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Looking back not only at his own much younger self, but also at the other writers who shared Paris with him - James Joyce, Wyndham Lewis, Scott and Zelda Fitzgerald - he recalls the time when, poor, happy and writing in cafes, he discovered his vocation.

Produktbeschreibung
Looking back not only at his own much younger self, but also at the other writers who shared Paris with him - James Joyce, Wyndham Lewis, Scott and Zelda Fitzgerald - he recalls the time when, poor, happy and writing in cafes, he discovered his vocation.
Autorenporträt
Ernest Hemingway
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2009

Wie gut, dass du betrunken bist
Hemingways „A Moveable Feast” in einer erweiterten Fassung
Wer jemals Ernest Hemingways Erinnerungen an seine Jahre in Paris gelesen hat, dem wird diese Szene im Gedächtnis geblieben sein: Scott Fitzgerald bittet den Kollegen, nachzuschauen und ihm die Wahrheit zu sagen: War sein Penis tatsächlich zu klein? Fitzgeralds später in einer psychiatrischen Klinik gestorbene Frau hatte ihrem Mann diesen unerfreulichen Vorwurf gemacht, und Hemingway wusste auch gleich, warum: Um ihn außer Gefecht zu setzen.
Der Autor von „The sun also rises”, einem Roman auch über die Impotenz seines Helden, zweifelte keinen Moment daran, dass Fitzgerald voll funktionstüchtig war und die Bemerkung seiner Frau nur dazu diente, ihre Macht über ihn auszuweiten. Nachdem er das fragliche Körperteil in der Toilette eines Cafés begutachtet hatte, führte er dessen Besitzer in den Louvre und wies ihn auf die Statuen nackter Männer hin. All das sehe genauso aus wie bei ihm. Kein Grund zur Sorge also, wenngleich Hemingway einräumen musste, dass der schlaffe Zustand letzten Endes nicht entscheidend ist.
Auch in der um zehn Stücke erweiterten und neu angeordneten Ausgabe von „A Moveable Feast” gehören die Passagen über Scott und Zelda zu den eindringlichsten. Hemingway hat ein gutes Gespür für das selbstzerstörerische Potential dieser Beziehung. Während der Niederschrift selbst von Alkoholismus und zahlreichen anderen Krankheiten gezeichnet, weiß er die auch von Konkurrenz geprägte Beziehung prägnant darzustellen: „Scott was being the good cheerful host and Zelda looked at him and she smiled happily with her eyes and her mouth too as he drank the wine. I learned to know that smile very well. It meant she knew Scott would not be able to write.”In Annemarie Horschitz-Horsts „autorisierter Übersetzung” der 1964 von Hemingways vierter Frau besorgten Ausgabe („Paris. Ein Fest fürs Leben”)lautet die Passage: „Scott spielte den gutgelaunten Gastgeber, und als er Wein trank, blickte Zelda ihn an und lächelte glücklich mit den Augen und auch mit dem Mund. Dieses Lächeln lernte ich nur zu gut kennen. Es bedeutete, dass sie wusste, Scott werde nicht zum Arbeiten fähig sein.”
In den Fitzgerald-Episoden spielt der Alkohol eine tragende Rolle, und es ist erstaunlich, wie nüchtern Hemingway Fitzgeralds Hang zum Vollrausch beschreibt, ganz so, als hätte er die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums nie am eigenen Leib erfahren, als wäre sein 1940 gestorbener Freund der Patient und er selbst nichts weiter als der kühl analysierende Arzt. Es ist, als hätte Hemingway einen Panzer um seine eigene Person gelegt. Schon Mitte der 30er Jahre, als Fitzgerald in einer Reihe von Essays offen über seine schwere Depression sprach, verwahrte sich Hemingway gegen eine solche, wie er meinte, Zur-Schau-Stellung. Eine dunkle Seite, meinte er, trage schließlich jeder in sich. Darüber lohne nicht zu reden, vielmehr gelte es, diese männlich zu unterdrücken.
Nie kam dem Vielschreiber Hemingway die Idee, dass eine offene Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen – nicht die durch und durch sublimierte Auseinandersetzung der Fiktion – das eigene Leiden lindern könne. Auch ihn begleiteten Schlafstörungen, Depressionen und selbst Paranoia jahrzehntelang. Gut nachvollziehen lässt sich diese Parallelität nun in Scott Donaldsons Essaysammlung „Fitzgerald & Hemingway”.
Linderung, für Momente zumindest, scheint Hemingway gegen Ende seines Lebens die Arbeit an „A Moveable Feast” verschafft zu haben. Das Paris der 20er Jahre ist hier ins goldene Licht der Nostalgie getaucht, und als Leser taucht man gerne mit ein in die Erinnerungen an Nachmittage in Cafés, an die Lichter auf den Boulevards, die Gerüche dort, an Rennen in Auteuil, ans Skifahren und an Boxkämpfe. Auch berichtet der Autobiograph von Begegnungen mit Joyce, mit Ezra Pound und natürlich auch von seinem anfangs freundlichen, schließlich feindlichen Verhältnis zu Gertrude Stein.
Stein habe nicht über Joyce reden wollen, schreibt er, und wer in ihrer Gegenwart zweimal seinen Namen erwähnt habe, sei nicht mehr in die berühmte Rue des Fleurus eingeladen worden: „It was like mentioning one general favorably to another general.” Hier tritt neben Hemingways Beschreibungskunst auch sein viel zu selten genutztes satirisches Talent zum Vorschein. Sein Hang zu Besserwisserei und Arroganz allerdings macht sich hin und wieder ebenfalls bemerkbar. Allzu früh wurde auch Hemingway zu einem General, der keinen zweiten neben sich dulden mochte. Doch die Wehmut über das ferne, verlorene Land der Jugend, über jene Jahre, in denen er in Frankreich zum Schriftsteller wurde (und seine bis auf das Paris-Buch mit Abstand besten Werke verfasste), lässt den Haudrauf-Hemingway in milderem Licht erscheinen. So lohnt eine (Wieder-)Lektüre, gerade der erweiterten Originalfassung, sehr.TOBIAS LEHMKUHL
ERNEST HEMINGWAY: A Moveable Feast. The Restored Edition. Scribner, New York 2009. 240 Seiten, ca. 16 Euro.
SCOTT DONALDSON: Fitzgerald & Hemingway. Works and Days. Columbia University Press, New York 2009. 512 Seiten, ca. 26 Euro.
Auch ihn begleiteten Schlafstörungen, Depressionen und Paranoia jahrzehntelang
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Reading A Moveable Feast is a little like sitting down to a banquet with a host of bohemian luminaries Observer