Die Grundlagen der japanischen Medizin stammen aus China, doch beobachten wir seit etwa dem 16. Jahrhundert einen immer deutlicheren Emanzipationsprozess. Teils im Zuge politisch-sozialen Umbruchs, teils durch die Begegnung mit der westlichen Medizin, teils auch infolge des schwierigen Zugangs zu bestimmten Heilmitteln entwickelte man Ansätze und Therapien, in denen Erfahrung und Beobachtung überlieferte Doktrinen ablösten. Spätestens seit der Frühen Neuzeit gebührt daher der "Traditionellen Japanischen Medizin" (TJM) ein eigenständiger Platz neben der "Traditionellen Chinesischen Medizin"…mehr
Die Grundlagen der japanischen Medizin stammen aus China, doch beobachten wir seit etwa dem 16. Jahrhundert einen immer deutlicheren Emanzipationsprozess. Teils im Zuge politisch-sozialen Umbruchs, teils durch die Begegnung mit der westlichen Medizin, teils auch infolge des schwierigen Zugangs zu bestimmten Heilmitteln entwickelte man Ansätze und Therapien, in denen Erfahrung und Beobachtung überlieferte Doktrinen ablösten. Spätestens seit der Frühen Neuzeit gebührt daher der "Traditionellen Japanischen Medizin" (TJM) ein eigenständiger Platz neben der "Traditionellen Chinesischen Medizin" (TCM).Das Buch zeigt, dass das, was wir heute traditionelle japanische Medizin nennen, sich nicht in der Reproduktion übernommener Konzepte erschöpfte. Im Laufe der Jahrhunderte formierte sich in Japan eine Heilkunst, die indigene Konzepte unter Nutzung fremder Impulse zu einer dynamischen Disziplin verschmolz. Die Darstellung endet mit dem erneuten Aufbruch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Grundzüge der gegenwärtigen Lage deutlich werden.Zum Bild auf dem Cover: Darstellung des Hippokrates, Sukuna-hikona und Onamuchi (Japan), Shennong (China) als "Die vier Ahnherren des Wegs der Medizin" in den "Teegeschichten über liebevolle Erziehung" (Kuwata Ryusai: Aiiku satan. 1853)Im Anhang findet der Leser auf den Seiten 396 bis 399 eine aufschlussreiche Orientierungstafel zur japanischen Medizin im ostasiatischen Kontext. Vergleichend werden die Zeitepochen der drei Reiche China, Korea und Japan in einer TimeLine dargestellt. Medizinische Ereignisse, Entwicklungen und Veröffentlichungen in den drei Medizinsystemen werden zeitlich zugeordnet. Die Tabelle beginnt im Jahr 10000 vor unserer Zeitrechnung und führt durch die Jahrtausende bis in die Gegenwart. Im Anschluss, auf Seite 400, ist eine Karte mit den Provinzen und medizinhistorisch relevanten Ortschaften Japans abgebildet, auf die im Text eingegangen wird.
Wolfgang Michel (Michel-Zaitsu), geb. 1946. Nach Forschungen in der Organischen Chemie und eineinhalb jährigem Zivilem Ersatzdienst in einem Kreiskrankenhaus Hinwendung zu den ostasiatischen Sprach- und Kulturwissenschschaften mit dem Schwerpunkt China. Magister Artium (J.W. Goethe Universität, Frankfurt), Ph.D. (Cultural Science, Okayama University, Japan). Seit 1975 an der staatlichen Kyushu Universität (Fukuoka) als Lektor tätig. Nach Änderung der japanischen Hochschulgesetze erhielt er 1983 als erster Ausländer eine unbefristete Berufung an eine staatliche Universität. Zunächst Associate Professor, danach Professor an der Fakultät für Sprachen und Kulturen sowie der Fakultät für Vergleichende Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Dazu weitere Aufgaben im Management (Dekan, Vizepräsident). Seit 2010 emeritiert. Anschließend Gastprofessur an der Saga Universität und Research Associate der Ken-i-kai Foundation in Tokyo. Von 2003 bis 2005 Präsident der Gesellschaft für Weststudien (Yogakushi Gakkai); seit 2008 permanentes Mitglied im Exekutivvorstand der Japanischen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin (Nihon Ishigakkai). Arbeiten zur Geschichte der euro-japanischen Kulturkontakte besonders im Bereich der Medizin und verwandter Wissenschaften. Engagement in zahlreichen Sonderforschungsprojekten und Ausstellungen zu Medizingeschichte. Wissenschaftlicher Förderpreis der Japanischen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin (1999); Bundesverdienstkreuz (2004).
Inhaltsangabe
Ad Fontes1 Grundkonzepte, TerminologischesAufbruch und Ausformung: Von der Begegnung mit der Medizin Chinas bis zu den frühen Versuchen der Anpassung chinesischer Lehren an japanische Bedingungen2 Anfänge in Japan: Gottheiten und Geister 173 Frühe Rezeption der chinesischen Medizin 174 Diplomatie und Handel 225 Auswertung des chinesischen Schrifttums 236 Tee zur Stimulation und Lebenspflege 257 Buddhistische Fürsorge 278 Leitbahn-Puppen 299 Pragmatismus in einer chaotischen Zeit 3110 Wachsende Beachtung japanischer Bedingungen 3211 Erbeutetes Wissen 35Emanzipation und Ausweitung: Aufkommen und Entfaltung einer eigenständigen japanischen Tradition im Spannungsfeld zwischen chinesischer und westlicher Medizin12 Barbaren aus dem Süden 3813 Medizinisches im Kulturvergleich des Paters Luis Frois 4014 Japanische "Metallwunden-Chirurgie" (kins ) 4215 Semi-Isolation des Reichs 4416 "Chirurgie im Stil der Rotschöpfe" 4517 Wissenschaft und Praxis 4618 Abhängigkeit von Heilmittel-Importen 4719 Entkopplung von der chinesischen Entwicklung 4820 Ein neues Akupunkturkonzept: "Klopfnadelung" 4821 Sugiyama Wa'ichi und die Akupunktur durch Sehbehinderte 5022 Erste Emanzipationsversuche der Heilmittelkunde (Honz gaku) 5123 Die Geburt des Wortes Moxa 5424 Dr. med. Willem ten Rhijne in Japan 5525 Aufblühendes Druckgewerbe 5726 Engelbert Kaempfer und die japanische Therapie der "Kolik" 5927 Magische Praktiken zu Kaempfers Zeiten 6128 Die "Kräuterpolitik" des Shogun Yoshimune 6329 Ein koreanisches Meisterwerk: Dongui bogam 6530 Ärzte vom Festland 6631 Ärzte und Ämter in der Frühen Neuzeit 7032 Freiräume und Flexibilisierung 7133 Weitergabe des Wissens 7334 Wiederentdeckung von Beobachtung und Erfahrung 7535 Fremdsprachige Texte lesen 7636 Bücher schreiben 7737 Geburtshilfe 7838 Tiefer Blick in die Augen 7939 Hara 8040 Bauchdiagnose 8141 Diagnose bei Kleinkindern 8342 Würmer als Krankheitsursache 8443 Außer sich sein 8544 Fuchsbesessenheit 8745 Lebenspflege (y j ) 8846 Gutes und Böses in Herz und Körper 9247 Anma und Ampuku 9348 Moxibustion 9449 Geburt der Osteopathie 9650 Traditionelle Visualisierung des Körpers 9851 Wachsendes Interesse an Körperstrukturen 9952 Eigenwillige Konzepte 10553 "Trakt-Stechen" (shiraku) 10954 Reduktion der Rezepturen (Formeln) 11455 Anästhesie 11656 Eklektizismus 11757 Kämpferische Züge 11858 Neue Krankheit - neue Therapien 12059 Heilmittel aus Ezochi (Hokkaido) 12260 Baden 12461 Sammler und Heilmittel-Ausstellungen 12662 Weiterentwicklung der Kräuterkunde 12863 Frühmodernes Instrumentarium 13064 Brillen und optische Instrumente 13265 Pockenbekämpfung und Vorbeugung 13366 Medizin als tätige Mitmenschlichkeit 13567 Orte der Krankenversorgung 13768 Volksmedizin und Selbsthilfe 13969 Japanisches Schrifttum in Europa 14070 Moxa im Frankreich der Frühen Neuzeit 14271 Elektrizität 14372 "Kritische Quellenkunde" (K sh gaku) 14573 "Nationale Medizin" 146Zäsur und Wiedergeburt: Vom Niedergang der traditionellen Medizin im Zuge der Einführung des westlichen Medizinalwesens bis zu deren Wiederentdeckung, Weiterentwicklung und Nutzung im 20. Jahrhundert74 Niedergang der traditionellen Medizin14975 Geburt des Wortes Kampo15176 Weiterentwicklung der Lebenspflege und Diätetik15277 Vom Baden zur Balneotherapie15478 Pillen zur Unterwerfung Russlands15679 Westliche Medizin als staatstragende Wissenschaft15780 Ein "Eiserner Hammer in der Welt der Medizin"15881 Mori D haku16082 Moxibustion als Forschungsthema westlich orientierter Ärzte16183 Geburt der nicht-invasiven Akupunktur bei Kindern16284 Transformation und Diversifikation manueller Therapien16485 Kamp und Nationalismus16686 "Die in Japan verifizierte chinesische Medizin" (1934)16887 Modernisierung der Pharmazeutik17088 Von Japan nach China17489 Traditionelle Medizin im Zeitalter territorialer Expansion17790 Ost-Westliche Dichotomien18791 Neuer Aufbruch189Anhang192
Ad Fontes1 Grundkonzepte, TerminologischesAufbruch und Ausformung: Von der Begegnung mit der Medizin Chinas bis zu den frühen Versuchen der Anpassung chinesischer Lehren an japanische Bedingungen2 Anfänge in Japan: Gottheiten und Geister 173 Frühe Rezeption der chinesischen Medizin 174 Diplomatie und Handel 225 Auswertung des chinesischen Schrifttums 236 Tee zur Stimulation und Lebenspflege 257 Buddhistische Fürsorge 278 Leitbahn-Puppen 299 Pragmatismus in einer chaotischen Zeit 3110 Wachsende Beachtung japanischer Bedingungen 3211 Erbeutetes Wissen 35Emanzipation und Ausweitung: Aufkommen und Entfaltung einer eigenständigen japanischen Tradition im Spannungsfeld zwischen chinesischer und westlicher Medizin12 Barbaren aus dem Süden 3813 Medizinisches im Kulturvergleich des Paters Luis Frois 4014 Japanische "Metallwunden-Chirurgie" (kins ) 4215 Semi-Isolation des Reichs 4416 "Chirurgie im Stil der Rotschöpfe" 4517 Wissenschaft und Praxis 4618 Abhängigkeit von Heilmittel-Importen 4719 Entkopplung von der chinesischen Entwicklung 4820 Ein neues Akupunkturkonzept: "Klopfnadelung" 4821 Sugiyama Wa'ichi und die Akupunktur durch Sehbehinderte 5022 Erste Emanzipationsversuche der Heilmittelkunde (Honz gaku) 5123 Die Geburt des Wortes Moxa 5424 Dr. med. Willem ten Rhijne in Japan 5525 Aufblühendes Druckgewerbe 5726 Engelbert Kaempfer und die japanische Therapie der "Kolik" 5927 Magische Praktiken zu Kaempfers Zeiten 6128 Die "Kräuterpolitik" des Shogun Yoshimune 6329 Ein koreanisches Meisterwerk: Dongui bogam 6530 Ärzte vom Festland 6631 Ärzte und Ämter in der Frühen Neuzeit 7032 Freiräume und Flexibilisierung 7133 Weitergabe des Wissens 7334 Wiederentdeckung von Beobachtung und Erfahrung 7535 Fremdsprachige Texte lesen 7636 Bücher schreiben 7737 Geburtshilfe 7838 Tiefer Blick in die Augen 7939 Hara 8040 Bauchdiagnose 8141 Diagnose bei Kleinkindern 8342 Würmer als Krankheitsursache 8443 Außer sich sein 8544 Fuchsbesessenheit 8745 Lebenspflege (y j ) 8846 Gutes und Böses in Herz und Körper 9247 Anma und Ampuku 9348 Moxibustion 9449 Geburt der Osteopathie 9650 Traditionelle Visualisierung des Körpers 9851 Wachsendes Interesse an Körperstrukturen 9952 Eigenwillige Konzepte 10553 "Trakt-Stechen" (shiraku) 10954 Reduktion der Rezepturen (Formeln) 11455 Anästhesie 11656 Eklektizismus 11757 Kämpferische Züge 11858 Neue Krankheit - neue Therapien 12059 Heilmittel aus Ezochi (Hokkaido) 12260 Baden 12461 Sammler und Heilmittel-Ausstellungen 12662 Weiterentwicklung der Kräuterkunde 12863 Frühmodernes Instrumentarium 13064 Brillen und optische Instrumente 13265 Pockenbekämpfung und Vorbeugung 13366 Medizin als tätige Mitmenschlichkeit 13567 Orte der Krankenversorgung 13768 Volksmedizin und Selbsthilfe 13969 Japanisches Schrifttum in Europa 14070 Moxa im Frankreich der Frühen Neuzeit 14271 Elektrizität 14372 "Kritische Quellenkunde" (K sh gaku) 14573 "Nationale Medizin" 146Zäsur und Wiedergeburt: Vom Niedergang der traditionellen Medizin im Zuge der Einführung des westlichen Medizinalwesens bis zu deren Wiederentdeckung, Weiterentwicklung und Nutzung im 20. Jahrhundert74 Niedergang der traditionellen Medizin14975 Geburt des Wortes Kampo15176 Weiterentwicklung der Lebenspflege und Diätetik15277 Vom Baden zur Balneotherapie15478 Pillen zur Unterwerfung Russlands15679 Westliche Medizin als staatstragende Wissenschaft15780 Ein "Eiserner Hammer in der Welt der Medizin"15881 Mori D haku16082 Moxibustion als Forschungsthema westlich orientierter Ärzte16183 Geburt der nicht-invasiven Akupunktur bei Kindern16284 Transformation und Diversifikation manueller Therapien16485 Kamp und Nationalismus16686 "Die in Japan verifizierte chinesische Medizin" (1934)16887 Modernisierung der Pharmazeutik17088 Von Japan nach China17489 Traditionelle Medizin im Zeitalter territorialer Expansion17790 Ost-Westliche Dichotomien18791 Neuer Aufbruch189Anhang192
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