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Aufbruch ins Wörtermeer: ein Lyrikdebüt der nächsten GenerationDass Leben stattfindet, wird gemeinhin zugestanden. Dass es in den Wörtern erfunden werden muss, ist eine unzeitgemäße Ansicht. Jemand hört sein Herz, das Pumpen eingeflößter, unpersönlicher Sprachformen - und kann den Lärm nicht leiden. Leo Pinkes Gedichte suchen den richtigen Abstand zum allzu Nahen: Worte werden angeschrägt, bis jemand aus ihnen aufschaut, der lebt wie ein geliebter Toter. Als wollten sie einer Welt widersprechen, in der alles und jeder gezwungen ist, sich unmittelbar selbst zu gleichen. Sie durchqueren die Welt…mehr

Produktbeschreibung
Aufbruch ins Wörtermeer: ein Lyrikdebüt der nächsten GenerationDass Leben stattfindet, wird gemeinhin zugestanden. Dass es in den Wörtern erfunden werden muss, ist eine unzeitgemäße Ansicht. Jemand hört sein Herz, das Pumpen eingeflößter, unpersönlicher Sprachformen - und kann den Lärm nicht leiden. Leo Pinkes Gedichte suchen den richtigen Abstand zum allzu Nahen: Worte werden angeschrägt, bis jemand aus ihnen aufschaut, der lebt wie ein geliebter Toter. Als wollten sie einer Welt widersprechen, in der alles und jeder gezwungen ist, sich unmittelbar selbst zu gleichen. Sie durchqueren die Welt des Buches, erforschen zitierbare Gesten des Erlebten, schmelzen Gefundenes um und kommentieren die verschiedensten Versuche, das Leben auf den Lippen zu führen - der Einfachheit widerstehend, »ihr eigenes Kind zu sein / oder das der anderen zu bleiben«.
Autorenporträt
Pinke, LeoLeo Pinke, 1992 bei Marburg geboren, lebt in Rennes und Leipzig. Er promoviert zur deutschsprachigen Rezeption moderner französischer Poesie und übersetzt aus dem Französischen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2021

Geschencke für den Kopf (Fortsetzung von Seite 20)
Andrian Kreye
EINE HILFE
Bruno Mars und Anderson .Paak lieben die Grooves der Siebziger und haben deswegen zusammen ein Album eingespielt, das wie ein Defibrillator für die Seele wirkt. Hemmungslos nostalgisch und zutiefst ironisch blasen sie jede Form von Wintertrübsal und Pandemie-Elend in eine Supernova aus Funk-Brettern und Erotiksoul.
Bruno Mars and Anderson .Paak: An Evening with Silk Sonic. Atlantic.
EIN GROSSER SPASS
Colson Whitehead spielt mit dem Krimi-Genre so lässig wie ein Jazzvirtuose mit einem Broadway-Schlager. Doch hinter der Schurkengeschichte aus dem Harlem der Sechzigerjahre steckt ein zeitloses Sittengemälde Amerikas.
Colson Whitehead: Harlem Shuffle. Hanser Verlag. 384 Seiten, 25 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Bert Stern war Modefotograf. Sein Film über das Newport Jazz Festival von 1958 war deswegen eher Zeitgeiststudie als Musikdoku. Weil er sich auf Bilder und Stimmung konzentrierte und nicht nur auf die Musik in jenem Moment, als der Jazz auf der Wiese des Tennisklubs am Meer zum Kanon wurde. In den letzten Jahren war der Film selten zu sehen. Jetzt wurde er restauriert und erscheint bei den Diamantschürfern der Filmgeschichte, Rapid Eye Movies.
Jazz an einem Sommerabend. Regie: Bert Stern. Mit Louis Armstrong, Thelonious Monk, Anita O’Day u. a. Blue Ray. Rapid Eye Movies.
Sonja Zekri
EIN LIEBESBEWEIS
Kohl gilt als unansehnlich, schwer verdaulich und oh so yesterday. Zu Unrecht! Angelika Overaths „Krautwelten“ eröffnen ein Reich der Sinne mit kosmopolitischem Wirsing und freundlichem Brokkoli, antiken Krautfreunden (Cato) und vergessenen Berufen (Kohlschneider). Overath legt sogar das feministische Potenzial von Kohl offen. Aktueller, politischer war selten ein Gemüse. Angelika Overath: Krautwelten, Insel Verlag. 117 Seiten, 15 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Die letzten Kriegstage bei Leipzig. Ein Mann, der Erzähler, hat sich auf eine Insel gerettet. Bitter schaut er auf sein leeres Haus am anderen Ufer. Dort lebte er mit seiner Familie. Wurde sie entführt? War es die Rache des hinkenden Dorflehrers? Viel hat der Mann nicht mitgenommen, ein paar Konserven, Akten und das Medikament Luminal, von dem er sich bald ausschließlich ernährt. Warum klagt er, dass der Krieg „widernatürlich selektiert“? Und welche Beziehung hatte er zu einem kleinen Mädchen namens Luise? Seite um Seite versinkt der Erzähler tiefer im Schlamm, Seite um Seite führt tiefer in den Abgrund deutscher Geschichte. Francis Nenik, der diesen Namen als Pseudonym benutzt, hat ein Buch geschrieben, das man nicht mehr loswird. Meisterhaft, verstörend.
Francis Nenik: E. oder die Insel. Verlag Voland & Quist. 290 Seiten, 24 Euro.
Miryam Schellbach
EINE HERAUSFORDERUNG
Gedichtanfänge wie diese müssen mindestens 20 Mal gelesen werden, bevor es klickt: „Auf den erfragten Fersen / im düsteren Seitengraben / den Mund überantworten“. Dass „Ferse“ und „Verse“ Homophone, aber keine semantischen Verwandten sind, ist ein linguistischer Fakt. Was es aber bedeuten kann, sich so tief in den Bergbau der Semantik zu graben, dass aus dem homophonen Ersetzungsspiel ein Sinn entsteht, den nur die lyrische Feinschliff-Sprache bergen kann, das bezeugt Leo Pinke mit seinem starken dichterischen Debüt „Schräg am Federbug“. Die Referenzen werden gleich mitgeliefert, denn Pinke stellt, unüblich für die Lyrik, vielen seiner Gedichte Prosaminiaturen, etwa von Walter Benjamin, oder Briefe, zum Beispiel von Kafka, voran.
Leo Pinke: Schräg am Federbug. Matthes & Seitz. 140 Seiten, 18 Euro.
EINE HILFE
Es ist ein alter Hut, dass technischer Fortschritt auch an der Kunst nicht spurlos vorüberzieht. Kolja Reichert, Kurator an der Kunsthalle Bonn, beschreibt und entschlüsselt das vielleicht größte Mysterium der Gegenwart, die Krypto-Kunst. Weil dieses Mysterium, das sich sehr kurz damit zusammenfassen lässt, dass sehr viele Leute online für sehr viel Geld Kunstwerke kaufen, die ihnen dann nicht materiell, sondern nur qua zertifiziertem Beschluss gehören, noch sehr jung ist, sieht er in seinem Buch einem neuen Hype beim Entstehen zu. Kolja Reichert: Krypto-Kunst. Wagenbach. 80 Seiten, 10 Euro.
Jens-Christian Rabe
EINE HILFE
Warmer Siebziger-Softrock irgendwo zwischen Lou Reed, Steely Dan, Stevie Wonder. Funky zurückgelehnt. Und dann auch noch solche Zeilen: „It’s just the melting of the sun / I wanna watch you watch it burn.“ Wiegenlieder für den Weltuntergang. Schlauer, genauer und lässiger als Annie Clark alias St. Vincent kann man die Tragik unserer taumelnden Popmoderne nicht in Musik gießen. St. Vincent: Daddy’s Home. Caroline (Universal).
EIN GROSSER SPASS
Die Essays des Jahres darüber, was die irre Inszenierung, die wir Gegenwart nennen, mit uns selbst zu tun hat.
Jia Tolentino: Trick Mirror. Über das inszenierte Ich. Fischer. 368 S., 22 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Aufgewühlte Zeiten brauchen nicht nur eine bessere Bürokratie und Verwaltung, sie brauchen auch eine bessere, also vor allem weniger triviale Kritik an Bürokratie und Verwaltung. Noch immer lässt sich dafür von niemandem so viel lernen wie von Niklas Luhmann.
Niklas Luhmann: Die Grenzen der Verwaltung. Suhrkamp. 254 S., 28 Euro.
EIN AUFREGER
Schwungvoll, aber immer nachdenklich und selbstkritisch versucht sich der linke griechische Ökonom Giorgos Kallis an einer Antwort auf die Frage unserer Zeit: „Wie kann sich eine Gesellschaft im Namen des guten Lebens einschränken?“ Giorgos Kallis: Grenzen. Matthes & Seitz, 171 S., 20 Euro.
Gustav Seibt
EIN GROSSER SPASS
Gabriel Yoran, lustiger Zeitgenosse auf Twitter, erfreut seine Follower regelmäßig mit erfundenen Synonymen: „Warum heißt es Hantel und nicht Pumpernickel?“ „Warum heißt es Erkenntnisproblem und nicht Feststellbremse?“ Ein Spiel mit der Willkür sprachlicher Zeichen, mit ihrer Offenheit, das jeder fortsetzen kann. Nun auch als Buch mit Bildern. Gabriel Yoran, Christoph Rauscher: Warum heißt es Traum und nicht Memoryschaum. Frohmann Kleine Formen. 130 Seiten, 20 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
„So war’s eben“ lautet der Titel eines bislang ungedruckten, 600 Seiten dicken Romans von Gabriele Tergit, der großen Erzählerin von Berlin im 20. Jahrhundert. Der Titel setzt den Ton: deutsch-jüdische Familiengeschichten über drei Generationen seit 1890, mit kalter Präzision, unerbittlicher Feststellungskraft, ein eiliger Film. Man kann nicht aufhören zu lesen.
Gabriele Tergit: So war’s eben. Schöffling Verlag. 618 Seiten, 28 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Die langen Winterabende gibt es ja eigentlich nicht mehr. Man muss sie sich nehmen. Man sollte es tun für die mehr als 200 deutschen Jahrhundertstimmen, die der Historiker Ulrich Herbert (und andere) gesammelt und erläutert hat. Politiker, Philosophen, Künstler – alle überwältigen uns mit Präsenz. Ulrich Herbert, Michael Krüger u. a.: Jahrhundertstimmen 1900–1945. Hörverlag.
Peter Richter
EINE HERAUSFORDERUNG
„More Than I Can Chew“ heißt eines der Stücke. Das beschreibt auch das Doppelalbum: Mastodon geben mit „Hushed And Grim“ wirklich etwas zu Kauen, und das ist so reich, das reicht so weit, von Protometal bis Progressive Rock, von Blues bis zur Ballade, von Grübelhöllen bis in die heiligen Himmel der Sinnsucher, dass man noch lange damit zu tun haben wird. Die Zwanzigerjahre wären gerettet. Mastodon: Hushed And Grim. Reprise Records.
EIN LIEBESBEWEIS
Der Urgroßvater hatte, wo eben noch Feld war, ein kleines Stadtviertel aus dem Boden gestampft, mit Postamt und Kirche. Fabriken wuchsen, Kaiserreich, Weimar, Nazis und DDR gingen darüber, dann wurde die Familie vertrieben, der Enkel kam wieder – und hat jetzt ein erstaunliches Buch darüber geschrieben: Martin Wiebels „Berlin Upper East Side – eine Friedrichshain-Biografie“ erzählt Stadt- als Familiengeschichte und umgekehrt. Sutton Verlag. 344 Seiten, 19,99 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Diese Sammlung von Erzählungen des Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaase erschien wohl zuerst in der DDR, war aber schnell vergriffen. Wer ihnen daher zuerst in dieser Neuauflage begegnet, wird a) sein Glück kaum fassen können, und b) nicht mehr für möglich halten, ohne dieses Buch ausgekommen zu sein. Wolfgang Kohlhaase: Erfindung einer Sprache und andere Erzählungen. Wagenbach. 192 Seiten, 18 Euro.
Alexander Gorkow
EINE LIEBESERKLÄRUNG
Nicht nur der Romantiker, vor allem der Modernist Frédéric Chopin erstrahlt in dieser grandiosen Vinyl-Kompilation von Martha Argerich. Ihren 80. Geburtstag feiert die Deutsche Grammophon mit einer Auswahl ihrer Solo- und Konzertaufnahmen Chopins aus 40 Jahren. Allein die beiden Klavierkonzerte hört man sonst nur von Arthur Rubinstein und Daniil Trifonov in solcher Klarheit, aber mit diesem Temperament, dieser Wucht?
Frédéric Chopin, Martha Argerich, Solo & Concerto Recordings. 5 LPs. Deutsche Grammophon.
EINE HERAUSFORDERUNG
Der Historiker Malinowski ist detailversessen – und ein brillanter Erzähler. Seine Geschichte der HohenzollernKollaboration mit den Nazis ist das Sachbuch des Jahres, es erhellt die Parteinahme des Kronprinzen und die Preußen-Premium-Mischung aus Größenwahn, Faschismusbegeisterung und Selbstmitleid. Enthält Grauen wie Hochkomik. Nimmt zum zweiten Mal richtig Fahrt auf ab 1945 und ist topaktuell. Binge-Reading-Alarm! Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis. Propyläen. 752 Seiten, 35 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Kafka war auch beim Zeichnen unbestechlich. Seine Aquarelle und Skizzen sind wie seine Texte: klarsichtig, verbogen, bitterschön und oft sehr komisch. Ein Schatz. Andreas Kilcher (Hrsg.): Franz Kafka. Die Zeichnungen. C. H. Beck. 366 Seiten, 45 Euro.
Tobias Kniebe
EINE HERAUSFORDERUNG
Die französische Regisseurin Julia Ducournau hat dieses Jahr beim Cannes-Festival gewonnen, mit ihrem posthumanen Verwandlungsspektakel „Titane“. Fast noch packender ist aber ihr wenig bekannter erster Spielfilm „Raw/Grave“. Er folgt der scheuen Studentin Justine zum Studium der Tiermedizin, wo sie mit ihrer rabiaten Schwester, rauen Wohnheim-Ritualen, Hunde-
Autopsien und wild aufkeimenden
Gelüsten klarkommen muss. Als sich diese auf rohes Fleisch ausweiten, in toter und sogar lebendiger Form, ist niemand mehr geschockt als die überzeugte Vegetarierin … Steht quer zu allen aktuellen Befindlichkeiten und beweist dennoch eindrucksvoll, dass die Zukunft weiblich ist.
Julia Ducournau: Raw/Grave. Auf Import-Bluray und VoD.
EIN GROSSER SPASS
Wann immer die Stimme von Isabelle Geffroy alias Zaz erklingt, beginnt die Seele zu schwingen, das ist bei ihrem neuen Album „Isa“ nicht anders. Wenn dann aber bei einem Song überraschend eine dunkle Männerstimme mitsingt und die sich als Till Lindemann entpuppt, ist der Effekt wirklich erstaunlich. Und schon kann man herrlich rätseln, wie es wohl zu dieser deutsch-französischen Mésalliance kam, die im „jardin des larmes“, dem kleinen Reich der Tränen, spielt.
Zaz: Isa. Warner Music International.
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