Der Dresdener Althistoriker Martin Jehne untersucht in seinem Buch acht Entscheidungen Julius Caesars: seine Weigerung gegenüber Sulla, sich scheiden zu lassen, seine Bewerbung um das Amt des Pontifex Maximus 63 v. Chr., seinen Verzicht auf einen Triumph 60 v.Chr. zugunsten der Bewerbung um das
Konsulat, das Eingreifen in Gallien ab 58 v. Chr., die Eröffnung des Bürgerkriegs 49 v. Chr., die…mehrDer Dresdener Althistoriker Martin Jehne untersucht in seinem Buch acht Entscheidungen Julius Caesars: seine Weigerung gegenüber Sulla, sich scheiden zu lassen, seine Bewerbung um das Amt des Pontifex Maximus 63 v. Chr., seinen Verzicht auf einen Triumph 60 v.Chr. zugunsten der Bewerbung um das Konsulat, das Eingreifen in Gallien ab 58 v. Chr., die Eröffnung des Bürgerkriegs 49 v. Chr., die Verfolgung des Pompeius statt dessen restlicher Heeresteile nach der Schlacht bei Pharsalos 48 v. Chr., die anschließende Einmischung in den ägyptischen Thronstreit sowie den Verzicht auf eine Leibwache 44 Chr.
Jehne kommt dabei zu dem Ergebnis, dass der historische Prozess im Sinne des langfristigen großen Trends aufgrund struktureller und letztlich systemimmanent unlösbarer Probleme und Zielkonflikte autonom – also unabhängig vom Verhalten Einzelner und damit auch Caesars – auf die Ablösung der Republik durch die Monarchie zulief. Das Handeln des Individuums Caesar habe diesen Prozess allerdings beschleunigt, wobei er sich immer wieder in bemerkenswerter Weise über die kleinen Sachzwänge im Sinne gesellschaftlich vermittelter Verhaltensvorgaben und Präferenzstrukturen hinweggesetzt habe, was Jehne vor allem auf Caesars überdurchschnittlichen Ehrgeiz und sein unerschütterliches Selbstvertrauen zurückführt.
Dies alles vermittelt Jehne in lockerer Sprache und ohne Fußnoten, was insofern naheliegt, als Jehne keine neuen Fakten, sondern eine essayistische Interpretation bekannter Vorgänge präsentiert. Dabei nimmt er zur Erläuterung immer wieder Bezug auf Beispiele aus der Belletristik von Isaac Asimov bis Dashiell Hammett, beklagt die mangelnde Diskussionskultur in der deutschen Politik, erklärt den Unterschied zwischen Problemerkenntnis und -lösung anhand der deutschen Kranken- und Rentenversicherung und das römische Patronagesystem mit Bezug auf das Wirken von Kurt und Ingrid Biedenkopf in Sachsen.Ob man solche Vergleiche immer für gelungen hält, bleibt letztlich Ansichtssache, jedenfalls handelt es sich um ein gut lesbares und sehr anregendes Buch, das Lust darauf macht, bei den am Ende des Bandes versammelten Literaturempfehlungen gleich weiterzulesen.