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In diesem vorletzten Band der >Homo-Sacer

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Produktbeschreibung
In diesem vorletzten Band der >Homo-Sacer<-Reihe untersucht der weltweit bekannte und renommierte Philosoph Giorgio Agamben den Bürgerkrieg als politisches Paradigma. Zwei zentrale Momente der Geistesgeschichte stehen dabei im Mittelpunkt: Im ersten Teil widmet er sich dem griechischen Begriff der »stasis«, der die Spaltung der polis in rivalisierende, gewalttätige Gruppen bezeichnet, während er im zweiten Teil eine furiose Interpretation von Hobbes' >Leviathan< und dessen berühmtem Frontispiz vorlegt, und zwar aus theologischer Perspektive. Eine spannende und wichtige Diskussion eines Begriffs, der sich für das politische, philosophische und juridische Denken als zentral erweist.

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Autorenporträt
Giorgio Agamben, geboren 1942, lehrt heute als Professor für Ästhetik an der Facoltà di Design e Arti der Universität Iuav in Venedig, an der European Graduate School in Saas-Fee sowie am Collège International de Philosophie in Paris. Sein Werk ist in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im S. Fischer Verlag sind zuletzt erschienen >Nacktheiten< (2010), >Höchste Armut. Ordensregeln und Lebensform< (2012), >Das unsagbare Mädchen. Mythos und Mysterium der Kore< (2012, gemeinsam mit Monica Ferrando), >Opus dei. Archäologie des Amts< (2013), >Die Macht des Denkens< (2013), >Stasis. Der Bürgerkrieg als Paradigma< (2016) sowie >Die Erzählung und das Feuer< (2017).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2017

Von den Griechen lernen
Vom Krieg zwischen Staaten zum Terror ohne Versöhnung: Giorgio Agamben denkt über den Weltbürgerkrieg nach

Was ist das für eine Zeit, in der so unterschiedliche Menschen wie der italienische Medientheoretiker Franco Bifo Berardi, der ehemalige französische Ministerpräsident Manuel Valls und der Schriftsteller Michel Houellebecq vom "Weltbürgerkrieg" sprechen? Die Antwort, die der italienische Philosoph Giorgio Agamben in seinem Buch "Stasis. Der Bürgerkrieg als politisches Paradigma" gibt, ist denkbar klar: Wir lebten, meint Agamben, in einer Zeit des globalen Bürgerkriegs, und dessen aktuelle Erscheinungsform sei der Terrorismus. Der Text geht auf zwei Seminare zurück, die Agamben im Oktober 2001 an der Princeton University in den Vereinigten Staaten gehalten hat. Sein Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass der Kriegszustand im traditionellen Sinn, in dem zwischen Krieg und Frieden, Militärs und Zivilisten, Feinden und Kriminellen klar unterschieden werden kann, heute fast vollständig verschwunden ist. Schon der erste Irakkrieg 1990/91 wurde ohne formale Kriegserklärung der beteiligten Staaten geführt. Und wie Agamben anmerkt, widersprach das bei einigen beteiligten Staaten, wie etwa im Falle Italiens, der geltenden Verfassung. Der erste Irakkrieg war ebenso wie der zweite Irakkrieg 2003 nur noch dem Anschein nach ein zwischenstaatlicher Krieg. Eine Situation, an der sich seither nichts geändert hat, ohne dass bewaffnete Konflikte vom Kongo über Libyen bis nach Mexiko deswegen weniger geworden wären.

Agamben hält es unter diesen Umständen für einen folgenschweren Fehler, dass es zwar exzellent ausgearbeitete Theorien des Krieges und des Friedens gibt, aber keine entsprechende Theorie des Bürgerkriegs. Agamben geht dabei so weit, dass er einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fehlen einer Theorie des Bürgerkriegs und dem heutigen Zustand des Weltbürgerkriegs sieht. Den Begriff des Weltbürgerkriegs, den Hannah Arendt in ihrer Schrift "Über die Revolution" und Carl Schmitt in seiner "Theorie des Partisanen" 1963 gleichzeitig eingeführt haben, greift Agamben eindeutig in jener Prägung auf, die Hannah Arendt ihm gegeben hat. Arendt hat bereits in ihrem Revolutionsbuch den Zweiten Weltkrieg als "eine Art Bürgerkrieg, der die ganze Welt in Mitleidenschaft zieht", definiert.

Agamben findet in Hannah Arendts Unterscheidung zwischen neuzeitlichen Revolutionen, die etwas ganz Neues schaffen oder zumindest probieren wollen, und den Bürgerkriegen, der Stasis der griechischen Stadtstaaten, bereits den Kern seines eigenen Anliegens formuliert. Für Arendt bleiben die Bürgerkriege der griechischen Stadtstaaten immer nur im Kreislauf der Staatsformen, sie schaffen nichts prinzipiell Neues. Genau darin sieht Agamben aber die Funktion der Stasis, des Bürgerkriegs in den griechischen Städten.

Der wie immer auch gewaltsame Konflikt des Bürgerkriegs steht unter der Forderung und Aussicht der Versöhnung. Die Griechen, schreibt Platon in seiner "Politeia", "kämpfen untereinander als solche, die sich wieder vertragen wollen". Es ist für sie unmöglich, in ihren sozialen Binnenbeziehungen wie auch in denen zur Außenwelt die Kräfte des Konflikts von denen der Versöhnung zu trennen. Warum aber kommt es dann überhaupt zum Konflikt, könnte man natürlich sehr zu Recht fragen?

Die Antwort ist in diesem Fall so einfach wie kompliziert: einfach deshalb, weil die griechischen Stadtstaaten von Kräften zusammengehalten beziehungsweise auseinandergerissen werden, die gegensätzlich sind und doch aufs Engste miteinander verbunden. Es sind der Oikos, das Haus oder die Familie, auf der einen Seite und die Polis, die Stadt, der Staat, auf der anderen. Und es ist sehr erfrischend, dass Agamben sich in seiner Analyse des Verhältnisses von Haus/Familie und Stadt/Staat vor allem auf Texte der Historikerin und Anthropologin der griechischen Polis, Nicole Loraux, aus den achtziger Jahren bezieht. Loraux zufolge ist es schlicht falsch anzunehmen, dass die Polis die Familie, den einzelnen Haushalt in sich aufgehen lasse. Sie bestehen beide weiter, im Gegeneinander miteinander, und die Bürgerkriege, die Stasis, haben auch die Funktion, die Spannungen, wenn sie ins Unerträgliche sich steigern, buchstäblich zu entladen. Oder mit Agambens Worten gesprochen: Von einer politischen Substanz, die sich etwa nur in der Polis entfaltet, kann bei den Griechen genauso wenig wie heute die Rede sein.

"Die Politik ist ein Feld", schreibt Agamben in einem zentralen Satz, "das unablässig von den polaren Spannungen der Politisierung und der Entpolitisierung, der Familie und der Stadt durchzogen wird." Die Spannung zwischen den beiden entgegengesetzten Punkten Familie und Staat, die voneinander getrennt und doch aufs Engste verbunden sind, ist unauflöslich. Modern könnte man sagen, dass es zur Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Kräften und Interessen von Familie und Staat gerade im Konflikt, im Kampf kommt. In der Stasis reformulieren sich beide, Familie wie Staat. Mit einer ziemlich strengen Betonung auf der Wiederkehr, auf der Reformulierung und nicht der Schaffung von etwas völlig anderem oder Neuem. Die Stasis, der Konflikt tritt damit an der Schwelle, am Übergang von Oikos und Polis auf und wirkt in beide Richtungen. Der Kampf kann die Familie politisieren und entzweien, ebenso wie er die Polis entpolitisieren und so den Weg zur Versöhnung ebnen kann. Man bekommt in diesem Agambenschen Modell des griechischen Bürgerkriegs nur das eine nicht ohne das andere.

Es gehört aber zu den Effekten der Lektüre dieses unaufgeregten Textes, dass man, ohne mit der Nase darauf gestoßen zu werden, wann eigentlich, bemerkt, dass die Idee der Versöhnung aus bestimmten Formen des Terrorismus der Jetztzeit verschwunden ist. Und man findet etwa bei Jassir Arafat noch einen Vertreter eines natürlich auch widerlichen Terrors, der noch eine Vision vom friedlichen Zusammenleben auf Erden hatte. Agamben meint, im Verschwinden der Spannung zwischen Oikos und Polis einen der Gründe für die Entgleisung des Bürgerkriegs in den Weltterrorismus benennen zu können. Wenn die Polis, also der Staat, die Form eines Hauses annimmt, etwa in der Formulierung vom "Haus Europa" oder von der Welt als absolutem Raum der globalen ökonomischen Verwaltung, dann verliert der Bürgerkrieg seinen Ort an der Schwelle zwischen Haus und Staat und entgrenzt sich in den versöhnungslosen Terror unserer Tage.

CORD RIECHELMANN

Giorgio Agamben: "Stasis. Der Bürgerkrieg als politisches Paradigma". Aus dem Italienischen von Michael Hack. S. Fischer, 96 Seiten, 20 Euro

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