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Blick zurück auf die antike Polis. In diesem Buch wird erstmals im Zusammenhang untersucht, wie sich das politische Denken im 20. Jahrhundert im Rückgriff auf aristotelische Denkfiguren erneuert hat - von den frühen Vorlesungen Martin Heideggers über Eric Voegelin, Leo Strauss und Hannah Arendt, Hans-Georg Gadamer, Joachim Ritter und Dolf Sternberger bis zu Alasdair MacIntyre und Martha Nussbaum.

Produktbeschreibung
Blick zurück auf die antike Polis. In diesem Buch wird erstmals im Zusammenhang untersucht, wie sich das politische Denken im 20. Jahrhundert im Rückgriff auf aristotelische Denkfiguren erneuert hat - von den frühen Vorlesungen Martin Heideggers über Eric Voegelin, Leo Strauss und Hannah Arendt, Hans-Georg Gadamer, Joachim Ritter und Dolf Sternberger bis zu Alasdair MacIntyre und Martha Nussbaum.
Autorenporträt
Thomas Gutschker, geb. 1971; 1992-98 Studium der Politischen Wissenschaft, Komparatistik, Romanistik und Philosophie an der Universität Augsburg und an der American University in Washington D.C.; Promotion zum Dr. phil. in Augsburg 2001; Wissenschaftspreis der Augsburger Universitätsstiftung 2001 für die vorliegende Arbeit; seit Frühjahr 2001 politischer Redakteur der FAZ.
Rezensionen
"...Insgesamt liegt hier ein bedeutender Beitrag zur jüngsten Geschichte der politischen Ideen vor, weil es die erste Darstellung der aristotelischen Einflüsse auf das politische Denken der Nachkriegszeit ist..." (Zeitschrift für Politikwissenschaft)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2002

Dicke Exerzitien
Thomas Gutschker über
Aristoteles im 20. Jahrhundert
Philosophiegeschichte ist ein Instrument, mit dem Philosophen das kritisieren können, was sie tun. Philosophiegeschichte erscheint folglich umso überzeugender, je deutlicher ihr instrumenteller Charakter hervortritt und je belangvoller Grundlage und Ziel des Unternehmens wirken. Für eine Dissertation, eine Schrift also, mit der ihr Autor seine Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten beweist, eignet sich das kaum.
Thomas Gutschker hat mit seiner Augsburger Dissertation über einen auffälligen Teil der Aristoteles-Literatur des 20. Jahrhunderts eine sehr umfangreiche Arbeit vorgelegt. Es geht ihm um politische Philosophie und da muss er eine Menge Stoff verarbeiten. Zu viel für eine Doktorarbeit, könnte man meinen. Fülle des Stoffs lässt gemeinhin wenig Platz für die Entwicklung von Thesen übrig, um die es ja in einer Dissertation gehen sollte. Von eigener belangvoller Philosophie ist da noch nicht zu reden. Gutschker zeigt mit seinem Buch, dass er viel gelesen hat und ordentlich mit dem Gelesenen umgegangen ist. Er gliedert seinen umfangreichen Stoff, indem er – nach einer klugen Eröffnung über Aristoteles und Heidegger – acht Monographien vorlegt. Hier präsentiert er Autoren, in deren Werk sich die Politische Philosophie, Aristoteles und eine mal engere, mal weniger enge Bindung zu Heidegger mit eigenwilligen Ansätzen verbinden – oder gerade nicht verbinden. Diese Autoren sind: Eric Voegelin, Leo Strauss, Hannah Arendt, Hans Georg Gadamer, Joachim Ritter, Dolf Sternberger, Alasdair MacIntyre und Martha Nussbaum.
In einer Metzgerei würde man fragen: Hammse’s nicht ein bisschen kleiner? Diese Autoren werden für ihren Umgang mit Aristoteles einerseits und ihre Beiträge zur Politischen Philosophie ihrer Zeit andererseits unterschiedlich benotet – Strauss und Ritter vielleicht etwas naseweis. Arendt und Sternberger schneiden am besten ab. Das höchste Lob indes erhält Heidegger, dem der junge Philosophiehistoriker nachrühmt, im 20. Jahrhundert für Aristoteles das getan zu haben, was „Alexander von Aphrosidias und Thomas von Aquin für ihre Zeit leisteten”. Ein schöner Anfang für die Exerzitien in einem Proseminar. Da ungefähr endet Gutschkers Buch.
JÜRGEN BUSCHE
THOMAS GUTSCHKER: Aristotelische Diskurse: Aristoteles in der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart u. Weimar 2002. 518 Seiten, 49,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Warum Jürgen Busche dieses Buch eigentlich bespricht bleibt sein Geheimnis. Zuerst findet er schon einmal das Thema ganz ungeeignet für eine Dissertation, weil die Stofffülle wenig Raum lasse "für die Entwicklung von Thesen". Dann beurteilt er die "Eröffnung" als "klug", was fast ein wenig verächtlich klingt, und ärgert sich darüber, dass der Autor in den folgenden "acht Monografien" große Geister wie Voegelin, Strauss, Arendt, Gadamer, Ritter, Sternberger, MacIntyre und Nussbaum "benotet". Und am Schluss findet Busche, dies sei "ein schöner Anfang für die Exerzitien in einem Proseminar". Irgendwo in der Mitte der Besprechung ist dann der klarste und vielleicht vernichtendste Satz versteckt: "Von eigener belangvoller Philosophie ist da noch nicht zu reden."

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2002

Aristotelisch geprägt

POLITIKWISSENSCHAFT. Unter den Zetteln, die Martin Heidegger seinem Vorlesungsmanuskript aus dem Sommersemester 1923 beigefügt hat, findet sich eine kleine Notiz: "Hermeneutik der Faktizität: jetzt radikale Faktizität mitnehmen im Zurück zu A." Mit "A." war Aristoteles gemeint. Das Programm, das in diesem einen Satz steckt, sollte die gesamte praktische und politische Philosophie des 20. Jahrhunderts verändern. Heidegger wandte sich der "Nikomachischen Ethik" des Griechen zu, um die Existenz des Menschen im 20. Jahrhundert zu erhellen - ein unerhörtes Unterfangen für die im Neukantianismus erzogene Akademikerwelt. Für seine Schüler aber wurde die Teilhabe an der radikalen De- und Rekonstruktion sowohl der neuzeitlichen als auch der griechischen Philosophie selbst zum existentiellen Erlebnis. Nach Krieg und Nationalsozialismus setzten sie den Denkweg des Lehrers auf ihre Weise fort. Was Heidegger auf die individuelle Existenz beschränkt hatte, wurde von Hannah Arendt, Leo Strauss und Hans-Georg Gadamer ins Politische gewendet. Seither sind einflußreiche Schulen der deutschen und amerikanischen Politikwissenschaft aristotelisch geprägt. Es ist dieser "aristotelische Diskurs", den Thomas Gutschker, Redakteur dieser Zeitung, untersucht hat. Erstmals wird sowohl historisch als auch systematisch herausgearbeitet, welche Spuren Aristoteles im philosophisch-politischen Denken des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat. Der Verfasser behandelt neben Heideggers frühen Vorlesungen drei Diskurszusammenhänge: den der nach Amerika emigrierten deutschen Politikwissenschaftler (Arendt, Strauss und Eric Voegelin), die deutschen Ansätze zu einer Rehabilitierung der praktischen Philosophie in den sechziger Jahren (Gadamer, Joachim Ritter und Dolf Sternberger) und schließlich die zeitgenössische amerikanische Debatte zwischen Liberalen und Kommunitaristen (Alasdair MacIntyre, Martha Nussbaum). Die einzelnen Linien treffen sich in den zentralen Themen aller Aristoteles-Interpretationen, dem Glückstreben des Menschen, der Herkunft von Recht und Sitte, der Vermittlung von Handlungsregel und Einzelfall durch Urteilskraft, der Rolle des Staates in der Daseinsfürsorge und der politischen Balance von oligarchischen und demokratischen Ansprüchen. In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen zeichnet sich das normativ gehaltvolle Modell einer Bürgergesellschaft ab, die die Unterschiede zwischen den Menschen weder aufhebt noch übersteigert, sondern sie einem beschränkten politischen Ausgleich zuführt. (Thomas Gutschker: Aristotelische Diskurse. Aristoteles in der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 2002. 532 Seiten, 49,90 Euro.)

F.A.Z.

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