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Volha Hapeyeva durchstreift in "Trapezherz" Sprachen und Länder, Zeiten und Planeten. In diesem Band vereint sie Wehmut und Liebe, Verspieltes und Ironisches, Momentaufnahmen und Philosophisches, Körperlichkeit und Sinneseindrücke sowie Einsamkeit, Heimat und Nomadentum. Herzen springen und stürzen; ein Mantel sucht jene Frau, die er bekleiden soll; wie geht es Schuhkartons, die ihren ursprünglichen Zweck erfüllt haben? Wie stellt es jemand an, im eigenen Koffer auf die Reise geschickt zu werden? Was sagt eine Variation von Nudelgerichten über den Tag des lyrischen Ichs aus? Das Trapezherz…mehr

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Produktbeschreibung
Volha Hapeyeva durchstreift in "Trapezherz" Sprachen und Länder, Zeiten und Planeten. In diesem Band vereint sie Wehmut und Liebe, Verspieltes und Ironisches, Momentaufnahmen und Philosophisches, Körperlichkeit und Sinneseindrücke sowie Einsamkeit, Heimat und Nomadentum. Herzen springen und stürzen; ein Mantel sucht jene Frau, die er bekleiden soll; wie geht es Schuhkartons, die ihren ursprünglichen Zweck erfüllt haben? Wie stellt es jemand an, im eigenen Koffer auf die Reise geschickt zu werden? Was sagt eine Variation von Nudelgerichten über den Tag des lyrischen Ichs aus? Das Trapezherz schlägt sanft und sensibel, leise und laut, einfühlsam und wütend, komisch und ernst. Die Bandbreite dieses Buches könnte nicht größer sein, im Wechselspiel bilden die Gedichte alle Facetten unserer Lebenswirklichkeit ab. Zweifellos zählt Volha Hapeyeva zu den wichtigsten Stimmen zeitgenössischer belarusischer Literatur. Ihre Texte sind aktuell und zeitlos, poetisch und politisch.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Volha Hapeyeva, geboren in Minsk (Belarus), ist Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Rotahorn-Literaturpreis (2021) und den Wortmeldungen-Literaturpreis (2022). Ihre Gedichte wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Sie ist Autorin von 14 Büchern auf Belarusisch. Auf Deutsch erschienen der Gedichtband "Mutantengarten" (2020), der Roman "Camel Travel" (2021) und der Essay "Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils" (2022).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen begeisterten Überblick über den neuen Lyrikband der belarussischen Dichterin Volha Hapeyeva gibt die Kritikerin Kerstin Holm: Hapeyeva hat in den letzten zwei Jahren einiges veröffentlicht, weiß sie, jetzt gibt es von der Dichterin und Oppositionellen Gedichte aus zwanzig Jahren zu lesen. Formal, verrät Holm, gibt es viele freie Verse, keine Versalien und kaum Satzzeichen festzustellen, auf inhaltlicher Ebene werden beispielsweise die Proteste gegen die gefälschten Wahlen 2020 verhandelt, die Blut auf den Straßen Belarus' hinterlassen haben, "pfützen in denen sich roter himmel mit dem geruch von eisen spiegelt." Doch nicht nur das diktatorische Regime spielt eine Rolle, auch die Machtstrukturen, die über Frauen und ihre Körper herrschen, stellt die Rezensentin beeindruckt fest. Das verschafft ihr ein Gefühl von der "existenziellen Heimatlosigkeit" der mittlerweile exilierten Autorin und ist so bedrückend wie anmutig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Im Wald von Minsk blüht die Angst

Wie man sich an der Einsamkeit festhält: Die neuen Gedichte der belarussischen Poetin Volha Hapeyeva.

Von Kerstin Holm

Heimatlos fühlte sich die belarussische Dichterin Volha Hapeyeva eigentlich schon, als sie noch in ihrer Heimatstadt Minsk wohnte, wo das offizielle Leben ihr fremd blieb und wo sie, wie für Intellektuelle in autoritär geführten Ländern üblich, nur in Nischen für sich Bewegungsraum fand. Gleichwohl wurde die promovierte Linguistin und Übersetzerin, die auch an der Europäischen Geisteswissenschaftlichen Universität in Vilnius ein Genderstudium absolvierte, zu einer führenden Dichterin in Belarus, wo sie insgesamt vierzehn Bücher herausbrachte. Dabei befasste sie sich früh mit dem russisch- ukrainischen Konflikt, übersetzte zwischen 2017 und 2021 für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), darunter auch Briefe von Gefangenen und deren Verwandten von sowohl ukrainischer als auch prorussischen Seite in Luhansk und Donezk. Damals erbat sich auch ein belarussischer Freund, der ins Gefängnis kam, weil er Bücher verkauft hatte, von ihr Gedichte, obwohl er eigentlich kein Lyrikliebhaber war: In der Krise habe ihm das geholfen. Die 41 Jahre alte Hapeyeva, die heute in München lebt, sich aber als Nomadin definiert, bezeichnet inzwischen auch keine Sprache, sondern die Poesie selbst als ihre Heimat. Nach der Gedichtsammlung "Mutantengarten", dem Roman "Camel Travel" und dem Essay "Verteidigung der Poesie in Zeiten andauernden Exils" ist mit dem Lyrikband "Trapezherz" jetzt die vierte Buchpublikation auf Deutsch in nur zwei Jahren herausgekommen. Der schön gestaltete Band des Literaturverlags Droschl aus Graz, wo Hapeyeva 2013 artist in residence und im belarussischen Schicksalsjahr 2020 Stadtschreiberin war, führt mit Poesie aus den letzten zwanzig Jahren, die Matthias Göritz subtil in deutsche Verse übertragen hat, in ihren literarischen Kosmos. Unter den 73 in freien Rhythmen, ohne Großbuchstaben und nahezu ohne Interpunktion verfassten Gedichten trägt nur eines ein Datum, den August 2020. Es extrapoliert, wie Arbeiter der Stadtreinigung in den frühen Morgenstunden in menschenleeren Straßen "pfützen in denen sich roter himmel mit dem geruch von eisen spiegelt" wegputzen. Es ist eine Beschwörung des auf Sauberkeit erpichten Minsk, wo in jenen Sommertagen die friedlichen Proteste gegen die vermutlich gefälschte Präsidentschaftswahl mit brutaler Polizeigewalt niedergeschlagen und sodann Blutspuren beseitigt wurden. Hapeyeva beschloss damals, nicht nach Belarus zurückzukehren. Doch wie sie mit der eigenen Einsamkeit auch die der Stadtreiniger hervorhebt, an der diese sich angesichts der Zeugnisse polizeilicher Gräueltaten indes geradezu festhalten, darin liegt ein implizites Schuldbekenntnis des Autor-Ichs. Politisch diagnostisch ist auch das große Poem "schwierige arithmetik", das die historische Zirkelbewegung von Hapeyevas Heimatland umreißt. Die spätere Sowjetunion, an die viele heute über Sechzigjährige gern zurückdenken, auch weil es keine Massenverhaftungen wie unter Stalin mehr gab, war komfortabel für Konformisten, die schweigen und "nichtdenken" konnten, während der Staat Bücher zensierte und die Todesstrafe verhängte. Die Perestroika erscheint als Märchenwelt und -wald, wo man an das Gute glauben, sich aber auch verirren kann und wo Angst wächst (Hapeyeva schreibt das deutsche Wort mit kyrillischen Buchstaben). Und während "Vogelstimmen" und "Blumen" von Veränderungen in Nachbarländern künden, ist das eigene nach dreißig Jahren wieder dort angelangt, wo man die Regierung lieben oder schweigen kann und wo Andersdenkende zu einem "spaziergang" in den sprichwörtlichen Wald gebracht - das heißt oft umgebracht - werden. Ein wiederkehrendes Thema ist außerdem die Expropriation des weiblichen Körpers durch Machtstrukturen. Im Strophengedicht "drei kleider" versetzt Hapeyeva sich in die (nur durch ihr Todesdatum kenntlich gemachte) französische Königin Marie Antoinette, die, geboren als Erzherzogin von Österreich, vom dritten Geburtstag an Korsette tragen und sich mit vierzehn, als sie mit dem französischen Thronfolger zwangsverheiratet wurde, bei ihrer Übergabe auf einer Rheininsel von allen Kleidern, Dingen, Erinnerungen trennen und einen neuen Namen annehmen musste. Dass sie zu ihrer eigenen Hinrichtung Weiß trug, erklärt sie damit, dass Trauerfarben ihr verweigert worden seien. Erschütternd ist auch das Poem "trink, kindchen, trink", das durch die liedhafte Aufzählung abtreibender Hausmittel die Nöte einer mittellosen ungewollt Schwangeren vergegenwärtigt. In dem Gedicht "der körper hat am tisch gesessen", das die Widerstände des menschlichen Organismus gegen den sozialen Optimierungsdruck veranschaulicht, beweist Hapeyeva jedoch auch kauzigen Humor. Denn als der Körper nach einer "reparatur" defekt und weniger nachgefragt ist, erschließt sich ihm - durch ein Stück Schokolade - die Freude des Hier und Jetzt. Anmutig ist Hapeyevas lyrische Selbstidentifikation mit Gebrauchsgegenständen wie einem weggeworfenen Damenmantel, den sie trösten möchte, oder Schuhkartons, die ob ihrer Geringschätzung wütend sind. Hier schlägt sich ihre existenzielle Heimatlosigkeit nieder, die dialektisch dazu führt, dass sie alles als Heimat annehmen kann. Programmatisch dafür ist das Gedicht "auf dem planeten erde", das die Einsamkeit der meisten Menschen damit erklärt, dass sie in verschiedenen, Milliarden Lichtjahre voneinander entfernten Sternsystemen beheimatet sind. So kann sie auch in "wieder kommt mir das leben unwirklich vor" ihre eigenen öffentlichen Auftritte (gemeint sein dürften solche in demokratischen Ländern) aus innerer Distanz wie das Erwachsenspielen eines Kindes wahrnehmen. Umso schöner sind ihre Bekenntnisverse in "traurigkeit wird meine eintrittskarte zum vollmond", die vergegenwärtigen, wie Verzweiflung und andere bittere Gefühle in die menschenferne Einöde treibt, während allein die Zärtlichkeit zum Verweilen beim Nächsten einlädt. Volha Hapeyeva: "Trapezherz". Gedichte. Literaturverlag Droschl, Graz 2023. 112 S., geb. 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Dieser
abstrakte Ort
Seit den Demonstrationen in Belarus lebt
Volha Hapeyevan im Exil. Ihre Gedichte
umkreisen das Leben fern der Heimat
VON NICO BLEUTGE
ie Sprecherin dieser Gedichte kennt viele Sprachen, aber sie glaubt, dass sie von den wichtigsten Sprachen noch nichts weiß. Von Libellensprache zum Beispiel oder von der Sprache des Schilfs. Hätte sie Lehrbücher zu diesen Sprachen, würde sie anfangen zu reden – „und vielleicht“, fügt sie hinzu, „würde ich sogar etwas übersetzen // aus dem lavendel in die hummel / aus dem see in die ziegel“. Die Schriftstellerin Volha Hapeyeva schreibt nicht nur schillernde Gedichte, dazu Essays, Theaterstücke, Romane und Kinderbücher, sie arbeitet zugleich als Übersetzerin. Sie hat Haikus von Issa übertragen oder Prosa von Robert Walser, sie übersetzt für die OSZE historische und aktuelle Dokumente zur Ostukraine. Manche dieser Stoffe sind in ihre Gedichte eingewandert.
In ihrem Band „Mutantengarten“, der 2020 in der kleinen Edition Thanhäuser erschienen ist, fühlt sie sich – lesend, übersetzend – immer wieder in die Wahrnehmung von Menschen ein, die in Kriegssituationen sind: „und hier bin ich in der gefängniszelle und schreibe einen brief / und hier bin ich im schützengraben / versuche die handschrift zu lesen“.
Als im Sommer 2020 die großen Proteste gegen das Regime in ihrer Geburtsstadt Minsk begannen, war Hapeyeva gerade Stadtschreiberin in Graz. Dass sie in dieser Situation nicht nach Belarus zurückkehren konnte, wurde ihr schnell klar. Zunächst konnte sie mit einem Stipendium für einige Monate am Starnberger See wohnen, dann in Krems, anschließend wurde sie ins Writers-in-Exile-Programm des PEN Zentrums Deutschland aufgenommen und lebte eineinhalb Jahre in München. Momentan ist sie Fellow des DAAD in Berlin.
Durch die vielen Ortswechsel, hat sie in einem preisgekrönten Essay geschrieben, habe sie eine Art „nomadisches Denken“ entwickelt, das auch den Begriff „Heimat“ neu deute: „Wenn man keine eigene Wohnung hat, wird jeder Ort zu einem potenziellen Zuhause.“
Wo und wie aber könnte dieser abstrakte Ort konkret werden? In Hapeyevas neuem Gedichtband „Trapezherz" lassen sich darauf gleich mehrere Antworten finden. Die Sehnsucht nach einem Ort, an dem nicht alles klassifiziert wird (mit Begriffen wie „Exilantin“ etwa oder „Flüchtling“), sondern der erlaubt, einfach da zu sein, mündet hier in der Vorstellung eines Raumes, in dem es „keine zeit gibt / und keine worte“. In einem anderen Gedicht heißt es: „ich wünschte mir ein wort zu finden / das ich mit seinen wurzeln ans haus pflanzen könnte“.
Die so unterschiedlichen Antworten könnten allerdings auch dem Umstand geschuldet sein, dass „Trapezherz“ ein Auswahlband ist, der Gedichte aus den letzten 20 Jahren versammelt. Leider enthält das Buch kaum Hinweise zu den Kontexten. Weder erfährt man, welches Gedicht aus welchem von Hapeyevas bislang acht Gedichtbänden stammt, noch sind die historischen Umstände genauer benannt, und sei es in kleinen Anmerkungen.
So erweckt der Band den Eindruck eines zeitlosen Hapeyeva- Universums – das aber keineswegs zeitlos ist. Das zeigen jene Gedichte, in denen sie sich mit historischen Stoffen beschäftigt und die verschiedenen totalitaristischen Phasen in Belarus skizziert. Dazu ist der Band nur einsprachig. Den Übersetzungen von Mattias Göritz folgt man über weite Strecken gerne, manche Bildfindung hätte man aber mit dem belarussischen Text vergleichen wollen. Außerdem wäre man durchaus neugierig gewesen zu erfahren, ob die Binnenreime, die sich in der Übersetzung immer wieder finden, auch im Original enthalten sind, oder wie die Formulierung „humpf harumpf, o-làlà“ im Belarussischen heißt.
Überhaupt die Wörter. Hapeyeva hat Sprachwissenschaften studiert und in vergleichender Linguistik geforscht. So erklärt sich ihr Interesse für Begriffe und grammatische Strukturen, das in den Gedichten aufscheint. In den stärksten von ihnen ordnet sie die Phänomene in Form von Listen an, arbeitet mit Pseudogleichsetzungen und Variationen. „ich esse kalte kiwi zum frühstück“, lautet einer ihrer wundersamen ersten Verse, wenig später ist vom Winteranbruch die Rede, von einem Feld und von einem Marienkäfer am Fenster, der verletzt ist.
All diese Motive und Sprachteilchen nimmt sie in veränderter Form am Ende des Gedichts wieder auf und spiegelt in ihnen eine Atmosphäre von Einsamkeit und Stille, die so etwas wie die Grundbewegung des Bandes ausmacht: „ich krieche über die fensterbank / mit gebrochenem füßchen / ich liege auf einem teller als kalte kiwi // ich bin schnee, der nicht kommt / ich bin ein grenzenloses feld / ich bin ein paar tage vorm winter“.
Schnee, der nicht kommt, verwandelt sich an anderen Stellen in die Erinnerung, die ausbleibt. Immer wieder schleusen die Gedichte Kindheitserfahrungen in ihren Rhythmus. Jede Sprache sei Übersetzung, heißt es in einem Vers, und so muss jede Erinnerung erst aus den Untiefen des Gedächtnisses geholt und in Rhythmus und Klang übertragen werden. Von Regeln und Gewalt ist dort die Rede, die gleichermaßen familiär wie institutionell vermittelt sein können, Kräfte, die sich tief in den Körper einschreiben und ihn geradezu abrichten. Manchmal haben die Verse einen Hang zur Pointe, manchmal schrammen sie nur knapp an einem Klischee vorbei. Als Ganzes aber zeigt dieser ebenso sprachklare wie anrührende Band, dass das „Leben in Gegensatzwörtern“, von dem einmal gesprochen wird, allumfassend ist. Selbst das titelgebende Herz, das als Motiv mehrfach auftaucht, bringt nicht nur das Versprechen auf Liebe und Glück mit sich, sondern auch seine Kehrseite: „mein herz wird von einem lastwagen getragen / auf dem HERTZ / in einem gelben rechteck geschrieben steht / und dieser zusätzliche buchstabe / ragt wie ein splitter / aus meinem herzen“.
Gedichte, meint Hapeyeva, seien widersprüchlich und zerrissen, zart und offen, wie das menschliche Leben selbst. Zugleich aber könnten sie helfen, Strukturen von Macht und Zerstörung aufzuzeigen, psychischen und emotionalen Missbrauch ebenso wie die Unvollkommenheit der staatlichen Organe und der Politik. Oder Manipulation durch Sprache. So würden die Verse nicht zuletzt ein Gespür dafür vermitteln, was es heißt, „Menschen zu bleiben“. In einem anderen Kontext könnte das nach einer bloßen Kitschversion von Humanismus klingen. So wie es bei Hapeyeva in die Form der Texte eingelagert ist, bekommt es eine ganz eigene Art von Evidenz. Ihre Gedichte sind empathisch im besten Sinne: mitfühlend und mit aufmerksamem Blick und wachem Ohr für jedes Lebewesen und für das, was es zu erzählen hat, und sei es in Insektensprache: „die florfliege ruht auf meiner hand aus / ich mache eine pause und höre zu“
D
Jede Sprache sei Übersetzung,
heißt es, jede Erinnerung muss
in Klang übersetzt werden
Volha Hapeyeva:
Trapezherz. Gedichte. Deutsch von Matthias Göritz. Droschl Verlag, Graz und Wien, 2023.
112 Seiten 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Hapeyeva tut, was eine Autorin im Angesicht von Gewalt und Unterdrückung zum Besten tun kann: mit starken Worten wirken.« (aus der Jurybegründung des Wortmeldungen-Literaturpreises 2022)