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2 Kundenbewertungen

« - dieses Buch verdient den Titel voll und ganz.» Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen - indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Hier entstanden die ersten Hochkulturen und alle drei monotheistischen Weltreligionen; ein Reichtum an Gütern, Kultur und Wissen, der das Alte Europa seit jeher sehnsüchtig nach Osten blicken ließ. Frankopan erzählt von Alexander dem Großen, der Babylon zur Hauptstadt seines neuen Weltreichs machen wollte; von Seide, Porzellan und Techniken wie der Papierherstellung, die über die Handelswege der Region…mehr

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Produktbeschreibung
« - dieses Buch verdient den Titel voll und ganz.» Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen - indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Hier entstanden die ersten Hochkulturen und alle drei monotheistischen Weltreligionen; ein Reichtum an Gütern, Kultur und Wissen, der das Alte Europa seit jeher sehnsüchtig nach Osten blicken ließ. Frankopan erzählt von Alexander dem Großen, der Babylon zur Hauptstadt seines neuen Weltreichs machen wollte; von Seide, Porzellan und Techniken wie der Papierherstellung, die über die Handelswege der Region Verbreitung fanden; vom Sklavenhandel mit der islamischen Welt, der Venedig im Mittelalter zum Aufstieg verhalf; von islamischen Gelehrten, die das antike Kulturerbe pflegten, lange bevor Europa die Renaissance erlebte; von der Erschließung der Rohstoffe im 19. Jahrhundert bis hin zum Nahostkonflikt. Schließlich erklärt Frankopan, warum sich die Weltpolitik noch heute in Staaten wie Syrien, Afghanistan und Irak entscheidet. Peter Frankopan schlägt einen weiten Bogen, und das nicht nur zeitlich: Er rückt zwei Welten zusammen, Orient und Okzident, die historisch viel enger miteinander verbunden sind, als wir glauben. Ein so fundiertes wie packend erzähltes Geschichtswerk, das wahrhaft die Augen öffnet.

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Autorenporträt
Peter Frankopan, geboren 1971, ist Professor für Globalgeschichte an der Universität Oxford und zählt zu den profiliertesten Historikern unserer Zeit. Sein Buch «Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt» (2016) verkaufte sich weltweit mehr als zwei Millionen Mal und stand auch in Deutschland lange auf der «Spiegel»-Bestsellerliste. 2019 erschien «Die neuen Seidenstraßen», das ebenfalls viel diskutiert und zu einem die Debatte prägenden Bestseller wurde - «ein Weckruf», wie der «Tagesspiegel» schrieb. Peter Frankopan bezieht in der internationalen Presse («New York Times», «Guardian», «China Daily» u.a.) regelmäßig Stellung zu aktuellen weltund geopolitischen Fragen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2016

Fasziniert von Macht und Opulenz
Proportionsproblem: Peter Frankopan wagt sich an eine neue Geschichte der Welt

Manchmal halten Bücher mehr, als sie versprechen. Oft ist es umgekehrt. Bei Peter Frankopans "Licht aus dem Osten", im vorigen Jahr als "The Silk Roads" erschienen, könnten Anspruch und Erwartung nicht höher sein. Historiker, an ihre Quellen gekettet und deshalb in den Höhenflügen der Spekulation gebremst, haben Mühe genug, auf kleinen Gebieten mit wirklich Neuem aufzuwarten. Und nun eine neue Geschichte der ganzen Welt! Die erste Reaktion auf ein solches Unternehmen changiert zwischen Sympathie für das Wagnis und Verdacht auf Großmäuligkeit. Leider bestätigen sich rasch die Zweifel.

Zunächst eine Lanze für dieses Buch von mehr als siebenhundert Seiten Nettotext, dazu reichlichen Anmerkungen, die eine außerordentliche Belesenheit des Autors in vielen Sprachen unter Beweis stellen. Peter Frankopan ist Gräzist und Historiker des langen Übergangs von der Antike zum Mittelalter, besonders im östlichen Mittelmeerraum. Er hat ein Buch über den Ersten Kreuzzug veröffentlicht und leitet in Oxford das Zentrum für Byzantinische Studien. Mit der älteren Geschichte jener namenlosen Region, die westlich an der marokkanischen Atlantikküste beginnt und östlich an der heutigen Grenze Chinas endet, ist er tief vertraut.

Das "lange", etwa um das Jahr 600 beginnende Mittelalter zu entprovinzialisieren, verdient jede Unterstützung. Zum Mittelalter gehört mehr als Klöster, Kathedralen und Kaiser. Die Länder nördlich der Alpen waren kein Zentrum, das alles beherrschte und an dem sich die Welt orientierte. Ein volleres Bild des mittelalterlichen Jahrtausends muss viel mehr umfassen: die Entstehung des Islams und die arabische Expansion nach Nordafrika, Spanien und Sizilien, nach Iran und Zentralasien, die Metamorphosen des byzantinischen Reiches, die Aktivitäten der norditalienischen Seerepubliken im östlichen Mittelmeerraum, die Kreuzzüge, den Aufstieg von Seldschuken und Osmanen, das mongolische Weltreich.

Dazu gehören auch die arabische und jüdische Gelehrsamkeit, die Überlieferung und teilweise Weiterführung griechischen Wissens durch arabische Autoren, die islamische Architektur von Samarkand bis Córdoba oder die einflussreichen Berichte von Fernreisenden wie Marco Polo und Ibn Battuta.

Peter Frankopan ist nicht der erste, der ein solch "globales" Bild des Mittelalters entwirft. Geographisch noch weiter ausholend, systematischer und auf mindestens demselben wissenschaftlichen Niveau hat dies bereits 2010 eine Gruppe von Autoren unter der Herausgeberschaft von Johannes Fried und Ernst-Dieter Hehl im dritten Band der "Weltgeschichte" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft getan. Frankopan nutzt die größere Dispositionsfreiheit des Einzelautors, um in den ersten zehn seiner fünfundzwanzig Kapitel detail- und anekdotenreich eine Geschichte jenes Raumes zu erzählen, dessen Kohärenz zunehmend durch den Islam gestiftet wurde.

Das gelingt dort besonders gut, wo die kleinschrittige Ereignisgeschichte verlassen wird und es um Handelsbeziehungen oder die strukturellen Grundlagen von Reichen geht. Besonders fasziniert ist der Autor von Macht und Opulenz. Er zeigt immer wieder, dass die Sphäre der lateinischen Christenheit bis ins "hohe" Mittelalter hinein eher Peripherie als Mittelpunkt war; sogar die den Europäern noch immer angekreideten Kreuzzüge endeten in Rückzug und Blamage. Kultur interessiert ihn erstaunlich wenig, und der Titel der Übersetzung ist ein täuschender Missgriff. Zum alten geschichtsphilosophischen Topos "Ex oriente lux" hat das Buch nichts zu sagen.

Anders als sein umsichtigerer Vorgänger Edward Gibbon, dessen "Decline and Fall of the Roman Empire" (1776-89) ebenfalls eine Art von mediterran zentrierter Gesamtgeschichte Eurasiens bis zum Ende Ostroms 1453 ist, beschränkt sich Frankopan nicht darauf, Wirkungszusammenhänge innerhalb eines umgrenzbaren historischen Kraftfeldes zu untersuchen. Er ist - wie heute viele amerikanische und britische Globalhistoriker - obsessiv auf die Frage nach dem Sitz von "Weltmacht" fixiert.

Deshalb treibt es ihn über die Region, um die es ihm eigentlich geht und gehen sollte, hinaus und in eine vollkommen konventionelle und intellektuell reizlose allgemeine Weltgeschichte hinein. Sie füllt die letzten zwei Drittel des Bandes. Nichts daran ist der Sache nach neu, und ein geschichtstheoretisches Konzept ist nicht zu erkennen. Statt konzentriert der sich immerfort ändernden Rolle der Region "Mittlerer Osten und Innerasien" innerhalb neuzeitlicher Globalzusammenhänge nachzuspüren, eilt Frankopan als allwissender Erzähler durch die Standardthemen der Weltgeschichte von Kolumbus bis George W. Bush.

All dies lässt sich anderswo besser nachlesen. Die Proportionen stimmen nicht mehr. Sieben Seiten über den Hitler-Stalin-Pakt, fast nichts über Roosevelts New Deal, nur eine beiläufige Erwähnung Mao Tse-tungs und kein Wort über Australien: als "neue Geschichte der Welt" kann das nicht überzeugen. Auch verengt sich der Blickwinkel völlig auf Politik- und Militärgeschichte. Von Wirtschaft, Kultur und gesellschaftlichen Veränderungen ist in den Neuzeitkapiteln so gut wie keine Rede mehr.

Kaum glaublich, wie naiv ein Historiker, der so überzeugend ein "abendländisch" verengtes Mittelalterverständnis korrigiert, für die Neuzeit verblichene "Rise of Europe"-Klischees wiederbelebt. Schon als es um die Entdeckung der Seewege nach Amerika und Indien geht, zieht Frankopan alle Register des Historienkitschs: "Die Morgendämmerung rückte Europa in den Mittelpunkt, hüllte es in goldenes Licht und bescherte ihm gleich mehrere Goldene Zeitalter hintereinander."

Die chronologische Erzählung endet mit der amerikanischen Invasion Afghanistans und des Iraks nach dem 11. September 2001. Ganz unvermittelt folgt dann eine Schlussbetrachtung, in der dem postsowjetischen Zentralasien (von dem bis dahin kaum etwas zu lesen war) ebenso wie den Golf-Emiraten ein glanzvoller Wiederaufstieg prophezeit wird. Die Belege dafür bleiben buchstäblich an der Oberfläche: amerikanische Campus-Gründungen am Persischen Golf, ein Norman-Foster-Bauwerk in Kasachstan, ein Güterzug vom chinesischen Chongqing nach Duisburg, chinesische Konfuzius-Institute überall.

Bis zu diesem Punkt kam China wenig vor. Nun gipfelt die Neue Weltgeschichte plötzlich in Begeisterung für Xi Jinpings asiatische Hegemonialpolitik im propagandistischen Zeichen einer erneuerten "Seidenstraße". Was die semi-kolonisierten Zentralasiaten davon halten, erfahren wir nicht. Man fragt sich, wie ein solch langer historischer Anlauf eine derart dürftige Gegenwartsanalyse zeitigen kann.

JÜRGEN OSTERHAMMEL

Peter Frankopan: "Licht aus dem Osten". Eine neue Geschichte der Welt.

Aus dem Englischen

von Michael Bayer und

Norbert Juraschitz. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 940 S., geb., 39,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Urs Hafner geht sehr beunruhigt aus der Lektüre von Peter Frankopans Weltgeschichte hervor. "Mitreißend erzählt", auf breiter Quellenbasis und überzeugend in der Argumentation, widerlegt ihm der Autor den Topos des Gegensatzes zwischen Ost und West und erklärt den Eurozentrismus zur beschränkten Perspektive. Das die Wiege von Kultur, Schrift und Recht im Osten stand, daran hat Hafner nach dem Lesen keinen Zweifel mehr. Und wo die legitimen Erben der Zivilisationsgeschichte und die künftigen Weltmachtzentren liegen, weiß er nun auch, in Usbekistan, Kirgistan, Russland und China. Ein Buch, das den Blick verändert, meint Hafner, mit dem sich die Gegenwart ein bisschen besser begreifen lässt, auch wenn die Realität darin notwendigerweise vereinfacht wird und es methodisch eher traditionalistisch daherkomme. Nur der Schluss, in dem Frankopan "provokativ genüsslich" den Aufstieg des Ostens und Abstieg des Westens vorhersagt, lässt Hafner ratlos zurück, weil der Autor die Folgen der Machtverschiebung hin zu autokratischen Regimen zu wenig reflektiert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2016

Die Seidenstraßen in die Gegenwart
„Das Zeitalter des Westens ist an einem Scheideweg angelangt“: Der britische Historiker
Peter Frankopan schreibt eine kühne, unterhaltsam provokante „Neue Geschichte der Welt“
VON STEFAN WEIDNER
Die Zeit der Weltgeschichten bricht wieder an – und was für welcher! Diesmal sind es echte Weltgeschichten, so wenig eurozentristisch, wie es bei Darstellungen, die für europäisches Publikum geschrieben werden, überhaupt möglich ist; zudem solche, die wieder Geschichten erzählen, Meisterwerke der Darstellung. Unter diesen – nennen wir Wolfgang Reinhards „Unterwerfung der Welt“, die mehrbändige „Geschichte der Welt“, die von Jürgen Osterhammel und Akira Iriye herausgegeben wird, oder die neukonzipierte „Fischer Weltgeschichte“ – ragt an Prägnanz, erzählerischer Verve und Kühnheit in der Auswahl und Interpretation des Materials eine englische heraus, „Licht aus dem Osten“ des 1971 geborenen Peter Frankopan, der in Oxford das Zentrum für byzantinische Studien leitet.
  Nicht mehr als 520 Seiten hat der Fließtext im englischen Original, und dieser Platzmangel tut dem historischen Denken gut. Es bleibt gar nichts anderes übrig, als, wie Nietzsche forderte, „nur aus der höchsten Kraft der Gegenwart das Vergangene zu deuten“. Den roten Faden bildet die Wirtschaftsgeschichte, was im deutschen Titel verloren geht – das Original heißt „The Silk Roads“. Auf den Wegen, auf denen einst die Seide von China nach Europa gelangte, findet Frankopan das Urbild für die Hexenküche, in der die Geschichte gemacht wird – wer sie kontrolliert, der beherrscht die Welt. Aus den Karawanenstraßen wurden Schifffahrtswege, Flugrouten, Datenströme; aus der Seide wurden Sklaven, Pelze, Baumwolle, Öl und schließlich Brainpower und seltene Erden, aber Licht (und Dunkel) kommen stets aus dem Osten. Am Ende des bis 2015 reichenden Textes heißt es: „Das Zeitalter des Westens ist an einem Scheideweg angelangt, wenn nicht gar an seinem Ende.“ Die Gründe dafür kann Frankopan klar benennen: Dem Westen habe der Blick für das Ganze der Geschichte gefehlt, „für das große Bild, die breiten Themen und die groben Muster.“
  Über weite Teile des Buches gelingt es Frankopan, dieses „große Bild“ nachzureichen. Er macht den europäischen Lesern unmissverständlich klar, dass ihr Kontinent die meiste Zeit nur der Wurmfortsatz Asiens gewesen ist, während Kultur und Zivilisation zwischen China und Syrien zu finden waren. Nur im Osten gab es für Alexander den Großen Ruhm und Reichtum zu gewinnen. Für Rom war nördlich der Alpen kaum etwas zu holen im Vergleich zu den Schätzen, die in Asien warteten. Daher wundert es nicht, dass die günstiger gelegenen Machtzentren der Perser und Muslime ihren europäischen Konkurrenten lange Zeit überlegen waren.
  Frankopans Akzentverschiebung nach Osten betrifft in Gestalt des Christentums auch den Kern des europäischen Selbstverständnisses: „Tatsächlich war die frühe Christenheit in jeder Beziehung östlich (. . . ), ihre Geschichten waren von den Wüsten, Hochwassern, Dürreperioden und Hungersnöten geprägt, die man in Europa gar nicht kannte.“ Die Ausbreitung von Buddhismus, Christentum, Islam und Zoroastrismus vollzog sich, wie die entsprechende Karte dann sichtbar macht, auf denselben Routen, die auch der Handel nahm, fast nie mit dem Schwert, oft hingegen mithilfe von Kaufleuten. Frankopan beherrscht die Kunst der Illustration durch schlagende Beispiele – in diesem Fall der Hinweis, dass der Heiligenschein in der religiösen Kunst von Christen, Buddhisten, Zoroastern und Hinduisten gleichermaßen vorkommt.
  Ohne Rivalitäten und Konflikte auszublenden macht der Autor darauf aufmerksam, dass lang anhaltende Kriege wie in Europa auf der Seidenstraße die Ausnahme waren, von den Mongolenstürmen vielleicht abgesehen. Kaum hatten die christlichen Ritterheere das Heilige Land erobert, blühte auch der Handel mit den Muslimen wieder auf. So packend Frankopan zu erzählen weiß, nie dramatisiert er. Meisterlich ist das Kapitel über die große Pest um 1350. In Pelzen und Fellen, die auf der Seidenstraße gehandelt wurden, hatte sich der Floh eingenistet, der das Pestbakterium überträgt. Umstandslos werden die biologischen Zusammenhänge erklärt, die man immer schon kennenlernen wollte und die doch in kaum einer Darstellung sonst auftauchen. Nach der Schilderung, wie ein Drittel der europäischen Bevölkerung hinweggerafft wurde, erläutert Frankopan, wie gerade dieser Umstand zu einem Wirtschaftsaufschwung führte. Die knapper gewordene Arbeitskraft wurde besser bezahlt, die Ernährungslage und Gesundheit der Bevölkerung stabilisierte sich, Europa nahm endlich an Fahrt auf.
  Dann machten die Seewege die Weltgeschichte. Mit der Entdeckung Amerikas rückt Europa von der Peripherie in die Mitte der Welt. Während die Indios fast ausgerottet wurden und Spanien am neuen Reichtum bald erstickte, sorgten die Umwälzungen bei denen, die zunächst ausgebootet zu sein schienen, für ein Erwachen: Bei den sich von Spanien lösenden Niederlanden und den aus ihrem Inselschlaf geweckten Briten. Mit immer schnelleren Schiffen erlangten sie eine Seehoheit, gegen die schließlich auch Spanier und Portugiesen machtlos waren. Nun aber wurden die permanenten europäischen Erbstreitigkeiten zu einem Problem mit globalen Konsequenzen, die im Lauf der Zeit zu einer tiefen Entfremdung zwischen Europa und dem Rest der Welt führten: „Europäische Bettgeschichten (. . . ) konnten Tausende Kilometer entfernt günstige oder schlimme Folgen haben.“
  Frankopan weist darauf hin, dass mit dem Gold aus Amerika vor allem der Handel mit Asien bezahlt wurde und schließlich seine Eroberung; gut nachvollziehbar an der Geschichte der East India Company, deren Handelsprivileg mit Indien ursprünglich dazu diente, die kostspieligen Investitionen in den Fernhandel zu schützen, bis sich die Company in eine Art privatwirtschaftliche Militärverwaltung verwandelte, für die außer Macht und Profit keine Gesetze galten. Als die Eroberung Bengalens zu einer Hungersnot mit bis zu einer Million Toten führte, verteidigte sich der Verantwortliche mit einem Argument, das uns seit der Bankenkrise vertraut vorkommt: „Seine Aufgabe sei es gewesen, die Interessen der Aktionäre und nicht die der Lokalbevölkerung zu schützen.“
  Solche Anekdoten sind das Schmieröl des Buchs und dürften auch die Leser ködern, die seriösen historischen Darstellungen ansonsten abhold sind. In manchen Fällen schießt Frankopan freilich über das Ziel hinaus. In der Passage über die Blütezeit des Mogulreiches wird erzählt, wie sich die Mogulherrscher an ihren Geburtstagen in Gold aufwiegen ließen: „Dies war nicht gerade ein Anreiz, sich um eine schlanke Linie zu bemühen.“ Über diesem Scherz vergisst der Autor leider den entscheidenden Punkt, nämlich dass dieses Gold nicht für den gewogenen Herrscher bestimmt war, sondern als Almosen verteilt wurde. Je mehr er zugenommen hatte, desto mehr musste er auch abgeben.
  Andererseits erscheint vieles, was man vorher nur verschwommen ahnte, in Frankopans weltgeschichtlichem Destillat glasklar: Der Krieg ist der Vater aller Dinge, besonders aber der Vater der europäischen Überlegenheit über die Welt. Damit stellt Frankopan die Frage, warum Europa den anderen Kulturen so lange voraus war, vom Kopf auf die Füße. Nicht Renaissance oder Aufklärung haben die Europäer so klug gemacht, dass sie irgendwann naturgemäß überlegen waren. Nein, die ständigen innereuropäischen Kriege, angefangen von denen der italienischen Stadtstaaten bis zu den Erbstreitigkeiten der Kaiser und Könige zwangen zu einer schnellen Entwicklung der militärischen Technik, Taktik und Organisation. Zugleich führte der permanente innereuropäische Kriegszustand zu intensiven theoretischen Anstrengungen, etwa bei Hobbes und Kant, um mithilfe des Geistes und der Moral vielleicht doch einen Weg zu finden, den Krieg aller gegen alle zu beenden.
  Die aus gegenwärtiger Perspektive höchst provokante Pointe folgt. Es stellt sich nämlich heraus, dass der Entwicklungsrückstand der islamischen Welt, der sich gegenüber Europa im Lauf der Zeit ergeben hat, das Resultat ihres vergleichsweise reibungsloseren, friedlicheren, besseren Funktionierens gewesen ist. Und so redet sich Europa und der Westen seit jeher die eigene Geschichte schön: „Typisch hierfür war die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union im Jahr 2012: Wie wunderbar, dass Europa, das jahrhundertelang nicht nur auf seinem eigenen Kontinent, sondern in der ganzen Welt beinahe ständig Krieg geführt hat, es nun geschafft hatte, seit mehreren Jahrzehnten jede bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden. (. . . ) In Wirklichkeit war das Schweigen der Kanonen wohl eher der Tatsache geschuldet, dass es nichts mehr gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte – und weniger der Voraussicht einer Reihe angeblich brillanter Friedensstifter im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert oder den Wundertaten einer schwerfälligen Organisation europäischer Staaten.“
  Da es sich um eine Geschichte am Leitfaden der Wirtschaft handelt, entgeht Frankopan auch ein anderes wichtiges Detail nicht: Die Erbregelungen etwa der Scharia waren für ihre Zeit entschieden egalitärer und sozialer als die im christlichen Europa, wo das Erbe allein an den ältesten Sohn fiel. Die ungleiche Akkumulation von Reichtum bewirkte, dass viel überflüssiges Kapital als Spielgeld für riskante (also oft verrückte, doch zuweilen auch innovative) Investitionen zur Verfügung stand. Es war dieses Spielgeld, das den Fernhandelsgesellschaften wie der East India Company und damit der ökonomisch-militärischen Eroberung der Welt Vorschub leistete.
  Es gelingt Frankopan, auch scheinbar abwegige Quellen in seinen Bericht einzubauen. Die kurioseste, die wir gefunden haben, bezieht sich auf ein deutsches WAS-IST-WAS-Heft zum Thema Fußball, und es dient dazu, die ungetrübte Stimmung des Sommers von 1914 zu beschreiben, als Fürth ausgerechnet mit einem englischen Trainer zum ersten Mal deutscher Fußballmeister wurde. Der Erste Weltkrieg, wie mittlerweile Konsens, war auch für Frankopan der Anfang vom Ende der Kolonialreiche. Vom größten Gläubiger der Welt hatte sich Großbritannien binnen vier Jahren in den größten Schuldner verwandelt.
  Frankopan ist neben allem schriftstellerischen Geschick und aller Raffinesse in der Auswahl des Materials auch ein sehr mutiger Autor. Er redet niemandem nach dem Mund, am wenigsten dem eigenen Publikum. Die britische Arroganz im Umgang mit Indern und Persern, die desaströse Palästinapolitik, die im mitleidlosen Umgang mit jüdischen Flüchtlingsschiffen gipfelte, Frankopan benennt sie unmissverständlich. Ausführlich wird der britisch-amerikanische Coup gegen den demokratisch gewählten iranischen Ministerpräsidenten Mossadegh referiert, einer der Momente, die den Nahen Osten in die Schieflage brachten, die nun Europa zu zersprengen droht – und Großbritannien schon von Europa abgesprengt hat. Ohne die iranische Einmischung in Syrien wäre der Krieg dort womöglich schon zu Ende, die Flüchtlingskrise hätte in diesem Ausmaß nie stattgefunden und die Briten hätten nicht mehrheitlich für den Brexit gestimmt. Zur Gegenwart hin verdichtet sich der Text zu einem unheimlichen kritischen Tremolo.
  Freilich ist der Preis für die Betonung der Aktualität recht hoch. Dass eine Weltgeschichte am roten Faden der Seidenstraße die Entwicklungen in Südamerika auslässt, ist nachzuvollziehen. Nicht jedoch, dass der Name Gandhi kein einziges Mal auftaucht und von der indischen Unabhängigkeit und der für die Muslime so schmerzhaften Teilung des Landes nirgendwo die Rede ist. Da es kaum vorstellbar ist, dass der Autor von sich aus eine solche Auslassung beschlossen hat, muss man wohl den Verlagen die Schuld geben, die den Umfang des Buchs überschaubar halten wollten. Es ist das Fehlen von nicht mehr als fünfzig Seiten, das uns daran hindert, das Buch zu einem Meisterwerk und bereits bei Erscheinen zu einem Klassiker zu erklären. Empfohlen sei es natürlich dennoch, wenngleich mit dem Tipp, die anderen Weltgeschichten dieser Tage nicht völlig außer Acht zu lassen.  
Europäische Erbstreitigkeiten
und Bettgeschichten hatten
fortan globale Konsequenzen
Dieser Autor redete niemandem
nach dem Mund, am wenigsten
dem eigenen Publikum
Am Ende kommen Touristen, auch nach Dunhuang. Die alte Oasenstadt war einst der wichtigste chinesische Knotenpunkt an der Seidenstraße.
Foto:  imago stock&people
Peter Frankopan: Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt. Aus dem Englischen von Michael Bayer und Norbert Juraschitz. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 941 Seiten, 39,95 Euro. E-Book 29,99 Euro.
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Die Zeit der Weltgeschichten bricht wieder an - und was für welcher! Diesmal sind es echte Weltgeschichten ..., zudem solche, die wieder Geschichten erzählen, Meisterwerke der Darstellung. Unter diesen ragt «Licht aus dem Osten» an Prägnanz, erzählerischer Verve und Kühnheit heraus. Süddeutsche Zeitung