16,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Quantenphilosophie ist kein Physikbuch. Es geht um Textquanten bzw. Energiepäckchen, aus denen Steinweg sein Denken komponiert. Das Denken springt von hier nach dort, es ist ruhelos, doch es verzichtet nicht auf Prägnanz und Konsistenz. In Auseinandersetzung mit Kierkegaard, Kafka, Beckett, Duras, Blanchot, Canetti und Hegel, Sontag, Weil, Nietzsche, Benjamin, Heidegger, Lacan, Barthes, Blumenberg, Clément Rosset, Kant und Pessoa stellen Steinwegs Aphorismen, Kurztexte oder Notizen wiederholte Anläufe dar, der Inkonsistenz sämtlicher Realitäten Rechnung zu tragen, und handeln dabei vom…mehr

Produktbeschreibung
Quantenphilosophie ist kein Physikbuch. Es geht um Textquanten bzw. Energiepäckchen, aus denen Steinweg sein Denken komponiert. Das Denken springt von hier nach dort, es ist ruhelos, doch es verzichtet nicht auf Prägnanz und Konsistenz. In Auseinandersetzung mit Kierkegaard, Kafka, Beckett, Duras, Blanchot, Canetti und Hegel, Sontag, Weil, Nietzsche, Benjamin, Heidegger, Lacan, Barthes, Blumenberg, Clément Rosset, Kant und Pessoa stellen Steinwegs Aphorismen, Kurztexte oder Notizen wiederholte Anläufe dar, der Inkonsistenz sämtlicher Realitäten Rechnung zu tragen, und handeln dabei vom Versuch, ihnen in Kunst, Literatur und Philosophie ein Quäntchen Positivität abzugewinnen. Noch wenn sie sich der Vergeblichkeit finaler Seinsversicherung stellen, gewinnen sie ihr eine Art ontologischer Heiterkeit ab; das Glück, dem Formlosen mit Form zu antworten, mit Sprache, von der es heißt, dass sie ein Reflex der alles durchgreifenden Leere sei, um ihr beinahe zu entkommen.
Autorenporträt
Marcus Steinweg, 1971 in Koblenz geboren, ist Philosoph, lebt in Berlin und ist Professor für Kunst und Theorie an der Kunstakademie Karlsruhe. Er arbeitet seit den Neunzigerjahren mit den Künstlern Thomas Hirschhorn und Rosemarie Trockel zusammen und stellt eigenständige philosophische Begriffsdiagramme her. Viele seiner Texte und Vorträge bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Philosophie.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Erhellende Meta-Lektüren" erblickt Rezensent Hemut Mauró in den Essays des Philosophen Marcus Steinweg, der sich Mauŕo zufolge besonders gern an die Texte schwieriger Denker macht: Wittgenstein, Kierkegaard und Nancy, aber auch Kafka und Beckett. Dass Steinweg dabei nicht selbst so schwermütig wird wie seine Vorbilder, verbucht der Rezensent in seiner kurzen Kritik ebenso als Gewinn wie dessen Hang zum Theater und eine "Leidenschaft fürs Offene".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.09.2021

Besser lesen
Marcus Steinweg über schwierige Texte
Wie jeder anständige Philosoph ist Marcus Steinweg ein Suchender. Ein Suchender allerdings, der sein Geschäft etwas weniger schwermütig betreibt als die meisten Kollegen, denen er sein Grübeln widmet. Ludwig Wittgenstein steht ganz oben auf Steinwegs Liste stets lohnender Lektüre, aber auch Samuel Beckett und, beinahe schon als private Vorliebe: Franz Kafka. Steinweg bewundert dessen Kühnheit, das Groteske ernst zu nehmen als Quelle wahrhaftiger Erkenntnis. „Bei Kafka wird nicht gelitten“, heißt die bewundernde Überschrift zu einem der zahlreichen Kurzkapitel, die Steinwegs jüngstes Büchlein „Quantenphilosophie“ ausmacht. Ein- bis zweimal im Jahr liefert der Professor für Kunst und Theorie an der Kunstakademie Karlsruhe solch schmalformatige Bändchen erhellender Meta-Lektüre.
Kafka gehe es darum, „mit den Mitteln der Sprache an ihr Unmögliches zu rühren“, das Pathos des Narzissten zu zerstören, an dem, so kann man sinngemäß ergänzen, sich Wittgenstein noch abarbeitet. Der hat dafür wunderbare Varianten seines Kernsatzes aus dem Tractatus Logicus parat. Wittgenstein, schreibt Steinweg, erwarte von Musik und Dichtung, wie von Kunst überhaupt, dass sie vor dem Unaussprechlichen haltmache – statt Tiefe zu mimen. Für ihn zählten nur Kunstwerke, die zum Unaussprechlichen einen Abstand wahren, statt es gierig hervorzuwühlen. Also das, was man in alter Zeit als Gefühl des Anstands, als Merkmal des Zivilisierten empfand? Dann wäre es im Bezug auf zeitgenössische Kunst unhaltbar. Steinweg setzt deshalb nach mit Wittgensteins zeitloser Begründung: „Wenn man sich nicht bemüht das Unaussprechliche auszusprechen, so geht nichts verloren. Sondern das Unaussprechliche ist – unaussprechlich – in dem Ausgesprochenen enthalten!“
Steinweg unternimmt jedenfalls keine sichtbare Anstrengung, die Kollegen zu erklären und Komplexes unnötig zu vereinfachen. Und doch ermutigt die Beobachtung seines Lesens zu sicherem Verständnis und kreativer Beobachtung. Dabei hilft eine Haltung, die man teilnehmende Distanz nennen könnte, eine nie gelingende, gleichwohl optimistische Annäherung. Zum Beispiel durch einfache Reflexion des Denkprozesses. „Ein bisschen die Kulissen umstellen, wie Foucault es ausdrückt, dürfte Minimalanforderung an jedes Denken sein, das sich seiner Theatralik öffnet, seiner Gestelltheit und Bühnenapparenz“, lautet die verkürzt wiedergegebene Anleitung dazu. Steinwegs Hang zum Theater ist unverkennbar, er liebt miniaturhafte Inszenierungen: „Stell dir eine Schlafende mit zitternden Schläfen vor. Den Kopf auf deinen Arm gedrückt. Die Züge entspannt. Der Atem unhörbar. Träumend überzeugt sie dich davon, dass Nancy recht hat, zu behaupten, dass die Seele niemals schläft.“
Jean-Luc Nancy, von Derrida und Heidegger kommend, auch so ein Liebling Steinwegs, der den Spagat von Phänomenologie und Dekonstruktion zelebriert, so wie Jacques Lacan Philosophie und Psychologie wieder zusammenführt, nachdem seine Vorgänger in mühsamer Anstrengung beides getrennt hatten. Steinweg zieht es magisch in diese Gegenbewegungen. Vielleicht will er nur ein wenig verzaubert werden, vielleicht sucht er auch die Reinheit, einen „Weg aus der Immanenzzone“, den die „Musik als Paradigma der Versuchung“ am ehesten aufzeigt. Darin sieht Steinweg Wittgenstein und Kierkegaard einig. Und Nietzsche, der einer an John Cage gemahnenden Anekdote nach in einem Bordell ans Klavier ging und einen einzigen Ton anschlug – Reinheit oder das Ende der Dialektik? Steinweg zieht es zu Kierkegaard. Die einzig adäquate Existenzform des Denkenden/Liebenden sei die Leidenschaft fürs Offene.
HELMUT MAURÓ
Der Kunstphilosoph
unternimmt keine Anstrengung,
Komplexes zu vereinfachen
Marcus Steinweg:
Quantenphilosophie.
Sachbuch.
Matthes & Seitz,
Berlin 2021.
223 Seiten, 16 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr