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Hillary Rodham Clinton's inside account of the crises, choices and challenges she faced during her four years as America's 67thSecretary of State

Produktbeschreibung
Hillary Rodham Clinton's inside account of the crises, choices and challenges she faced during her four years as America's 67thSecretary of State
Autorenporträt
Hillary Rodham Clinton became the first woman in US history to become the presidential nominee of a major political party in 2016. She served as the 67th Secretary of State¿from January 21, 2009, until February 1, 2013¿after nearly four decades in public service advocating on behalf of children and families as an attorney, First Lady, and Senator. She is a wife, mother, and grandmother.
Rezensionen
A subtle, finely calibrated work....Hard Choices is a statesmanlike document...with succinct and often shrewd appraisals of the complex web of political, economic and historical forces in play around the world, and the difficulties American leaders face in balancing strategic concerns with 'core values.' The tone is calm and measured, with occasional humorous asides, like describing an offer by Vladimir V. Putin, the Russian leader, to take Bill Clinton along on a polar-bear tagging expedition. Michiko Kakutani The New York Times

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2014

Als die Welt noch ihr Schachbrett war

Wenn Amerikaner und Russen dasselbe tun, ist es nicht dasselbe: Hillary Clinton erteilt uns in "Entscheidungen", den Memoiren über ihre Zeit als Außenministerin, eine Lektion in moderner Machtpolitik.

NEW YORK, 11. Juni

Der Inhalt von "Hard Choices", Hillary Clintons Buch der Erinnerungen an ihre Dienstzeit als Außenministerin, ist nicht chronologisch, sondern geographisch sortiert. Jede Weltgegend erhält ihren eigenen Abschnitt. Das spiegelt den weltpolitischen Ehrgeiz der Vereinigten Staaten, die sich seit dem Untergang der Sowjetunion für die letzte verbliebene Weltmacht halten, aber auch die Amtsauffassung der Verfasserin. Sie berichtet, dass sie vor ihrem Dienstantritt den Rat ehemaliger Inhaber des Amtes suchte. Man empfahl ihr, sie solle einige große Themen zu ihrer Sache machen. Diesen Ratschlag schlug sie in den Wind. Sie wollte ihre "Aufmerksamkeit dem gesamten Schachbrett zuwenden". Wer in der globalen Schachpartie der Gegner der Vereinigten Staaten sein soll, sagt sie nicht.

In vier Dienstjahren besuchte Frau Clinton 112 Länder der Erde - ein gutes Training für die Werbetour im eigenen Land, die am Dienstag mit einer Signierstunde in der Filiale von Barnes and Noble am Union Square begann. Es gibt mehr Staaten auf der Welt, die Hillary Clinton mit ihrem Besuch beehrte, als Länder, in denen sie nicht vorbeikam - so sind nach dem Ende der Lesereise eines prominenten Autors manchmal die unsignierten Exemplare des Buches in der Minderzahl.

Anfang Dezember 2010 machte Frau Clinton Station in Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Fragen von Studenten und Journalisten beantwortete sie im offenen Forum einer Versammlung, die sie als "town hall meeting" bezeichnet, also mit einer amerikanischen Wahlkampfveranstaltung vergleicht. Einer der einheimischen Journalisten erhielt eine Antwort von frappierender Ehrlichkeit. Er fragte, ob es eine Rivalität zwischen Russland und den Vereinigten Staaten gebe, die in Kirgistan ausgetragen werde. Die Antwort war ein Rat an Regierung und Volk der Kirgisen: "Es ist wichtig, dass Sie mit vielen Mächten Beziehungen unterhalten und sich nicht von einer Macht allein abhängig machen. Versuchen Sie, alle diese verschiedenen Beziehungen in ein Gleichgewicht zu bringen und die beste Hilfe zu erhalten, die Sie bekommen können."

Weit, weit weg von Washington sprach die Außenministerin eine Wahrheit aus, die jedenfalls im tiefen Zentralasien noch Geltung hat. Es gibt Interessen, die sich nicht einfach durch Werte ersetzen lassen, Tatsachen der Macht, die durch gute Absichten nicht aus der Welt zu schaffen sind. In Bischkek hätte die Botschaft wenig glaubwürdig gewirkt, ein demokratisches Kirgistan brauche keine machtpolitischen Optionen, da die Demokratien sowieso zusammenhielten. Es spricht aber auch für Hillary Clinton, dass sie sich für solche Propaganda nicht hergab. Der Gedanke vom Westen als Willensgemeinschaft, in der ideologische Loyalität den Nexus von Schutz und Gefolgschaft ablöst, wäre im kirgisischen Hochgebirge rettungslos überdehnt worden.

Nur bei den Schwachen, nicht bei den Starken wird das Festhalten an einer Politik der vitalen Interessen toleriert - das ist sozusagen der fürsorgliche, wohlfahrtsstaatliche Zug der im Sinne des Parteinamens demokratischen Außenpolitik des Teams Obama/Clinton. Die Frage des kirgisischen Journalisten nach etwaigen verborgenen Interessengegensätzen der Großmächte in Zentralasien war klug, weil Frau Clinton bei ihrem Besuch in Bischkek ein positives Bild von der amerikanisch-russischen Zusammenarbeit in der vormals sowjetischen Weltregion zeichnen konnte. Sie ruft an dieser Stelle des Buches ins Gedächtnis, dass die russische Regierung entscheidende Hilfestellung für die amerikanische Truppenverstärkung in Afghanistan leistete. Unter Präsident Medwedjew stellte Russland sein Eisenbahnnetz für die Nachschublieferungen zur Verfügung, so dass die amerikanische Logistik nicht mehr auf Pakistan angewiesen war. Für die Truppenzufuhr wurde der frühere sowjetische Luftwaffenstützpunkt in Kirgistan genutzt.

Frau Clinton würdigt Russlands Beitrag zu "einem jener klassischen Kompromisse der Außenpolitik", wirft Medwedjew indes vor, er habe unter der Maske der Kooperation eine andere Agenda betrieben und die russische militärische Präsenz in den einstigen asiatischen Sowjetrepubliken ausgedehnt. Inwiefern kann hier aber von einem Geheimprogramm die Rede sein? Nach den hergebrachten Regeln der Staatenpolitik war es geradezu geboten, dass Russland die Förderung des zentralasiatischen Engagements der Vereinigten Staaten durch die Intensivierung des eigenen Engagements austarierte. Die angeblichen Schritte zur Wiederherstellung des sowjetischen Imperiums in Zentralasien ergriff Russland jedenfalls nicht unabhängig von den amerikanischen Initiativen.

Frau Clinton gesteht das zu, in einem aufschlussreichen historischen Vergleich: "Es war so etwas wie eine moderne Version des ,Great Game', des komplizierten diplomatischen Wettbewerbs, in dem Russland und Großbritannien im neunzehnten Jahrhundert um die Vormachtstellung in Zentralasien stritten - abgesehen davon, dass Amerika in der Region ein eng umrissenes Interesse verfolgte und nicht nach der Vorherrschaft strebte." Dass die Vereinigten Staaten nicht nach Vorherrschaft ("dominance") streben, versteht sich in Hillary Clintons Welt von selbst. Wenn Amerikaner und Russen dasselbe tun, ist es nicht dasselbe - das ist wohl mit dem amerikanischen Exzeptionalismus gemeint, zu dem Frau Clintons früherer Chef sich immer wieder bekannt hat, zuletzt in der außenpolitischen Grundsatzrede vor den Kadetten in West Point.

Die Vereinigten Staaten, wegen ihrer revolutionären Herkunft ursprünglich eine antiimperialistische Macht, haben sich als unfreiwilliger Mitspieler ins große Spiel der alten Mächte hineinziehen lassen: Das wäre immerhin der Ansatz zu einer historischen Interpretation der gegenwärtigen amerikanischen Stellung in der Welt. Aber zur Erklärung der russischen Staatsräson sollen die Umstände nichts beitragen.

Medwedjews Unterstützung für die amerikanischen Besatzer Afghanistans fiel in eine Periode amerikanischer Bemühungen um einen Neuanfang der amerikanisch-russischen Beziehungen, denen das State Department den pompösen Namen "Neustart" ("Reset") gegeben hatte. Frau Clinton gibt an, beim Ämtertausch von Putin und Medwedjew habe sie vorausgesagt, dass der nominelle Ministerpräsident Putin weiter die Dinge bestimmen werde. Wegen der Verschlechterung der Beziehungen seit Putins Rückkehr ins Präsidentenamt will sie den Kredit für diese Prophezeiung einstreichen. Die ausführlich geschilderte vorübergehende Entspannung unter Medwedjew möchte sie trotzdem als Erfolg verbuchen - müsste sie sich dann aber nach ihrer eigenen Logik nicht bei Putin bedanken? Im Weg steht solcher Großzügigkeit das primitive Psychogramm des "harten Mannes", der besonders harte Entscheidungen nötig mache, zu dessen Illustration vor allem Putins Handlungen in der Ukraine-Krise herhalten müssen.

Obwohl Frau Clinton für die Obama-Regierung in Anspruch nimmt, schon seit Jahren durch die Stärkung der Nato im Zusammenwirken mit Polen vorbeugenden Widerstand gegen die "Machenschaften" Putins geleistet zu haben, behauptet sie, dass der Ausbau des einstigen antisowjetischen Bündnisses seit 1989 die russischen Sicherheitsinteressen nicht berühre. Bizarrerweise führt sie als Kronzeugen dafür die europäischen Staatsmänner an, "die ihre Dankbarkeit für die Mitgliedschaft in der Nato zum Ausdruck bringen".

Putin erzählte ihr eine erschütternde Geschichte. Während der Belagerung Leningrads sei seine Mutter schon als tot aufgegeben worden. Sein Vater habe sie an ihren Schuhen erkannt und aus dem Leichenberg herausgezogen. Gemäß dieser Geschichte wäre Wladimir Putin also wegen der deutschen Besetzung Russlands beinahe nicht geboren worden. Für Hillary Clinton dient dieses Trauma nur dazu, den harten Verhandlungsstil Putins pathologisch zu erklären. Man könne mit Putin gar nicht verhandeln: Diese Warnung soll Frau Clintons Vermächtnis an Obama beim Ausscheiden aus dem Amt gewesen sein. Im Weißen Haus sei diese "harsche Analyse" nicht auf ungeteilten Beifall gestoßen. Putin verstehe nur die Sprache der Stärke: Berauscht von der eigenen Härte, bemerkte die scheidende Außenministerin nicht, dass sie mit diesem Urteil die Bankrotterklärung der amerikanischen Diplomatie unterzeichnete.

PATRICK BAHNERS

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