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Gedichte über das Alter geben Auskunft über diese komplexe und eigenständige Lebenswirklichkeit in Vergangenheit und Gegenwart.Die schönsten und eindringlichsten Gedichte der Weltliteratur über das Altern umkreisen Themen wie Erinnern und Vergessen, alternde Frauen und Männer, Alterslob und Altersklage, Altersliebe und Einsamkeit, Protest gegen das Älterwerden und Altersnarzissmus, Vergänglichkeit oder eigene Lebensbilanzen. Die Gedichte behandeln das Alter als eine komplexe und eigenständige Lebenswirklichkeit in Vergangenheit und Gegenwart. Ganz nach dem Motto: Alter schützt vor Freiheit…mehr

Produktbeschreibung
Gedichte über das Alter geben Auskunft über diese komplexe und eigenständige Lebenswirklichkeit in Vergangenheit und Gegenwart.Die schönsten und eindringlichsten Gedichte der Weltliteratur über das Altern umkreisen Themen wie Erinnern und Vergessen, alternde Frauen und Männer, Alterslob und Altersklage, Altersliebe und Einsamkeit, Protest gegen das Älterwerden und Altersnarzissmus, Vergänglichkeit oder eigene Lebensbilanzen. Die Gedichte behandeln das Alter als eine komplexe und eigenständige Lebenswirklichkeit in Vergangenheit und Gegenwart. Ganz nach dem Motto: Alter schützt vor Freiheit nicht.Mit Beiträgen von: Vicente Aleixandre, Anakreon Carlos Drummond de Andrade, Guillaume Apollinaire, Archilochos, Rose Ausländer, Werner Bergengruen, Thomas Bernhard, Jorge Luis Borges, Anton Ulrich von Braunschweig, Hermann Broch, Michelangelo Buonarroti, Wilhelm Busch, Vincenzo Cardarelli, Adelbert von Chamisso, Matthias Claudius, Simon Dach, Annette von Droste-Hülshoff, Joseph von Eichendorff, Paul Fleming, Theodor Fontane, Erich Fried, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Johann Wolfgang von Goethe, Durs Grünbein, Andreas Gryphius, Johann Christian Günther, Michael Hamburger, Peter Härtling, Heinrich Heine, Zbigniew Herbert, Günter Herburger, Johann Gottfried Herder, Hermann Hesse, Nâzim Hikmet, Hugo von Hofmannsthal, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Ernst Jandl, Maria Janitschek, Marie Luise Kaschnitz, Erich Kästner, Konstantin Kaváfis, John Keats, Gertrud Kolmar, Günter Kunert, D. H. Lawrence, Nikolaus Lenau, Kurt Marti, Friederike Mayröcker, Ernst Meister, Hermann Melville, Pietro Metastasio, Mimnermos, Mir Ma´sum Nami, Christian Morgenstern, Erich Mühsam, Max Herrmann Neiße, Ossian, Cesare Pavese, Francesco Petrarca, Sylvia Plath, Alexander Puschkin, Francisco de Quevedo, Rainer Maria Rilke, Friedrich Rückert, Peter Rühmkorf, Ferdinand von Saar, Nelly Sachs, Christian Friedrich Daniel Schubart, William Shakespeare, Niklas Stiller, Eva Strittmatter, Wislawa Szymborska, Torquato Tasso, Andreas Tscherning, Kurt Tucholsky, Giuseppe Ungaretti, Nils-Aslak Valkeapää, Berthold Viertel, François Villon, Johann Heinrich Voß, Walt Whitman, Anton Wildgans, Gabriele Wohmann.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Hannelore Schlaffer vermisst einige Texte in Helmut Bachmaier Anthologie der Alterslyrik. So fehlen ihr Walther von der Vogelweide und Victor Hugo, die laut Schlaffer ganz entzückend über das Alter dichten konnten. Doch auch so scheint ihr der Band mit allerhand schön in Form gebrachten Erkenntnissen über die menschliche Erfahrung des Alterns aufzuwarten. Geordnet weder chronologisch noch geografisch, sondern nach Themen, wie Schlaffer berichtet, führen ihr die Gedichte von Anakreon bis Goethe die meist verborgenen Zustände des Alters vor Augen, die guten und die weniger guten. Vielfältig, oft gelassen, fast immer reichhaltig erscheinen ihr die Texte. Der "Bewusstseinswandel" ab dem 19. Jahrhundert, mit dem das Alter verstärkt Einzug in die Lyrik fand, wird für Schlaffer beim Lesen auch erkennbar.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2021

Graugebrannt ist alle Poesie
Kosmetik hält das Gesicht lyriktauglich: Helmut Bachmaiers Gedicht-Anthologie

Zahlreich sind die Anthologien mit Liebesgedichten aus aller Welt, eine Seltenheit hingegen und deshalb überraschend ist eine mit "Gedichten über das Alter", wie Helmut Bachmaier sie gesammelt hat. Das Liebesgedicht ist die Gabe an eine Frau, und so lässt sich eine Sammlung solcher Kniefälle, schön gedruckt, auch als Gastgeschenk für eine Dame denken. Wäre es aber vorstellbar, dass ein Mann, ob jung oder alt, einer Verwandten beim Besuch eine Anthologie von Alterslyrik überreichte? Sie muss sich diesen Band selbst kaufen, und das sollte sie auch tun, denn er führt nicht nur die Selbsterkenntnis des Menschen vor angesichts seiner Vergänglichkeit, sondern eröffnet auch viele Perspektiven auf das, was Lyrik vermag, um menschlicher Erfahrung, sei es Liebe, sei es Alter, eine einprägsame Form zu geben.

Eindeutig ist, so zeigt Bachmaiers Sammlung, die Haltung dem Alter gegenüber nicht, doch wiederholen sich die variablen Stimmungen und Weisheiten des Alters in allen Epochen und Kulturen. Der Band ist deshalb weder chronologisch noch geographisch gegliedert, sondern, den "Profilen von Alterungsprozessen" folgend, in Kapitel mit "Alterslob", "Altersklage", "Altersgroteske", "Altersprotest", "Altersnarzissmus".

Eine Anthologie ist die Folge einer Suche nach Perlen einer Gattung, und diese Perlen machen die Sammlung von Liebesgedichten so begehrt. Die Lyrik über das Alter aber leistet mehr. Sie darf über das Alter reden, wie man darüber in der Öffentlichkeit kaum je und vorsichtig selbst unter Freunden spricht. Erst die Schönheit der Worte, Rhythmus, Melodie und Musik der Sprache erlauben auszusprechen, worüber man lieber schweigt: die Erkenntnis von Verfall und Untergang.

Freilich klingen die spröden Töne des Altseins ganz anders als die Seufzer der Liebe. Auch wenn die "Altersliebe" in diesem Band zu finden ist, so bleibt dabei in allen Versionen der Tenor konstant, den das früheste Beispiel des verliebten Alten anschlägt. Der alte Anakreon bekennt seine Liebe zu den Mädchen (oder sind es Knaben?) und sieht seine Sehnsucht von ihnen verspottet: "Du bist ja alt, Anakreon. / Sieh her! du kannst den Spiegel fragen / Sieh, deine Haare schwinden schon; / Und von den trocknen Wangen / Ist Blut und Reiz entflohn." Der Trotz des Anakreon, der behauptet, "daß ein Greis, / Sein Bißchen Zeit noch zu genießen, / Ein doppelt Recht hat, euch zu küssen", wird allerdings durch genug andere Gedichte liebestrunkener Alter ad absurdum geführt. Die Altersliebe mündet nur allzu oft in Klage und Melancholie, auch wenn es sich um ein Paar handelt, das glücklich liebt wie etwa bei Günter Herburger: "Seitdem wir uns aber geeinigt haben / zusammen alt zu werden, / verwandelt sich die Liebe in Behutsamkeit, / und das Blut, das . . . aus Rissen quillt, schmerzt / Tropfen um Tropfen wie heißes Wachs."

Die lyrischen Situationen der Liebe und des Alters sind schwer zu vereinen. Der Unterschied ist einer der Erscheinung, denn das Gedicht spricht vom Herzen nur, wo es einen Widerschein im Körper hat. Jung und Alt unterscheiden sich im Gedicht durch Haut und Haar, die Jugend, die liebt, und das Alter, das resigniert, haben verschiedene Farben. In Liebesgedichten leuchtet das Auge blau, die Haut schimmert wie Perlmutt, der Mund verführt durch Rosenrot; die Alterslyrik verschattet diese Farben ins Graue, Rostige, Verwelkte. Nicht braungebrannt, wie die Hirtin, ist der Alte im Gedicht Hermann Brochs, sondern "graugebrannt". Glätte und Glanz stehen gegen Falten und Runzeln. Kosmetik, so legt der Vergleich der Gedichte über Liebe und Alter nahe, ist die Anstrengung des Menschen, das Gesicht lyriktauglich zu erhalten. Der Titel des Bandes erfasst daher treffend den Zustand des Alterns als "Zurücktreten aus der Erscheinung".

Die Register allerdings, die die Lyrik zieht, um Erfahrungen des Alters auszudrücken, sind reichhaltiger und variabler als die der Liebeslyrik. Das Repertoire der Stimmungen und Gefühle reicht von Hölderlins Hoffnung in dem bekannten Vers "Friedlich und heiter ist dann das Alter" bis zu Niklas Stillers, des dichtenden Mediziners, wütender Verzweiflung über Krankheit und Zerfall: "Diese Gerüche, / dieses Stöhnen, / diese Schreie . . . Das sind wir auch."

In solch nihilistischer Hoffnungslosigkeit lässt Bachmaier seinen Band nicht ausklingen. Vielmehr beendet er ihn in der letzten Abteilung "Lebensbilanz" mit dem gelassenen Rückblick Goethes und dessen pastoraler Beschwichtigung im Gedicht "Vermächtnis": "Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen." Bachmaier macht Goethe, dessen "Altersstil" das neunzehnte Jahrhundert hoch verehrte, zum Mittelpunkt seines Nachworts. Eher allerdings richtete sich die Aufmerksamkeit der Leser auf die Prosa des alten Goethe, etwa die Novelle "Der Mann von funfzig Jahren", und diese Neigung zur Erzählung über den alten Mann und das Mädchen reicht über Italo Svevo bis zu Martin Walser. Bachmaier hätte auch mit jenem Goethe enden können, der sich in der Eile, die der Aphorismus fordert, so manchen Zynismus erlaubt, wenn er, ähnlich dem Anakreon, feststellt: "Der Rost macht erst die Münze wert."

Die Anthologie lässt sich also auch als historisches Dokument eines Bewusstseinswandels lesen, wie er im neunzehnten Jahrhundert einsetzte, der das, was sich bis dahin nur verschwiegen im privaten Gedicht aussprach, aus der Verborgenheit hervorholt. Allerdings fehlen in Bachmaiers Band gerade die schönsten Gedichte über das Alter, etwa Walthers von der Vogelweide "Owe war sint verswunden alliu miniu jar". Des Herausgebers Schuld jedoch ist es nicht, wenn Victor Hugos "L'Art d'être grand père" fehlt. Einst hat man in Deutschland alle Werke des Romanciers übersetzt und begeistert gelesen, nie aber dieses poetische Werk, denn es erschien 1871, im Jahr der deutsch-französischen Feindschaft. Den charmanten Ton eines Großvaters aus dem neunzehnten Jahrhundert vermag aber heute kein Übersetzer mehr zu treffen. Dabei wäre gerade jetzt, der Großvater, der seine unsicheren Schritte dem Trippeln des Enkels anpasst, die positive Leitfigur des alternden Menschen, hätte doch ohne seinen Beistand die berufstätige Tochter oft keine freie Minute. Nicht Goethes Altersweisheit, sondern die sehr irdische "Kunst, Großvater zu sein" verspricht den zeitgemäßen Ausblick auf ein Glück im Alter.

HANNELORE SCHLAFFER

Helmut Bachmaier (Hrsg.): "Zurücktreten aus der Erscheinung". Gedichte über das Alter.

Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 255 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Die Register (...), die die Lyrik zieht, um Erfahrungen des Alters auszudrücken, sind reichhaltiger und variabler als die der Liebeslyrik.« (Hannelore Schlaffer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2021) »In Gedichten wird geliebt, geträumt, getrauert und eben auch gealtert. Und zwar auf vielfältige Weise, wie die fabelhafte (...) Anthologie (...) beweist.« (Björn Hayer, Berliner Zeitung, 14.02.2021) »Man (kann) viele und oft wenig bekannte Schätze aus entlegenen Zeiten und Literaturen finden und erstaunliche Entdeckungen machen (...).« (Cornelius Hell, ORF Ö1 Ex libris, 28.02.2021) »wie vielfältig sich Lyrik dem Thema des Altwerdens widmet, lässt sich anhand (der) interessanten Anthologie studieren." (Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 11./12.09.2021) »Entdeckungen, die Gemüt und Geist erhellen« (Beat Steiger, seniorweb.ch, 10.06.2021) »Der Gedichtband (...) eröffnet uns einen neuen und anderen Zugang zur Gerontologie, zur Altersforschung, zur Altenhilfe - eben aus derPerspektive der Sprache und mit den Farben der Poesie.« (Bernd Seeberger, Zeitschrift für Gerontologie + Geriatrie, 15.12.2021) »Mit Freude werden eine Forscherin oder ein Forscher und jeder reflektierende Mensch solch einen gerontologischen Poesieband in ihrem/seinem Bücherregal haben wollen« (Bernd Seeberger, Zeitschrift für Gerontologie + Geriatrie, 15.12.2021)