Wolf im Schafspelz
Vorab in Kürze, was ist passiert?
Die Völklinger Hütte, inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe, hat sich in den letzten Jahren einen internationalen Ruf als Kultur- und Eventlocation erworben. Genau dort will der aufstrebende, aber durchgeknallte Installationskünstler Paolo Pausini
auf einer groß angelegten Vernissage sein neues Werk präsentieren. Vor den Augen des gesamten…mehrWolf im Schafspelz
Vorab in Kürze, was ist passiert?
Die Völklinger Hütte, inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe, hat sich in den letzten Jahren einen internationalen Ruf als Kultur- und Eventlocation erworben. Genau dort will der aufstrebende, aber durchgeknallte Installationskünstler Paolo Pausini auf einer groß angelegten Vernissage sein neues Werk präsentieren. Vor den Augen des gesamten saarländischen „who is who“ hebt sich der Vorhang und gibt nicht nur den Blick auf das Werk frei, sondern auch auf eine Leiche, die um die Installation herum drapiert war. Unter den Gästen ist auch die junge, neue Leiterin der Saarbrücker Mordkommission, Veronika Hart, die unverzüglich ihre Ermittlungen aufnimmt. Schnell ist das Opfer als Bauunternehmer aus Saarbrücken identifiziert. Genauso schnell ist klar, dass dieser brutal, rücksichtslos und korrupt, aber bis in zu höchsten politischen Kreisen bestens vernetzt war. Das bedeutet ungezählte potentielle Tatmotive und Ermittlungen in einem Minenfeld. Der junge, unerfahrene, aber von sich selbst überzeugte Staatsanwalt ist dabei auch nicht wirklich eine Hilfe. Da ereigenen sich weitere Morde, die allesamt in Verbindung mit prominenten saarländischen Bauvorhaben stehen könnten...
Wie war´s?
Ich war gleich aus drei Gründen neugierig. Zum einen kannte ich die Autorin bislang nicht, zum weiteren war ich als gebürtiger Saarländer gespannt auf den Handlungsort und schließlich liebe ich cosy-crime. Letztere Erwartung wurde allerdings nicht erfüllt. Cover und Kleppentext ließen einen typischen Regionalkrimi erwarten. Tatsächlich hat der Krimi allerdings mehr von einem Psychothriller. Das Erzähltempo ist, unterstützt von vielen kurzen Kapiteln, atemberaubend. Darüber hinaus sind die Tatbeschreibungen seeehr real und brutal ausgefallen, mir definitiv zu drastisch, und es wird viel Sorgfalt auf die Darstellung der Motivationslage des Täters aufgewendet, auch das wäre typisch für einen Psychokrimi. In dem Zusammenhang ist auch bemerkenswert, dass die Protagonisten im Umfeld von Veronika, auch ihre Teammitglieder, ungewöhnlich blass bleiben. Ich denke, dass das genau so gewollt war, um den Duellcharakter zwischen Mörder und Ermittlerin herauszustreichen. Auch hier würde ein cosy-Krimi einen anderen Weg gehen.
Dennoch, die Story ist sorgfältig und logisch konstruiert und führt gezielt auf die Auflösung hin – es wird nicht am Ende ein Täter/Motiv quasi aus dem Hut gezaubert; das hat alles Hand und Fuß. Und, wie gesagt, Tempo und Spannung sind herausragend.
Kleiner Punktabzug für die mir zu brutale Bildsprache – aber ich mag auch keine Filme von Quentin Tarantino.