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The first graphic novelâ a mesmerizing fictional chronicle of a universal American experience.

Produktbeschreibung
The first graphic novelâ a mesmerizing fictional chronicle of a universal American experience.
Autorenporträt
Born in New York City, Will Eisner (1917-2005) was the author of the legendary comic strip The Spirit, as well as fifteen graphic novels and three influential instructional textbooks. The comic industry's top awards, the Eisner Awards, are named in his honor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.03.2011

Süddeutsche Zeitung Bibliothek Graphic Novels Band 1

Sintflut in der
Dropsie Avenue
„Ein Vertrag mit Gott“
von Will Eisner
Das ist nicht der Regen der europäischen Comics, der reinigende, feine Regen der Ligne Claire. Dieser Regen hier ist gnadenlos, er nimmt auch den Erzähler nicht aus: „Den ganzen Tag fiel strömender Regen gnadenlos auf die Bronx“ ist der erste Satz der Graphic Novel, und auch durch diesen Satz, seine Lettern strömt er. Setzt die Bronx, die Dropsie Avenue unter Wasser. Durch diesen Regen geht ein Mann, gebeugt, vorbei an ersoffenen Hydranten, an Laternen, von denen Wasserkaskaden herabstürzen. Der Mann geht allein. Er hat keinen Blick für all das.
Die ersten sieben Seiten. Sieben Panels. In jedem geht es um einen Mann, der durch diese Sintflut geht. Über ihm die Buchstaben der Erzählung. Der Mann heißt Frimme Hersh. Er ist auf dem Weg nach Hause, in die Dropsie Avenue Nr. 55. An diesem Tag hat er sein Kind beerdigt.
Wie großartig das erzählt ist. Das leere fünfte Panel: die Haustür. Die Schwelle. Auf dem Boden die Wasserpfützen, die Frimme Hersh hinterlassen hat. Leer, weil er selbst nicht in diesem Bild ist. Dort, wo er eben noch gestanden hat, nicht mehr über ihm, sind jetzt die Lettern. Sie erzählen, dass all das nichts Ungewöhnliches ist, in dieser Welt ein Kind zu verlieren. Erzählen von der unsichtbaren Hand Gottes, der da oben waltet. Aber in diesem Moment, in dem von Gott die Rede ist, gleitet die Erzählung in Augenhöhe der Menschen. Darum wird es gehen, in all diesen Geschichten. Um die Verhältnisse, Gott, Schicksal, Pogrome, Ausbeutung. Und der Kampf der Einzelnen.
Frimme Hersh hatte einen Vertrag mit Gott gemacht. Die Dorfältesten in Russland hatten, angesichts der immer brutaler werdenden Pogrome, den Zehnjährigen nach Amerika geschickt. Auf dieser Reise ritzte er in einen Stein seinen Vertrag mit Gott. Und Gott ist mit dem Tod seiner Tochter vertragsbrüchig geworden.
Innen und außen, das geht jetzt ein paar Panels so. Der Mann, der drinnen ist und nachdenkt und plant. Und der Regen außen. Und dazwischen das Fenster. Dann hört der Regen auf. Und Frimme Hersh rasiert seinen Bart, legt seinen Kaftan ab, trägt jetzt Anzug, kauft das Mietshaus, wird reich, mit Blondine und Limousine und wird ein rücksichtsloser Immobilienspekulant. „Ein Vertrag mit Gott“ ist die erste Graphic Novel.
Eisner selbst hat diesen Begriff erfunden. Jahrelang, nach den „Spirit“-Comics, nach der Arbeit an „American Visuals“, hatte er nichts mehr veröffentlicht. Er war 65, lehrte an der New Yorker Visual School of Arts. Die Comic Szene hatte sich verändert. Die Comics waren nicht länger Strips, waren radikaler, länger geworden. Eine neue Form des Erzählens erschien ihm nun möglich. Er begann mit der Arbeit an seinen Mietshausgeschichten. Er bot die Geschichten zuerst vergeblich verschiedenen belletristischen Verlagen an. Comics und Literatur, das gehörte nicht zusammen. Bis endlich „Ein Vertrag mit Gott“ erscheinen konnte.
Die erste Graphic Novel. Wenn man sie jetzt liest, diese großartigen Geschichten, nie würde man glauben, dass es die ersten gewesen sein sollen. Nie hätte man sie anders erzählen können.
CHRISTIAN PETZOLD
Will Eisner
Foto: Courtesy of the Estate
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