Partnerschaft mit Afrika Gemeinsam mit der ZEIT-Stiftung und unter Mitwirkung der Bundesregierung rief Bundespräsident Horst Köhler 2005 die Initiative «Partnerschaft mit Afrika» ins Leben. Auf bisher vier Afrika-Foren kam er seither mit reformorientierten Staats- und Regierungschefs sowie mit unabhängigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft aus Afrika und aus Europa ins Gespräch. Auf dem Bonner Petersberg, in Ghanas Hauptstadt Accra, im Kloster Eberbach sowie in der nigerianischen Hauptstadt Abuja diskutierte der Bundespräsident in einem außergewöhnlichen Teilnehmerkreis über eine Partnerschaft auf Augenhöhe. «Schicksal Afrika» führt diese Debatten weiter und zeigt dabei vor allem das lebendige Bild von Afrika im Aufbruch, das sich von den einseitigen Klischees des dunklen Kontinents der Krisen, Kriege, Katastrophen und der Korruption löst und sein Schicksal in die eigene Hand nimmt. partnerschaft-mit-afrika.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2010Horst Köhler zieht die Afrika-Bilanz
Afrika steht für schlechte Nachrichten. Horst Köhler hingegen, der einzige höhere Repräsentant der Bundesrepublik, der sich ernsthaft für Afrika zu interessieren scheint, verzichtete bisher weitgehend auf dramatisierende Statements über unseren Nachbarkontinent. Ihm ist es vor allem darum zu tun, in Deutschland die Aufmerksamkeit für Afrika zu erhöhen. "Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit der Welt am Schicksal Afrikas."
Mit diesem markanten Satz zu Beginn seiner Amtszeit hat der Bundespräsident die Geschicke der Länder südlich der Sahara zur Chefsache erklärt. Seither mahnt er regelmäßig eine "Partnerschaft auf Augenhöhe" und eine differenzierte Betrachtung Afrikas an. Zu den von ihm in diesem Zusammenhang in Anschlag gebrachten Instrumenten gehörten vier Afrika-Diskussionsforen, die in den vergangenen Jahren zunächst in Bonn und im Anschluss in der ghanaischen Hauptstadt Accra, im Kloster Eberbach und schließlich Ende 2008 in Abuja, der Kapitale Nigerias, stattfanden. Dort debattierte jeweils eine bunte Mischung aus Politikern, Wirtschaftsleuten, Kulturschaffenden, Afrika-Aktivisten und einigen wenigen Wissenschaftlern aus Afrika und Europa über Wege, Afrika vom Image des Krisenkontinents zu erlösen, und testete neue Formen des Dialogs.
Der vorliegende Band, der nicht weniger als 42 zumeist kurze Beiträge enthält, dokumentiert Eindrücke und Erfahrungen der vier Foren ("Schicksal Afrika". Denkanstöße und Erfahrungsberichte. Herausgegeben von Horst Köhler. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010. 382 S., br., 12,- [Euro]). Die Substanz und Originalität der einzelnen Auslassungen differiert beträchtlich, aber es findet sich einiges Interessantes. Der Journalist Bartholomäus Grill etwa berichtet, wie zickig so manches afrikanische Staatsoberhaupt auf Kritik reagierte. In diesem Zusammenhang erwähnt er den damaligen nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo, einst Militärdiktator im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land, der sich in seiner zweiten Amtszeit erfolgreich als geläuterter Demokrat und Kämpfer gegen Korruption inszenierte - eine Rolle, die ihm hierzulande von vielen allzu rasch abgenommen wurde. Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, einer der schärfsten Antipoden Obasanjos, kommt im Band ebenfalls zu Wort, mit einer jedoch wenig originellen "Rede an die Jugend" über Moral und Disziplin.
Christoph Bertram, langjähriger Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, sowie der ghanaische Politikwissenschaftler Emmanuel Gyimah-Boadi, die Moderatoren der vier Afrika-Foren, loben den dort gepflegten "ehrlichen und offenen Gedankenaustausch zwischen Deutschen und Afrikanern". Zugleich beklagen sie, dass die Aufmerksamkeit der Debatten ausschließlich auf Afrika lag. Niemand habe sich darauf eingelassen, "auch die Probleme zu erörtern, die Deutschland für die Partnerschaft bedeuten könnte". Insgesamt stellte die Afrika-Initiative des Bundespräsidenten sicher mehr dar als belangloses Geschwätz in netter Atmosphäre, sondern war ein durchaus ernsthafter Dialogversuch.
Doch nun hat leider die Lethargie, welche Horst Köhlers zweite Amtszeit auszeichnet, offenkundig auch dessen Afrika-Engagement erreicht. Die "Zeit"-Stiftung als Sponsor seiner Initiative hat sich jedenfalls zurückgezogen, weitere Afrika-Foren scheinen nicht in Sicht. Schade.
ANDREAS ECKERT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Afrika steht für schlechte Nachrichten. Horst Köhler hingegen, der einzige höhere Repräsentant der Bundesrepublik, der sich ernsthaft für Afrika zu interessieren scheint, verzichtete bisher weitgehend auf dramatisierende Statements über unseren Nachbarkontinent. Ihm ist es vor allem darum zu tun, in Deutschland die Aufmerksamkeit für Afrika zu erhöhen. "Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit der Welt am Schicksal Afrikas."
Mit diesem markanten Satz zu Beginn seiner Amtszeit hat der Bundespräsident die Geschicke der Länder südlich der Sahara zur Chefsache erklärt. Seither mahnt er regelmäßig eine "Partnerschaft auf Augenhöhe" und eine differenzierte Betrachtung Afrikas an. Zu den von ihm in diesem Zusammenhang in Anschlag gebrachten Instrumenten gehörten vier Afrika-Diskussionsforen, die in den vergangenen Jahren zunächst in Bonn und im Anschluss in der ghanaischen Hauptstadt Accra, im Kloster Eberbach und schließlich Ende 2008 in Abuja, der Kapitale Nigerias, stattfanden. Dort debattierte jeweils eine bunte Mischung aus Politikern, Wirtschaftsleuten, Kulturschaffenden, Afrika-Aktivisten und einigen wenigen Wissenschaftlern aus Afrika und Europa über Wege, Afrika vom Image des Krisenkontinents zu erlösen, und testete neue Formen des Dialogs.
Der vorliegende Band, der nicht weniger als 42 zumeist kurze Beiträge enthält, dokumentiert Eindrücke und Erfahrungen der vier Foren ("Schicksal Afrika". Denkanstöße und Erfahrungsberichte. Herausgegeben von Horst Köhler. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010. 382 S., br., 12,- [Euro]). Die Substanz und Originalität der einzelnen Auslassungen differiert beträchtlich, aber es findet sich einiges Interessantes. Der Journalist Bartholomäus Grill etwa berichtet, wie zickig so manches afrikanische Staatsoberhaupt auf Kritik reagierte. In diesem Zusammenhang erwähnt er den damaligen nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo, einst Militärdiktator im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land, der sich in seiner zweiten Amtszeit erfolgreich als geläuterter Demokrat und Kämpfer gegen Korruption inszenierte - eine Rolle, die ihm hierzulande von vielen allzu rasch abgenommen wurde. Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, einer der schärfsten Antipoden Obasanjos, kommt im Band ebenfalls zu Wort, mit einer jedoch wenig originellen "Rede an die Jugend" über Moral und Disziplin.
Christoph Bertram, langjähriger Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, sowie der ghanaische Politikwissenschaftler Emmanuel Gyimah-Boadi, die Moderatoren der vier Afrika-Foren, loben den dort gepflegten "ehrlichen und offenen Gedankenaustausch zwischen Deutschen und Afrikanern". Zugleich beklagen sie, dass die Aufmerksamkeit der Debatten ausschließlich auf Afrika lag. Niemand habe sich darauf eingelassen, "auch die Probleme zu erörtern, die Deutschland für die Partnerschaft bedeuten könnte". Insgesamt stellte die Afrika-Initiative des Bundespräsidenten sicher mehr dar als belangloses Geschwätz in netter Atmosphäre, sondern war ein durchaus ernsthafter Dialogversuch.
Doch nun hat leider die Lethargie, welche Horst Köhlers zweite Amtszeit auszeichnet, offenkundig auch dessen Afrika-Engagement erreicht. Die "Zeit"-Stiftung als Sponsor seiner Initiative hat sich jedenfalls zurückgezogen, weitere Afrika-Foren scheinen nicht in Sicht. Schade.
ANDREAS ECKERT
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