ingenieursverband IEEE damit betraut worden, den historisch ersten Standardisierungsprozess zu leiten, der sich mit ethischer Technikgestaltung beschäftigt. Sarah Spiekermann ist eine vielgefragte Keynote-Speakerin und Gesprächspartnerin der Medien; für das Handelsblatt schreibt sie die Kolumne "Homo Oeconomicus".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Vera Linß hat Sophie Spiekermanns Plädoyer für eine digitale Werteethik mit Gewinn gelesen. Dass es höchste Zeit ist, digitale Lieferdienste und Plattformen auch jenseits der Effizienzsteigerung zu bedenken, kann ihr die Wirtschaftsinformatikerin anhand verschiedener Beispiele anschaulich vermitteln. Vor allem aber zeige Spiekermann auch, wie die geforderte "moralische Aufmerksamkeit" gelingen könne: Zum einen, indem Werten wie Gesundheit, Privatsphäre oder Gemeinschaft mehr Bedeutung als der puren Gewinnlogik zugestanden werden, zum anderen, indem Entwickler schon durch bestimmte Designs Werte in digitale Services einbauen, lernt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2019

Rückkehr zum Geist
In der digitalen Debatte geben europäische Bücher einen neuen Ton an
Am kommenden Freitag wird der Soziologe und Gesellschaftstheoretiker Armin Nassehi im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf dem „Blauen Sofa“ des Fernsehsenders ZDF mit dem Moderator und Philosophieprofessor Gert Scobel über sein Buch „Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft“ sprechen. Das Buchmessen- Gespräch wird einen Ruck in der digitalen Debatte akzentuieren, welcher derzeit die Natur- und Technikwissenschaften mit den Geisteswissenschaften versöhnt. Und der dazu führt, dass die interessantesten Bücher dieser Debatte in Europa erscheinen.
Der Ruck hat eine gewisse Dringlichkeit. Mit den Automatisierungsprozessen der künstlichen Intelligenz (KI), den immer greifbareren Möglichkeiten der Quantencomputer und den Fortschritten bei der Entwicklung von Robotern und Sensoren, wird die nächste Stufe der Digitalisierung sehr viel mehr Aspekte des Lebens und des Alltags erfassen als die vorangegangene, die der Menschheit das Internet beschert hat. Vor allem aber wird die KI das Verhältnis von Mensch und Maschine neu ordnen. War die Maschine bisher immer nur Werkzeug, so wird sie, sobald sie selbst lernen und auf dem Selbsterlernten Entscheidungen fällen kann, zum Begleiter. Die Fragen, die sich damit stellen, können Naturwissenschaft und Technik nicht mehr alleine beantworten, die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sind gefordert. Dadurch verschiebt sich das Debattenzentrum von Amerika nach Europa, was vor allem aus dem Umgang amerikanischer Hochschulen und Institute mit den Geisteswissenschaften resultiert.
Geisteswissenschaften gelten dort als „soft skills“, als Studien- und Forschungsfelder ohne direkten Nutzen. Was vor allem heißt, man kann das alles nicht monetarisieren. An vielen Universitäten hat das zu einem Mangel an Geldern und Personal geführt. Warum sollte man auch Philosophie studieren, wenn man mit einem technischen Abschluss der Stanford University oder dem MIT nicht nur die Garantie auf einen Job, sondern auch auf ein hohes Einkommen bekommt?
Weil KI-getriebene Maschinen, egal, ob Pflegeroboter oder soziales Netzwerk, aber nicht nur funktionieren, sondern sich auf ihre eigene Weise auch verhalten, werden sie die Gesellschaften noch sehr viel deutlicher prägen als die letzten Generationen der Technologien. Gerade deswegen ist ein Buch wie Armin Nassehis „Muster“ so wichtig, auch wenn es die Leser mit seiner akademischen Sprache erst einmal fordert. Denn Nassehi hat die Muster, die in der Gesellschaft immer schon angelegt waren, als strukturelle Oberfläche der Mustererkennung und -verarbeitung digitaler Technologien mit Brillanz anal ysiert (SZ vom 3. September).
Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit noch ein paar andere Bücher europäischer Autoren, die Pflichtlektüre sind. Dazu gehört „Digitale Ethik – ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert“ der Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann von der Wirtschaftsuniversität Wien. Wobei Titel und Institut davon ablenken, dass hier die Geisteswissenschaften und die abendländische Ideengeschichte ins Feld geführt werden, um der digitalen Debatte ein Fundament aus Ethik zu geben.
So geht sie in ihrem Kapitel „Die Wurzeln unseres negativen Menschenbildes“ bis zu Martin Luther, Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau zurück, um deutlich zu machen, dass die Hybris des Silicon Valley keineswegs in den anti-intellektuellen Echokammern des Silicon Valley, sondern in den Grundlagen des westlichen Denkens wurzelt. Es sei aber gerade diese Hybris und Arroganz des digitalen Herrschaftswissens, die den Fortschritt immer wieder in die falsche Richtung gelenkt hätten. Weil das Digitale aber gar nicht in der Lage sei, die menschliche soziale Realität und die Wertewelt, welche die Menschen bestimmt, abzubilden, sei es eben nicht nur ein technischer Fortschritt, der sich da vollziehe, sondern zugleich auch ein gesellschaftlicher Rückschritt.
Sarah Spiekermann analysiert aber nichtnur mit der intellektuellen Präzision der Geisteswissenschaften. Sie entwickelt zudem aus ihren Erkenntnissen klare Forderungen. Etwa nach Bildung und Wissensproduktion, die den Menschen an die Spitze der Erkenntnispyramide stellen. Nach kritischem Umgang mit dem Fortschritt. Und vor allem nach einem Wertekanon, der eine Ethik für die Anforderungen der Zukunft möglich macht, die so robust ist, dass sie auch Entwicklungen standhält, die man heute noch gar nicht absehen kann.
Bei aller Skepsis, die sich durch ihr Buch zieht, bleibt immer klar, dass sich Fortschritt nicht aufhalten lässt und dass dies kein sinnvolles Ziel sein kann. „Digitale Ethik“ ist deswegen im Subtext auch ein Plädoyer für eine Vereinigung aller Disziplinen, um der Zukunft zu begegnen.
Nicht alle sind so grundsätzlich optimistische wie Spiekermann. Die Automatisierung als eigentliche Gefahr der nächsten Digitalisierungswelle spricht sie durchaus an. Doch im geschichtlichen Kontext, den der schwedische Wirtschaftshistoriker Carl Benedikt Frey von der Oxford University in seinem Buch „The Technology Trap – Capital, Labor and power in the Age of Automation“ aufstellt, steckt ein zutiefst pessimistischer Kern. Noch gibt es das Buch nur im englischen Original, aber es ist anzunehmen, dass es in diesen Tagen auf der Buchmesse einen deutschen Verlag findet.
Die Entwicklung der Automatisierung während der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts beschreibt Frey mit der Differenzierung des Historikers. Immerhin brachten die Maschinen ja nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt auf Kosten der meisten, sondern auch gesellschaftliche Befreiungsmomente, die den Weg für die Emanzipationsbewegungen des 20. Jahrhunderts und die Demokratisierung des Wohlstandes im Mittelstand ebneten.
Die neue Automatisierungswelle durch Digitalisierung und KI sieht Frey allerdings als Motor einer Rückentwicklung, die zu einer neuen Polarisierung der Gesellschaften und zur Erosion des Mittelstandes führen könnte. „Demokratie und Mittelstand – eine sehr kurze Geschichte“ lautet der Titel eines Kapitels, der seinen Pessimismus auf den Punkt bringt.
Die Euphoriker der Digitalisierung werden diese Bücher sicherlich meiden. „Kulturpessimismus“ ist im Silicon Valley und seinen globalen Ablegern eine Art Hochverrat an der großen Idee von einer besseren Welt. An den Schlüsselstellen aber, an denen es darauf ankommt, sind die Geisteswissenschaften als Regulativ zu den Natur- und Technikwissenschaften schon auf dem Radar. Beim „Sci Foo Camp“, einem jährlichen Ideenfestival auf dem Google Campus, sind seit dem vergangenen Jahr Geisteswissenschaftler geladen. Und auch in den Konzernzentralen selbst steigt das Interesse an den lange vernachlässigten Disziplinen. Die Motive mögen dort wirtschaftlicher Natur sein. Doch im Endeffekt geht es auch dann um Erkenntnis.
ANDRIAN KREYE
Sarah Spiekermann fordert
eine Ethik, die dem
Fortschritt standhalten kann
Kulturpessimismus ist im
Silicon Valley Hochverrat an der
Idee von einer besseren Welt
Sarah Spiekermann: Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert. Droemer Knaur Verlag, München 2019. 304 Seiten, 19,99 Euro.
Carl Benedikt Frey: Technology Trap. Capital, Labor and Power in the Age of Automation. Princeton University Press, Princeton 2019. 456 Seiten, 24,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Rückkehr zum Geist

In der digitalen Debatte geben europäische Bücher einen neuen Ton an

Am kommenden Freitag wird der Soziologe und Gesellschaftstheoretiker Armin Nassehi im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf dem „Blauen Sofa“ des Fernsehsenders ZDF mit dem Moderator und Philosophieprofessor Gert Scobel über sein Buch „Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft“ sprechen. Das Buchmessen- Gespräch wird einen Ruck in der digitalen Debatte akzentuieren, welcher derzeit die Natur- und Technikwissenschaften mit den Geisteswissenschaften versöhnt. Und der dazu führt, dass die interessantesten Bücher dieser Debatte in Europa erscheinen.

Der Ruck hat eine gewisse Dringlichkeit. Mit den Automatisierungsprozessen der künstlichen Intelligenz (KI), den immer greifbareren Möglichkeiten der Quantencomputer und den Fortschritten bei der Entwicklung von Robotern und Sensoren, wird die nächste Stufe der Digitalisierung sehr viel mehr Aspekte des Lebens und des Alltags erfassen als die vorangegangene, die der Menschheit das Internet beschert hat. Vor allem aber wird die KI das Verhältnis von Mensch und Maschine neu ordnen. War die Maschine bisher immer nur Werkzeug, so wird sie, sobald sie selbst lernen und auf dem Selbsterlernten Entscheidungen fällen kann, zum Begleiter. Die Fragen, die sich damit stellen, können Naturwissenschaft und Technik nicht mehr alleine beantworten, die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sind gefordert. Dadurch verschiebt sich das Debattenzentrum von Amerika nach Europa, was vor allem aus dem Umgang amerikanischer Hochschulen und Institute mit den Geisteswissenschaften resultiert.

Geisteswissenschaften gelten dort als „soft skills“, als Studien- und Forschungsfelder ohne direkten Nutzen. Was vor allem heißt, man kann das alles nicht monetarisieren. An vielen Universitäten hat das zu einem Mangel an Geldern und Personal geführt. Warum sollte man auch Philosophie studieren, wenn man mit einem technischen Abschluss der Stanford University oder dem MIT nicht nur die Garantie auf einen Job, sondern auch auf ein hohes Einkommen bekommt?

Weil KI-getriebene Maschinen, egal, ob Pflegeroboter oder soziales Netzwerk, aber nicht nur funktionieren, sondern sich auf ihre eigene Weise auch verhalten, werden sie die Gesellschaften noch sehr viel deutlicher prägen als die letzten Generationen der Technologien. Gerade deswegen ist ein Buch wie Armin Nassehis „Muster“ so wichtig, auch wenn es die Leser mit seiner akademischen Sprache erst einmal fordert. Denn Nassehi hat die Muster, die in der Gesellschaft immer schon angelegt waren, als strukturelle Oberfläche der Mustererkennung und -verarbeitung digitaler Technologien mit Brillanz anal ysiert (SZ vom 3. September).

Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit noch ein paar andere Bücher europäischer Autoren, die Pflichtlektüre sind. Dazu gehört „Digitale Ethik – ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert“ der Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann von der Wirtschaftsuniversität Wien. Wobei Titel und Institut davon ablenken, dass hier die Geisteswissenschaften und die abendländische Ideengeschichte ins Feld geführt werden, um der digitalen Debatte ein Fundament aus Ethik zu geben.

So geht sie in ihrem Kapitel „Die Wurzeln unseres negativen Menschenbildes“ bis zu Martin Luther, Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau zurück, um deutlich zu machen, dass die Hybris des Silicon Valley keineswegs in den anti-intellektuellen Echokammern des Silicon Valley, sondern in den Grundlagen des westlichen Denkens wurzelt. Es sei aber gerade diese Hybris und Arroganz des digitalen Herrschaftswissens, die den Fortschritt immer wieder in die falsche Richtung gelenkt hätten. Weil das Digitale aber gar nicht in der Lage sei, die menschliche soziale Realität und die Wertewelt, welche die Menschen bestimmt, abzubilden, sei es eben nicht nur ein technischer Fortschritt, der sich da vollziehe, sondern zugleich auch ein gesellschaftlicher Rückschritt.

Sarah Spiekermann analysiert aber nichtnur mit der intellektuellen Präzision der Geisteswissenschaften. Sie entwickelt zudem aus ihren Erkenntnissen klare Forderungen. Etwa nach Bildung und Wissensproduktion, die den Menschen an die Spitze der Erkenntnispyramide stellen. Nach kritischem Umgang mit dem Fortschritt. Und vor allem nach einem Wertekanon, der eine Ethik für die Anforderungen der Zukunft möglich macht, die so robust ist, dass sie auch Entwicklungen standhält, die man heute noch gar nicht absehen kann.

Bei aller Skepsis, die sich durch ihr Buch zieht, bleibt immer klar, dass sich Fortschritt nicht aufhalten lässt und dass dies kein sinnvolles Ziel sein kann. „Digitale Ethik“ ist deswegen im Subtext auch ein Plädoyer für eine Vereinigung aller Disziplinen, um der Zukunft zu begegnen.

Nicht alle sind so grundsätzlich optimistische wie Spiekermann. Die Automatisierung als eigentliche Gefahr der nächsten Digitalisierungswelle spricht sie durchaus an. Doch im geschichtlichen Kontext, den der schwedische Wirtschaftshistoriker Carl Benedikt Frey von der Oxford University in seinem Buch „The Technology Trap – Capital, Labor and power in the Age of Automation“ aufstellt, steckt ein zutiefst pessimistischer Kern. Noch gibt es das Buch nur im englischen Original, aber es ist anzunehmen, dass es in diesen Tagen auf der Buchmesse einen deutschen Verlag findet.

Die Entwicklung der Automatisierung während der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts beschreibt Frey mit der Differenzierung des Historikers. Immerhin brachten die Maschinen ja nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt auf Kosten der meisten, sondern auch gesellschaftliche Befreiungsmomente, die den Weg für die Emanzipationsbewegungen des 20. Jahrhunderts und die Demokratisierung des Wohlstandes im Mittelstand ebneten.

Die neue Automatisierungswelle durch Digitalisierung und KI sieht Frey allerdings als Motor einer Rückentwicklung, die zu einer neuen Polarisierung der Gesellschaften und zur Erosion des Mittelstandes führen könnte. „Demokratie und Mittelstand – eine sehr kurze Geschichte“ lautet der Titel eines Kapitels, der seinen Pessimismus auf den Punkt bringt.

Die Euphoriker der Digitalisierung werden diese Bücher sicherlich meiden. „Kulturpessimismus“ ist im Silicon Valley und seinen globalen Ablegern eine Art Hochverrat an der großen Idee von einer besseren Welt. An den Schlüsselstellen aber, an denen es darauf ankommt, sind die Geisteswissenschaften als Regulativ zu den Natur- und Technikwissenschaften schon auf dem Radar. Beim „Sci Foo Camp“, einem jährlichen Ideenfestival auf dem Google Campus, sind seit dem vergangenen Jahr Geisteswissenschaftler geladen. Und auch in den Konzernzentralen selbst steigt das Interesse an den lange vernachlässigten Disziplinen. Die Motive mögen dort wirtschaftlicher Natur sein. Doch im Endeffekt geht es auch dann um Erkenntnis.

ANDRIAN KREYE

Sarah Spiekermann fordert
eine Ethik, die dem
Fortschritt standhalten kann

Kulturpessimismus ist im
Silicon Valley Hochverrat an der
Idee von einer besseren Welt

Sarah Spiekermann: Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert. Droemer Knaur Verlag, München 2019. 304 Seiten, 19,99 Euro.

Carl Benedikt Frey: Technology Trap. Capital, Labor and Power in the Age of Automation. Princeton University Press, Princeton 2019. 456 Seiten, 24,99 Euro.

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

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