Die Welt rüstet zum neuen Kalten Krieg. Der west-östliche Schulterschluss im Antiterrorkrieg ist verspielt. Die heillose Ost-Expansion der westlichen Allianz stößt auf den Widerstand Moskaus. Am Kaukasus ist Schluß. Zugleich scheitert Washingtons Strategie in Afghanistan und im Irak schmählich. Bush hat seinem Nachfolger Barack Obama einen Scherbenhaufen hinterlassen. Neue Machtzentren entstehen, der Wettlauf um Einfluss in der Welt geht in die nächste Runde. Alle diese dramatischen Entwicklungen hat Peter Scholl-Latour seit langem vorausgesehen. Sein Buch ist eine Chronik der Ereignisse seit 9/11, ein eindrucksvolles Zeugnis bestechender Klarsicht inmitten einer aus den Fugen geratenen Welt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2009Meinungsstark
Peter Scholl-Latours Kaleidoskop
Die Mehrfachverwertung von Artikeln ist der legitime Versuch von Journalisten, ihre in der Regel nicht sehr großzügigen Honorare aufzubessern. Von Peter Scholl-Latour allerdings, kann ein redlicher Mehrfachverwerter noch viel lernen: Denn er hat für sein jüngstes Werk einfach ein „Kaleidoskop von Kommentaren, Fernsehdokumentationstexten, Reportagen und Interviews”, wie er ehrlich zugibt, in Buchform bringen lassen. All das, was dem in Deutschland als Verkörperung des tapferen und illusionslosen Auslandsreporters geltenden Scholl-Latour so eingefallen ist zum Lauf der Welt seit dem 22. Oktober 2001.
Damals hatte der Krieg zur Vertreibung der Taliban gerade begonnen, Scholl-Latour nennt seine Anfänge „brillant geführt”. Das kann man so sehen, und auch sonst hat er mit seinen knappen, allzu große Tiefe vermeidenden Analysen meist richtig gelegen; meinungsstark ist der alte Kämpe sowieso. In acht je ein Jahr umfassenden Kapiteln, die nach chinesischer Zählung („Jahr des Schweins”) benannt sind, durchschreitet Scholl-Latour den Kreis außenpolitischen Tuns und Lassens, soweit es die muslimische Welt, die USA und Russland betrifft. Die tierischen Kapitelüberschriften sollen vermutlich von der Tatsache ablenken, dass sich Scholl-Latour in all den Jahren zu China recht wenig geäußert hat.
Zum angespannten Ost-West-Verhältnis hingegen, auf das der Buchtitel anspielt, hat der Autor durchaus Interessantes zu sagen. Etwa wenn er die Blauäugigkeit der Nato gegenüber Beitrittsaspiranten wie Georgien geißelt. Bisweilen hat er eine amüsante Neigung zur politischen Inkorrektheit, Beispiel Klimaschutz. Leider tut er das auch in einem Interview mit der Jungen Freiheit. Das
hätte sich Scholl-Latour ersparen können. Fast tragisch dass er auf seine alten Tage glaubt, seine Einsichten einem mehr als dubiosen Blatt anvertrauen zu müssen. Und das auch noch nachdrucken lässt. CORD ASCHENBRENNER
PETER SCHOLL-LATOUR: Der Weg in den neuen Kalten Krieg. Propyläen Verlag, Berlin 2008. 349 Seiten, 24,90 Euro.
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Peter Scholl-Latours Kaleidoskop
Die Mehrfachverwertung von Artikeln ist der legitime Versuch von Journalisten, ihre in der Regel nicht sehr großzügigen Honorare aufzubessern. Von Peter Scholl-Latour allerdings, kann ein redlicher Mehrfachverwerter noch viel lernen: Denn er hat für sein jüngstes Werk einfach ein „Kaleidoskop von Kommentaren, Fernsehdokumentationstexten, Reportagen und Interviews”, wie er ehrlich zugibt, in Buchform bringen lassen. All das, was dem in Deutschland als Verkörperung des tapferen und illusionslosen Auslandsreporters geltenden Scholl-Latour so eingefallen ist zum Lauf der Welt seit dem 22. Oktober 2001.
Damals hatte der Krieg zur Vertreibung der Taliban gerade begonnen, Scholl-Latour nennt seine Anfänge „brillant geführt”. Das kann man so sehen, und auch sonst hat er mit seinen knappen, allzu große Tiefe vermeidenden Analysen meist richtig gelegen; meinungsstark ist der alte Kämpe sowieso. In acht je ein Jahr umfassenden Kapiteln, die nach chinesischer Zählung („Jahr des Schweins”) benannt sind, durchschreitet Scholl-Latour den Kreis außenpolitischen Tuns und Lassens, soweit es die muslimische Welt, die USA und Russland betrifft. Die tierischen Kapitelüberschriften sollen vermutlich von der Tatsache ablenken, dass sich Scholl-Latour in all den Jahren zu China recht wenig geäußert hat.
Zum angespannten Ost-West-Verhältnis hingegen, auf das der Buchtitel anspielt, hat der Autor durchaus Interessantes zu sagen. Etwa wenn er die Blauäugigkeit der Nato gegenüber Beitrittsaspiranten wie Georgien geißelt. Bisweilen hat er eine amüsante Neigung zur politischen Inkorrektheit, Beispiel Klimaschutz. Leider tut er das auch in einem Interview mit der Jungen Freiheit. Das
hätte sich Scholl-Latour ersparen können. Fast tragisch dass er auf seine alten Tage glaubt, seine Einsichten einem mehr als dubiosen Blatt anvertrauen zu müssen. Und das auch noch nachdrucken lässt. CORD ASCHENBRENNER
PETER SCHOLL-LATOUR: Der Weg in den neuen Kalten Krieg. Propyläen Verlag, Berlin 2008. 349 Seiten, 24,90 Euro.
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