Ein wirklich bewegende Reise durch die Bundesrepublik ab Mitte der 60er bis heute. Stefan Aust ist ein Meister seines Fachs, ein unbestechlicher Könner und Macher. Diese Biografie hat es wirklich in sich, sie ist mehr als lesenswert. Dabei beginnt er schon vorher mit der Geschichte seiner Familie.
Er sei überdurchschnittlich durchschnittlich, so die Selbstbewertung, und genau deshalb könne er…mehrEin wirklich bewegende Reise durch die Bundesrepublik ab Mitte der 60er bis heute. Stefan Aust ist ein Meister seines Fachs, ein unbestechlicher Könner und Macher. Diese Biografie hat es wirklich in sich, sie ist mehr als lesenswert. Dabei beginnt er schon vorher mit der Geschichte seiner Familie.
Er sei überdurchschnittlich durchschnittlich, so die Selbstbewertung, und genau deshalb könne er auch Informationen so darbieten, wie sie der Durchschnitt wolle. Das ist natürlich völlig untertrieben, alleine die Beschreibung der Titelgestaltung inkl. Textfindung ist meisterhaft. Darauf konzentrierte er sich am Anfang beim Spiegel (ab 94) und hatte nicht nur deshalb Erfolg.
Stefan Aust bleibt immer sachlich und aus diesem Kern des Erzählten erfährt man Dinge, die so sensationell sind, dass einem der Atem stockt. Sein Herangehen an ein Medium entspricht jenem Nicht-Haltungs-Journalismus, der mir erlaubt, mein eigenes Urteil zu bilden. Ich brauche keine Journalisten-Prediger, sondern abwägende Informationen.
Ich finde in diesem Buch auch eines meiner Lieblingszitate von Franz Werfel, geschrieben 1946: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“
Dass 2005 ein Artikel von Enzensberger (Der radikale Verlierer) im Spiegel erschien, ist Aust noch heute hoch anzurechnen. Die Probleme des Islam werden dort auf wenigen Seiten verdichtet und bestens erklärt.
Wer das Buch dieses bescheidenen, hartnäckigen Hanseaten gehört oder gelesen hat, liest alles, was dieser außergewöhnliche Mann geschrieben oder veröffentlicht hat.