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Das Leben zweier Ikonen des 20. Jahrhunderts
Berlin 1918: Zwei ehrgeizige junge Frauen träumen von der Bühne und dem aufkommenden Film. Sie sind attraktiv, sehr talentiert und haben ein Gespür dafür, wie man sich inszeniert. Marlene Dietrich gelingt der Durchbruch auf Bühne und Leinwand, dann steigt sie in Amerika zum internationalen Filmstar auf. Die Nationalsozialisten wissen um die Macht der Bilder, und die begabte Regisseurin Leni Riefenstahl liefert ihnen, was gewünscht wird. Überraschend neue Einblicke in die Kultur und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts.

Produktbeschreibung
Das Leben zweier Ikonen des 20. Jahrhunderts

Berlin 1918: Zwei ehrgeizige junge Frauen träumen von der Bühne und dem aufkommenden Film. Sie sind attraktiv, sehr talentiert und haben ein Gespür dafür, wie man sich inszeniert. Marlene Dietrich gelingt der Durchbruch auf Bühne und Leinwand, dann steigt sie in Amerika zum internationalen Filmstar auf. Die Nationalsozialisten wissen um die Macht der Bilder, und die begabte Regisseurin Leni Riefenstahl liefert ihnen, was gewünscht wird. Überraschend neue Einblicke in die Kultur und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Karin Wieland studierte Politische Wissenschaften mit Schwerpunkt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Freien Universität Berlin. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2014

Zwei Frauen,
ein Traum
Zwei Berlinerinnen, fast gleichaltrig, hatten denselben Lebenstraum: Sich durch den Film zu verwirklichen. Beide verdankten den Erfolg einem Mentor. Bei der einen war es der Regisseur Josef von Sternberg, bei der anderen Adolf Hitler. Die eine war Marlene Dietrich; die andere Leni Riefenstahl. Ihren Durchbruch als Filmstar hatte die Dietrich als Lola in Sternbergs Film „Der blaue Engel“ 1930. Die Riefenstahl hingegen reüssierte als Regisseurin. Mit Dokumentarfilmen über Großspektakel des Regimes, die „Bilder einer Dynamik ohne Handlung und einer Magie ohne Aura“ schufen, wurde sie zu der Filmkünstlerin des Nationalsozialismus. Damit erfasste sie das Wesen des Nationalsozialismus kongenial, dessen Ideologie sie bildästhetisch effektsicher umsetzte.
  Der Erfolg von „Der blaue Engel“ führte die Dietrich in die USA. Dort wurde sie ein Weltstar des Films. Die Riefenstahl blieb dem „Dritten Reich“ bis zuletzt verbunden und wurde gleichwohl zu einer bis heute von vielen bewunderten Ikone. Beiden Frauen hat Karin Wieland eine ebenso kritische wie großartige Doppelbiografie gewidmet, die nichts weniger als ein Muster des Genres ist.  JOHANNES WILLMS
    
    
Karin Wieland: Dietrich & Riefenstahl. Die Geschichte zweier Jahrhundertfrauen. dtv, München 2014. 624 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Beiden Frauen hat Karin Wieland eine ebenso kritische wie großartige Doppelbiografie gewidmet, die nichts weniger als ein Muster des Genres ist. Johannes Willms Süddeutsche Zeitung 20140408

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2011

Willensstarke Frauenzimmer mit und ohne Herz

Ganz anders und doch vergleichbar? Eine Doppelbiographie von Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl sucht nach dem Traum von der neuen Frau.

Von Verena Lueken

Was darf von einem Buch erwartet werden, das die Leben zweier der berühmtesten deutschen Frauen mit Geburtsdatum am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in ein und denselben Einband zwängt und im Untertitel heißt: "Der Traum von der neuen Frau"?

Es handelt sich um Marlene Dietrich, geboren am 27. Dezember 1901 in Schöneberg in Berlin, und Leni Riefenstahl, geboren am 22. August 1902 im Wedding, ebenfalls in Berlin. Was verbindet die beiden? Die eine wollte Konzertgeigerin werden und kam über den Tingeltangel zum Film. Entscheidend dafür, dass das klappte, war der Hollywood-Regisseur Josef von Sternberg. Die andere sah sich als Tänzerin, wurde Schauspielerin und Regisseurin. Entscheidend dafür, dass ihr das gelang, war der Bergfilmregisseur Arnold Fanck und später Adolf Hitler. Träumten Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl von derselben neuen Frau? Träumten von ihr auch von Sternberg und Hitler? Braucht ein solcher Traum tatsächlich beide Frauen - die sexuell schillernde, laszive, selbstbewusste, überzeugt demokratisch gesinnte Emigrantin und die selbstverliebte, in ihrer Kunst wie in ihren Überzeugungen und Methoden totalitäre Hitlerfreundin? Was ist das überhaupt für ein Traum? Hatte er Folgen? Und ist irgend einer, der ihn träumte, aus ihm je wieder aufgewacht - geläutert, erleuchtet, wenigstens irritiert?

Das sind die ersten Fragen, die man erwartet, wenn man das Buch von Karin Wieland aufschlägt, und um es gleich zu sagen: keine wird gestellt. Nicht eine Doppel-, sondern eine Parallelbiographie haben wir vor uns, in der sich die Lebensabschnitte der einen mit jener der anderen abwechseln, sich naturgemäß (Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl sind einander nur einmal begegnet und keine legte Wert auf mehr) nicht überschneiden und auch sonst nichts miteinander zu tun haben - jedenfalls nichts, was nicht auch die Biographien weniger berühmter Zeitgenossinnen miteinander teilen: dass sie sich in die brodelnde Moderne stürzten, in der die bisher dominierende Männlichkeit lädiert daniederlag und die Ehe an Reiz verloren hatte; und dass sie mit eisernem Durchsetzungswillen, Disziplin und Körpereinsatz ihre Karrieren machten. Karrieren, die nicht unterschiedlicher sein könnten: die eine in Amerika, die andere in Deutschland, die eine mit allem, was im Land der anderen als dekadent galt, die andere als Günstling Hitlers.

Was wir an Einzelheiten, neu oder nicht so neu, erfahren, ist immens, der Materialreichtum erschlagend. Karin Wieland hat sich in die Archive vertieft, in Tagebücher, Briefe, Biographien, Autobiographien, sie hat das Bundesarchiv und viele andere ebenso durchforstet wie die Marlene Dietrich Collection, sie hat jede Menge zeitgenössische oder rückblickende Literatur und Erinnerungsbände gelesen, unter anderen werden Joseph Roth, Sebastian Haffner und Theodor W. Adorno zitiert, Theater- und Filmkritiken ausgegraben. Fast alles, was sie schreibt, wird penibel belegt. Das ist, so weit es etwa um die (allerdings längst getätigten) Korrekturen an Leni Riefenstahls Selbststilisierung zur auch im nationalsozialistischen Deutschland unabhängigen und von Goebbels nicht gemochten Künstlerin geht, sinnvoll und redlich; in anderen Fällen eher komisch. Wenn Marlene Dietrich gegen Kriegsende mit amerikanischen Truppen in Uniform Richtung Deutschland zieht, heißt es: "Je näher sie Deutschland kam, umso mehr wird sie die Sicherheit der Uniform geschätzt haben." Dazu gibt es eine Anmerkung mit einer Tagebuchnotiz von General George S. Patton ("nach Paul Fussell: ,Uniforms. Why We Are What We Wear'"), der natürlich auch in Uniform und in unmittelbarer Umgebung von Marlene Dietrich unterwegs war und von dem Karin Wieland offenbar vermutet, er habe sich ähnlich gefühlt wie diese. Was für ein Umstand für solch eine schlichte Bemerkung! Und dürften wir hier - in der Doppelbiographie von Dietrich und Riefenstahl, nicht von Dietrich und Patton -, wenn wir schon in den etwa neunhundert Anmerkungen nachblättern, nicht eine Uniformszene mit Leni Riefenstahl erwarten?

Bei anderem nimmt Karin Wieland es dann nicht so genau und verfällt in eine seltsam einfühlende Beschreibung. Über die ganz junge Leni Riefenstahl schreibt sie: "Geht sie allein durch die Straßen, so wartet sie nur darauf, dass der Blick eines Mannes sich auf ihren Schultern, ihren Beinen oder ihrem Mund niederlässt." Dazu gibt es dann keine Anmerkung.

Der Nachlass von Marlene Dietrich liegt in Berlin, der von Leni Riefenstahl ist nicht zugänglich - das sind ungleiche Voraussetzungen. Vor allem, was die Möglichkeit zum Taktlosen angeht. So macht Karin Wieland zwar aus ihrer Abneigung gegenüber Leni Riefenstahl kein Hehl, was die Doppelbiographie an sich schon problematisch macht, aber wirklich verletzend wird sie gegenüber Marlene Dietrich. Und sie scheint es gar nicht zu bemerken. Wie sonst ist es zu verstehen, mit welcher Dokumentenseligkeit Karin Wieland Liebestelegramme, intime Tagebucheinträge, sehnende Briefe oder auch nur Zettelchen von Josef von Sternberg, Erich Maria Remarque, Jean Gabin, Yul Brynner oder auch des Ehemanns Rolf Sieber zitiert? Gerade so, als sei die Tatsache, dass diese ihr zugänglich waren, Grund genug, sie an den Leser zu bringen. Nichts fügen ihre skandalösen Indiskretionen unserem Bild dieser Frau hinzu, nichts lässt sich aus ihnen zum "Traum der neuen Frau" entnehmen, nichts davon stiftet eine Verbindung zu Leni Riefenstahl, auf die wir sechshundert Seiten lang vergeblich warten.

Es gibt keinen einzigen eigenständigen Gedanken in diesem Buch. Keine These zu diesen beiden so unterschiedlichen Künstlerinnen jenseits der banalen Feststellung, dass sie beide Frauen, berühmt und Figuren des zwanzigsten Jahrhunderts waren (und deshalb vorhersehbar anders als die des neunzehnten). Die Filme werden ohne Inspiration nacherzählt, die Stilblüten häufen sich, und am Ende heißt es über Marlene: "Die Kunst hat gesiegt." Und zu Leni: "Der Tod hat sie von der Kunst erlöst." Chiromantikern sei überlassen, ob die Handabdrücke der beiden, mit denen das Buch schließt, mehr zum Traum der neuen Frau zu sagen haben.

Karin Wieland: "Dietrich & Riefenstahl". Der Traum von der neuen Frau.

Carl Hanser Verlag, München 2011. 632 S., geb., 27,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Adam Soboczynski sind Marlene Dietrich und Leni Reifenstahl "Antipoden und Zwillingsschwestern" zugleich, was er daran festmacht, dass sie beide in Berlin aufgewachsen sind und sich als ehrgeizige Schauspielerinnen den Weg nach oben über ihre Affären mit Männern bahnten, die aber auf den entgegengesetzten Seiten der Weltgeschichte landeten. Die eine führte der Ehrgeiz nach Hollywood, die andere an Hitlers Seite. Großartig findet Soboczynski die Doppelbiografie der Berliner Politologin Karin Wieland, die die Lebensläufe der beiden Filmikonen parallel erzählt, ohne sie zueinander in Bezug zu setzen, ohne sie zusammenzuführen und ohne ein Resümee zu ziehen. Soboczynski findet das ganz richtig so, die erzählten Lebensgeschichten sprächen ja für sich.

© Perlentaucher Medien GmbH